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Lagen stattfinden. — Zunächst ist über den Grafen 'Arnim gemäß § 223 der Criminal-Ordoung HauS- -arrest verfügt worden, unter der Androhung, daß «r, sobald er sich aus seinem Wohnhause ohne Er- laubniß resp. Aufforderung des Stadtgerichts ent fernt, sofort wieder nach der Stadtvoigtei Lberge- führt wird. Die Angehörigen und Freunde Arnims werden diese Maaßregel jedenfalls als eine Härte darstellen, da sich dieselbe den Aussprüchen aller Aerzte entgegenstellt, welche nur von der freien Bewegung In der Luft eine Besserung des Gesundheitszustandes des Grafen erwarten. Der am 17. auf der Rückreise aus der Schweiz in Berlin eingctroffene russische ReichScanzler Fürst Gortschakow stattete dem Fürsten Bismarck einen Besuch ab, empfing später im russische» Palais dessen Gegenbesuch und hatte Nachmittag 4 Uhr die -Ehre, von Sr. Maj. dem Kaiser empfangen zu werden. Frankreich. Frankreich marschirt nach wie vor an der Spitze der Zivilisation. In Marseille ist dieser Tage ein von Genua kommender Handlungsreisender, unter dessen Gepäck man einige Nummern der Rochefort'schen „Laterne" vorfand, zu sechs Monaten Gefängniß und 100 Frcs. Geldbuße verurtheilt worden!! O du schöne, freie Republik Frankreich! Aus Paris unterm 18. d. wird berichtet: Nach dem die Chefs der ArmeccorpS constatjrl haben, daß durch die Entlastung der Altersklasse von 1869 eine erhebliche Abnahme in der Stärke der Truppentheile herbeigeführt worden sei, hat der Kriegsminister, wie die „Agence Havas" meldet, angeordnet, daß die Altersklasse von 1870 erst von dem Dienste bei der Fahne entlassen werden soll, nachdem das Contingent von 1873 eingestellt worden ist. Letzteres geschieht Wahrscheinlich im Februar künftigen JahreS. Die Schwierigkeiten im französischen Ministerium nehmen, wie der „K Z." aus Paris gemeldet wird, eher zu als ab. Der Marschall, sehr verstimmt über die Ergebnisse der letzten Wahlen, verlangt nach einem blinislere äe eomdat (ein Ministerium des Kampfes). Broglie hat mehr und mehr, hinter den Eoulisten stehend, die Lenkung der inneren Politik übernommen. Obgleich für das Geschick Frankreichs ohne augenblickliche Bedeutung, zeigen doch die letzten Studenten-Tumulte an der Pariser mcdicmischen Schule, daß der oppositionelle revolutionäre Charakter der französischen Universitätsjugend noch nicht aus gestorben ist. Die jüngste Manifestation richtete sich gegen den an der Schule angestellten Professor Chauffard, in welchem die Studenten ein Werkzeug der Feinde der französischen Universität erblickten. Man wußte recht gut, daß Chauffard für die Er richtung von katholischen Hochschulen, welche an Stelle der Universitäten treten sollen, zu wirken be stimmt ist und man wollte ihm und durch ihn den Clerikalen zeigen, daß man ihre Pläne durchschaue. Herr Chauffard konnte auch wahrnehmen, daß ihm alle seine College» sehr kühl begegneten, denn welcher Ansicht diese auch huldigen, darin sind sie alle einig, nicht den geringsten Angriff auf die Rechte der Uni versität zu dulden. Den Studenten sind diese Tumulte freilich schlecht bekommen. Infolge eine» von dem Mediciner-Collegium gefaßten Beschlüsse» ist die Medicinschule zu Paris auf Grund der letzten Unruhen für die Zeit bis zum 1. Decbr. geschloffen worden. Diese Schließung zieht diejenige der Biblio thek, der Vertagung der Doctor-Examina und für 1500 Studenten den Verlust eines Semesters nach sich. Obgleich selbst erwartet, erregte der Beschluß der Fakultät in den Kreisen der Studirenden allge meine Bestürzung. Italien Aus Rom vom 17. d. wird berichtet: Von den Abgeordnetenwahlen sind nunmehr 500 definitiv be kannt, und es steht nur noch das Resultat von 8 Wahlen aus. Es wurden 284 Candidaten der Rechten und 216 Candidaten der Linken gewählt. In 51 Wahlkollegien, welche früher durch Abgeord nete der Linken vertreten waren, wurden diesmal die Candidaten der Rechten gewählt ; in 43 Wahlcollezien ist das Umgekehrte der Fall. Bon der Rechten wurden 8, von der Linken 11 Abgeordnete mehr mals gewählt; 3 Wahlen werden angefochten. Im Vatikan hat man sich immer in Träume gewiegt, bis man, von allen Regierungen verlassen, aufwachte, und siehe da, als man die Häupter seiner Lieben zählen wollte, fand man Niemand Andern, al» Karl lll., Fürsten von Monaco, der in seinem Reiche nach wie vor den Monsignore Theurek, Oamme- riere sexreto des Papstes, schalten und walten läßt, wie es ihm beliebt. So auch jetzt träumt die Prä latur und .sieht Garibaldi als Deputaten in Rom seinen feierlichen Einzug halten, den König entthronen und auf dem Capitol, in nächster Nähe des preu ßischen Gesandten, die Republik proklamiren. Aus der Republik, so meint man, werde die Restauration dann von selber hcrvorgehen. Aber wenn auch Italien heute nicht gerade eine Macht ist, welche dem Auslande Furcht und Schrecken cinflößt, so hat doch der König eine Armee, die, was die Garnison Roms anbe langt, so zusammengesetzt ist, daß eS ein Traum zu nennen, wenn man glaubt, daß der greise, kränkliche Garibaldi im Stande wäre, einen derartigen Umsturz in Rom hervorzubringen, wie er im Vatikan vor hergesehen wird. - Schlau sind sie, die Jesuiten, aber Proben wahrer Klugheit hat man schon lange nicht von ihnen gesehen. Schweiz. Die altkathclische theologische Fakultät der Berner Universität hat sich constitutirt und den Professor vr. Friedrich zum Decan gewählt. Rußland Die russische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, der Entwicklung der deutschen Marine ihre Auf merksamkeit zu widmen. Sie hat nämlich ihrer Botschaft in Berlin in der Person de« Corvetten- Capitäns Novakovitsch einen eigenen MarinKAttache beigegeben, welche ihr über die Verhältnisse unserer Flotte eingehende Beichte erstatten sollen. Derartig: eigene Marine-Attachös hat die russische Regierung bisher nur in Paris und London unterhalten. Spanien. Madrid, 18. Nov. Die carlistiscken AK- theilungen in Catalonien unter Tristanh, Miret Änd»