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758 rückwärtlliche« BundeSgenoffenschaft mit dem feudal- absolmtflischen Regimea« tn Preußen da» Zusammen gehen mit d« emifttiMimitüen Mittelsiaaten Deutsch land» und eine konstitutionell» Politik im eigenen Kalferstaate. Wir diese letztere freilich möglich sein un» gedeihen will, so lange die Jesuiten in Oesterreich die erste Geige spielen, un» Karrinal-Erzbischof Rauscher fie al» Musterprediger empfiehlt, ist nicht einleuchtend; den» Jesuitenirirthschait und gedeihliche Entwickelung eine» Staate» vertragen sich »un i n» nimmermehr, da hat sich bewiesen, seitdem diese Unheiistifler bestehen. So lange aber volle kirchliche und konsesfioneU« Gleich berechtigung in Oesterreich fehlt, :rirv eS diesem Staate nie gelingen, die volle Zuneigung re» protestantischen und selbst de» gebildeten katholischen Deutschland» sich zu gewinnen. — BL. Preußen. Rach Beendigung der Neugestaltung der preuß. Artillerie wird dieselbe auf dem Kriegsfüße 135 mobile Batterien mit 1080 Feldgeschützen, 72 Feld- Artillerie-FestungS Compagnien ausstellen können. Infolge der gesummten HeereS-Organisaiion wirb Preußen demnach in der ÄriegSformation über 339,000 Mann Infanterie des stehenden Heere» verfügen können, wozu 241,000 Mann des ersten Aufgebotes treten und noch 200,000 Mann d«S zweiten Aufgebotes hinzugezogen werden können, waS iw ganzen eine Kriegsmacht von 780,000 M. giebt. Rach der preuß. officiüsen „Prov. Corrcsp." ist ber neue österreichische Minister in völliger Ueber- einftimmung mit dem Kaiser überzeugt von der Rothwendigkeit des aufrichtigsten engen Zusammen gehens mit Preußen im gemeinsamen deutschen Interesse. (Leider hat Preußen noch nicht viel wirkliches deutsches Interesse gezeigt.) Oesterreich habe eiligst die Versicherung nach Berlin melden lassen, daß in den freundschaftlichen Beziehungen »er beiderseitigen Regierungen durch den Minister wechsel nichts geändert werbe. — Ferner sagt daS nrinisterielle Blatt, Preußen unv Oesterreich müssen di« ihnen überlassenen Länder besetzen und daher wegen balvigen ZurückziekenS der BundeStruppen mit dem Bundestage in Vernehmen treten. Herr von Bismark har auf seiner Heimreise auS Frankreich bei Herrn Krupp in Essen, dem Gießer der Gußstahlkanonen, übernachtet, dem Manne, der für eine Blut- und Eilen-Poluik unentbehrlich ist. Oesterreich. Aus Wien vom 31. Oktober schreibt man der „L. Z.": Die Folgen des Ministerwechsels lassen sich noch nicht übersehen, man hofft aber, daß das Ministerium in der schleSwig-hollteinschen Frage sich entschieden für die alsbaldige Constituirung dec Herzogthümer, für die Einsetzung ihres Herzogs er« klären und so für Oesterreich eine bessere Position in Deutschland wieder gewinnen wird. Es liegt deshalb nicht darin, die freundschaftlichen Beziehungen zu Preußen auszugeben, aber angenommen darf werden, daß künftig das BundeSrechl als diejenige Schranke angesehen werden wird, über welche hinaus man den preußischen Intentionen (Absichten) nicht folgen wird. N*ch «Ater t-leMphischen Nachricht au» Paris vom 1. November soll Oesterreich dm Anschluß LaueuhMG» an Preußen billigen, wenn dasselbe unter dem Titel KtirgSkostenersatz zur Schonung der eigentlich verpflichteten Elbherzogihüwer geschieht und wenn Preußen die muihmaßliche «nneciirung der Herzogthümer widerruft. Ein kurze- Handschreiben und »in kurzer Besuch find eie beiden politischen Neuigkeiten von Interesse. 1) Das Handschreiben hat Kaiser Franz Joseph von Oesterreich an den Grasen MenSdorf-Pouilly, Statthalter von Galizien, gerichtet: eS lautet gut Wienerisch: „Lieber Graf. Ich finde, Sie zu meinem Minister des Aeußerrn zu ernennen." Graf Rechbrrg, der gute Freund BiSmark'S, hat also den Abschied erhalten, aber einen gnädigen mit dem goldenen Vließ, dem höchsten österreichischen Orden. — 2) Der politische Besuch ist der veS Kaisers Napoleon in Nizza bei Kaiser Alerander. Napoleon war einen Tag dort; das ist Alles, waS man weiß. Rach den vielen königlichen und kaiser lichen Stelldichein» in Kisfingen, Karlsbad, Wien u. s. w., dir alle der Welt keine andere Gestalt gegeben haben, macht man nicht mehr so viel Auf hebens von solchen Besuchen wie früher. ES zählen eben jetzt, wenn etwas Großes geschehen soll, noch andere Faktoren, d. h. Macher mit, — und diese Macher sind mit Respekt zu sagen die Völker. — 3) Bismark ist aus Frankreich nach Berlin zurück, aber schon wieder beim König in Blankenburg im Harz — die Unruhe in der preußischen Uhr, daS ledendige Perpetuum mobile der preußischen Politik. AuS Venedig schreibt mau unterm 28. Oct.: Ein schmähliches, ächt MazziniftischcS Bubenstück, welches leicht die traurigsten Consequenzen hält« Haden können, wurde gestern Adenv von irgend einem Strolche der Revolutionspartei begangen. Der größte Theil des OsfizierrorpS deS hier gar- nisonirenden Infanterieregiments Graf Nobili Rr. 74, welches beute die Garnisonen am Lido und und Chioggio bezieht, sollte sich zu einer Art Ab schiedsbankett in der Bierhalle zur „Siadt Graz versammeln. Um seinen Obersten gruppirt, war die Gesellschaft, zu welcher auch mehrere Damm gehörten, sehr animirt, als plötzlich durch das Dach deS GlaSpavillonS, in welchem das OsfiziercorpS saß, «ine sechs Pfund schwere, mit zehn Kapseln versehene, Orsinibombe hinein und dem Obersten auf den Schooß fiel, welcher hierbei eine leichte Kontusion davontrug. Zum Glücke erplodine die aus Gußeisen verfertigte Bombe nicht und fielen die Kapseln selbst herab. Die Offiziere ließm sich durch daS Bubenstück in ihrer Unterhaltung nicht stören und blieben bis Morgens in animirlrster Stimmung beisammen. Schleswi g-H olstein. Ueber den FriedenSvettrag werden der „Nordd. A. Zig." noch folgende Details mitgetheilt: Di« Grenzlinie geht von der HeilSmünder Bucht, nörd lich von Chrisliansfelde vorüber nach der KönigSaa und zieht sich an der Königsau hin bis aus die