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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend» . . / , -—.——— . 4-t' Amtsblatt des Königs. Gerichtsamtes «nd des Stadtrathes zu Difchofswerda. ..... . 5 Diefe Seitschrrst wöchentlich 2 Mal, Mittwoch- und Son«abe«d-, und kostet viertrljährüch r2j N-Ln Die legitime Herrschaft der Bourbonen / - in Neapel. iJn Wien richtet man sich auf «inen Besuch de» Königs von Neapel ein; und es ist wahrscheinlich, daß Kranz ll., wenn e» zu dieser sonderbaren Sommerreise kpounen sollte, dann einen längeren Aufenthalt in dem etwa» rauhen Klima der Donauufer nehmen wird. Er noch ein junger Mann, aber e» könnte sich ereignen, daß er darüber wegstürb«, «he er Neapel wiedersähe. Wiegt die Revolution auch aus dem Festlande, woran nicht der mindeste Zweifel ist, so befände sich dann bei nahe der ganze Süden Europa» in der Lage, keinen einzigen legitimen Herrscher mehr zu befitzen. ; Wer hätte »a» vor 80 Jahren gedacht! Um die Aei^ wo unser« Großväter Säuglinge waren, hatte Eng land den Einfall durchgefübrt, sein rechtmäßiges Herr- schergeschlecht, daS fich durch schlechte Regierung verhaßt gemacht hatte, wegzujagen und sein Heil unter einer qoafilegitimen Dynastie zu versuchen. Die Weltgeschichte ist ihr« Bahn weiter gegangen. Jetzt bilden die illegi timen und quqstlegitimen Herrscherfamilirn auf den euro päischen Königsthronen schon beinahe die Mehrheit. — Ugland haben wir schon genannt; in Schweben und Norwegen finden wir dir Nachkommen eines französischen Offizier», in Frankreich den Enkel eines corfikanischen Advocate», in Belgien einen Koburger, in Spanien und Portugal usurpatorische Seitenlinien, in Italien find fast «He kleinem legitimen Fürstenhäuser, die dem Volke daS 3o«h zu schwer gemacht hatten, vertrieben; selbst die welttiche Herrschaft d«S Papste» ist durch vie Nähe Ga ribaldi'» wackelig und bröcklich geworben; in Griechen- kqnd ist her philhellenische Otto im Besitz der fürstlichen Gewalt. Siebt e« einen zurechnungsfähigen Menschen in Europa, welcher überzeugt ist, daß die Bourbonen in Neapel ein bessere» Recht befitzen al» die Bernadotte » in Stockholm? Laßt Italien seine Angelegenheiten selbst ordne». Für die .legitime" Herrschaft Oesterreich» in Venetien eintreten, ist für Deutschland ein« bedenkliche Sache. Für wen soll dort deutsches Blut «inireten und vergossen werden? Für.Legitimität und Concordat." Ueberall find dir großen europäischen StaatSumwäl- znngfn au» dem Uebermuihe de» Absolutismus und au» dtp Mißbrauche uneingeschränkter RegierungSgewalt her- vprg'gaugen. Wer die Geschichte grlesm — wir wollen nicht fordern studirt —hat, wird un« beisttmmen, wenn Känstchnter Jahrgang. wir sagen: die rechtmäßigen Königsfamilien der StuaiL» in England, der Wasa'S in Schweden, ded Bourbofip in Frankreich, der Braganza'S in Spanien find die, W» ralischen Urheber der Revolutionen gewrsea, denen , sie erlegen find. Weil fie ihre RegierungSgewalt mißbrauch ten. weil fie die Unterthanen wie Sklaven mißhandelten, weil fie Rechte behaupteten, die ihnen gar nicht zukameu, so verloren fie auch diejenigen Rechte, die ihnen wirklich zukamen. DaS ist die Justiz, welche di« Weltgeschichte zu üben pflegt. Wo im Privatrechte wegen Mißbrauch» der Rechte unter Curatel gestellt wird, da tritt nach der unbeugsamen Weltgeschichte die ConfiScation ein. Danüt werden die Rechte der Herrscherfamilien nicht geleugnet, damit wirs aber von der Weltgeschichte di« großeLehre eingeschärft: baß die.Legitimität" nur durch Gerecht tigkeit besteht! WaS bat dem preußischen,, sächsische» und manchem andern trefflichen Königshaus« seither in allen Stürmen die .Legitimität" erhalten und befestigt? Die große Zahl der trefflichen Regenten, die au» dm altyr Stammbäumen gleich frisrben Zweigen hervorgeschvffen find. Warum hat der politische Sturm die Ställün« so mancher Dynastie niedergeworfen? Weil fie inner lich faul waren. — Der Glanz des Bourbonengefihlechi» erstreckt fich über viele Jahrhunderte zurück, und wa» ist auS diesem Königshaus« binnen einem Menschenalter geworben? Wie furchtbar hat fich der schnöde Miß brauch der Gewalt an ihm gerächt! Vor 30 Jahren herrschte noch ein Bourbon der alten ächten Linie in Frankreich „auf dem schönsten Throne der Christenheit", wie man damals zu sagen pflegte; in Madrid regierte ein Bourbon, Ferdinand VIl., Enkel deS franz. Königs LuvwigS XIV.; daS herrliche Königreich beider Sicilien gehorchte einer bourbonischen Dynastie, und in Mittel italien versorgte ein kleines Fürfienthum eine Nebenlinie desselben mächtigen Geschlecht». Von all der Herrlich keit ist durch daS „Weltgericht der Weltgeschichte" nicht» Andere- mehr übrig geblieben, al» die unschuldige Isa belle in Spanien mit einem zurückgehruden Rejwe, da» durch innere Zerrüttungen seinem Versinken nahe ist, und »er wankende und bald stürzende Thron zu Neapel, dessen Bestehen in dem festländischen Theile de» Reich» von keiner Affecuranzgrsellschaft mehr versichert werden würde, selbst wenn man die höchsten Prämien zahlte. Wodurch ist ein so tiefer Sturz von so erhabener Höh« verschuldet worden? Die Geschichte läßt über die Antwort auf diese Krage nicht den mindesten Zweifel