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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 02.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189503023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-03
- Tag 1895-03-02
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Monat
1895-03
-
Jahr
1895
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Nordostscc-Kanal« halte die französische Regierung bi« heute Mittag eine offizielle Antwort noch nicht ertheilt, und alle anderslautenden Nachrichten sind falsch. Die Regierung hat aber von, ersten Augenblick an die Annahme der Einladung nicht im Zweifel gelassen, und nur Erwägungen, welche und wieviel Schiffe man zu entsenden habe, verzögerten die offizielle Antwort. Man kann annchmcn, daß bei dem heute Nach mittag im Elysee stattfindenden Empfang der hier accrcdiiirten Vertreter der Mächte, der Präsident den Grafen Münster offiziell von der Annahme unterrichten wird. - Damit wäre also der Bann gebrochen, der seit 25 Jahren die beiden Nach barvölker so streng von einander seni hielt. — Vom ostasiatische» Kriegsschauplatz. Da« „Neutersche Bureau" meldet aus Tschifu vom 28. Fe bruar: Die Japaner räumen die vorgeschobenen Stellungen bei Weihaiwei. Ninghai wurde verlassen. Der größere Theil der japanische» Truppen ist nach Talicnwan abgegangen. Wie die letzte „Peking und Tientsin Times" mittheilt, machen die Gewehrkugeln der Japaner bei Weitem mehr kamps unfähig, als daß sic den Tod verursachen. 280 chinesische Soldaten sind aus dem Landwege von Port Arthur in Tientsin eingetrofscn. E« bcsandcn sich nur wenige Verwundete unter denselben. Die meiste» litten an Frostbeulen. Einer hatte fünf Kugeln im Leibe. Bei Andern waren die Kugeln mitten durch den Körper gegangen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, l. März. Für da« erledigte Diaconat hier sind dem hies. Kirchcnvorstande von dem Ev. Lnth. Lande«- consifiorium die PredigtamlScandidatcn: Herr Gymnasialobcr- lchrcr in Schneeberg Emil Rudolf Buchheim, Herr Hilfs geistliche in Oelsnitz i. Erzg. Gottfried Johannes Hilde brand und Herr Realschuloberlchrcr in Reichenbach Paul Rudolph zur Wahl vorgcschiagen worden. Aus Anordnung der Königl. Superintendent»! werden dieselben in der vorbe zeichneten Reihenfolge an den Sonntagen Invoeuvit, kemi- niseer« und Ociii ihre vorschriftsmäßigen Gastprediglcn in hiesiger Kirche abhalten. — Eibenstock. Der Winter ist Heuer von besonderer Hartnäckigkeit. Schon schreiben ivir den l. März, und noch immer will kein zuverlässiges Thauwetter cintretcn, obschon es in de» ersten Tagen der Woche einen verschämten Anfang damit gemacht hat. In den Nächten sinkt das Thermometer noch regelmäßig bedeutend unter Null, wa« allerdings beim Eintritt der Schnccmclze von hoher wirthschaftlicher Bedeut ung ist. Denn sollten die jetzt lagernde» geradezu unge heuren Schnccmassen durch Regen fortgehen, so würde die UeberschwennuungSgefahr eine unabsehbare sein. Durch den fast täglichen Schneefall der letzten Tage haben auf den säch sischen Bahnen wieder verschiedene Betriebsstörungen statt gefunden. So mußte z. B. auf der Linie SaupcrSdorf- Wilzschhaus wegen Schneeverwehung am Mittwoch dieser Woche der Verkehr abermals eingestellt werden. — Leipzig, 26. Februar. Zu der Verleihung des Ehrenbürgerrccht« an den Fürsten Bismarck schreibt das „L. T.": „Die Verleihung scheint nunmehr in allen sächsischen Städten mit revidirtcr Städtcordnung erfolgt zu sein. Wir haben in den letzten Tagen die entsprechenden Mittheilungen, die von allen Seiten einliefcn, in Rücksicht auf die Fülle derselben gar nicht mehr registrirt. Eine Ab lehnung des Anträge« oder auch nur eine ernstliche Bekämpf ung desselben ist, soweit bekannt, erfreulicherweise nirgend« er folgt, war auch, nachdem sogar Wurzen sich der Huldigung «»geschlossen, nicht mehr zu erwarten." — Leipzig. Zu den EinweihungSfcierlichkcite» für das neue Panoramagcmälde wollen wir noch nach tragen, daß auch die letzten fünf Veteranen, die als Mitkämpfer der Leipziger Völkerschlacht noch am Leben sind nnd von denen die „Jllustr. Ztg." neulich Porträt« und Lebensbeschreibung brachte, mit einer Einladung bedacht worden waren. Wie kaum ander« zu erwarten war, hat keiner von den alten Kämpen erscheinen können. Alter, — der in Ragnit wohnende Lieutenant v. Baehr vollendet demnächst sein 102. Lebensjahr — Unpäßlichkeit und die Strapaze» der Reise zur Winters zeit hielten die alten Herren an den häuslichen Herd gebannt. Für den in Thüringen lebenden Johann Christian Kaufmann lehnte das LandrathSamt de« Krciic« Eckartsberga die Ein ladung mit der Begründung ab, daß der Veteran bisher noch nie mit der Eisenbahn gefahren sei, weshalb inan ihm die Aufregung einer für ihn ungewohnten Fahrt ersparen müsse. Die alten Herren werden aber wohl im Geiste an der Feier theilgenommen haben, wie denn auch ihrer gedacht worden ist! — Leipzig. In einem benachbarten Städtchen wurde im Januar des Jahres 1645 der GcricktSfrohn Franz Reisig, ein Ehemann, mit der Frau des abwesenden Gürtlers Hans Thiele, Margarethen, de« Ehebruchs überwiesen. Da« Schöp- xengericht verurthciltc sic zum Tode durch da« Schwert. Hans Thiele aber verwendete sich für da« Leben seiner Ehe- ftau und erklärte sich bereit, ihr zu verzeihen und sic wieder bei sich aufzunchmen. Der Kursürst August resolvirte hierauf, daß beide Verurthciltc Leben und Begnadigung erhalten soll ten, wenn sie, »nd zugleich ihre beiden gekränkten Ehcgesponsen, aus Lebenszeit da« Land räumten. Hierzu mochten sich aber der Gürtler Thiele und die Fran de« GerichtSsrohnS Reisig nicht verstehen, und so wurden die Verurtheilten am 26. Fe bruar hingerichtet und ihre Körper auf dem Gottesacker in ein ehrliche« Grab gebracht. — Am merkwürdigsten bei dieser Geschichte war aber, daß nach Jahresfrist die Gatten der beiden Geköpften sich mit einander verheirathelen. — Großenhain. Der wegen de« Raubmorde« der Frau Kobrzinowski in Loschwitz von der königlichen Staats anwaltschaft Dresden steckbrieflich verfolgte Schlosser, jetzige Gartenarbeiter Friedrich Ernst John wurde am Montag durch einen Schutzmann der hiesigen Stadt in der Herberge zur Heimath betrojscn und fcstgcnommen. Kurz nach seiner Festnahme soll er den Mord cingestaneen haben. — Eine vorzügliche kavalleristische Leistung erzielten vorige Woche eine Anzahl Unteroffiziere de« Großenhainer KönigS-Hnsaren Regiment«. Je 6 Unteroffiziere der einzelnen Escadron« führten Distanzritte au«, und zwar die der 1. Es- cadron nach Kamenz, die der 2. nach Pirna, die der 3. nach Freiberg, die der 4. »ach Dahlen und die der 5. nach Wald heim. Die beträchtlichen Entfernungen wurden von den Unteroffizieren hin und zurück in einem Tage zurückgclegt, so daß im Durchschnitt 100 km zu durchreiten waren. Da« Ergcbniß der einzelnen Distanzritte war ein sehr günstige«, denn alle Unteroffiziere trafen trotz der Anstrengung noch nut frischen Pferden Abend« in ihrer Garnison wieder ein. — Oel-nitz. Ein Beamter de« Amtsgericht« hier, welcher beauftragt war, aus dem Psafsenberge eine Pfändung vorzunebmen, stand im Begriffe, seinen Auftrag auszuführen, gelangte aber unter recht erschwerenden Umständen zum Ziele, da die Schuldnerin die Stubenthür verschloß. Kurz entschlossen wurde der Schlosser geholt und in Gemeinschaft mit diesem alsdann da« Zimmer betreten. Ob nun die Frau in ihrer Erregung sich ihrer Handlungsweise bewußt war oder nicht, wollen wir dahingestellt sein lassen; kurz: Der Beaintc und sein Begleiter sahen sich plötzlich eingeschlossen und konnten erst nach geraumer Zeit wieder die Freiheit erlangen. Diese« resolute Weib wird sich nun demnächst wegen Freiheitsbe raubung zu verantworten haben. — Schandau, 27. Februar. Die im hiesigen Kirch spiele und in den Ortschaften link« der Elbe altherkömmlichen sogenannten Fastenbeten und die damit zusammenhängende» Gebräuche habe» nunmehr ihren cndgiltigen Abschluß gefunden. Da« Fastenbeten wird von den Geistlichen in den Schul lokalen der betreffenden Dörfer abgehallen und nach diesem da« uralte Fastengcbäck, die Brezeln, in ausgiebiger Weise an die Kinder de« Orte« ausgetheilt. An dieser kirchlichen Feier nehme» auch Erwachsene theil. Bor etwa 10 Jahren noch fand dann zur Nachmittag«- und Abendzeit ein fröhliche« Zusammensein der Bewohnerschaft in einem dazu bestimmten Lokale statt, jetzt beschränkt man sich aus die Tanzbelustigungcn am FastnachtSdienstag. — Pachtfrei werden die BahnhofSrestanrationen zu Colditz am >6. Mai, Affalter am l. Juni, Bicnenmühle und Chemnitz am l. Juli 1895. Ebenso ist die im neuen Bahnhofsgebäude zu Wilkau vorgesehene Restauration nebst zugehöriger Wohnung vom Tage der vorläufig für Monat Mai oder Juni 1895 in Aussicht genommenen Eröffnung ab zu verpachten. Die Verpachtung der vorgenannten fünf Re staurationen erfolgt bis zum 30. Juni 1901 unter den aus den Bahnhöfen einznfchendcn allgemeinen VerpachtungSbeding ungen. Pachtgcbotc find bi« zum 12. März 1895 an die königl. Gcncraldircktion der sächs. StaalSbahncn in Dresden einznsenden. — Am 1. März beginnt in Sachsen die Schonzeit für männliches Edel- und Damwild und endet dieselbe am 30. Juni, für weibliches Edel- und Damwild beginnt dieselbe gleichfalls am I. März, endet aber erst am 31. August. In den Monaten März, April, Mai und Juni ruht in der Haupt sache die Jagd und ist nur da« Schießen oder Fangen wilder Enten noch bi« zum >4. März, hingegen der Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild bis mit 15. Mai gestattet, dagegen können aber Schwarzwild, Raub Säugc- thiere, Raubvögel, Rabe», Krähen, Elstern, Dohlen, Hetzer und wilde Taube» während de« ganzen Jahre« geschossen oder gefangen werden. — Der harte Winter hat vielfach gezeigt, daß mit der Beseitigung der Sträucher an den Feldrainen den Vögeln ein wichtiger Schutz entzogen worden ist. Man wird zu der Ucbcrzcugung gelangen, daß die Wiedcrbepflanzung der Feldränder zu erstreben ist. Am besten eignet sich hierzu der Schlehenstrauch, weil er zu jeder Zeit einen sicheren BergungSort vor Raubvögeln abgicbt. Hier finden die Reb hühner im Winter einen vorzüglichen Unterschlupf. Im Sommer sind hier die Brutstätten der Singvögel vor fremden Eindring lingen bewahrt. Ferner erscheint es Vortheilhast, an manchen Stellen Ebereschen anzupflanzen, weil deren Beeren sämmtliche» Drosselarten und dem Seidenschwanz ein gesuchte« Winter futter gewähren. Sicher berührt e« den 'Naturfreund ange nehm, wen» er sicht, wie für Tausende von hungrigen Vögeln der Tisch so vortrefflich gedeckt ist. Allein auch der Jäger findet in gewissen Jahren durch die Anpflanzung der Eber esche seine Rechnung. So erlegte im Bogtlandc ein Jagd pächter allein im verflossenen Jahre 6000 Drosseln u. Seiden schwänze und erzielte damit eine Einnahme von 1000 Mark. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 28. Februar. (Nachdruck verboten.) Am 28. Februar 1812 ist der deutsche Dichter Berthold Auerbach geboren. Ursprünglich sich mit orientalischen Studien beschäftigend, auch als Burschenschafter zu mehrmonatlicher Haft auf dem Hohenasperg ver- urtheilt, wandte er sich sehr bald der literarischen Thätigkeit zu und lagen erlebt haben, schildern das Bauernleben seiner Heimath und wissen sehr glücklich den richtigen Volkston zu treffen; sie werden fortgesetzt gern und eifrig gelesen. Auch seine Romane errangen großen Beifall, so besonders „DasLandhaus am Rhein" u. „Landolin von Reutershöven". 1. März. zunächst nur ein kleines Häuflein war, in der Bucht von Juan. Sofort nach der Landung begann sich aber das Heer des Kaisers durch die Kriegsveteranen und die große Zahl der nut dem neuen, oder vielmehr weise zu ihm über. Es zeigte sich, wie sehr das neue Regiment der Bourbonen sich in so kurzer Zeit unbeliebt und verhaßt zu machen ver standen, wie man denn in Frankreich im Ganzen die Rückkehr Napoleons gerne sah und ,hm vielfach entgegennibelte. Kleine Ursachen — große Wirkungen. Der große russisch-türkische Krieg von I8k»?t/54 wäre jedenfalls wohl zum Ausbruch gekommen, zwischen Rußland und der Türkei um di? „heiligen Stätten", die, im Gebiete der Türkei gelegen, unter christlichem Schutze stehen sollten. Trotz weitgehender Zugeständnisse des Sultans war oder stellte sich der russische Kaiser nicht zufrieden und so erschien in Konstan inopel, alS außerordentlicher Gesandter des Kaiser- Nikolaus, Fürst Menzikoff, um für seinen Herrscher das Protektorat über alle griechischen Christen zu verlangen. Am 2. März 1858 trat der Zürst, unter absichtlicher Ver letzung aller Hofetikette, im Paletot vor den Sultan, um seine Forder- ungen vorzubringen. Wenn man bedenkt, daß in der Türkei von jeher Staaten, so erscheint es erklärlich, daß diese Verletzung derselben, Vorsatz und geplant wie sie war, die allgemeinste Entrüstung am türkischen Hofe hervorrief und eine ablehnende Antwort zur Folge hatte. Und eben diese wollte Rußland haben und diese erreichte der Kaiser durch das brüske Auftreten seines Abgesandten. 3. März. So gut, wie am 3. März 1478, hat cS das Krieg-volk der rauf lustigen vergangenen Zeit selten gehabt. Die Schweizer schlugen Karl den Kühnen. Herzog von Burgund, und erbeuteten nahezu dessen ganzen Artillerietrain, nämlich 420 Geschütze und unermeßliche Schätze und Borräthe. DaS erbeutete Geld wurde in Hüten vertheilt, alle anderen Kosiba, teilen, sogar Diamanten, wurden um einen Spottpreis verkauft. Vermischte Nachrichten. — Die Influenza hat in diesem Jahre eine andere Methode, die Welt zu peinigen, beobachtet, al« in den vorauf gegangenen Perioden ihre« Besuche«. Al« sic nach Jahr zehnte langer Abwesenheit Europa wieder heimsuchte, trat sie ihren Weg au« dem Inner» Rußland« an, verweilte längere Zeit in Petersburg und setzte dann ihren Weg nach dem Westen weiter fort. Man konnte sie aus ihrem Marsch förmlich kontro- liren. Sie griff ein neue« Ort«gebiet erst an, wenn sie ini alten gründlich aufgeräumt hatte. Bei dem nächsten Besuche, nach zwei Jahren, machte sie ihre» Marsch in umgekehrter Richtung. Aber wer gehofft hatte, daß sie damit wieder auf lange Zeit Abschied von un« nehmen würde, hat sich getäuscht. Sie ist wieder da und sie tritt auf dem Erdenball überall zu gleicher Zeit auf. Anfänglich wollte man sich die unleidliche Wahrheit nicht gestehen. Aber e« hilft nicht«, sie läßt sich nicht au« der Welt reden. Der abnorme Winter mit den anhal tenden Frösten und den jähen Uebergängen zum Tauwctter hat ihr Vorspanndienste geleistet. Sie macht weder vor Palast noch Hütte Halt. Au« den verschiedensten Ländern liegen Berichte über ihr Wüthen vor. Berlin ist trotz der Schnelligkeit, mit welcher die Straßen von krankheitserregen dem Schmutz gesäubert werden, recht schlimm daran. Der Sitz der Influenza — von der die Berichte de« ReichSgc- sundhcitsamte« noch verblümt al« Grippe sprechen — ist diesmal der Westen und Südwesten mit starken Ausstrahlungen nach allen andere» Stadttheilen. Man braucht keine großen Nachforschungen anzustellen: der Gradmesser sind die Apotheken, in denen es au«- und eingcht und in denen e« manchmal überfüllt auSsieht: Antifebrin, Antiphrin, Migränin sind wieder einmal die gangbarsten Artikel. In dem Theater kommt man um den größten Theil de« Genusses, da« halbe Hau« hustet. Die Bühnen selbst leben mit Zittern und Zagen: Vorstellungen müssen abgesagt und abgeändert werden, weil die Mitwirkenden krank sind. Zahlreiche Vorlesungen fallen au«. Am Donnerstag hatten die Professoren Paulsen, Erich Schmidt, Geiger, Dilthey, Eck und Andere al« grippekrank sich „abmeiden" müssen. Wo eine größere Anzahl von Personen in einem Bureau vereinigt ist, fehlen durchschnittlich 20 bi« 25 Prozent. In manchen Banken mit starkem Personal sind 40 Angestellte krank gemeldet. Eine Zeitung in der Provinz konnte mir mit verkleinertem Inhalte erscheinen, da die Her stellung unmöglich war. In der Familie eines Berliner Opernsänger« liegen sechs Mitglieder an der Influenza dar nieder. Selbst die Aerzte leiden stark unter der Affektion. Glücklicher Weise aber scheint die tückische Krankheit diesmal etwa« milder aufzutrcteu, ohne zu schlimme Komplikationen, welche früher sehr häufig zu tödtlichem Ausgange führten und dauernde Schädigung der Gesundheit zur Folge hatten. Schlimmer scheint die Epidemie in München aufzutreten. Die Münchner Krankenhäuser waren selbst in der großen Influenza-Epidemie vor 5 Jahren nicht so stark belegt, wie jetzt. Selbst die Corridorc sind thcilwcise in Benützung genommen. Nach einer ungefähren Schätzung von Ärztlicher Seite sind in ganz München rund 30,000 Personen an der Influenza erkrankt. Zwar sind die Fälle größtentheil« sehr leichter Natur, doch fehlt es auch nicht an schweren Fällen mit raschem Gütlichen AuSgang. Wie e« augenblicklich mit der Sterblichkeit in München aussieht, lehrt ein Blick in die Jnseratcnspalten der Blätter. In den „N. Nachr." zählte man in zwei Tagen zusammen 50 Todesanzeigen. Und es sind nur die vermögenden Leute, die sich diese Ausgabe ge statten. Auf einem der vier Friedhöfe standen dieser Tage 20 Leichen über der Erde. — Ein schwere« Verbrechen ist in Pardubitz ent deckt worden. Dort wurde ein gewisser ProchaSka, au« der Gegend von Prag stammend, verhaftet, der eingestandener maßen für die Firma Ritter u. Münster in Holstein Kinder lieferte. Die Kinder wurden von der Firma mittel« einer besonderen Nährmethodc zu Liliputanern ausgebildet und in der Welt herum gezeigt. Die Firma bezahle für ein solche« Kind 209 fl. und wenn e« zwei Jahre am Leben bleibt, noch 200 fl. an die Eltern. ProchaSka gab ferner an, er habe noch ein Kind für die genannte Firma zu Hause und erhalte als Vermittlerhonorar für jede« Kind 50 fl. — Martervoller Tod. Der chinesische Hauptmann Tso-Ving-Lin hat den Verrath, den er verübt hat, indem er eine Proviantabtheilung den Japanern in die Hände spielte und dem japanischen General Oham Mittheilungen über die Absichten de« chinesischen Generalstabes machte, mit furcht baren Martern büßen müssen. Er wurde in dem Städtchen Ao-Ke-Li unweit Mukven aus den großen Platz gebracht, der von Truppen besetzt war. Hier band man ihn zunächst auf ein Brett, an da« man alsdann seine Ohren festnagelte. Nachdem die« geschehen, hielt man ihm glühende Eisen auf die Augenwimpern. Einer der Folterknechte öffnete ihm den Mund und riß ihm die Zunge mittels einer Zange au«. Die Hände wurden mit Theer bestrichen und diese« angezündet. Dasselbe Verfahren wurde mit den Füßen vorgenommen. Nun trat eine Pause ein, während welcher ein Herold im 'Namen de« Kaiser« verkündete, daß Hauptmann Tso-Bing- Lin seiner Würden als Hauptmann, Soldat und Mensch ent kleidet sei. Zugleich wurde an Buddha die Bitte gerichtet, er möge den Verurtheilten nicht zu sich aufnchmen. Nach diesem Intermezzo nahm die Folterung ihren Fortgang. Man riß dem Unglücklichen, der noch lebte, die Nase auf und schlug seine Zähne mit einem Hammer in« Fleisch. Dies führte den Tod de« Gemarterten herbei. — Beruhigung. Schwiegermutter: „Weshalb weinst Du denn, Emilie?" —Schwiegertochter: „Ach, meine Köchin ist wcggegangen, und da soll ich jetzt da« Mittagessen für meinen Mann kochen!" — Schwiegermutter: „Mein Gott, davon wird er auch nicht gleich sterben." — Das kluge Dienstmädchen. Frau vom Hause: „Um« Himmelswillen, wa« schmierst Du denn aus'« Sofa?" — Mädchen: „Senf, damit die Katz' nicht mehr drauf geht." — Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Da« erfahren auch die Chinesen, denen jetzt folgende neue chinesische „Nationalhymne" angevicht worden ist: „Uns're Flotte ist vernichtet, i Sicher kommt ein grober Feldherr Mit den Truppen ist'« vorbei, - Oder sonst «in großer Mann, Di- Japaner steh'n vor Peting ! Der un« wird erretten, aber W-ichai-wei! Wei Hai-Wann? Möchten gerne au« der Fall Geld »erlangen die Japaner, Schlüpsen, wär' e« auch mit Müh',! Da» ist wirtlich nicht von Stroh. Wenn wir in«gesammt nur wüßten Möchten « gerne borgen, aber Wei.hai-Wie? i Wei, Hai-W o? Dunkel ist da« Buch de« Schicksal«, Großer Fohi, künde Da«: Blüh'n un« doch noch Siege, oder: W-i.hai.wt>,?»
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