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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-22
-
Monat
1895-01
-
Jahr
1895
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innigsten Mitleid ergriffen. .Ich bin Ihrer Thronen nicht werth." .Sic lieben einen Andern, Dora?" fragte mit gebrochener Stimme der junge Squire. .Ich — ich weiß es nicht," stammelte Dora, und sie fühlte, wie ihr Gesicht glühend heiß wurde. »Ich kenne mein eigene« Herz nicht." .Ich fürchtete, daß sich Ihr Herz Mr. Warner, dem fein erzogenen Manne mit seinen vornehmen Manieren zuwendeu würde," sprach der junge Squire betrübt. »Ich traue ihm nicht, doch hoffe ich, daß Sie mit ihm glücklich sein werden, wenn Sie sich entschließen sollten, ihn zu hcirathen. Wem immer Sie Ihre Hand und Ihr Herz schenken, wohin immer Sie gehen mögen — meine Wünsche begleiten Sie. Sollte aber dereinst Kummer und Ungemach über Sie kommen und Sic eines Freunde« bedürfen, daun senden Sie zu mir. Wenn Meere uns trennen, und wenn die halbe Welt zwischen uns liegt, ich werde kommen. Versprechen Sie mir, daß, wenn Sie einen treuen und aufrichtigen Freund nöthig haben, Sie zu mir senden wollen." „Ich verspreche es!" sagte da« Mädchen sanft. Sic gingen zusammen bis an da« Thor de« Meicrhofcs, wo Dora den jungen Squire bat, mit ihr in« Hau« zu kommen. »Heute nicht," sagte dieser, sich zu einem Lächeln zwingend. „Ich will warten, bi« ich ertragen kann, Sie mit ihm zu sammen zu scheu. Leben Sie wohl, Dora!" Er drückte ihre Hand, dann schwang er sich aus'« Pferd und sprengte in derselben Richtung davon, woher er gekommen. „Da geht eine der treuesten, edelsten Seelen, welche ich je kennen gelernt habe!" sagte Dora zu sich selbst, al« sie ihm nachschaute. »Hätte er doch früher gesprochen!" Sic ging in'« Hau« und legte ihren Hut ab, daun trat sie in'« Zimmer. Ein freudiger Schreck überfiel sie und eine dunkle Röthe flog über ihre Wangen, als bei ihrem Eintritt ein Mann sich vom Sopha erhob und sie mit einer tiefen Verbeugung begrüßte. „Mr. Warner!" rief sie aus. „Welche Ucberraschung!" „Eine angenehme, hoffe ich," war die rasche Erwiderung. „Ich begegnete dem Squire auf seinem Wege nach Horsham, und er sagte mir, ich möchte Ihnen Gesellschaft leisten während seiner Abwesenheit. Ich bin erfreut, Sic einmal eine Stunde ganz allein für mich zu haben. Der Squire schien mein Bestreben, Sic einmal allein zu sprechen, niemals gern zu sehen und suchte die« zu verhindern. So ist mir denn da« Glück heute ganz besonders günstig!" Er lächelte und setzte sich nieder. Dora warf einen ver stohlenen Blick nach ihm. Er war wohl geeignet, die Liebe eine« romantisch, ländlich erzogenen Mädchens zu gewinnen. »Sie sind heute etwa« blaß, Miß Dora," bemerkte Mr. Warner, als die plötzlich aufstcigende Gluth von ihren Wangen gewichen war. „Sie sehen leidend aus." „Ich bin nicht recht wohl," antwortete Dora, „das heißt ich fühle mich etwa« unbehaglich. Die Hitze ist zu drückend." „Das ist wahr," pflichtete Warner bei. „Die Hitze muß in der Stadt unerträglich sein, ich fürchte mich, dahin zurück- zukehrcn." „Warum wollen Sie wieder nach London?" fragte Dora. „Sie waren erst vorgestern dort; oder nicht?" „Ja, um meinen Cousin, Lord Champneh, zu empfangen, welcher gerade von Deutschland zurückkam. Ich verbrachte einige Stunden mit ihm in seinem Hotel." „Ich möchte ihn wohl einmal sehen," sagte Dora. „Sie haben mir so viel von ihm erzählt, daß ich glaube, ich erkenne ihn aus den ersten Blick. Wie seltsam, daß er so viele Jahre im Auslande lebte, während seine Gattin in England blieb. Ist Lady Champneh kränklich?" „O nein, Lady Barbara, wie sic gewöhnlich genannt wird, ist die pcrsonificirte Gesundheit." »Ist sic hübsch?" „Sie ist schön wie eine Göttin! Sie ist eine bezaubernde Flau!" erklärte Warner. „Und sie haben keine Kinder?" „Nein! Ihr einzige« Kind starb vor vielen Jahren. Wenn ich meine» Cousin überlebe, werde ich der nächste Lord Champneh sein," sagte Warner mit schlecht verhehltem Ver gnügen. „Wie lange Lord Champneh fern gewesen ist!" bemerkte Dora. „Gewiß hat er seine Gattin recht häufig besucht; aber sie werden sich doch freuen, daß sie nun für immer zusammen sein können, da Lord Champneh seinen Posten aufgegeben hat." „Zusammen!" wiederholte Warner, unwillkürlich zu- sammcnfahrcnd. „Sie sind nicht zusammen. Ich verließ den Lord in London, wo er Bericht zu erstatten und Geschäfte abzuwickeln hat. Ich muß in denselben Angelegenheiten in etwa acht oder vierzehn Tagen zu ihm zurückkehren; vielleicht werde ich auch schon früher erwartet. Ich hoffe indessen, daß ich nicht sobald gebraucht werde und somit Gelegenheit finde, hier länger verweilen zu können," fügte er bedeutungsvoll hinzu. Dora wandte ihren Blick ab und sah durch das offene Fenster. Wie lieblich sie aussah in ihrer Verwirrung und mit der Verlegenheit in ihren unschuldigen Augen. Felix Warner fühlte eine Regung seine« Herzen«, die er nie zuvor gekannt hatte. Leise erfaßte er ihre kleine Hand, welche in ihrem Schooße lag. „Dies ist ein Preis," sagte er, die Hand in der seinen wiegend, „für einen glücklichen Mann. Ist sie für Squire Weir bestimmt, Miß Dora?" „Nein — nein!" erwiderte Dora hastig. „Ich glaubte es auch nicht. Sie ist ein zu hoher Preis für einen Bauern, wie „der junge Squire," wie Ihr Vater ihn zu nennen pflegt." Dora versuchte ihre Hand zurückzuziehen. „Squire Weir ist nicht, was Sie denken," sagte sie warm. „Er ist edel und gut und hat in Oxford studirt, von wo er mit hohen Ehren zurückkam. Seine Rechtschaffenheit ist sprichwörtlich, darum wird er auch von Jedermann geachtet. Bei all seiner Lustigkeit hat er einen edlen und festen Charakter." „Er hat eine gute Vertheidigerin," versetzte Warner lächelnd. „Ich kann dem, was Sie sagen, nicht widersprechen. Ohne Zweifel ist er ein sehr achtungswerthcr junger Mann; aber er ist so einfach — ohne Namen, — Sie verstehen wohl. Und dann seine Familie! Seine Mutter soll von einer Hand werkerfamilie in Birmingham stammen. Er ist doch nicht« weiter, al» ein Landsquire, gut genug für seinen Platz; aber ich hörte, daß er seine eigene Farm beaufsichtigt und sein eigener Geschäftsführer ist." „Spricht da« etwa gegen ibn?" wendete Dora ein. „Ich liebe die Müßiggänger nicht, Mr. Warner. Ich verstehe nicht, wie überhaupt ein Mensch, ausgerüstet mit Geist und Verstand, zum Nichtsthun herabsinken kann. Ich achte den Mann, welcher arbeitet. Wir sind geschaffen zum Thun, nicht nur zum Sein, und so ist auch der am meisten zu schätzen, der seine Lcbcnsbürde brav und wacker trägt und seine ihm ge wordene Ausgabe nach Kräften vollbringt. Besser ist der, welcher Steine schlägt, als der, welcher aus Trägheit nicht« thut. Ich habe keine Sympathie für die modernen Tagediebe, diese Schmetterlinge der Menschheit." „Ich kann nicht« gegen diese Ausführungen einwenden, Miß Dora," sagte Mr. Warner mit leichtem Lachen. „Ich bin auch ein Arbeiter, nur etwa« verschiedener Art von unserm „jungen Squire." „Ich dachte nicht an Sie," stammelte Dora. „Dann werden Sie vielleicht nur an mich denken?" fragte Warner scherzend. „Ich liebe nicht, so ganz außer Acht gelassen zu werden. Wie schön würde Ihrer freien Stirn die Adelskrone stehen, Dora! Sie würden eine glänzende Lady Champney sein! Die Natur hat einen solchen Diamanten wie Sie, nicht für einen simpeln Landsquire geschaffen, sic will vielmehr, daß Sic an einen passenden Platz von Rang und Ehren gesetzt werden." Dora antwortete nicht, sie blickte anscheinend zerstreut zum Fenster hinaus. „Dora," fuhr er nach kurzer Pause fort, „Sie müssen bemerkt haben, weshalb ich diese drei Monate so müßig hier verlebt habe. Ich habe die schönsten Frauen de« Continents gesehen, habe aber niemals geliebt bis zu diesem Augenblick, wo ich Sie sah. Mein Cousin wünschte längst, mich zu ver- hcirathcn, aber bisher ist mir der Gedanke unerträglich ge wesen. Dora, wollen Sic mich mit Ihrer Liebe beglücken, oder werden Sic mich grausam zurllckwcisen?" Dora'S Herz schlug heftig und ihre Augen senkten sich tiefer. Ein seltsames Gefühl des Glückes erfaßte sie, und dennoch konnte sie nicht umhin, einen Vergleich anzustellen zwischen ihren beiden Bewerbern und mußte gestehen, daß die einfache und gerade Erklärung des jungen Noel Weir ihr Herz mehr ergriffen hatte. „Dora," flüsterte Warner mit sanfter Freundlichkeit, „Sie sind so still. Haben Sie am Ende nur mit mir gespielt?" Sagen Sie mir, daß Sic mich lieben, Dora, sagen Sie, daß Sie mein sein wollen — mein für ewig! Wollen Sie mir diese kleine Hand, und damit auch Ihr Herz schenken?" Er legte ihre Hand zurück aus ihr Knie, wo sie einen Augenblick leicht zitterte, dann aber sich in die seinigc zurück stahl. „Meine einzige Dora!" flüsterte er, sich über sie beugend, um sic zu küssen. Dora aber wehrte ihn sanft ab und blickte mit ihren leuchtenden Augen zu ihm aus; ihr Gesicht war bleicher als (Fortsetzung folgt.» Vermischte Nachrichten. — Der geheizte Korb ist die neueste Errungenschaft einer findigen Berliner Arbeiterfrau. Sie war die einzige der vielen Ehehälften, welche trotz eine« dreiviertelstündigen Weges ihrem Ehehcrrn das Mittagsmahl stets dampfend zur Stelle brachte, während die der Arbeitsstätte ihrer Männer näher wohnenden Frauen trotz Wolltücher und anderer Vor richtungen c« nicht verhindern konnten, daß die kalte Luft das Essen abkühlte. Von den anderen Mittagträgerinnen befragt, was es denn mit ihrem „warmen Geheimniß" auf sich habe, erklärte die geniale Frau, daß sie einen Ziegelstein auf dem Herde stark erwärme, denselben, um eine Beschädigung des Korbes zu verhüten, mit Papier umhülle und dann die heiße Speise auf den Ziegelstein stelle, ein wollenes Tuch darüber decke und es dadurch erreiche, daß das Essen sich über eine Stunde warm erhalten lasse. Diese auch von anderen Arbeiterfrauen erprobte Methode sei hiermit zu Nutzen und Frommen aller Essenträgerinnen zur Nachahmung empfohlen. Ist doch da« warme Mittagsbrot der beste Ofen für den frierenden Arbeiter. — Es ist geradezu unbegreiflich, daß Leute, die jahraus jahrein mit Pferden umgehen, diese Thiere so wenig zu behandeln verstehen. Sehen wir uns zunächst die Pferde ställe an; dieselben sind oft dunkel und dämmerig in Keller geschossen untergebracht, unrein, zu heiß und dunstig oder zu kalt. Augen- und Lungenkrankheiten sind die Folgen der Barbarei! Nur al« ein wahres Unding können die hoch an der Wand angebrachten Heuraufen bezeichnet werden. Wer dieselben erfunden hat, muß eine Giraffe beim Fressen be obachtet und sie für ein Pferd gehalten haben; da« Pferd im Naturzustand nimmt seine Nahrung vom Boden auf, nicht aber von Bäumen wie die Giraffe oder der Elefant. Bei dem Fressen von der Raufe fallen dem Thiere unzählige kleine Sämereien und Heustaub in die Nüstern und Angen und verursachen Erkrankungen der AthmungSorganc, sowie Entzünd ung der Augen, oft Erblindung. — Eine Felddruckerei für das Hauptquartier Sr. Majestät de« Kaiser« ist seitens der kaiserlichen Reichsdruckerei eingerichtet worden. Sie besteht aus vier eigen« erbauten Wagen, zu deren Vorspann je zwei Pferde erforderlich sind. In zweien der Wagen befindet sich das Schriftmaterial, in einem eine Handdruckpresse und in einem vierten ein Schreib tisch, der zugleich zum Ausbewahren der Schriftstücke dienen kann. Die Wagen ähneln in der Größe und Farbe denen de« Trains. Als Aufschrift ist an jedein Wagen zu lesen: „Hauptquartier Sr. Majestät des Kaiser«. Chef de« General stabe«. Felddruckcrei." — Die Druckerei soll, wie es heißt, im Manöver und im Kriegsfälle Verwendung finden, damit die daselbst erlassenen nöthigen Befehle gleich vervielfältigt den einzelnen Truppenführcrn zugehen können. — Am Postschaltcr. In dem Postgebäude der Garnisonstadt R. steht am Schalter ein Musketier und verlangt einen Postanweisungsschein mit einer 20 Pf.-Marke darauf. Hinter dem Soldaten wartet ein gut gekleideter Herr auch auf Abfertigung seine« Anliegen«; dem fällt es auf, daß ein Soldat Geld fortzuschickcn die Absicht hat. „Na", sagt er zu dem Soldaten tretend, der inzwischen am Pulte der Poststube seine Postanweisung aurfüllt, .da« ist mir noch nie vorge- kommcn, daß Einer im bunten Rock Geld fortschickt, anstatt welches zu kriegen. An wen schicken Sie denn da« Geld?" „Ja," sagt der biedere Krieger, „wissen Sie, meine Mutter ist sehr arm, und ich habe aus der Löhnung, und weil ich bei einem Umzug helfen durfte, einen Thaler erspart, und den schicke ich ihr; sie kommt so wie so gegenwärtig recht knapp durch, so lange ich beim Militär bin." In dem Gesicht de« Herrn leuchtete e« seltsam auf, dann griff er in die Tasche, zog seinen Geldbentel heraus und gab dem Manu noch einen Thaler mit den Worten: „Den legen Sie Ihrer Mutter noch bei, und schreiben Sie ihr, daß ich ihr zu ihrem dankbaren Sohne Glück wünsche!" — Da« allen Besuchern de« Ricsengebirge« wohlbekannte Schloß Erdmannsdorf hat der Familie des Kaisers Friedrich, als dieser noch Kronprinz war, bisweilen al« Sommeraufenthalt gedient. Au« jener Zeit berichtet Fr. W. Toussaint im „Wanderer au« dem Ricsengebirge" folgende hübsche Geschichte, welche ihm im Jahre >800 der Hofgärtner Hauptmann Trichter in Erdmannsdorf selbst erzählt hat: „Nachdem der Friede mit Oesterreich geschlossen, bewohnte der Kronprinz mit seiner Gemahlin in diesem Jahre noch sechs Wochen da« Schloß in Erdmannsdorf. Gleichzeitig be fand sich in dem dortigen Krankenhause eine große Anzahl verwundeter österreichischer Soldaten, welche Letzteren sich oft des Besuches der Kronprinzessin zu erfreuen hatten. Zu diesem Zwecke ließ die hohe Frau sich stet« eine große Anzahl Blumensträuße von dem Hofgärtner senden. Dieser sah mit innerem Aerger seinen Blumenvorrath mehr und mehr schwinden, sodaß er sich eines Tages entschloß, der Kronprinzessin zu sagen: „Wenn Königliche Hoheit so viel Blumensträuße für das Lazareth brauchen, so werden wir bald keine Blumen mehr für den Schmuck der Tafel haben." Darauf sagte die Kronprin zessin: „Lieber Trichter, das ist mir gleichgiltig, ob ich Blumen aus der Tafel habe oder keine, ich brauche diese Blumen, nm den armen fremden Kriegern meine menschliche Thcilnahme an ihrem Schicksale auszusprechen. Ich verstehe ihre Sprache nicht, und darum lege ich ihnen ein Sträußchen aus« Bett, dann freuen sie sich, ich sehe es an ihren dankbaren Blicken." — Wie schön, wie rührend ist diese Thcilnahme; nur ein edle» weibliche« Herz kann eine solche Sprache erdenken. — Aber der Hofgärtner Trichter hatte seine Blumen doch nock> lieber, denn er sagte sofort: „Wenn Königliche Hoheit ihnen (also den verwundeten Ungarn, Polaken und Kroaten! eine Tabakpfeife auf das Bett legen, freuen sie sich noch viel mehr." — Die Kronprinzessin hatte diesen praktischen Vor schlag auch sofort richtig ersaßt und demselben Folge gegeben. Sie ließ dem Gärtner seine Blumen, aber auch einen ganzen Korb voll Tabakpfeifen aus Hirschberg kommen, und die Freude der verwundeten Krieger war thatsächlich eine noch größere." — Ein Gutsbesitzer iu Pommern feierte seinen Geburtstag und hatte zur Feier die ganze Nachbarschaft ein geladen. Abend« gabs lebende Bilder. Der Herr Lehrcr trat vor dem Vorhang und kündigte an: „Diana im Bade!" Die Damen fuhren zusammen und sogar auch einige Herren. Der Vorhang flog ans und was sah inan? Einen großen Holzkübel voll Wasser, au« welchen der schwarze Kopf der Diana — des Jagdhunde« des Hausherrn — mit wch- müthigen Blicken die Gäste musterte. - Von Kaiser Wilhelm I. erzählt Baron de Ma- lortie: Der Baron unterhielt sich auf einein der großen Subskriptionsbälle in der Oper mit der bekannten Schau spielerin Fran Kierschncr, als der König auf ihn zutrat und sagte: „Warum tanzen Sie nicht mit Frau Kierschncr? Sie ist gewiß eine ausgezeichnete Tänzerin?" Gehorsam den, königlichen Beseht, tanzten der Baron und die Schauspielerin zweimal uni die große Bühne und der König sagte der Schau spielerin einige Freundlichkeiten. Der Baron suchte sich dann eine Gefährtin für die nächste Quadrille; er wandte sich an die verstorbene Gräfin D., holte sich aber einen Korb. „Bleiben Sie nur bei Ihre» Schauspielerinnen, Baron; cs giebt ihrer noch viele," antwortete die Gräfin und schnitt jeden Versuch einer Erklärung ab. Der Baron erzählte dem König, mit dem er unmittelbar darauf sprach, was ihm begegnet. „Ach, Unsinn!" antwortete dieser, ging schnurstracks zur Loge der Gräfin, erklärte ihr, daß der Baron auf seinen Wunsch mit der Schauspielerin getanzt habe, und bat sie, sich der Quadrille anzuschließcn. Die Gräfin fügte sich sogleich und war die Liebenswürdigkeit selbst. Als sie dann auf dem Wege zu ihrer Loge am Arm des Barons am König vorbei kam, flüsterte dieser ihr zu: „Nun, fühlen Sie sich recht elend, daß Sie sich herabgcwürdigt haben, mit dem Cavalier einer Schauspielerin zu tanzen? OIi, Iss kvmmes! les tenimes! Wie wenn die besten Schauspielerinnen nicht ganz wo anders zu suchen wären, als auf der Bühne!" Der König lachte herzlich, al« er die verlegenen Blicke der Gräfin sah. — Folgende heitere Episode vom Bahubau wird dem „Licgn. Tagebl." aus Schönau a. K. mitgetheilt: Zur Zeit als die Tracirung der Neubaustrecke Goldberg-Merz dorf erfolgte und die einzelnen Untcrnehner sich anschickten, die übernommenen Arbeiten fertig zu stellen, ließ eines Tage« ein solcher einem Besitzer in R. die Mittheilung machen, daß da» anzulegende Planum direkt durch dessen Scheune gehe, um dem Manne gehörig Zeit für die Vorbereitungen zum 'Niederreißen zu lassen. Der Besitzer erscheint nach dem Em pfang dieser Bekanntmachung sofort aus dem Bauburcau und meint: „Nee, nee, au« der Geschichte wird nischt, ich wär" doch nich olle Obendc us'm Bett uffstehen und'« Scheunthor uff- und zumachcn, wenn die Boahne durch will." Man versuchte nuu, ihm begreiflich zu machen, daß die Scheune beseitigt werden müsse. Hiermit kam man aber schön an. Dies würde nie geschehen, erklärte der Mann, und halsstarrig widersetzte er sich alle» weiteren Vorschläge», indem er stets behauptete, erst komme er und seine Scheune und dann erst die neue Bahn, die seinetwegen in'S Katzbachbett gehen möchte. Die zuständige Behörde dachte anders, und hatte bereits Schritte zur Enteignung gethan, als cS den sachgemäßen Vorstellungen de« Landraths nach langem Parlamentiren endlich gelang, den Widerstrebenden im letzten Augenblick zur Einsicht zu bringen. — Warnungssignal. Arzt (zu dem cintretendcn Patienten, der gleich an der Thür wieder Kehrt macht): „Was wollen Sie, treten Sie doch näher!" — Patient: »Ach, ich sehe, Sie können mir doch nicht helfen .... Sie haben ja selbst 'ne rothe Nase!" — Deutlich. „Fräulein, wenn Sie in« Wasser fielen und ich zöge Sic heraus — würden Sie mich dann mit Ihrer Hand beglücken?" — „Wozu solche Umstände? Wenn Sie eine Frau über Wasser halten können, so erreichen Sie Ihr Ziel bei mir auch aus trockenem Wege." — Ein Feigling. Kunde: „Bon Ihrem Lehrling lasse ich mich aber nicht mehr rasiren!" — Barbier (verächt lich): »Und Sie wollen drei Feldzüge mitgemacht haben?" — Annonce. Junger Mann sucht irgendwelche ge winnbringende Anstellung, reiche Heirath nicht ausgeschlossen
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