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Mts- mS AiiMbtlitt für den MA« Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock scrtionspreis: die kleinsp. und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock, 42. AaHrgang. ——s—— .4/ LEV. Dienstag, den 22. Januar 18OL. Abonnement Viertels. 1 M. 20 Ps. (incl. Jllustr. Unterhalts.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Konkursverfahren. lieber das Vermögen des Materialwaarenhändlers »linll H«1u«It in Eibenstock wird heute am 19. Januar 1895, Vormittag 9 Uhr das Konkursver fahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Landrock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursfordcrungen sind bis zum 28. Februar 1883 bei dem Gerichte an zumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 30. Januar 1895, Wachmiltag 3 Mr und zur Prüfung der angemeldetcn Forderungen aus den 6. März 1895, Wachmiltag 3 Mr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein- schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sic aus der Sache abgeson derte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 9. Februar 1895 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibcnstolt. Kautzsch. Bekannt gemacht durch: Akt. Friedrich, G.-S. Bekanntmachung. Am I. Februar dss. Js. ist der 1. Grundstcucrterinin auf das Jahr 1895 fällig. Er ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum 1V. Februar dss. Js. in hiesiger Stadtsteucreinnahmc zu entrichten. Hierbei wird zur Bezahlung der Ortsschankgewerbesteuer für das 1. Halb jahr und der Hundesteuer für das Jahr 1895 bis zum 31. Januar dss. Js. auf gefordert. Eibenstock, am 21. Januar 1895. Der Ruth der Stadt. Körner. Beger. Der neue Wrästdent von Arankreich. Die Aufnahme, welche die Nachricht von der Wahl Felix Faure zum Präsidenten der französischen Republik überall im In- und Auslande gesunden hat, muß als eine lehr günstige bezeichnet werden. Herr Faure war bis vor Kurzem ein in den weitesten Kreisen unbekannter Mann, der zwar schon mehrere Male in verschiedenen Ministerien Unter- staatssckrelariats-Stellungen innegebabt hat, den aber erst Dupuh auf den Ministersessel hob, weit dieser de» Reeder von Havre als einen tüchtigen Kenner de« Seewesens befunden hatte. Herr Faure war also Fachminister und unmittelbar nach Weihnachten hieß e«, er wolle sein Portefeuille nieder legen, um Präsident der Deputirtenkammer zu werden. Da« republikanische Centrum sah cs nämlich ungern, daß Brisson, der Radikale, den Verhandlungen der Kammer präsidirte, aber so zahlreich auch seine Schaar ist — einen passenden Kandidaten au« seinen Reihe» vermochte das Centrum nichl aufzutreiben. Faure, der zu ihnen zählt, war Minister, und cs ist vielleicht von Vortheil für ihn gewesen, daß er vor vierzehn Tagen dem Drängen seiner politischen Freunde nicht nachgegeben, daß er sich damals nicht nm die Präsidentschaft der Kammer beworben hat. Felix Faure hat es wohl in seiner Jugend nicht geträumt, daß er einst an der Spitze seines Vaterlandes stehen würde. Zur Zeit der 48cr Stürme besuchte er noch die Stadtschule, kam dann zu einem Gerber in die Lehre und arbeitete später eine Zeit lang als Geselle. Seine Laufbahn ist also die Lincolns. Er hat sich cmporgearbcitet und ist heute einer der ersten Reeder HavrcS, des Seehafens von Paris. Sein Geschäft soll ihm jährlich weit über 100,000 Frank abwerfcn und scheint überdies seine Zeit nicht allzu sehr in Anspruch zu nehmen ; denn bereits seit >881 gehört er der Deputirten kammer an und hat während dieser Zeit, wie schon bemerkt, verschiedene politische Aemter zweiter Garnitur inne gehabt. Faure ist — und das kommt ihm bei seinem hohen ReprSsentationSpostcn merklich zu statten — eine imponirende Persönlichkeit: einen Kopf größer denn alles Volk um ihn; nichts vcrräth an ihm seine niedere Abstammung. Er trägt sich stets gewählt in der Kleidung unv sein Knopfloch ist immer mit einer frischen Gardenie geschmückt. Seine geistige Begabung soll sich erst bewähren, obwohl ein französischer Präsident kaum dazu die passende Gelegenheit findet. Nicht er, sondern die Deputirtenkammer regiert oder hält doch wenigsten« die verantwortliche Regierung unter strengster Kontrolle. Sie weist ihm die Minister zu und wirft diese einfach bei Seite, wenn sie ihr nicht mehr passen. Al« die Nachricht kam, daß Casimir-Pericr sein Amt niedcrgelegt hatte, wurden vier Kandidaten für den Präsidenten sessel namhaft gemacht: Brisson, der Präsident der Deputirten kammer, Waldeck-Rousseau (ein Rechtsanwalt und „unbe scholtener Mann", was in Frankreich viel sagen will), General Mercier, der KriegSminister, und endlich der alte General Saussier. Ein Soldat als Präsident hätte leicht zur Säbel herrschaft führen können; Brisson war der Majorität zu radikal und sc blieb al« einziger ernsthafter Kandidat, nach dem Dupuh ausdrücklich eine Kandidatur abgelehnt hatte, nur Waldeck-Rousseau übrig. Aber wer weiß, was da hinter den Kongreß-Koulissen gespielt hatte: Brisson bekam im ersten Wahlgang die meisten Stimmen, die zweitmeisten fielen auf Felix Faure, von dem bi« dahin gar nicht die Rede gewesen war, und Waldeck-Rousseau kam erst an dritter Stelle. Letzterer thal nun da« Klügste, was in diesem Falle zu «hun war, er bat, die auf ihn entfallenden Stimmen beini nächsten Wahlgange aus Faure zu vereinigen und so geschah es auch. Faure wurde im zweiten Wahlgange gewählt. Eine eigenartige Erscheinung ist dabei zu Tage getreten: Der blaublütige Adel, die offenen und verkappten Anhänger der Monarchie, die stolzen Senatoren — sie alle wählten den ehemaligen Lohgerber. Die sozialistischen Arbeitervertreter aber wüthcten gegen ihn ; sie hätten lieber den Roth-Radikalen Brisson als Präsidenten gesehen. Die Sozialisten haben ein Manifest erlassen, worin sie gegen die Wahl Einspruch erheben; sie beschulvigen den Kongreß, er wolle die „soziale Reform" verzögern. Der Ansturm, den sie nunmehr auch gegen die Ministerien des neuen Präsidenten unternehmen werden, ist ernster zu nehmen, als die Agitationen de« Prinzen „Gamelle," der sich sogleich bei Ausbruch der Krise „seinem Vaterlande zur Verfügung stellte." Man hat der Hilfe de« jungen Fants nicht bcdurst und wird ihrer auch wohl nie bedürfen. Faure ist ein Mann von gemäßigten Ansichten. Gelingt e« ihm, diese zur Geltung zu bringen, dann ist die Republik gerettet. Mißlingt ihin da«, dann dürfte Frankreich bald vor einem neuen Umstürze stehen. Tageügeschichte. — Deutschland. Der „NeichSanzeigcr" schreibt in seinem nichtamtlichen Theil: „In der Presse tauchen seit einiger Zeit stet« von neuem Gerüchte über angebliche Ver änderungen im preuß. Staatsministerium auf. Die selben entbehren jeder Begründung und müssen um so ent schiedener zurückgcwicsen werden, als die frivole Verbreitung solcher Vermuthungen geeignet ist, da« Ansehen der Negierung zu schädigen. — Eine Besteuerung der Eisenbahnfahrkarten soll bei Herrn Miguel für den Fall der Ablehnung der Tabak steuervortage wieder in Anregung gebracht sein, und zwar soll man nach dem „Hann. Cour." von bayrischer Seite bereit« einen Entwurf über diesen Gegenstand auSgcarbcitct haben. — Eine innere Umgestaltung der Feuerwerker schule ist in Aussicht genommen. Man will den Nachdruck auf den militärischen Charakter der Anstalt legen und eine Eintheilung der Zöglinge in Kompagnien vornehmen, für die alsdann auch die Kompagnie-Chef« verantwortlich sind. Die Freiheiten der Oberfcuerwerker sollen eingeschränkt werden. Ferner ist die Verlegung solcher Institute aus der Reichs hauptstadt in Garnisonen, wo die Schüler besser beaufsichtigt werden können, als nothwcndig erachtet worden. — Die jetzige Bewegung zu Gunsten der behördlichen ArbcitSvcrmittelung hat, wie wir erfahren, in maß gebenden Kreisen die Anregung gegeben, eine umfassendere Untersuchung über alle bestehenden ähnlichen Einrichtungen in« Auge zu fassen. Die Erhebung wird sich also auch auf Vereine, Privatbureaus und den ganzen Arbeitsmarkt er strecken, wobei die vorhandenen Verhältnisse ausführlich zur Darstellung kommen sollen. E« liegt auf der Hand, daß auch die Auswüchse der Stellenvermittelung, die bei dem Ge sinde, bei den Schauspielern und Schiffsmannschaften vielfach zur Ausbeutung und starker Uebervortheilung benutzt wird, einer Prüfung unterzogen werden, um daraus die erforder lichen Unterlagen für VerbesserungSvorschlägc zu gewinnen. Obwohl einzelne Städte aus praktischen Bedenken sich gegen den Arbeitsnachweis ausgesprochen haben, findet im Allge meinen die betreffende Anregung de« preußischen Handels ministerium« ausgedehnte Beachtung. — Auf der Strecke Eger-Schirnding ist durch Explosion ein Postwagen au-gebrannt. Die Postbeamten zogen die Nothleine und retteten sich durch einen Sprung ins Freie. Verbrannt sind, wie der „Voss. Ztg." telegraphisch berichtet wird, 150 Postpackcte, 4 Werthpacketc, 3 Gcldpostbcutel. Der Schaden ist sehr groß, er beträgt unter Umständen Hundcrttausende. Die Postbeamten wurden leicht verletzt. In der Asche wurden Patronen gesunden. — Frankreich. Die erste politische Thal de« neuen Präsidenten der französischen Republik, Herrn Felix Faure, ist ein Mißgriff: er hat den Radikalen Bourgeois mit der K a binetSbildu ng beauftragt. Diese Verbeugung vor der radikal-sozialistischen Kannnermehrhcit, die dem Ministerium Dupuy da« Lebenslicht ausgeblasen hat, vervollständigt deren Trinmph und macht den Mißerfolg der Präsidentschafts-Kandi datur Brisson wett. Die Wahl Faure« hatte nur vann einen Sinn, wenn er entschlossen war, sich an die Spitze des organi- sirtcn Widerstandes der Ordnungsparteien gegen die Umsturz elemente der äußersten Linken zu stellen und dem Ansinnen, ein radikales Ministerium zu berufen, unbeugsam zu wider stehen. Herrn Bourgeois die KabinetSbildung übertragen, heißt den Nacken unter das Joch der äußersten Linken beugen, heißt dasselbe thun, wa« Herr Brisson auch gethan hätte, wenn ihm die Stimmenmehrheit des Kongresse« zugefallen wäre, heißt die Republik jener Kongreßminderheit ausliefern, aus deren Reihen nach der Verkündigung de« Versailler Wahl resultates der Ruf erscholl: „ES lebe die Kommune!" und die da« neue Staatsoberhaupt mit einem Hagel von Schmähungen und Verhöhnungen begrüßt hat. Ist Herr Faure so sehr im Banne des parlamentarischen Formalismus, daß er dem Kammer votum vom 14. Januar, welche« das Kabinet Dupuy hinweg fegte, entsprechen zu müssen glaubt, dann hätte er besser daran gethan, sich der Bewerbung nm die Präsidentschaft der Republik zu enthalten und dem Alaune des Vertrauens der radikal- sozialistischrn Allianz den Weg zuni Elysvc freizulassen. — In der Pariser Presse tauchen ab und zu Erörter ungen über die Entvölkerung Frankreichs auf. Dem gegenüber muß konstatirt werden, daß die Anzahl der Rekruten, mit Ausnahme der 1890er JahrcSklassc, die dem Kriegsjahre 1870/71 entspricht, in stetiger Zunahme begriffen ist. Schon im letzten Jahre war die Altersklasse 1893 so zahlreich, daß der Kriegsminister, um sic in ihrer Gesammthcit cinzustcllen, eine bestimmte Anzahl der Mannschaften der früheren Jahr gänge nach Hanse entlassen mußte. Die JahrcSklassc 1894 ist nach den eben erschienenen Tabellen noch stärker. Der „Figaro" erklärt dies mit patriotischer Genugthuung als ein „gute« Vorzeichen sür die französische Armee." — Vom ostasiatischcn Kriegsschauplatz. Die Londoner Abendblätter vom 19. Januar veröffentlichen eine Depesche au« Haitschcng von demselben Tage, welche berichtet, daß gestern eine chinesische Armee von >4,000 Mann bei Niutschuang eine Niederlage erlitten hätte. Die Chinesen hätten die japanischen Linien angegriffen, seien aber zurück geschlagen worden und geflohen. Die Verluste sollen auf chinesischer Seite ungefähr 900, auf japanischer 50 Mann betragen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. „Ein genußreicher interessanter Abend!" so lautet wohl da- einstimmige llrthcil Aller, welche Gelegen heit hatten, den am vergangenen Mittwoch im Kaufmänn. Verein durch Herrn Oberlehrer I)i. Schmidt au« Crim- mitzschau, einem Schüler de« berühmten Astronomen Professor Zöllner, gehaltenen Vortrag: „Irrende Sterne" zu hören! In überaus fesselnder Weise führte der Herr Vortragende an der Hand zahlreicher, sehr gelungener Lichtbilder die Zuhörer ein in die Geheimnisse der Sterncnwclt, welche die Astrono men der 'Natur seit Jahrhunderten abgelauscht haben, und schilderte die Entstehung und das Wesen dieser räthsclhasten Nachtwandler, der Kometen, Feuerkugeln, Meteore u. Stern schnuppen, hierbei zugleich in sinniger Weise den Aberglauben der Völker in den verschiedenen Auffassungen mit einflcchtcnd. In früheren Zeiten durch ihr Erscheinen Furcht u. Schrecken