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„Ja. Er war heute hier, ich habe ihn gesehen." „Ich möchte, daß Du sogleich nach Crower gehst nnd Oberst Effingham diesen Bries giebst. Aber beeile Dich. Wenn ihn der Oberst zur rechten Zeit erhält, sollst Du einen Souverän haben. Nimm den Schimmel, er ist da« schnellste Pferd, und schlage den kürzesten Weg ein, es handelt sich um Leben und Tod. Und bedenke, daß es ein Gehcimniß ist." Ihre Blicke und ihre Aufregung wirkten mehr aus den Burschen, als ihre Worte. Er steckte den Bries in seine Tasche und versprach, ihren Befehl pünktlich auSznfllhren; dann eilte er in de» Stall, sattelte den Schimmel, und wenige Minuten später flog er davon. Lady Barbara ging an das User zurück und beobachtete durch ein Fernrohr das Boot. Während sie so auf Champney'S Rettung bedacht war, dachte dieser an sie und Essingham mit Bitterkeit und Wnth. Er lenkte das Boot in den Hafen, band es fest und schlug den nächsten Weg nach Essingham « Hotel ein. Als er dasselbe erreichte, fiel ihm ein Bursche auf, welcher aus einem schweißtriefenden Pferde saß. Dieses zeigte Spuren großer Ermüdung; es war augenscheinlich übernatürlich an gestrengt worden. Lord Champneh erkannte sogleich Roß und Reiter. ES war derselbe, welcher von Lady Barbara gesandt worden war, um Effingham ihren Brief zu überbringen, den er auch vor etwa zehn Minuten demselben überreicht hatte. Er dachte an sein Versprechen, das Gcheimniß zu bewahren, und wollte an Lord Champney vorüberreite», aber sein Pferd war nicht schnell genug. Der Lord ergriff de» Pferde« Zügel und fragte nach den Geschäften de« jungen Reiter«. „Ich habe einen Auftrag besorgt," war die ausweichende Antwort. „Was für einen Auftrag?" „Die Schneiderin meiner Lady gebraucht allerlei Seide, Zwirn, Band und dergleichen. Ich muß jeden Tag für Miß Ada etwas holen. Ich habe nicht« gethan, um gescholten zu werden!" und er that, als ob er weinen wollte. Der Baron ließ den Zaum fallen. „Reite zu," sagte er rasch. „Bestelle Deine Sachen gut. Ich habe Dir nicht« zu sagen." Der Bursche gab deni Pserde einen leichten Schlag mit der Reitpeitsche und machte sich davon, froh, daß er so leicht von seinem Herrn, vor dem er eine gewisse Furcht hatte, ent kommen war. Während dessen ging Lord Champnev in das Hotel, er kundigte sich nach Effinghams Zimmer und fragte unbefangen, ob der Oberst zu Hause sei. „Er kam vor einer halben Stunde, Mylord," erwiderte der Portier ehrerbietig. „Er muß in seinem Zimmer sein. Ich will hinausschicken und Zusehen lassen, Mylord." „Ich will selbst hinaufgehen, wenn Sic meinen, daß er zu Hause ist." „Ich glaube c« ganz bestimmt, Mylord, denn ich habe ihn nicht wieder fortgehcn sehen." Lord Champney ging die Treppe hinauf und hatte bald die ihm bezeichnete Nummer gefunden. Er klopfte an die Thür, aber c« antwortete Niemand. Er klopfte stärker, und als wieder keine Antwort erfolgte, öffnete er die nicht ver schlossene Thür und trat ein. Seine Augen durchforschten alle Winkel, al« ob er glaubte, Effingham könnte sich versteckt haben; aber er fand 'Niemanden. Schließlich siel sein Blick auf einen am Fußboden liegenden Brief. E« war derselbe, den Lady Barbara geschrieben, um ihrem Gcinahl das Leben zu retten. Mechanisch hob Lord Champney ihn auf, entfernte da» zerrissene Couvert und überflog die init Bleistift ge schriebenen Zeilen. „Nichtswürdige Berrätherin!" murmelte er. „Sic hat mich diesen, Schurken verrathen, und der Elende ist, ihrem - Befehle gehorchend, geflohen. Aber er kann mir nicht für immer entwischen. ES niuß doch etwa« Feuer in seinem Blute sein, sonst hätte er nicht in so viele Duelle verwickelt werden können. Ich will dieses Feuer ein wenig anschüren." Er stand auf und ging an einen kleinen Tisch, auf welchem ein offenes Kästchen stand, angefüllt mit Briesen und Papier. Obenauf lag ein feiner, zierlicher Briefbogen, be schrieben mit dem Datum und den Worten: „Meine einzige Barbara!" „Ah, er war im Begriff, an sic zu schreiben, als der Bursche kam, und hat in der Eile Alle« liegen lassen," sprach Lord Champney. „Ich will diesem Spiel ein rasches Ende machen." Er dachte nicht daran, daß der Brief absichtlich an die Erde geworfen und da» Kästchen ganz besonder« für seine Augen präparirt worden war; er dachte nicht daran, daß er getäuscht wurde von einem listigen Feinde, welcher seine Schwäche kannte und diese zur Erreichung seiner Zwecke auS- beutete, der die Kluft zwischen Mann und Frau zu erweitern bestrebt war, damit er in irgend einer Weise der Letzteren näher kommen möchte. Lord Champney stülpte da« Kästchen um und leerte seinen Inhalt auf den Tisch, worauf er jede« einzelne Stück einer genauen Prüfung unterwarf. Zuerst fiel ihm ein kleines Veilchcn-Bonqnet auf, zusammcngebundcn mit einem seidenen Band, auf welches mit kleinen Buchstaben geschrieben war: „Von der Lady zu Saltair." Dann sand er eine Photo graphie der Lady Barbara, welche Effingham in einem Atelier gesehen und auf sein Bitten von dem Photographen erhalten hatte. Das Bild war in einen goldenen, mit Diamanten besetzten Rahmen gefaßt, und auf dem weißen Rand standen die Worte: „Da« Bildniß meine« Liebling«." „Sein Liebling!" zischte der Lord. „Da« ist ja aller liebst." Er zog die Photographie aus dem Rahmen und zerriß sie in Stücke; dann warf er den Rahmen an den Fußboden und zertrat ihn mit den Füßen. 'Nachdem er die übrigen Sachen durchgesehen und nichts mehr von Bedeutung gefun den hatte, nahm er den Bogen, auf welchem der Bries an Lady Barbara angefangen war und schrieb daraus in kräftigen Buchstaben: „Elender! Du bist entflohen, um eine Begegnung mit mir zu vermeiden. Ich erwarte Dich morgen Mittag an der Felsspalte nahe Saltair, wo Du mir Gcnugthuung mit dem Degen in der Hand geben sollst, oder ich werde, wenn Du nicht kommst, Dich im ganzen vereinigten König reich al« da« brandmarken, wa« Du bist — al« Feigling und ein Lügner, und finde ich Dich, Dir begegnen, wie wie Du e« verdienst." Lord Champney la» die Zeilen noch einmal durch und murmelte dann: „Da« wird Helsen!" Er nahm von dem Kaminsims einen Degen und heftete damit das herausfordernde Dokument an die Wand, ivorauf er sich entfernte, indem er vor sich hinmurmeltc: „Morgen also! Er oder ich! —" Achtzehntes Kapitel. Sin Sturm. Lady Barbara stand noch am Kliff, al« schon längst da« kleine Boot ihren Blicken entschwunden war. Sie war ruhiger geworden und blickte gedankenlos in die Ferne. Endlich ver ließ sie da« Kliff und setzte sich auf eine nahe Bank, wo sie der Bursche, der von Crvnier zurückgekehrt war, fand. Als Lady Barbara ihn sah, ries sie ihn zu sich. „Hast Du den Obersten gefunden?" fragte sic hastig. „Ja, Mylady," erwiderte der Bursche, seinen Hut ab nehmend. „Was sagte er?" „Er >var in seinem Zimmer im Hotel, und ich ging zu ihm. Er las den Brief, lächelte und sagte: „Sage Deiner Lady", e« soll geschehen, wie sie e« wünscht," dann gab er mir einen Brief. Hier ist er." Er zog au« seiner Tasche ein kleine« versiegeltes Billet und überreichte e« Lady Barbara. Sie schauderte, al« sie cS nahm, sagte aber ruhig: „Du hast Deine Sache gut gemacht, hier ist der Souve rän, den ich Dir versprochen habe." „Mylord kam gerade, a>« ich au« dem Hotel ritt," sagte der Bursche, indem er da« Geld in seine Tasche steckte. „Er schien schlecht gelaunt zu sein und wollte wissen, wa« ich dort gethan habe, aber ich sagte c« nicht." (Fortsetzung folgt.» Es ist ja nur ein Kind! „Marsch! fort mit Dir! Für heute bin ich Dein Groß vater nicht!" — So rief der Vetter Ehrhard, als ich gerade bei ihn« einkehrte, scincni Herzblättchen, dem kleinen Fritz zu. Der dralle, rolhwangigc Schelm hatte sich offenbar arg gegen die großväterliche Disziplin vergangen. Arg war aber auch in Fritzen« Augen die Strafe: der Gedanke einen ganzen Tag lang keinen EhrhardSgroßvatcr zu haben, schien ihm uner träglich. Er klammerte sich an Großvater« Beine an, bettelte und schmeichelte, weinte und schluchzte. Vergeben« ; der sonst so geduldige und liebreiche Vetter Ehrhard blieb diesmal gegen sein Fleisch und Blut unerbittlich: Fritz mußte die Stube räumen, da half kein Ach und kein Weh. Der blauäugige Schelm dauerte mich in der Seele; sein Kindcrschmcrz war so tief, e« stieß so hart wider da« kleine Herz, ich konnte nicht ander«, ich mußte seine Partei ergreifen. „Aber Vetter Ehrhard, wie könnt Ihr, da Ihr immer so gut und so lieb, wie könnt Ihr diesmal so hart sein? Es ist ja nur ein Kind!" Kaum hatte ich aber diese« Wort ausgesprochen, da war c«, als ob ein böser Geist über meinen sonst so liebens würdigen 'Nachbar gekommen. Seine großen, braunen Augen wurden noch größer, seine Brauen zogen sich zusammen; er schwieg zuerst — aber e« war das Schweigen vor dem Sturme. „Also auch Ihr gehört zu den unvernünftigen Menschen, die dieses Lied singen?" so rief er endlich mit erhobener Stimme. „Habe besser von Eucrm Verstände gedacht. Wißt Ihr, wa« da« Wort ist, das Ihr soeben ausgesprochen? E« ist der Zauberspruch, womit der Teufel Ruthen bindet für die Eltern und Ketten schmiedet für die Kinder! Ja, ja, schaut mich nur nicht so verblüfft an, glaubt dem Vetter Ehrhard, da« ist eine wirkliche und wahrhafte Wahrheit, die sich in der Weir täglich erprobt. Darum will ich nicht, daß man dieses Wort vor mir aussprechc. Weiß Golt, der kleine Schlingel, mein Fritzel, dauert mich im tiefsten Herzen drinnen, und soeben weinte ich innerlich mit ihm. Aber gefehlt hat er und er muß frühe einschen lernen, daß jeder Fehler seine Strafe verdient und so oder so seine bösen Früchte trägt." — „Nun, nun, Vetter Ehrhard, Ihr nehmet auch heute die Dinge etwas schwer auf!" — „Mag sein," fuhr der Greis fort, „aber seht, lieber 'Nachbar, in dem Artikel verstehe ich eben keinen Spaß, nnd wenn man mir gar so unsanft auf da« Hühnerauge tritt, wie Ihr — nun da muß ich eben den Mund etwas weiter austhun als gewöhnlich. Müßt'« einem alten Manne zu gute halten, der in seinem langen Leben gerade in dem Stücke manche Erfahrung gemacht. Ihr kennt den Schmidtmatthiß, den alten, großen Mann, der immer gebückt cinhergcht und am liebsten wäre, wo ihn keine Sonne beschiene und keine Seele grüßte? — Wißt Ihr auch, warum der nie lacht und wenn alle Welt Jubelliedcr sänge? Will'« Euch einmal erzählen." „Der Matthiß und seine Frau waren von den Eltern, die den bösen Zauberspruch immer im Munde führten. Jörge, ihr Einziger, war ein aufgeweckter Junge, nicht besser und nicht schlimmer al« tausend Andere. Bubenstreiche begriff er schon eher als das ABC. Wenn er cs nun zu arg trieb und der Vater die Ruthe brauchen wollte, da stand die Mutter hin, zeterte mit dem Jungen um die Wette und schrie: „Du alter Unhold! Wie kannst Du nur gleich so aufbrausen? ES ist ja nur ei» Kind!" Ueberwältigte der Zorn die Mutter, und sic griff de» Buben etwa« unsanft an, so kam gewiß der Matthiß au« der Schmiede und brummte: „Ei, laß mir doch den Buben ungeschoren! Machst gleich ein Lamento und einen Spektakel um jede Narrheit! Ist da« Kind einmal so alt wie Du, wird'« ihm schon vergehen!" Der kleine Jörg war just nicht aus den Kopf gefallen; er hatte e« bald weg, daß er nur recht zu schreien brauche, wenn sein Rücken auf dem Punkte stand. Noch zu leiden, um sicher zu sein, daß die eine oder die andere Partei ihm beistehen und da« alte Lied singen werde: „Du Unhold! wie kannst Du nur! ES ist ja nur ein Kind!" War die Gefahr vorüber, so lachte er in« Fäustchen. Lacht da« Kind aber nur ei» einzige« Mal über Vater und Mutter, weil c« sie hinter da» Licht geführt: dann Ade Respekt vor der heiligsten Autorität, dann Ade da« vierte Gebot! Jörg kam in die Schule und war bald der erste Strick. Der Lehrer verstand nun zwar keinen Spaß; al« die Mahn- nungen nicht fruchteten, da fuhr e« ihm in die Hände und Jörg empfand zum ersten Mal, so recht aus dem Fundament heraus, wa» ei» solider Haselstock für eine Blaufärbcrei auf einem Rücken einrichten kann. Er schrie zetermordio, aber cS half ihm nicht«. Jörge kam mit rochen Augen nnd blauem Rücken nach Hause und erzählte nun die Dinge aus seine Art. Da war aber Feuer nicht nur in der Schmieveesse, sondern auch unter dem Dache der beiden Elter». Nu» aber war der Hasclstock den Lehrern verboten; — sic sollten die Buben zu Tugendhelden erziehen, durch Höflichkeitsbezeugungcn und „sittliche Strafen". Da« wußte der Schmidtmatthiß. Er nahm daher den Jungen an der Hand und eilte schnurstracks zum Gemeindevorsteher: „Herr Vorstand, da sehen Sie, wie der Schullehrer, der Schwerenöther, meinen Buben zuzcrichtel!" Nun wurde der Rücken des Jungen bloßgelcgt und richtig, der Schulmeister hatte seine Meisterschaft mit blauen Buch staben darauf geschrieben. Der Lehrer wurde zitirt und empfing von Hrn. Vorstand eine Strafprevigt in, Beisein de« Schmidtmatthiß und seine« Buben. „Da« solle er in Zukunft bleiben lassen, da« Reglement sei ausdrücklich nnd wenn der gleichen nochmals vorkomme, so werbe man berichten müssen." Da« klang in Jörg« Ohren wie Orgelton und Glockenklang, und der Schmidtmatthiß! wie ging der so elastischen Schritte«, so aufrechten Haupte«, mit dem Jungen an der Hand, nach Hause! Und wie zogen die zwei zärtlichen Eltern in ihren vier Wänden erst recht über den Lehrer lo«. Jetzt soll er „das Kind" noch einmal anrührcn, dann werden wir'« ihm weisen!" — Jörgele verlor kein Wort; er wußte nun, daß der Haselstock, die einzige Macht, vor der er Achtung hatte, gebrochen war. Ade zum zweiten Mal der Respekt vor einer heiligen Autorität! Ade zum zweiten Male da« vierte Gebot! Als ein unwissender verdorbener Strick kam Jörg in den Religionsunterricht, just mit meinem Jakob. Der Pfarrer suchte ihn zuerst mit Liebe zu gewinn«,,, da« hieß der Mau« Speck legen, aber nicht in die Falle. Er versuchte c« dann nut der Strenge und die Ohren de« Jörgele kamen in unlieb same Berührung mit den psarrherrlichcn Fingern - ei» ur- fcltener Fall damals. Da« that einen Schall durch« ganze Dorf. Aber der Matthiß gab seinem „Kinde" recht. Da« sei ein Griesgram, ei» unduldsamer, gallsüchtiger Pfaffe! Al« ob der nicht auch mal jung gewesen und sich erst die Sohlen habe ablaufen müssen, bis er seine erste Predigt halten konnte. DaS Alle« wurde wieder laut vor Jörge,,» Ohren besprochen und er selbst gab sein Wort dazu. Wie klang das wieder in des Jungen Ohren wie Orgelton und Glockenklang! Ade zum dritten Maie der Respekt vor einer heiligen Autorität! Ade zum dritten Male das vierte Gebot! Jörge wurde zum heiligen Abendmahl zugclassen; er war ja Vierzehn alt! Nun ging aber erst das Leben an. Zum Rauchen, Kartenspielen, Trinken u. s. w. zeigte er eine besondere Gelehrigkeit. Das lernte er aus dem ff und wo eine Büberei zu verrichten war, da war er vorne dran. Des Jungen Treiben wurde endlich dem Schmidtmatthiß doch zu bunt; es fing an zu tage» in seinen, Kopfe, daß sein Jörgele „kein Kind" mehr sei, daß man ihn ziehe» und zum ehrsamen Schmiebchandwerke anhaltcn müsse. Da kam er aber just recht an: das „Jörgele" verhandelte mit dem „Matthißele", wie der Gänfehirtc mit dem Schweinehirten. Fast täglich ging cs laut her beim Schmidtmatthiß und die Schmidtenmey hatte ost arg verweinte Augen. An einem schönen Morgen hieß cs, der Schmidtjörg ist auf und davon und Soldat geworden. Und so war c«. In der bunten Uniform herumflankiren, den lieben, langen Tag nicht« lhun, rauchen nach Belieben und um da« viertel Geld sich belustigen siebenmal in der Woche und jeden Tag vom Morgen bi« an den Abend; so dachte sich der Schmidtjörg da« Soldatenleben. Wie fiel er au« seinem siebenten Himmel heraus, als da« Exerzieren anging, als e« hieß: „Kerl, Du bist mit Rock, Leib und Seel' unser, Du machst, wa« wir Dir befehlen, nicht mehr und nicht weniger, sonst!" . . . Das schien dem Schmidtjörg doch über den Spaß, er sträubte sich innerlich, aber den Haselstock, die Disziplin vermochte er diesmal nicht zu brechen. Im Gefühle seiner Ohnmacht häufte sich nach und nach Gift und Galle in ihm an, die er an irgend etwa« auslassen mußte. Er wußte sich Geld zu verschaffen, er trank, und als er verspätet in die Kaserne kam und von, diensthabenden Unter offizier hart »»gelassen wurde — that er, was schon viele ungcrathcnc, rand- und bandlo« gewordene Söhne gethan: er griff zum Seitengewehr, verwundete seinen Vorgesetzten. Vierzehn Tage später stand er zu Straßburg aus dem Parade platz; sein Urtheil, zwanzig Jahre Zuchthaus, wurde ihm vorgelesen; die Knöpfe wurden ihm vom Rock heruntcrgerissen, er mußte schimpflich durch den Flintenricmcn schlüpfen; dann zog sei» Regiment mit klingend lustiger Marschweisc an ihm vorbei und daraus thaten ihm zwei Gendarmen die Hand schellen an und fort gingS nach Toulon. Die Schmidtenmey ertrug diese« Elend nicht; sie begruben sie selbiges Jahr. Der Schmidtmatthiß aber, der große, starke Mann, geht seither gebückt einher, und wäre am liebsten, wo keine Sonne ihn beschiene, keine Seele ihn grüßte, und lacht nicht, und wenn alle Welt Jnbellieder sänge. Ihr wißt nun, 'Nachbar, warum ich nicht will, daß man vor mir das Wort ausspreche: „Es ist ja nur ein Kind!" und warum ich behaupte: „eS sei der Zauberspruch, womit der Teufel Ruthen bindet für die Eltern und Ketten schmiedet für die Kinder." Kfl e iiii« I»« i"z; - Zie let«" — nur ächt, wenn direkt ab meiner Fabrik bezogen — schwarz, weiß und farbig, von «0 Pf. bi« Mk. >8.85 p. Meter - giatt, gestreift, karrirt, gemustert, Damaste re. (ea. 240 versck. Qual, und 2000 verfch. Farben, Dessin« ir.), Porto und steuerfrei >a» flau». Muster umgehend. Svitlvit-fisdriit 8. ttsnnvdsrg (ß. fl. So» ), Türieki. Unter den Anstalten, welche sich die Aufgabe gestellt haben, Ion- firmirte junge Leute für die mittleren Beamlenlaufbahnen vorzubilden, nimmt die Beamteaschuke in Lommatzsch I. Sa. noch immer rin der ersten Stellen ein. Da« Vertrauen, welche« ihr bei ihrer Gründung (Ostern 1800) allerseits enigegengebracht worden ist, hat sich bis heute in vollem Umfange erhallen. Nachweislich sind bereit« 828 ihrer Zög linge nach bestandener Prüfung bei der Post und der Eisenbahn und 3« im städtischen Beamtendienste, bei Gerichlsämtern u. s. w. angestellt worden. Diese Erfolge dürsten für ihre vortrefflichen Einrichtungen und den ernsten Fleiß, mit dem sich Lehrer und Schüler ihrer Ausgabe widmen, da« beste Zeugniß sein. Die Anstalt ist der Aufsicht de« Hohen König!. Kultu«,Ministerium« unterstellt und wird häufig aus da« ein gehendste inspieirl. Ostern 1804 ist ein gursu« für di« Einst-Freiw- Prüfung eingerichtet; auch Militäranwärter finden in ihr die beste Ge legenheit, sich die ihnen noch fehlenden Kenntnisse anzueignen. Druck und Verlag von s. Hannebohn in Etbenslock.