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U Umschau in der Lausitz, 21. Juni. Am 12. wurde der in Leipzig durch einen Fahr stuhl verunglückte Monteur Opitz aus Lösch»» in Göda unter großer Theilnahme beerdigt. — Den 10. feierte der Ausgedinger Hübner zu Leukersdorf Rammenau. Auch hiesiger Ort zeigte bei dem Jubiläum der Majestäten seine loyale Anhäng lichkeit an das geliebte Königshaus. Schon in früher Morgenstunde wurden die Bewohner des Ortes durch eine schön ausgeführte Reveille, gespielt vom hiesigen Kluge'schen Musikchor, auf den heutigen Tag auf merksam gemacht. Um 8 Uhr fand im Schulhaufe für die beiden Oberclassen feierlicher Actus statt. Mittags von 1 bis 2 Uhr war mitten im Orte auf einem freien Platze Festmusik, wobei -unter Anderem: Hochzeitsmarsch v. Lade, Ouvertüre zu Dichter und Bauer v. Suppe, Cavatine für Piston von Leonhardt, „Du hörst wie durch die Tannen" Lied für Trompetine rc. mit Verständniß zum Vor trag kamen. Mehrere Häuser hatten geflaggt und ein Ball des hiesigen Militärvereins beschloß die einfache, aber würdige Feier dieses Tages. fvUdend der Beleuchtung das Besteigen des Thurmes ausnahmsweise gestattet, sah man im Niederland schon vor halb 10 Uhr theilweise die Freudenfeuer auflodern, dagegen verhüllte sich das Elbthal, die sächsische Schweiz und das ganze Meißner Hochland noch in vollständiges Dunkel ; Punkt halb 10 Uhr erschienen in Zeit von wenigen Minuten auf ein gegebenes Zeichen von der Festung Königstein dies seits und jenseits der Elbe, von Böhmen herein bis in die Pillnitzer Gegend wohl an Zweihundert Freudenfeuer, auch vom Valtenbergthurm loderte ein sehr gewaltiges Feuer empor, beim Beginn der Be leuchtung intonirte die cira 40 Mann starke Capelle des Musikvereins von Neustadt b. ?t. die National hymne und wurden mehrfach Ihren Majestäten erhebende Ovationen dargebracht, welche von dem an wesenden, wohl an 1000 Köpfe zählenden Publikum in begeisterten Hochs sich gipfelten. Zur Verhütung eines Brandes oder WaldbrandeS waren die um fassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen; außer einer sehr starken Abtheilung der gut organisirten Neu- kircher Feuerwehr war das gesummte Arbeiter- und Dienstpersonal vom Rittergut des Herrn Baron v. Oppen-Huldenberg, mit Hacke und Schaufel ausge rüstet, im Walde die ganze Nacht hindurch aufgestellt. Das Freudenfeuer auf dem Butterbergthurm war, vom Baltenberg aus gesehen, ein ganz intensives, eS war eines der größten, die man beobachten konnte. Eine ausführliche Beschreibung der Festtage in Pillnitz und Dresden befindet sich in der heute bei gegebenen, acht Seiten starken belletristischen Beilage. Ein Theil der zur ÄubiläumSftier Kach den gekommenen Fürstlichkeiten und anderen höhen Gästen hat bereits am 19. und 20. d. die Stadt wieder verlassen. Ihre Majestäten der König und die Königin sind während der Festtage wiederholt ohne alle Beglei tung in den Nachmittagsstunden in den Straßen der Residenz im offenen Wagen spazieren gefahren, um sich die geschmückten Häuser und sonstigen Fest- Decorationen anzusehen, und wurden überall mit Jubel begrüßt. Mit größter Anerkennung ist es hervorznheben, daß ungeachtet des Zusammenflusses so vieler Menschen während der Festtage es sich wiederum gezeigt, daß im sächsischen Volke der Sinn für Ordnung und Anstand trotz aller rothen Wühle reien nicht erloschen ist. Aus Anlaß des königl. Jubiläums wurden in sämmtlichen Schulen und Lehranstalten des Landes festliche Acte begangen, bei denen die Festrede von dem Vortrage patriotischer Gesänge und auf die Feier des Tages bezüglicher Gedichte begleitet war. Der 18. Juni d. I. ist, Dank der Gnade unseres königlichen Jubilars, für viele bekümmerte Herzen ein Tag der Freude geworden. Zahlreichen, in den Landesstrafanstalten zu Waldheim, Zwickau, Hoheneck, Voigtsberg und Sachsenburg detinirten Sträflingen, welche sich durch lobenswerkheS Verhalten in der Strafanstalt ausgezeichnet haben, ist auf Vortrag des Justizministeriums der Strafrest vom 18. d. M. an erlassen, zahlreichen Angeklagten in noch an hängigen gerichtlichen Untersuchungen ist aus An laß des allerhöchsten Jubiläums und mit Rücksicht auf mildernde Umstände der That, je nach Beschaf fenheit des Falles, durch gänzlichen oder theilweisen Erlaß der erkannten Strafe, bez. durch Verwandlung der erkannten Freiheitsstrafe in mäßige Geld-Strafe oder in Verweis, oder durch Niederschlagung des eingeleiteten Strafverfahrens Begnadigung gewährt worden. Auch eine große Anzahl Militairstrafge- fangener soll begnadigt worden sein. (Toast Sr. Maj. des Königs). Bei der königlichen Tafel am Nachmittage des 17. Juni, zu welcher die Vorstände der verschiedenen von derz, königlichen Majestäten empfangenen Glück wunsch-Deputationen Einladungen erhalten hatten, brachte Se. Maj. der König folgenden Toast aus: „ES ist mir Bedürfniß, noch einmal unfern Dank für die vielen Beweise von Liebe und Anhänglichkeit auszudrücken, die uns in den letzten Tagen von den verschiedensten Ständen, aus allen Theilen des Landes zugekommen, und zwar Ihnen gegenüber, welche die Träger dieser Beweise, die Organe dieser Gesinnungen waren. Ich vermag es nicht besser, als indem ich Sie ersuche, Ihre Gläser auf das Wohl unsers ge liebten Sachsens zu leeren: Gott erhalte es, Gott segne cS alle Zeit! Sachsen Hoch!" Bei der in den Paradesälen des Schlosses in Dresden am 18. abgehaltenen Galatafel erhob sich Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen und brachte folgenden Toast aus: „Auf das Wohl des allerdurchlauchtigsten Jubelpaare-, dessen Se. Majestät der Kaiser heute in befondcrS herzlicher Theilnahme, wie ich weiß, gedenkt; — das wir, getragen von der Anhänglichkeit, Treue und Liebe seines Volkes, die silberne Hochzeit feiern sehen und das mit uns Viele auf dem ferne ren Lebenswege mit dem Wunsche begleiten, daß Gott seine glückliche Ehe ferner zum Heile des Landes segnen wolle. Auf das Wohl Ihrer königl. Majestäten? de» Königs und der Königin I"