Volltext Seite (XML)
Äes« Grundstücke an. So ist letzt da- Nieder-Revier de- Weißenborner Walde- (106 Hektaren) für 25,000 Mark angekauft worden. Königstein. Au- Hermsdorf wird von einer Leichenschändung infolge Aberglaubens berichtet. Der schon oft mit den Gerichten in Conflict ge kommene Ziegeldecker T. au- einem nahen böhmischen Grenzort hatte sich dort erhängt. Ueber Nacht hat man ihm den Mittelfinger der linken Hand voll ständig abgeschnitten. ES geht hier nämlich der Aberglaube, besonders unter Spitzbuben, daß, sobald man im Besitz eine- solchen Fingers sei, man sich unsichtbar machen könne, was sich namentlich zum Stehlen, da- hier sehr flott betrieben wird, ganz besonders eigne. Am 28. Decembcr Vormittags wollte der Aus zügler H. W. Veit in Bucha bei Oschatz auf die Jagd gehen ; als er im Begriffe stand, die Haus- thüre zu öffnen, entlud sich aber sein Gewehr und der Schuß ging ihm in den Kopf, so daß der Un glückliche sofort todt niedersank. Dem bisherigen französischen Botschafter Gontaut- Biron ist vom Kaiser Wilhelm der Schwarze Adler orden verliehen worden. Der Botschafter will Berlin am 5. Januar verlassen ; das Abberufungs schreiben befindet sich bereits in den Händen des Kaisers. Vom Kriegsschauplätze. Den „Daily News" wird aus Bukarest geineldet, daß nach der Zerstörung der Schiffbrücke bei Pctro- sany der Verkehr über die Donau zwischen Rumä nien und Bulgarien vollständig unterbrochen sei. Einige Boote kreuzten gelegentlich, aber die Ueber- fahrt sei gefährlich. Dagegen weiß ein Bericht erstatter der „Presse", welcher sich in Sistowa, also an Ort und Stelle befindet, noch unter dem 30. December nichts von einer Beschädigung der dortigen Brücken zu melden. Er meldet nur, daß die Wachen verstärkt worden seien, um die Brücken im Falle eines Eisganges abzubrechcn. Das Thauwetter wird wohl das wenige Eis schmelzen. Die Russen haben übrigens in Bulgarien gewaltige Borräthe aufge stapelt und können sich nun auch nach Belieben über Serbien versorgen. Für die Armeen bei Tirnowa und Biela sollen Vor.äthe auf drei Monate aus reichend aufgestapelt sein. Auf der östlichen Front, meldet ein officiclles Telegramm aus Bogot, scheinen die Türken ihre Streitkräfte überall zurückgezogen zu haben, da sie zur Vcrtheidigung der einzelnen Plätze nur kleinere aus Truppen und Einwohnern gebildete Abtheilungen zurückließen. Die Bewohner ziehen sich bewaffnet in die Wälder zurück, nachdem sie die Dörfer in Brand gesteckt haben. Die Russen sahen, wie die türkische Infanterie die Gebäude in Jovaiflik vernichtete; sie fanden Ajaslar bereits in Flammen. — Nach einer Belgrader Nachricht betrug der Verlust der Serben bei der Einnahme von Pirot 700 Mann. — In der Ebene von Sofia erwartet man die nächsten Kämpfe. Sonstige Neuigkeiten liegen vom europäischen Kriegsschauplatz nicht vor. — Aus Tiflis wird vom 30. . December gemeldet: Großfürst Michael begiebt sich zu den russischen Weihnachtsfeiertagen (5. Januar) zur Armee. Die in Daghestan und in de» übrigen aufständischen ? s Bezirken befindlichen Truppen werden nach Abchasien L ' abmarschiren, um die Küste mit Truppen genügend ' zu besetzen. — Mukhtar Pascha hat verkleidet und " im Gefolge eines europäischen diplomatischen Agenten , , zur Nachtzeit Erzemm verlassen. Eine Kosaken» / Patrouille, welche den Zug anhielt, ließ den Pascha auf die Legitimation durch den Consul ruhig passiren. In Erzerum sollen sich nur 12,000 Mann türkischer Truppen befinden und e« herrscht dort Holzmangel. s , General Gurko hat zum zweiten Male auf un« . gebahnten Wegen mit Cavallerie und Artillerie den Balkan überschritten und steht heute jedenfalls schon vor Sofia, nachdem die türkischen Stellungen, welche de» Uebergang über den Balkan verthcidigen sollten theils genommen, theils verlassen wurden. General Gurko ging westlich der von Orchanie nach Sofia § führenden Straße durch die mit Schnee bedeckten Berge auf überfrornen Fußpfaden bei heftiger Kälte und Wind über den Balkan und überraschte die Türken vollständig. Erst bei Taschkcssen kam eS zu einem heftigen Kampfe, welcher am 31. December bis Abends 6 Uhr dauerte. In der NeujahrSnacht verließen die Türken ihre Positionen von Arab Konak, Komargi u. s. w. und wurden dieselben am l. Januar von den Russen besetzt. An demselben Tage fand z noch die Vereinigung von Theilen der Gurko'schen Colonne mit dem Etropoler Detachement, welche- gegen Slatiza operirte, statt und wurden Maßregeln getroffen, um der Besatzung von Slatiza den Weg zu verlegen. General Gurko rückte indessen nach Sofia vor. Indessen dürfte sich auch die serbische Abthcilung, welche Pirot genommen hat, sowie das f russische Detachement, welches mit den Serben Küh- s lung hatte, Sofia genähert haben, so daß die Ein- ' schließung und jedenfalls auch die Einnahme dieser Stadt nicht lange auf ^sich warten lassen wird, / Nachdem die Russen wieder drei Pässe durch den Balkan zu ihrer Verfügung und in deren Rücken keinen Feind mehr stehen haben, werden sich jeden falls größere Hecresmassen nach Rumelien ergießen und den Türken wird die Festhaltung des Schipka- s paffes bald nicht mehr möglich werden. Suleiman Pascha will eine 80,000 Mann starke türkische ! j Armee bei Eski Saghra, wo er die Russen schon einmal schlug, versammeln und hofft mit dieser Macht die russische Invasion aufzuhalten. Wien, 2. Januar. Der „Pol. Corresp." wird aus Bukarest vom gestrigen Tage gemeldet: Die Russen besetzten bereits mehrere von den Türken befestigte Ortschaften in der nächsten Umgebung von Sofia. Sofia selbst ist von den meisten Seiten eingeschlossen. Petersburg, 3 Jan. Officielles Telegramm au» Bogot vom 2. Jan. Der Kainpf der Serben und Türken bei Pirot am 28. v. Mts. war äußerst hartnäckig und blutig. Die Türken waren zwölf Tabors stark und gingen auf Sofia zurück. Der commandirende Pascha wurde verwundet und ließ seine Truppen im Stich. Die Türken haben in den Tagen vom 24. bis 28. December mindestens 900 Mann verloren. Die Serben erbeuteten 24 Ge schütze, ihr Verlust an Tobten und Verwundeten beträgt 700 Mann. ' r- !k.