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? >^L- ö. ?, Ä. >'-. > - ^.pHA^-W- '^6 Kifchofswerda, Gtolpe« und Umgegend^ Amtsblatt drs König!. Verichtsamtes u«r -es StaÄlrathes zu Kischofswerda. Sonnabend, de« LS September. D Li, ' DiefeZeitschrift «schrat wöchmtttch 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich l2> Ng».-V - - Inserate werden die gespaltene Zeil« «der deren Raum mit 6 Pf. berechnet. ' 1186« Die italienische Bewegung. -Ebenso-zweifellos, wie ein Blick auf die Entwicke- lung der jetzigen Verhältnisse lehrt, daß Victor Emanuel sein« Angriff auf da« päpstlich« Gebiet nur im stillen Einverständniß LouiS Napoleon- und zur Verwirklichung jene« Programm« unternimmt,' da« in der berühmten Broschüre bereits seit neun Monaten vorgezeichnet ist, ebtisso einfach und klar liegen die Gründe vor, weshalb Viotör Emanuel Nicht Garibaldi «S überläßt, den Kir- chetkftitat ebenso zu erobern, wie da« übrige Italien. Daß Victor Emanuel bloS au« Furcht vor Revolutionen und auS legitimer und konservativer Abscheu gegen den Groß- Mustier Garibaldi so handelt, das Ist dummes Zeug. Victor Emanuel ist ein König von Charakter und Ein- ficht. Sr rdeiß e« zu gut, daß er an Garibaldi einen Mann gefunden, wie er in der Weltgeschichte nur selten auftrltt. So viel Hoheit und Äradheit, so viel Heldenmuth und HerzenSgüte, so viel Herr schergaben und Schlichtheit, so viel Begeiste rt» ag und singe Berechnung finden stch selten, über aus fetten kn einer Natur beisammen; und nun noch gar solche Vaterlandsliebe, solcher Opfermuth, solcher Anhang deS Volkes und solche Uneigennützigkeit! Wenn Vtrtör Emanuel nicht Ehrenmann genug wäre, um von jdlcheN Lugenden Garibaldi'« eingenommen zu sein, die Klugheit allein schon würde eS ihm geboten haben, fich der unschätzbaren Dienste eine« solchen Generals für immer zu Mrstchern E« ist auch in der That nicht Eifersucht, die Victor Emanuel nöthigt, den Kirchenstaat selbe» zu erobern. Da» kriegerische Spiel ist dem Ge- rreral Lamoricitzre gegenüber auch ernster. Wir brau chen Un« nur der bekannten Vorgänge der neueren Zeit zu erinnern, um zu sehen, daß die heutige TageSgeschichte nur eine naturgemäße Folge der historischen Verhältnisse 4ft. Victor Emanuel hat seit der Stunde seiner Thron besteigung die Befreiung Italiens au« dem Joche Oester reich« zu seinem LebenSprinzip gemacht. Diese Befreiung iss uur möglich, wenn ganz Italien fich zu derselben dweinigt, und diese Einigung ganz Italien« ist wiederum nur möglich, wenn die mit Oesterreich verbündeten Dy- rülstien aufhören zu regieren und der weltlichen Herr schaft de« Papste« «in Ende gemacht wird, die stet« im SRmdt mit ein Mittel der Dülkerunterdrückung gewesen ist. Da« Programm Victor Emanuel« ist also an fich ganz klar, .und eS 1A auch ganz natürlich, daß von dem Fünfzehnter Jahrgang. Tage ab, wo daS italienische Volk einsah, daß eS ihm Ernst ist, eS zu erfüllen, alle politischen Parteien.fich einigten, diesen König in seiner großen nationalen Aus gabe mit aller Kraft zu unterstützen. Unter den Volks« männern, die stet» für die Einheit und Freiheit Italien- gekämpft haben, ragte Garibaldi bereit» seit dem Jahre 1848 als »in Charakter hervor, der den nationalen Standpunkt höher stellte, al» den bloS politischen. Ihm war die StaatSform nur eine Form; der Staat-inhalt war ihm Alles. Italien einig und frei zu wissen, dafür setzte er immer sein Leben ein; einen Fanaii-muS für ein« bestimmte Form, unter der «S geschehen müsse, hat er zu keiner Zeit bewiesen. Diese Sigenthümlichkeir sst- neS Wesen« war so allgemein bekannt, daß selbst die radicalsten Republikaner und fanatischsten Revolutionäre nicht den leisesten Schatten eine» Makels Ihm anhefteteo, al» er, der einst so tapfer die Republik vertheirigte, in den Dienst Victor Emanuel» übertrat. Sie mußten sehr wohl, daß an Garibaldi keine Falschheit und keine Hin terlist ist. Sie wissen auch heutigen TageS, daß Gari baldi in vollster Treue dem Könige dient, aber nur jo lange und so weit dient, al» dieser die Aufgabe seine« Daseins wirklich erfüllt. Vicior Emanuel weiß sehr wohl, wa« er an Garibaldi besitzt; er weiß aber auch die Bedingung, unter weicher er fich diese» unschätzbare» ManneS bedienen kann. Außer Garibaldi hat Victor Emanuel noch einen Beschützer gefunden, der persönlich eigentlich das Gegenstück de« ersteren ist, dessen Macht jedoch in Europa die einzige ist, welche t hat sächlich die Einheit Italiens begründen hilft. Welche Motive LouiS Napoleon zu dieser Politik hat, darüber kann man streiten; die Thatsache aber wird kein Mensch leugnen, daß, wenn heutigen TageS LouiS Napoleon au» der Welt verschwände, fich der ganze ReactionSsturm, trotz Englands Sympathie für die Freiheit und Preußen« tiefstnnnig« liberaler VermittelungS-Abfichten und Rück sichten, noch einmal über Italien ergießen und über Blut und Leichen seine frommen und fanatischen Orgien da selbst feiern würde. Unter solchen Umständen bleibt Victor Emanuel nur die Wahl, Frankreich zum Schutz nach außen hin und Garibaldi zum Siege im Znaern zu benutzen, fich selber aber in eigener Thätigkeit dort auf den Posten zu begeben, wo bei einem Zusammen treffen ganz unfehlbar eine feindselige Begegnung seiaer zwei Schutzmächte erfolgen würde. Und die« eben ist jetzt geschehen. Nachdem der Norden Italien« fich Viktor