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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189611032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18961103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18961103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-03
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Monat
1896-11
-
Jahr
1896
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richtete Akkumulatorenbatterie von 3» Zellen gespeist werden, mit ihren vielen und werthvollen physikalischen Apparaten für Optik, Wärme, Akustik, Mechanik, Chemie und Projektions apparaten verschiedener Systeme bietet allein eine Sehens würdigkeit ersten Range». In Verbindung damit steht eine Mechaniker-Werkstatt, wo eine rastlose Thätigkeit für die be vorstehende Vortragskampagne entfaltet wird; denn schon harren einige 90 dauerhaft gearbeitete und aus « Praktischste eingerichtete Kisten, die einen ganzen Eisenbahnwagen füllen, der Ausnahme all jener Kostbarkeiten, um Herrn Amberg auf seinen Wandervorträgen als unschätzbare» Werkzeug zu dienen. — E» dürfte somit wohl ein sehr interessanter Abend zu erwarten und der Besuch de» Vorträge» Jedermann zu em pfehlen fein. — Leipzig! 30. Oktbr. Der frühere nationalliberale Abgeordnete Rechtsanwalt 1>r. Han» Blum ist wegen unterlassener Abrechnung u. Gebührenüberhebung durch ehren gerichtliche» Urtheil mit der Strafe der Ausschließung au» dem An walt stände belegt worden. Die ihm zur Last gelegten Verfehlungen liegen soweit zurück, daß c» ihm, da die Akten bereit» vernichtet waren, unmöglich gewesen zu sein scheint, die Anklagen zu cntkräftigen. Er veröffentlicht in den »Leipziger 'Reuesten Nachrichten" folgende Erklärung: „Gegen das gestern über mich gefällte Urtheil de« Ehren gerichts der AnwaltSkammcr im Königreiche Sachsen habe ich bereit« heute die Berufung an den Ehrengerichtshof beim Reichsgericht eingelegt und damit jene« Urtheil vollständig der Rechtskraft entbunden. Ich hoffe zuversichtlich auf ein ganz anderes Ergebniß in der Berufungsinstanz. L.-Plagwitz, den 29. Oktober 1896. Ist-. Hans Blum." — Zwickau, 29. Oktober. Dritte Strafkammer. Wider den Maurer Earl Ludwig Brückner in Schönheide, geb. am 9. Dezember 1847 zu CarlSseld, erkannte das Kgl. Schöffen gericht zu Eibenstock in seiner öffentlichen Sitzung vom >6. September d. I. wegen Beleidigung de« GemcindevorstandS Haupt in Schönheide auf eine Gefangnißstrasc von 6 Wochen, sprach auch dem Beleidigten PubiikationSbefugniß zu. Hierbei verblieb es auch heute, da die von dem Angeklagten gegen da« erstinstanzliche Urtheil eingelegte Berufung verworfen wurde. — Borna, 30. Oktober. Verhaftet wurde heute Vor mittag ein hier in Stellung befindlicher Barbiergehilfe. Derselbe hatte einem in der Kaserne wohnenden Oksizier, bei welchem er geschäftlich zu thun gehabt hatte, ein Portemonnaie mir Inhalt gestohlen. Der Dieb wurde der König!. AmlS- anwaltschast zugesührt. — Wurzen. Eine hiesige FleischermcisterSehesrau hatte da« Unglück, beim Putzen de« Schaufenster» mit der Leiter auszurutschen. In ihrer Angst griff sie, um sich zu halten, nach dem im Schaufenster stehenden Aushängebogen, so daß sie sich mit beiden Händen an den am Bogen befindlichen Haken aufspießte. An der einen Hand fehlte gar nicht viel, und der Haken hätte die Schlagader aufgerisscn. Wenn die« der Fall gewesen wäre, hätte sich die Frau, da Niemand im Laten war, wahrscheinlich verblutet. Erst aus ihr Geschrei liefen Nachbarn herbei, die sic au« ihrer schrecklichen Lage befreiten und einen Arzt zum Verbinden herbeiholten. — Markranstädt, 29. Oktober. Von der König!. Kreishauptmannschaft Leipzig ist vor kurzem eine Entscheidung der dortigen König!. Amtshauptmannschaft bestätigt worden, die auch in den weitesten Kreisen von ganz besonderem Inter esse sein wird. ES betrifft dies die hiesige gemeinsame Orts krankenkasse. Diese gerieth bekanntlich voriges Jahr in Differenzen mit der hiesigen Apotheke bezüglich des Bezuges von Medikamenten, weil sic sich von ihr sür überthcuert hielt, und lras Maßnahmen, die allgemein Kopsschütteln verursachten. Unter Anderem veranlaßte der Vorstand die Kassenärzte mittels Schreibens, sich so viel als möglich bei dem Verschreiben von Arzneimitteln mit denjenigen Mitteln zu behelfen, welche auch außerhalb der Apotheken verkauft werden dürfen, und die Kassenmiiglicder anzuwciicn, diese Mittel nicht au« der Apo theke, sondern aus der hiesigen Älbertdrogerie zu entnehmen. Dagegen erhob der Inhaber der hiesigen Apotheke Widerspruch bei der Königl. AmtShauptmannschaft Leipzig, und diese ent schied nach gutachtl^hcm Gehör des BezirkSarzte», daß die von der Krankenkasse ihren Mitgliedern zu liefernden Arzneien nur aus der Apotheke entnommen werden dürfen. Ein bei der Königl. KrciShauptmannschast dagegen eingelegter Rekurs feiten« des Vorstandes der Kasse halte negativen Erfolg. Beide Behörden gehen hier von der Ansicht au», daß unter Arznei im Sinne de« Gesetze« auch diejenigen „Arzneimittel" mit begriffen find, welche nach der Kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar 1890 auch außerhalb der Apotheke seilge boten werden dürfen, und unter Arzneien diejenigen Heil mittelpräparate zu verstehen sind, welche genau den Vor schriften der Pharmakopöe sür das deutsche Reich entsprechen und von approbirten und konzessionirten Personen in der Weise hergesteüt werden, daß die Reinheit und Zusammen setzung derselben den hierüber gegebenen gesetzlichen Vor schriften entsprechen. Der Begriff „Arzneimittel" gelte in gleicher Weise für die Präparate, welche auf Grund der behördlich genehmigten Taxen im Handverkäufe abgegeben werden. Der Drogist dürfe deshalb, wenn er auch, wie hier der Fall, zu gleich Chemiker sei, Arzneimittel nicht liefern, sondern nur Drogen und Chemikalien, weil er für die Beschaffenheit und Reinheit seiner Präparate Garantie nicht zu übernehmen brauche und in dieser Beziehung von Niemandem kontrolirt werden könne. I r i e d e. Erzählung au» dem deutsch,französischen Kriege von Gustav Lange- <10. Fortsetzung.) »Sie kommen, um die Erfüllung meines Versprechen« zu fordern, Herr Burmüller," sagte der Fabrtkhcrr nach kurzer Pause. Wohlan ich bin dazu bereit und heute noch vor Zeu gen Ihnen meine Tochter mit deren Einverständniß al« Ihre Braut zuzusühren, doch gebe ich Ihnen nochmal» zur Erwäg ung, ob e» Angesicht» der jetzt herrschenden KricgSnolh und ganz besonder» mit Rücksicht aus den heutigen Tag, der für unser Frankreich eine Schmach bedeutet und jeden Patrioten bi» tief in« Herz hinein schmerzlich berühren muß, e» nicht besser wäre, wenn die eigentliche Feier noch um einige Zeit verschoben würde; meine Landsleute werden es mir sehr ver argen, wenn ich so wenig Tactgcfühl für unser theucre» Frank reich an den Tag lege, daß ich seinen schmerzlichsten Tag in Lustbarkeit und Freude in meinem eigenen Hause ausgchen lasse." »Nein, Herr Blondel, suchen Sie nicht den Tag, welchen ich so fehnlichst herbeigewünscht, noch hinauszuschieben. Meine Liebe zu Eugenie ist zu solcher Gluth entfacht, daß ich auch keine Zögerung mehr ertragen kann. Ich brenne vor Verlangen, der Holdseligen, die mein ganze« Sinnen und Trachten erfüllt, den ersten bräutlichen Kuß auf die Lippen zu drücken, um mich dann auch in Kürze ihre« vollständigen Besitze» erfreuen zu können, wenn un« erst de» Priester« Segen verbunden. Wa» hat meine Liebe schließlich auch mit den Zeitereignissen, mit der Gefangennahme Napoleon» zu thun. E» ist jedenfalls nur eine vorübergehende Schlappe, welche das französische Heer erlitten, von der e» sich wieder erholen wird." Der Fabrikherr wandte sich einen Augenblick ab, die Worte de» Manne-, den er einst Sohn zu nennen gezwungen sein sollte, erfüllten ihn mit Abscheu, jeder Silbenklang widerte sein Ohr an. O daß er nicht die Macht halte, ihn seine ganze Verachtung fühlen zu lassen, doch ihm waren vorläufig die Hände gebunden — „vorläufig", diese« Wort flüsterten auch seine Lippen leise, al» er sich Burmüllern wieder zuwandte und sagte: »Nun, so sei c» denn, ich werde mein verpfändete» Wort cinlöscn. Gehen Sic einstweilen zu meiner Frau und Tochter, ich werde gleich erscheinen, um die Gäste, welche bald eintreffen werden, zu empfangen." „Haben Sie Dank, tausend Dank, Herr Blondel, Ihre Worte machen mich zum glücklichsten Menschen. Ich schwöre Ihnen —" „Halten Sie ein," unterbrach der Fabrikherr Burmüller. „Schwören Sie keinen Meineid. Sie wissen am besten, wel che» unselige Verhängniß mich dazu getrieben, mein einzige» Kind al» Retterin meiner Existenz zu opfern, darum versprechen Sie mir auch, jeden unnölhigcn GefiihlSauSbruch, welcher unter den obwaltenden Umständen vollständig an Werth ver liert, zu unterlassen." „Weß da» Herz voll ist, dem geht der Mund über," decla- mirte Burmüller pathetisch. „Ich fühle mich als der glücklichste Mensch unter den Sterblichen und da werden Sie mir schon verzeihen, wenn meine Worte zuweilen etwa« abwcichen von meiner sonstigen Art. Doch Ihrem Willen werde ich mich fügen. Also auf Wiedersehen!" Mit diesen Worten verschwand Burmüller aus dem Comp toir, um dem Wunsche de« Fabrikherrn gemäß der Frau und Tochter de» Hause» die weiteren Stunden de» Tage« bi- zu Beginn der BerlobungSfeier zu widmen. Ein seltsamer düsterer Ernst lagerte über der ganzen Ge sellschaft, welche sich in den mit Eleganz und Luxus auSge- statteten Räumen de» Blondcl'schen Hause» zur Verlobungs feier der einzigen Tochter des Hausherrn eingefünden. Nicht die kostbaren Speisen und ihcuercn auserlesenen Weine ver mochten die Stimmung zu heben; wirkungslos blieben auch die zuweilen derben Späße BurmüllerS, die einzige Person, welche voll übersprudelndcr Laune war und den kullinarischen Genüssen tüchtig zusprach. Einsilbig floß die Unterhaltung dahin, welche sich hauptsächlich um die Ereignisse bei Sedan drehte, man hätte eher glauben können, die Gaste seien zu einer Gcdächtnißfeier erschienen und nicht zu einem Freuden feste. Schlicht und einfach und nicht im prunkenden Gewände, wie cS der Bedeutung des Tages angepaßt gewesen, saß auch die Braut still und wortlos in sich gekehrt da. Ein schwer- müthigc» Lächeln umspielte zuweilen ihre Lippen, wenn ein direkt an sic gerichtetes Wort zu ihr drang oder Burmüller, der sich die größte Mühe gab, den angenehmen Schwörc- nöthcr zu spielen, ihr irgend eine Schmeichelei sagte, die aus seinem Munde eher abstoßend als wohlthuend wirkte. Einen schweren Kainps hatte e« Eugenie gekostet, als ihr Vater nach seiner Milthcilung von der Werbung Bur müllerS um ihre Hand ihr gleichzeitig die Offenbarung ge macht, daß seine, ja die Zukunft der Familie wesentlich von dem Fabrikleiter beeinflußt werde, und es nur von dessen' Gnade abhing, ob die Blondelsche Familie auch fernerhin ihre bisherige Lebensweise sortsetzen könne. Zwar hatte ihr Vater nicht direkt den Wunsch ausgesprochen, um seinetwillen eine so ungleiche Ehe einzugehen, ihr Jugcndglück und ihre Jugendliebe zu opfern, indeß klang aus seiner Stimme ein so unendlich bittender Ton heraus, daß sie schließlich nicht ancer» Hanseln zu können glaubte, uns mit tiefem Weh iin Herzen zwei Tage später ihrem Vater erklärte, die Werbung des ihr verhaßten Mannes annehmen zu wollen, uin die Fa- milicnchre zu retten. Von diesem Tage an war es, als habe Eugenie voll ständig mit der Welt und ihren Freuden abgeschlossen, alle ZukunflSträume begraben. Vollständig gleichgültig willigte sie in alle Vorbereitungen zur VerlobungSseier ein, keinen Wunsch äußerte sic, mochte auch ihr Vater und Burmüller in sie dringen, sie mit Bitten bestürmen, ihr Alles versprechen, was menschenmöglich zu erfüllen. Wenn sie aber dann allein in ihrem Gemach sich befand, allein, von keinem Menschen beobachtet, dann brach sic zuweilen in ein heftige« Weinen auS; wie eine heilige Reliquie Holle sic die letzten Zeilen Gebhard Schwaller» hervor, welche derselbe kurz vor iciner Abreise noch an sie gerichtet. Blutenden Herzen» las sic immer und immer wieder die theuren AbschiedSwortc, seine herzliche Bitte, ihm ein treues Andenken bewahren zu wollen, durch. Die Schrift war längst nicht mehr leserlich, verwischt war sie durch die vielen Thränen, welche das Papier schon benetzt, aber in ihrem Herzen war jede« einzelne Wort wie mit Flammenschrift eingegrabcn, bi« an ihr Ende würde sic dieselben immerdar im Gcoächtniß behalten. Wo mochte er weilen, der edle, brave Mann, welcher sein Alles, sein Hab und Gut für sein Vaterland zu opfern bereit war? Hatte eine feindliche Kugel im heißen KampfeSgewühl seinem jungen Leben vielleicht schon ein frühzeitige» Ende bereitet, oder kämpfte er noch in den Reihen seiner Brüder tapfer sür sein Vaterland? Diese« waren in der Regel ihre Schlußgcdanken, und doch wollte es ihr nie gelingen, Trost darin zu finden, ihren Schmerz um da« verlorene Lcbensglück zu stillen. Mit feierlichem Ernst erhob sich nach Beginn der Fest tafel Maurice Blondel mit dem gefüllten Champagnerglas in der Hand, um der Pflicht zu genügen, den versammelten Gästen die Verlobung seiner Tochter mit Burmüller zu ver künden und da« erste Gla» auf da« Wohl de» neuverlobten Paare» zu leeren. Wie um nach den richtigen Worten zu suchen, damit er seine Rede in die rechte Form kleide und die fehlende Herzlichkeit und Aufrichtigkeit durch einige nicht«- sagentze Phrasen zu ersetzen, ließ er seinen Blick im Kreise umherfthweisen; aber trotzdem er e» allezeit verstanden, seine Mitmenschen über seine wahren Gedanken und Empfindungen zu täuschen, so ließ ihn die Gabe der Heuchelei, die ihm in reichem Maße stet« zu Gebote gestanden, in dem Augenblick, wo er im Begriffe war, sein eigene« Kind seinen selbstsüchtigen Zwecken zu opfern, vollständig im Stiche — doch nur wenige Augenblicke — seine falsche Natur trug schließlich den Sieg davon und schon war er im Begriffe, seine Rede zu beginnen, al» plötzlich draußen auf dem Corridor lebhafte« Stimmen gewirr zu der Gesellschaft hereindrang, laute französische Worte der Dienerschaft und dazwischen kräftige deutsche Flüche an sein Ohr schlugen. Schon wollte sich der Fabrikherr, der ebenso wie die übrige Gesellschaft nicht wenig erstaunt war, einen der im Zimmer anwesenden Domestiken beauftragen, nach rem Grunde dieser Störung zu forschen, al» auch schon eine der Flügel- Ihüren heftig aufgerissen wurde, und im Rahmen der Thür die kräftige Gestalt eine« deutschen Infanterie-Unteroffizier« sichtbar wurde. „Monsieur Schwaller!" ertönten erschreckte Rufe und in der That, kein Anderer war», al« Schwaller, welcher gleich einem Rachegott hier einbrang, unbekümmert darum, ob sein Erscheinen die zu einem fröhlichen Feste versammelte Gesell schaft störe. „Ah, also finde ich Dich doch hier, Du Räuber meine» Glücke» und Zerstörer meine« Eigenthums!" schrie Schwaller mit wuthentbrannter Stimme, indem er, die Hand geballt, auf den Theil der Tafel zuschrilt, wo Burmüller neben Eugenie seinen Platz inne hatte. „Gut, daß ich noch rechtzeitig komme, um Abrechnung, fürchterliche Abrechnung zu halten!" Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand; flößte schon der etwa» verwildert anssehende Mann in der den Elsässern verhaßten Uniform schrecken ein, so thaten die« noch mehr seine zornigen Worte. Einige der Damen fielen in Ohnmacht, während die Männer von ihren Sitzen aufsprangen, um mög licherweise Len Eindringling von Weiterem abzuhalten. Nur Eugenie verlor keinen Augenblick ihre Ruhe, im Gegentheil, ihr Antlitz überflog ein Schimmer der Freude, ihr erschien der Mann wie ein rettender Engel. Nachdem Maurice Blondel seinen ersten Schreck über wunden und er sich mit einem Blick durch die geöffnete Thür überzeugt, daß im Vorsaale weiter keine deutschen Soldaten zu bemerken waren, also Schwaller allem Anscheine nach allein gekommen, raffte er seinen ganzen Muth zusammen und trat Schwaller entgegen. „Was soll dieser Auftritt hier in meinem Hause?" frug er mit schneidender Stimme. „ Sollte sich durch Sie bestätigen, was man sich allgemein von der deutschen Soldateska erzählt, deren Barbarei nichts heilig ist, nicht einmal das Bürgerhaus, in dem man sich zu einer Familienfeier versammelt und wo man nicht« gemein hat mit der Feindschaft der Völker, bi» wohin der Krieg noch nicht mit seinem Verderben gedrungen?" „Ei, seht doch, Herr Blondel, wie sehr Sie Ihr Ge- dächlniß im Stiche gelassen, und wie wenig Sie von der Ge sinnung Ihrer Gaste unterrichtet sind, welche diese un» Deut schen gegenüber hegen, oder sollten Sie vielleicht nicht wissen, wie vor wenigen Wochen dort jener Schurke, den ich auf Ihre Empfehlung hin in meine Fabrik ausgenommen hatte, die Arbeiter gegen mich aufzuhctzen versucht, um mein Eigen- thum zu zerstören? Darum gebe ich Ihnen die Beleidigung, welche Sic mir soeben zugefügt, zurück, indem ich Ihnen zurufe: „Sage mir, mit wem Du umgehst und ich sage Dir, wer Du bist! sie werden den Brandstifter und Ruhestörer nicht von Ihren Rockschößcn abzuschüttcln vermögen, Herr Blondel, und ich bin gekommen, um mir Genugihuung zu verschaffen". Der Fabrikhcrr war tovtenblaß geworden ob der schweren Beschuldigung; da» gefüllte Champagnerglas, welche« er noch immer in der Hand hielt, entglitt seinen Fingern, sodaß der perlende Inhalt sich auf den schweren Teppich de« Fußbodens ergoß. „Hinaus aus diesem Gemach oder ich lasse Sie durch die Dienerschaft hinauSwerfcn", schrie Blondel mit heiserer Stimme. „Glauben Sie, der augenblickliche, durch Verrath errungene Vortheil Ihrer Truppen berechtigt die Angehörigen derselben, sich überall al« die Herren auszuspiclen? Nein, sage ich Ihnen, und ich werde mein Haus von Ruhestörern frei zu hallen wissen." Gebhard Schwaller lachte laut auf, sodaß es gellend durch den stillen Raum tönte. „O, Sie Erbärmlicher, Sie wagen von Verrath zu sprechen, wären Sie Zeuge gewesen aus den Schlachtfeldern von Gravelotte und Wörth, hätten Sie mit eigenen Augen gesehen, wie die deutschen Truppen die Spicherer Höhen und den Geisberg erstürmten, wo so viele brave, tapfere Soldaten in Folge französischer Hinterlist und Napoleonischer Nieder tracht ihr junge» Leben auSgchaucht, Sie würden nicht zum zweiten Male von durch Verrath erfochtenen Siegen sprechen. Doch wie dem auch sei, die Zukunft wird e» lehren, ob nur ein augenblicklicher Erfolg sich an unsere Fahnen geheftet, ob dem heutigen Sedan nicht bald ein viel bcmüthigenderes in Pari« selbst folgen wird. Eine» aber rathe ich Ihnen, Herr Blondel, sprechen Sic in meiner Gegenwart nie wieder einen Schimpf gegen da» deutsche Heer aus, oder bei Gott ich könnte vergessen, daß wir einst al» Nachbarn freundschaft liche Beziehungen zu einander geflogen. Nun aber zu Ihnen, Herr Burmüller!" lFortsetzung solgt.) Vermischte Nachrichten. — Der Erfinder der Eismaschine. Au» Sydney, 3. September wird der »Franks. Ztg." geschrieben: Jame« Harrison, der im Jahre 1856 die erste Maschine zur Dar stellung von Ei» aus künstlichem Wege (mit Aether) konstruirte, hat da» Schicksal so mancher anderer Erfinder getheilt: Arm und von der Welt vergessen, ist er am 3. September 1893 in seinem Häuschen an der Corio-Bucht bei Melbourne au» dem Leben geschieden. An diese Thatsachc wird man durch einen Nachruf erinnert, den der in der Melbourncr Vorstadt South Harra lebende Bruder de« Erfinder« in den Blättern ver öffentlicht. Derselbe hat folgenden Wortlaut: »Zur Erinner ung an James Harrison, der am 3. September 1893 im Al ter von 77 Jahren in seiner Cottage auf Point Henri an der Corio-Bucht plötzlich verschieden ist. Er war der erste Mann in der ganzen Welt, dem e« gelang, auf künstlichem Wege Ei« in Handelsmengen und für die Zwecke de« Han del» darzustellen. Seine Erfindung hat den Weg gebahnt sür den gesammten heutigen Ueberseetran«port von dem Verderben au«gesetzten Gegenständen. Der Lohn de« Erfinder« war der finanzielle Ruin. Die Welt erntet den Nutzen, der Mann
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