VIERZEHNTES ABONNEMENT-CONCERT IM SAALE DES NEUEN GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG. DONNERSTAG, DEN 23. JANUAR 1896. ERSTER THEIL. Vysehrad. Symphonische Dichtung (aus dem Cyklus »Mein Vater land«) von F. Smetana.*) (Zum ersten Male.) An die ferne Geliebte. Liederkreis von L. van Beethoven, gesungen von Herrn Johannes Messchaert aus Amsterdam. Auf dem Hügel sitz’ ich spähend In das blaue Nebelland. Nach den fernen Triften, sehend, Wo ich dich, Geliebte, fand. Weit bin ich von dir geschieden, Trennend liegen Berg und Thal Zwischen uns und unserm Frieden, Unserm Glück und unsrer Qual. Ach, den Blick kannst du nicht sehen, Der zu dir so glühend ei't, Und die Seufzer, sie verwehen In dem Raume, der uns theilt. Will denn nichts mehr zu dir dringen, Nichts der Liebe Bote sein? Singen will ich, Lieder singen, Die dir klagen meine Pein! Denn vor Liedeskiarg entweichet Jeder Raum und jede Zeit, Und ein liebend Herz erreichet, Was ein liebend Herz geweiht! *) Vorwort des Componisten. Bei dem Anblicke der ruhmvollen Feste Vysehrad wird der Dichter an Lumir’s Warytoklänge in der Vergangenheit gemahnt. Vor seinen Augen erhebt sich Vysehrad in dem gewesenen Glanze, gekrönt mit goldgeschmückten Heiligthümem und stolzen, von Kriegsruhm erfüllten Bauten der Pfemyslidenfürsten und Könige. In den Burghöfen strömt die tapfere Ritterschaft unter lustigen Klängen der Cymbeln und Trompeten zu den festlichen Turnieren zusammen; hier reihen sich die im Widerschein der Sonne in reicher Rüstung prangenden Kriegerschaaren zu siegreichen Kämpfen; Vysehrad erzittert von herrlichen Lobeshymnen und dem Jubel der siegesfroher Ritterschaft. In die Betrachtung des vergangenen Ruhmes des erhabenen Fürstensitzes vertieft, erblickt der Dichter auch den Untergang desselben. Die entfesselte Leidenschaft stürzt in erbitterten Kämpfen die erhabenen Thürme, vernichtet die glorreichen Heiligthi mer und stolzen Fürstenhallen. Statt der erhebenden Gesänge und der Jubelhymnen erzittert Vysehrad von wilden Kriegsscenen. Die schreck lichen Stürme haben ausgetobt, Vysehrad ist ein stummer verödeter Denkstein des gewesenen Ruhmes geworden; aus seinen Ruinen erklingt traurigstill der Widerhall des längst verstummten Gesanges des Sängerfürsten Lumir! Die geehrten Besucher des Concertes werdet dringend ersucht, sowohl vor Anfang des Concertes wie nach der Pause ihre Plätze nach dem ersten Glockenzeichen einnehmen zu wollen. **