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sondern da» Ziel der gänzlichen Wiederherstellung kann auch nur nach längerer Zeit erreicht werden und auf dem Wege zu demselben können noch manche Schwierigkeiten liegen, welche unter Gottes Beistände hoffentlich, wie die bisherigen, glücklich, aber nicht ohne Beschwerden für den hohen Patienten, zu über winden sein werden. Berlin, den 18. Juni 1878. gez. vr. v. Lauer. vr. v. Langenbeck. vr. v. Wilms. Se. Majestät der Kaiser hat in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag sehr gut geschlafen. Don gestern, den 20., Vorm. 10 Uhr melden die Aerzte: Der gestrige Tag (Mittwoch) ist für Se. Majestät den Kaiser in günstiger Weise verlaufen. Infolge einer sehr ruhigen Nacht ist der Zustand der Kräfte ein erwünschter. Seit gestern sind die ersten Gehversuche mit Erfolg angestellt worden. Berlin, 21. Juni. Das heutige Bulletin lautet: Der Kräftezustand Er. Majestät des Kaisers und Königs schreitet stetig vor. In dem Heilungsvorgang der Verletzungen ist keine Störung cingetreten. Unter der Überschrift: „Die Verantwortung für die Reichstagsauflösung" bringt die halbamtliche Berliner „Provinzial-Correspondenz" einen sehr ein gehenden Artikel, an dessen Schluffe sie sagt: Die tiefere ursächliche Verantwortung für die Auflösung fällt der Mehrheit des Reichstages und vor Allem der nationalliberalen Partei in ihrer bisherigen Zu sammensetzung und Leitung zu — die unmittelbare politische Verantwortung wird die Regierung willig „vor der Nation und vor der Geschichte" tragen; sie hat zunächst die Genugthuung, daß sofort nach der Auflösung die bisherigen Gegner sich für die „ent schlossene" Mitwirkung in dem Kampfe gegen die Ausschreitungen der Socialdemokratie erklärt haben. Die Regierung darf darin eine Bestätigung der Ueberzeugung finden, daß das Volk selbst in seiner großen Mehrheit ihre Ziele und ihre Wege billigt, und dieser Billigung voranssichtlich bei den Wahlen Ausdruck geben wird. Die Aufgabe aller ernsten Freunde der Regierung Er. Majestät wird cs sein, die patriotisch gesinnten Wähler vollzählig um das kaiserl. Banner zu sammeln und möglichst darüber aufzuklären, inwieweit die verschiedenen Parteien und Wahlcandidaten genügende Bürgschaften für die Unterstützung der Regierung in der Lösung ihrer großen Aufgaben gewähren. Sie bedarf dazu, um es zu wiederholen, im künftigen Reichstag einer „Mehrheitklar bewußter und festcntschlossener Männer, welcbe ernst und aufrichtig dazu helfen wollen, die drohenden Gefahren für Staat und Gesellschaft wirkfavt zu beschwören unv sichere Grundlage» für einen neum Aufschwung des politischen und wirthschaftlichen Ge deihens des deutschen Volkes zu schaffen. — Berlin. Die Erforschungen nach der ge sunkenen Panzerfregatte „Großer Kurfürst", welche bisher von englischen Tauchern vorgenommen worden, sollen das Resultat ergeben haben, daß die Ueber- reste des Schiffes geborsten und daher rettungslos verloren seien. Die Admiralität will sich indessen hierbei nicht beruhigen, zumal man den Zusammen hang der englischen Taucher mit den englischen Bergegesellschaften kennt. Es ist deshalb ein deut scher Taucher und ein kaiserlicher Marine-Ingenieur nach Folkestone geschickt worden, um die Untersuchung zu wiederholen. Vermischtes. — Das 5. allgemeine Deutsche Turnfest, welches vom 28. bis 30. Juni in Breslau stattfinden sollte, ist auf Beschluß des Centralausschusses mit Rücksicht auf die gegenwärtige Zeit für dieses Jahr aufgehoben und auf das nächste Jahr verschoben worden. — In München sind bereits die einleitenden Schritte gethan, um 1879 dortselbst eine internatio nale Kunstausstellung abznhalten. — Der „Rh. Kur." meldet: Das Opfer der Sassulitsch, der General-Adjutant von Trepoff, ist in Wiesbaden vom Schlage gerührt worden und an beiden Füßen gelähmt, was dem Einflüsse der Kugel, welche noch immer nicht gefunden ist, zu geschrieben wird. chliche Nachrichten. In hiesiger Stadtkirche predigen am 1. Sonntage nach Trinitatis: Vormittags: Herr Sup. N.Ischucke. t.Zoh. 4, 16-21. Nachmittags l Uhr kirchliche Katechismusanterredung, Herr Dia«. Vergelt, mit der confirmirten Jugend. (Die Beichtrede ; 8 Uhr hält Herr Sup. IN Aschucke.) am Johannistage in der Begräbnißkirche predigt: Vormittags 8 Uhr Herr Archidiaconus Rehbock. Getraut: Den 18. Juni der hiesige Bäckereibes. Hochmuth mit A. Ä. Lehmann hier. Geboren: Den 19. Juni dem hiesigen Bäckereibes. Jung- Hans ein Sohn; den 16. dem hiesigen Schuhmachermeister Vogel Zwillingstöchrer, darunter eine todie; den 25. dem hiesigen Webermeister Eberhardt ein Sohn. Gestorben: Den 16. Juni eine Tochter der Köchin Cun radi zu Dresden, 4 Monate 24 Tage alt; den 18. Frau verehel. Sckuhmachcrmstr. Vogel, 23 I. 7 M. IVT. alt. Kirchliche Bekanntmachung. Wie aus den vorstehenden kirchlichen Nachrichten zu ersehen, sollen die kirchlichen Katechismusunterredungen mit der confirmirten Jugend in unserer Parochie nächsten Sonntag, den 23. d. M., beginnen. Daher werden die Eltern, Haus- und Dienstherren in unserer Kirchengemeinde andurch noch besonders ersucht, den heilsamen Zweck dieser von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Nachmitragsgottesdienste dadurch zu fördern, daß sie ihre zur Theilnahme daran verpflichteten Kinder und Untergebenen zum Erscheinen bei der bevorstehenden und den ferneren Unterredungen mit allem Ernste anhalten. Bischofswerda, den 20 Juni 1878. Äschucke, Pf. u. Sup.