Volltext Seite (XML)
Amts- M AWWwtt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 1« Pf. LA« Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ------- 43. Jahrgang. ----- Dienstag, den 3. Siovember Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. L8S« Im Ukwrp- Leiiner'schen Konkurse sollen Montag, den 9. November ds. Js., von Sorm. !> Ahr ab die vorhandenen Bretter, Hölzer, Werkzeuge und dcrgl. mehr in dem an der Albertstraße gelegenen Zimmerplatze gegen Baarzahlung um das Meistgebot zur Versteigerung gelangen. Erstehungslustige werden hierzu eingeladcn. Eibenstock, am 29. Oktober 1896. Dcr Konkursverwaltcr. Justizrath Landrock. Zum Keformationsfeff. „Halte, was du hast, daß Niemand deine Krone raube!" Freilich, wer nichts hat, kann nichts halten. Wer sein evan gelisches Gotteshaus und seine Lutherbibel verachtet, hat die Krone seiner Kirche selber weggeworfen. Daß ihr Augen hättet, sie im Diamantglanzc ihre« EwigkeitSwerthe« funkeln zu sehen, ihr Spötter und Verächter! Wer aber seine evangelisch-lutherische Kirche noch hat und werth hält, der halte, was er hat! Denn wir haben viel an ihr. Sie ist eine wahrhaft fromme Kirche. Zur katholischen Frömmigkeit gehören viel äußere Werke, gasten, Wallfahrten, Rosenkranzbcten, Stiftungen, Mönchsleben, Gelübde machen dort den Heiligen. Ja, man kann mehr Gute« thun, al« zur Seligkeit nöthig ist. Aber das ist Kartenhausfrömmigkeit. Die wird den Stürmen des Gerichtes nicht standhalten. Unsere Kirche hält es anders. „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke allein durch den Glauben." Da« unbedingte Vertrauen auf des Gottessohnes Sterben und Auferstehen macht bei uns selig. Da« ist wahre, biblische Frömmigkeit. Die Bibel ist uns Regel und Richtschnur für Kirche, Glauben und Leben. Nicht menschliche Ueberlieferung erken nen wir als voll an. Nicht Papste« Befehl, nicht der Con- cilien Beschlüsse brauchen wir zur Seligkeit. Nur da» Iheurc GoltcSwort ist uns Licht auf dem Wege dahin. Drum eine deutsche Bibel in jede» evangelischen Christen Hau» u. Hand. Die evangelische Kirche ist fromm. Und sie ist fröhlich. Ihre Gottesdienste sind nicht unverstandene, lateinisch gelesene Messen. Fröhlich sprudeln in ihnen die Wasser deutscher Predigt au« dem Brünnlein de« GotteSworteS, da« Wasser« die Fülle hat. Fröhlich durch rauschen die Klänge unserer herrlichen Kirchenlieder die weiten Hallen. Die singende Kirche hat man sie genannt. Wie viele schlummernde ÄlaubcnSschätzc hebt solch fröhlicher Gesang! Fromm ist die evangelische Kirche, fröhlich und — frei. Frei ist sie von dcr drückenden Herrschaft de» Papstthum«. Man braucht dabei nicht an jene Zeiten seine« tiefsten, sitt lichen und religiösen Verfalle« zu denken, da au« dem Ober haupt der Kirche ein grausamer und wollüstiger italienischer Tyrann geworden war. Da« Papstthum hat fast immer nach irdischer Macht und Besitz gegeizt, fast immer die ganze Schwere seine« Einflüsse« auf die Kirche gelegt, die Seelen zu binden und zu drücken. O goldene Freiheit unserer Kirche dagegen! Kein Kirchenhaupt zwingt un« seinen oder einen Glauben aus! Kein Streben nach weltlicher Herrschaft hin dert unsre Kirche in ihrer einzigen Sorge für der Seelen Seligkeit. Keine Heiligen beten wir an, keine Maria, zum Schutz, zur Fürbitte droben. Geradeaus gicbl die besten Renner. Ohne Umwege geht e« bei uns zum Herrn. Frei find wir von jener leidigen Ohrenbcichte, frei von jedem Zwang in Glaubenssachen. Frei sind wir zum Dienste de« Herrn. Wenn euch der Sohn frei macht, — aber auch nur dann, — seid ihr recht frei. Deine fromme, fröhliche, freie Kirche, halte sie! Halte dich treu an sie! Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft. Gottesdienst, GotteSwort, äußere und innere Mission, Gustav- Adolph-Sache fordern von jedem evangelischen Christen Mit arbeit und bieten Jedem reichen Segen. Niedrige Gesinnung, sein Vaterland zu verachten, zu verrathen. Viel niedriger gesinnt aber der, der seine Kirche vernachlässigt u. verspottet. Haltet sie hoch, die ihr noch treu seid! Es rütteln so viele Feinde an ihren Mauern. Der Unglaube und der römische Glaube machen einen Bund zzegcn sie. Sekten und Sozialdemokratie stürmen heran. Auf zum Vertheidigungs- kampf! Stehet Mann für Mann, bereit sie zu schützen! Fromm, fröhlich, frei ist sie, macht sie. Zum Himmel führt sie. Halte, was du hast! Laß dir nicht die Krone deiner theuren, evangelischen Kirche rauben! IUI. Tagesgeschichte. — Deutschland. Es ist wieder einmal ein Sturm im Wasserglas« losgebrochen. Die Enthüllungen der „Hamb. Nachr." waren dcr Anlaß dazu. Nachdem die halbamtliche „Agenzia Jtaliana" zugesteht, daß Italien von dem Ab kommen Deutschland« mit Rußland gewußt habe, muß auch als selbstverständlich angenommen werden, daß Oesterreich nicht im Unklaren über diese Dinge geblieben ist. Damit entfällt aber auch für die deutsche Politik der Vor wurf der Doppelzüngigkeit. Zweifelhaft ist und bleibt nur, was jetzt mit der Hamburger Veröffentlichung bezweckt war. Sie enthüllt zweifellos ein Staatsgeheimnis und da ist die Frage, zu welchem Zwecke die« geschieht, gewiß am Platze. Man kann sich auch aus der «eite, die zu dem Fürsten Bismarck hält, de« Eindrucks nicht erwehren, daß mit den Veröffentlichungen de» Hamburger Blattes nur geschadet worden ist, nach innen wie nach außen, sachlich wie persön lich, und man wird der „Post" recht geben müssen, wenn sic schreibt: „Wenn dabei auf den Fürsten Bismarck hingewiesen wird, so läßt sich denken, daß die patriotische Sorge um die Bewahrung Deutschlands vor Kriegsgefahr dazu antreiben kann, selbst auf die Gefahr von Mißdeutungen hin ein für Jedermann weit sichtbare«, warnende» Fanal anzustecken. Sofern jene Hamburger Enthüllungen mit dem Fürsten Bis marck zusammenhängen sollten, ist da« Motiv sicherlich hier und nicht in der von der gegnerischen Presse unterstellten rachsüchtigen Gesinnung gegen den Grafen Caprivi zu suchen. Da« Maß dcr eigenen Kleinlichkeit reicht zur richtigen Beur- theilung großer Naturen eben nicht au». Allein jener Ge dankengang nöihigt keineswegs zu dem Schluffe einer Beziehung de« Artikel« zu dem Fürsten, während doch gewichtige Gründe dagegen sprechen." — Au« Bismarck« Umgebung, von Or. Chryfander, ist renn auch bestritten worden, daß der Fürst diese Veröffentlichung veranlaßt hat, und da« mag auch wohl stimmen. Der Redakteur de« Hamburger Blattes mag sie au« Eigenem, da« er in den vielfachen Unterhaltungen mit dem Fürsten Bismarck gewonnen, aus eigene Faust in die Welk gesetzt haben. Von allen Seiten wird da« Verhalten dcr ReichSrcgierung zu dieser peinlichen Angelegenheit gebilligt. Sic konnte nicht mehr thun, weil sie im Gefühle der unge heuren Verantwortung nicht« Andere» thun durste. — Man hat nur eine Erklärung von kompetenter Seite gefordert, weil man den schlechten Eindruck dieser Indiskretion im Auslande befürchten mußte. Unter den gegebenen Umständen muß man daher die Erklärung im „Reichsanzeiger" für durchaus korrekt und würdig erklären. — Die „Neue Zürcher Zeilung" srbließt mit größerer Unbefangenheit de« UrtheilS, als ein Thcil der deutschen Presse sie an den Tag legt, eine Erörterung über die Ver öffentlichung der „Hamb. Nachr." mit folgenden Worten: „In der That, Fürst Bismarck kannte kein andercs Jntcresse al» da» deutsche. Aus deutschem Interesse hat er den Dreibund gestiftet, au« gleichem Interesse den Ncutrali- tätSvcrtrag mit Rußland abgeschlossen. E« fragt sich nur, hob da« Bündniß den Vertrag aus? Wenn man den Bünd- nißvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich genau be trachtet, welcher beide Mächte verpflichtet, einander inil aller Kriegsmacht beizustehen, wenn eine von ihnen durch Rußland angegriffen würde, ferner jeden Kontrahenten mindestens zu wohlwollender Neutralität verpflichtet, wenn der andere Theil von einer anderen Macht al» Rußland angegriffen würde, und schließlich jeden Kontrahenten zur militärischen Hilfeleist ung verpflichtet, wenn Rußland die angreifende Macht im Kampfe gegen den anderen Theil unterstützt — wir sagen, wenn man diese Bestimmungen näher prüft, so muß man zum Schluffe kommen, daß der Neutralitätsvertrag mit Ruß land ganz wohl daneben bestehen konnte; denn dieser ver pflichtet nur jeden Theil zur wohlwollenden Neutralität, wenn der eine Theil unprovozirt angegriffen würde. Nun ist kaum denkbar, daß Oesterreich Rußland je angegriffen hätte, es hätte also Deutschland nie in den Fall kommen können, ent weder den Neutralität-Vertrag oder den Drcibundsvertrag brechen zu müssen. Vielmehr richtete sich der Neutralitäts vertrag einzig gegen Frankreich. Bismarck wollte sich wie 1870 die Neutralität Rußlands sichern, wenn Deutschland wieder von Frankreich angegriffen würde. Durch den Neu tralitätSvertrag entlastete Bismarck ja sogar Oesterreich, das durch den Dreibundoertrag zur Mithilfe verpflichtet ist, wenn Deutschland von Frankreich und Rußland zugleich angegriffen wird. Der Neulralitätsvertrag mit Rußland beweist nur die ungeheure Sorgfalt, die Fürst Bismarck an den Tag legte, um Deutschland nach allen Seiten hin zu sichern." — Zellerfeld i. Harz, 30. Oktober. „Bald nach Verübung der Thal", so erzählt der Mörder Werner, „trennte ich mich zunächst von meinem Kameraden Große. Wir trafen uns dann später im Thiergarten wieder, nahe dem Großen Stern, gingen zusammen nach dem Grünewald und nächtigten dort im Freien. Dann machten wir uns nach Spandau auf den Weg. Dort erbettelte sich Große eine Hose, die alte, die Blutspuren zeigte, vergruben wir im Grünewald. Nun ging e» zusammen weiter nach Zehlendorf, wo wir da« eine Messer vergruben. «Das andere wurde bekanntlich am Thatorte gefunden.) Wieder nächtigten wir im Grünewald, dann schlugen wir den Weg nach Potsdam ein. Ein Arbeiter, dessen Namen ich nicht weiß, schloß sich un« an und zeigte uns den Weg. Er wie« un« auch denjenigen nach der Ver pflegungsstation, wo wir ein -Nachtlager fanden. Am nächsten Tage erfolgte vor dem Thore Potsdam« die Trennung von Große, welchem die Reisestropazen zu groß waren. Von Pots dam wanderte ich allein weiter. Dcr Arbeiter, der sich zu un« gesellt halte, schloß sich mir bis Brandenburg an. Da gab c« eine scharfe Kontrole der Papiere durch die Polizei, aber man ließ mich durch. Ich ging nun über Genthin, Magde burg nach Halberstadt. Zum größten Theile nächtigte ich in den Verpflegungsstationen, zuweilen aber auch im Freien, aber ich wurde nirgend» angchalten. Wiederholt sah ich meinen Steck brief in den Ortschaften aushängen. Aus dem Wege von Halber stadt nach Quedlinburg traf ich einen Gendarmen, er holte den Steckbrief au« der Tasche: „Sie sind Werner!" sagte er. „Fällt mir nicht ein", sagte ich, „mein Name ist Winter!" Ich zeigte meine Papiere, er sah mich nochmal» scharf an, steckte mein Bild wieder ein, und ich zog meine« Wege». Dann ging es nach Wernigerode. Da ich kein Obdach hatte, ging ich zur Polizei und meldete, daß ich ohne Wohnung sei. Man gab mir ein Obdach für die -Nacht. Am nächsten Tage zog ich über Harzburg durch das Ockerthal nach Zellerfeld, wo mich mein Schicksal ereilte. Ich bin den ganzen Weg zu Fuß geioandert und habe keine Noch gelitten, da ich mich in den VerpflcgungSstationcn ernährte und auch tüchtig bettelte. Al« ich festgcnommcn wurde, hatte ich noch zwölf Pfennige bei mir, die ich durch Betteln zusammengcbracht hatte." Locale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 2. Novbr. Am Freitag vor. Woche ist die Papierfabrik der Firma August Wenzel in NeidhardtS- thal von einem großen Schadenfeuer betroffen worden. Mittag gegen l Uhr ist in den Dachräumen de» alten Fabrik gebäudes, wo die Papierreste lagern, Feuer auSgckommen, welche» so schnell um sich griff, daß trotz dcr Anwesenheit eine» Fabrikpersonal« von gegen 100 Personen die Unter drückung de« Brandes im Entstehen nicht möglich war. Zwei große Fabrikgebäude, worin 4 Dampfmaschinen, 2 Papier maschinen, 6 Holländer, 3 große Packpressen und 4 HilfS- maschinen untergebracht waren, sowie ca. 600 Ctr. Papier sielen dem gefräßigen Element zum Opfer. Die Dampf- kesselanlage ist vom Feuer verschont geblieben, sodaß nach Wiederherstellung des Antriebe» mit der noch vorhandenen dritten Papiermaschine in einigen Wochen die Fabrikation wieder wird ausgenommen werden können. Am Löfchwerke beiheiligten sich 7 Spritzen der Umgebung und die Fabrik spritze. Al« erste am Platze erschien HundShübcl, die nächst folgende Spritze war die Untcrstützengrüncr. Diese beiden haben also den Anspruch auf die gesetzmäßige Prämie. Die EntslehungSursache de« Feuer« ist unbekannt. — Eibenstock. Wir leben im Zeichen der Electrici- tät! Ein Vortrag auf diesem Gebiet ist daher wohl mit Freuden zu begrüßen, umsomehr, wenn derselbe von einem so berufenen Redner, wie Herr Gustav Am berg, geboten wird. Daß seine Leistungen auf dcr Höhe der Zeit stehen und auch von allen Seiten anerkannt werden, beweisen zur Genüge die zahlreichen Einladungen, die Herrn Amberg alljährlich au» allen Theilcn de» Reiche« zugehen, z. B. ist er ein ständiger Redner im Gewcrbchau« zu Dresden u. a. Vor Antritt seiner Vortrag-reife führt er alljährlich seine neuesten Er findungen, Maschinen, Apparate :c. einem Kreise von Sach verständigen vor; so schreibt z. B. über die letzte Demonstration die Vossische Zeitung vom 4. Oktober: Ungewöhnlich zahl reichen Besuch hatte am Sonntag, den 4. Oktbr. der Experi- mcntalphysiker Amberg in seinem in der Spenerstraßc bclegcnen Laboratorium. Eine große Anzahl Mitglieder dcr Deutschen Gesellschaft für volkSthümliche Naturkunde hatten der Ein ladung de» Herrn Amberg zur Besichtigung seiner Arbeits räume mit ihrem kostbaren DemonstrationSuiatecial Folge geleistet. Diese Flucht von Zimmern hoch oben über dem Geräusch der Straßen, alle mit zahlreichen elektrischen Leit ungen durchzogen, die durch eine von der Firma W. Boese u. Co. gelieferte und gleichzeitig für den Transport einge-