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Unmittelbar »ach dem Abschluß der Landtags- Session infolge einer Erkältung von einer Lungeu- »ud Rippenfell-Entzündung befallen, verschied nach kurzem Krankenlager am 26. d. Mt». Vormittag» IlH Uhr der Reichs- und Landtags - Abgeordnete Herrmann v. Mallinckrodt, eines der hervor- ragsten Mitglieder der Centrums - Fraction. Die „Germania" setzt hinzu: „Mit der einen Hand di« Rechte seiner jungen Gattin (H. v. M. hatte sich erst vor Kurzem wieder verheirathet), mit der andern das Kreuz, sstr welches er sich im heiligen Kampfe ausgerieben, fest umfassend." Wir sagen, aufrichtig ihren Schwerz um den Verlust eines ebenso braven, Wie hochbegabten Mannes theilend, mit ihr: „Er ruhe in Frieden!" Die ministerielle „Prov-Corresp." nennt die Straßburger Adresse an den Reichskanzler wegen Er weiterung des Stadtgebietes im Interesse des Han dels und Verkehrs „ein erfreuliche« Anzeichen für den Geist praktischer Würdigung der thatsächlichen Verhältnisse im Gegensätze zu unfruchtbarer poli tischer Agitation." Die erste allkatholische Synode wurde am 27. d. Morgens in Bonn durch den Bischof Reinkens eröffnet. ES waren 28 Geistliche und 57 Delegirte der altkatholischen Gemeinden anwesend. Es wurde die vom altkatholischen Congresse in Constanz aus gestellte Synodal- und Gemeindeordnung angenom men und sodann noch über kirchliche Reformen be- rathen. In ihrer an demselben Tage abgehaltenen Abendsitzung nahm dieselbe die von der Synodal- Repräsentanz ausgestellten Sätze über die Reform der Beichtpraxis mit unwesentlichen Aenderungrn an. — In der am 28. Mai Vormittags abgehaltenen dritten Sitzung wurden die Beratungen über die bezüglich der Erhaltung von den Fasten, der Cätechismen und der liturgischen Bücher einzu führenden kirchlichen Reformen fortgesetzt. In einer vierten am Nachmittag stattgehabten Sitzung wurde "die Vereinfachung des DispensationSwescns bei Ehesachen, sowie die Abschaffung der Reverse über die Religionserziehung der Kinder bei gemischten Ehen beschlossen. Zu der in Breslau tagenden 21. Versamm lung Deutscher Lehrer waren bis zum 27. d. MtS. Legen 3000 Theilnchmer eingetroffen. Am 26. Abends fand eine Vorversammlung statt, in welcher das aus Schulrath Hoffmann in Hamburg, Haupt lehrer Sturm in Breslau und Schul - Direcjor Berthold aus Dresden bestehende Präsidium gewählt wurde. Die Versammlung wurde in der am 27. stattgehabten ersten Hauptsitzung durch den Königl. Commissarius, Regiernngs- und Schulrath Ranke begrüßt und Namens der Stadt durch den Ober bürgermeister von Forckenbeck willkommen geheißen. Es wurden in derselben u. A. folgende Resolutionen angenommen : „Die Allgemeine Deutsche Lehrer versammlung spricht die Ueberzeugung au», daß die . einheitliche Entwickelung des Datschen Volkes ge bieterisch fordere, die Gesetzgebung Über Pas Schul wesen iw Deutschen Reiche dem Deutschen Reichs tage zu übertragen," und ferner: „Die öffentlichen Gemeindeschnlen sind in Bezug auf die Confession nicht zu Irinnen." — Während des an demselben Tage abgehaltenen Festwahle« stntdte dii Bersäww» lüng unter stürmischer Begeisterung einen telegra phischen Gruß an Ge. Majestät den KÄser. Auch an den Fürsten MSWark unv den Cultnsminister Vr. Falk wurden begrüßende Telegramme gesandt. Die Gegenüberstellung der fett dew letzten Frie densschluß bei der deutschen Nnd französischen Armee stattgehabten neuen Truppenformation läßt dii ungeheuren Anstrengungen, welche Frankreich in Pen- letzten drei Jahren zur Erweiterung seiner Waffen macht aufgewandt hat, iw auffälligsten Maaße her vortreten. Der Zuwach» stellt sich für die deutsche Armee auf 9 Infanterie-Bataillone, 32 Feldbatterien, 5 Eisenbahn-Compagnien, eine geringe Anzahl Fuß- Artillerie- uod Pionnier-Compagnien und 3 Train- Bataillone; für Frankreich berechnet sich derselbe hingegen im Vergleich zu dem Stande der französi schen Armee vor Ausbruch des Krieges von 1870 zu 128 Bataillonen, 28 EScadronen und 159 Feld-' batterien. Dazu tritt noch die seit dem 30. Mär; d. I. ebenfalls in Ausführung genommene Organi sation und Formation der Territorial-Armee, welche zunächst aus 72 Infanterie-Regimentern zu 3 Ba taillonen oder 216 Bataillonen (künftig indeß au» 144 Infanterie-Regimentern), 18 Cavallerie - Re gimentern zu 3 EScadronen, 18 Artillerie-Regi mentern, 18 Genie-Bataillonrn und 18 Train-Ab- theilungen bestehen soll. Auch den nur zunächst für die französische Landwehr in Aussicht genommenen Stand in Berechnung gestellt) würde demnach der GesammtzuwqchS der französischen Wehrkraft seit 1870 sich zu 344 Bataillonen und 82 EScadronen ergeben, was nahezu einer Verdoppelung des fran zösischen Armeestander unter Napoleon Hl. gleich kommt und wonach sich die französische Kriegsstärke auf etwa 1,600,000 Mann stellen dürfte. Fr a n k r ei ch Der Marschall-Präsident Mac Mahon hat am 23. in feierlicher Audienz den nenerNanntev deutschen Botschafter, Fürsten ,v. Hohenlohe, zur Entgegen nahme seiner Akkreditive empfangen. Das „Journal officiel" publicirt das Decret, durch welches die Auflösung des Generalraths von Marseille ausgesprochen wird, sowie ein zweites Decret, das die am 15. d. MtS. zwischen Deutschland und Frankreich zu Stand? gekommene Declaration ge nehmigt, wonach die Francaturgebühr für Waaren- wuster bei 50 Gramm Gewicht auf 20 Centimes oder 1j Sgr. festgesetzt wird. Der Handels - Minister Grivart hat, wie die „Agence HavaS" erfährt, am 26. in einer Unterredung mit dem Präsidenten des Handelsgerichts, Daguin, welcher die mißlichen Zustände des Pariser Handels der Unsicherheit der Regierung zuschrieb, erklärt, die Regierung werde in vollkomwenew Einverständnis mit dem Willen deS Marschall-Präsidenten Mac Mahon dafür Sorge tragen, daß die siebenjährige Gewalt des Präsidenten bis zur letzten Minute respcctirtwerde. ) Oberst Stoffel 'hat sich zur Verbüßung seines d^imo»a«FM:'^ÄhftWttaft,)Äe er sich bekannt lich in'dein) ,Me^ß^Pdräh»t^ Beleidigung de» General Poutcet zugez'ogcn, im Gefängniß donVer- saiüeS gestellt. - - - -' ' -