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schien sich am andern Morgen heimlicherW zu wollen. Unter Begleitung eines Kellner« w»,« sie enilaffen, um von Verwandten das Gckd für Nachtquartier und Kaffe sich zu verschaffen. TWA Bemühungen waren jedoch erfolglos. Unter deck.A Vorsitz des Herrn Gerichtsrath Jungnickel'wurde die L, verw. Eichler zu sieben Monaten Gefängniß, wovon A ein Monat aus die erlittene Untersuchungshaft an- - gerechnet wurde, verurtheilt. Die Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staatsanwalt Richter vertreten. Vertheidigung fand nicht statt. Am 23. Oetober verstarb plötzlich in Leipzig der Chef der weit über Deutschlands Grenzen bekannten EngroS-Manufacturwaaren-Firma C. G. Reißig L Comp., Herr Chr. Gottfr. Reißig. Der Gesangverein „Liederkranz" in Schandau - feiert am 28. October das Jubelfest seines 50jährigen Bestehens. Der Verein hat das seltene und hohe Glück, dabei 2 Jubilare, die den Liederkrauz mit gründen halfen, in seiner Mitte zu sehen. In dem Pinkcrt'schen Gute in Terpitz bei Oschatz,, welches seit über 300 Jahren im Besitze dieser Familie ist, wurde am 19. d. Mts. bei Abbruch des Backofens ein Gefäß mit einer Anzahl alter Gold- und Silbermünzen gefunden, deren Werth auf ungefähr 3000—4000 Mk. geschätzt wird. Das älteste Stück trug die Zahl 1606. Ein Correspondent der „L. Ztg." schreibt, daß der Werth der Münzen auf 30,000, ja sogar auf 45,000 - 60,000 Mk. geschätzt wird. Ein trauriger Fall trug sich am Montag Vor mittag kurz vor 12 Uhr in der Fraucnstraße in Chemnitz zu. Daselbst waren mehrere Zimmer leute auf einer Brandstelle damit beschäftigt, die verkohlten Balken herabzuschleudern. Hierbei ist nun einer derselben auf noch nicht aufgeklärte Weise mit von der vier Stock hoch befindlichen Brandstelle hinabgestürzt. Der Unglückliche hat außer viermaligem Bruch beider Arme und eines Beines allem Ber- muihen nach auch schwere innere Verletzungen erlitten, die seine Wiedergenesung zweifelhaft machen. Eine Brutalität sonder Gleichen wurde in Plauen , i. B. am 21. October früh gegen 3 Uhr an einem Z unbescholtenen Manne, dem Invaliden und Pensionär Ä Pietzsch, von einem Weinreisenden aus Würzburg, und wie sich später herauSgestelll hat, einem vormaligen Wirthe, verübt. Herr Pietzsch wohnt an der Hofer Straße und ging um die angegebene Zeit im bloßen Kopfe noch einmal auf die Straße, um zu sehen, ob das nahe Feuer nieder sei, und wurde hierauf von den Beiden, die ihm entgegenkamen, unter dem Vorgeben, sie seien Schutzleute, gefragt, warum er keine Mütze aufhabe; er erscheine deshalb verdächtig und müsse mit auf die Polizeiwache. Der Mann ging auch ein Stück ruhig mit, erklärte aber hierauf, sic seien keine Schutzleute und er werde deshalb nicht weiter mit gehen. Darauf prügelten ihn die Beiden mit ihren Stöcken und Schirmen dermaßen, daß er fast be sinnungslos wurde, schleppten ihn fort und warfen ihn hierauf oberhalb des schwarzen Steges in die Elster. Nach dieser Heldenthat suchten sie das Weste. Glücklicherweise kamen mehrere Leute hinzu, die den armen Mann wieder heraüSzogen, und denen es auch gelang, den Weinreisenven einzuholen und seine Lil einen Abgeordneten socialistischer Richtung ver loren gehen möge. In Pirna wurde am 17. October der erst am 8. Juni dieses Jahres aus dem Zuchthause entlassene, 10 Mal bestrafte 38jährige Cigarrenarbeiter Trau gott Ferdinand Schmidt aus Radeberg wegen nicht weniger al- 18 Einbruchsdiebstählen in den Restau rationen auf dem Augustusberge bei Oberlichtenau, auf dem Hutberge bei Kamenz, Kleinokrilla, Groß naundorf, Cosek, zum Teichhaus in Ottendorf, Wilsch dorf, Fischbach, Schwosdorf, Bühlau, Dittersbach, Großerkmannsdorf, ferner bei Gutsbesitzern in Lange- brück, Lichtenberg bei Pulsnitz, Arnsdorf und in der Schule zu Gorschdorf in der kurzen Spanne Zeit vom 29. Juli bis 6. August d. I. verübt, zu einer 10jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt. Am aus giebigsten waren seine Besuche auf dem Augustusberge, auf dem Hulberge, zu Fischbach, Dittersbach :c. (Aus dem Gerichts s aal e.) Weder ihrer Geburt, noch ihrer späteren Lebensstellung nach hatte die vor dem Schöffengericht in Dresden erscheinende Frau Franziska Sidonie verw. Postdirector Eichler, geb. v. Beust, erwarten können, daß sie jemals die Anklagebank betreten werde. Im Jahre 1840 in Ebersdorf bei Loben stein geboren, hatte sie eine gute Erziehung genossen und sich im Jahre 1874 an den inzwischen ver storbenen Postdirector Eichler in Kamenz verheirathet. Sie ist ohne Vermögen, bezieht jedoch eine monat liche Pension von 58 Mark 20 Pf. Wegen Beilegung eines falschen Namens ist sie mit drei Tagen Haft bestraft. Im Mai d. I. setzte sie sich mit dem Agenten Procksch hier in Verbindung, um sich durch denselben eine Stellung vermitteln zu lassen. Bald jedoch trat sie mit der Birte um die Gewährung von Darlehnen hervor, wobei selbst verständlich ihr angeblich nicht unbeträchtliches Ver wögen eine hervorragende Rolle spielte. Sie er zählte, daß sie dasselbe im Juli und spätestens am 1. August d. I. ausgezahlt erhalte und hiervon natürlich die kleinen Darlehnc zurückgewährcn werde. Bereitwilligst stelM sie über dieselben auch einen Wechsel aus und gab im Uebrigen fünf Pensions quittungen hin, die natürlich werthlos waren, so lange die Angeklagte nicht durch ihre Mitwirkung dazu beitrug, die betreffenden Summen flüssig zu machen. Sie erhielt von Procksch nach und nach die Summe von 209 Mark dargeliehen. Auch die verehelichte Procksch borgte sie um 25 Mark an, welche ihr um so bereitwilliger gewährt wurden, als sie auch hier von ihrem zu erwartenden Vermögen sprach und die verehel. Procksch annahm, daß, wenn sich ihr Ehemann für gesichert halte, auch sie kein Bedenken zu hegen brauche. Bei der verw. Lorle- berg entnahm die Angeklagte unter allerhand falschen Vorspiegelungen über ihre Vermögensverhältnisse und ihre Zahlungsfähigkeit ein Darlehn und Maaren im Betrage von zusammen 15 Mark, suchte auch später noch einmal 9 Mark zu erschwindeln, die sie jedoch nicht erhielt, da die verw. Lorleberg inzwischen Erkundigung eingezogen und erfahren hatte, daß sie eine Hochstaplerin vor sich habe. Eines Abends im August d. I. nahm die Angeklagte, vollständig mittellos, Quartier in einem Dresdner Hotel und