Volltext Seite (XML)
W MMkWMKLWW vöraefalku. . Oeffenlliche Blätter berichten von der Einberufung »Nb Musterung der finnländischen Armee Md erinnern dabei, daß dies gegen alte Festsetzungen vom Jahre 1809 verstoße. Matt denkt im Allgemeinen wohl wenig daran, daß der Kaiser von Rußland, bekannt lich em so abgesagter Feind von Constitutionen, als Großfürst von Finnland ein — konstitutioneller Fürst ist. Finnland hat heute noch seine forme! gültige repräsentative StaatSverfaffung, seine Grundgesetze an welche der Monarch gebunden ist und deren un veränderten Fortbestand auch der gegenwärtige Kaiser bei seinem Regierungsantritt beschworen hat. Frei lich ist eS etwas Anderes mit der faktischen Beobach tung dieser Grundgesetze (der RegierungSresorm vom Jahre 1772 und der Sicherheitsacte von 1789); sie sind für verschollen zu erachten, da nicht daran gedacht wird, sich nach ihnen zu richten. Regiert wird nach kaiserlichen Verordnungen und Ukasen, ohne dabei zu fragen, ob sie irgend mit der Grunbverfaffung Finn lands übereinstimmen oder nicht. Seil dem Jahre 1809, dem Landtage zu Borgä, der selbst schon eine leere Comödie gewesen, hat man gar nicht daran ge dacht, die Stellvertreter des Landes zusammenzube rufen. Man hat einen Theil der Bauern zu Leibei genen gemacht, ein willkürliches Steuersystem einge führt und dem Lande ohne sein Wissen und Zuthun Schulden aufgebürdet, die früher unbekannte Censur eingeschmuggelt und den Finnen, gleichfalls gegen das Grundgesetz, Sibirien kennen gelehrt; — genug, seit der Einverleibung Finnlands in das „heilige" russische Reich hat man dort die Verträge eben so gut zu halten verstanden, wie anderwärts. Finnland hat das Schick sal Polens getheilt, nur mit dem Unterschiede: Polens LooS hat sich in größerer Nähe vor den Augen der freilich zunächst nur müßig zuschauendcn civilistrten Welt abgesponnen; von der Beglückung deS fern ent legenen Finnlands durch das „heilige" Rußland hat aber die Welt wenig oder nichts erfahren. Einer besonderen Gelegenheit sagt der G. A. ver danken wir zuverlässige Nachrichten über die wirth- schaftlichen Verhältnisse Rußlands seit dem Beginn des Krieges. Die Verstimmung in dem gewerbtrei- benden Theil der russischen Bevölkerung ist allgemein und ihre Abneigung gegen den Krieg spricht sich, wo es nur möglich ist, unverliolen aus. Im südlichen Rußland, wo die diesjährige Ernte vortrefflich war, liegen ungeheuere Getreidemassen, die keinen Abfluß finden, und um so mehr im Lande verbraucht werden müssen, alS die Aushebungen den Landbau der thäti- gen Hände beraubt haben. Man sieht große unbe baute Ackerstrecken, die vielleicht so lange brach liegen werden, als der Krieg dauert, und man nimmt an, baß er noch eine Reihe von Jahren dauern wird. Um dem gänzlichen Stillstand der Fadrikthätigkeit vorzu beugen, hält di« Regierung dir Fabrikbesitzer an, mit dem Betriebe fortzufahren, auch wenn sie dabei ihr Kapital zusehen müssen. Der Absatz im Innern wird immer schwächer, und man sucht daher, so weit die Kostspieligkeit des Landtransportes eS gestattet, in dem westlichen Europa einen neuen Markt, auf dem man MH« tMl-iqkMi^MNMnh gchhM tzaH. Hk sich den Aufhebungen zü mtji^>nvin ED pflichtigen alle Mr mogycheoMEbN^DMWk- kungeii an den Vörderfingetn'uMDesttnoNmrmM- nern durch Uebergang aus ein^ MuvWWrM das andere. Mit Freudigkeit bringt srMOfiWW den Krieg nur der allrussische Adel, und aüch dke MW lichkeit hat aus ihrem großen Vermöget» vielhergeM den, was durch die gebrochene Steuerkraft deS LlmdrS und freiwillige Gaben nicht zu beschaffen wäre Ruß lands natürliche Stärke in der Defensive istunkeugvür, aber wenn eSfich um einen vieljährigen Krieg handelt, muß man doch nach den Mitteln fragen, um Vie De fensive fortzüführen. HandclSbriefe aus Rußland bringen die Nach richt, daß die nächste Rerrutirung sich aufLS Prök. der Seelen belaufen, also ein Zuwachs von 300,000 (?) Mann zu der Armee geben wird. Ueber den Inhalt deS Allianzvertrages gehen noch immer verschiedene Nachrichten. Im Allge meinen aber scheint festzustehen, daß wenn Seitens Rußland die Annahme der bekannten vier Punkte bis zum 2. Jan. 1855 nicht stattfindet, eine ganz neue Situation eintritt. Selbst die vier Punkte sollen dann nicht mehr alS alleinige FriedenSbafiS festgehalten werden, indem dann neue Forderungen Vorbehalten find. Der russisch-türkische Krieg ist dann beendet, und der Krieg Europas beginnt. Aus Oestereich schreibt man der D. A Z.: „Wäh rend die neuen Regulative anderer Staaten über das Volksschulwesen den Unterricht in den Realen wesentlich beschränken, eine entwickelnveKatechetik mit den Namen Formalismus brandmarken, und selbst ständige Denk- und Sprachübungen ganz und gar aüS dem Bereich des VolksschulunterrichtS ausschließen, macht unsere Regierung daS Prinkip der rationellen (vernunftgemäßen) Pädagogik entschieden zu der ihri gen und bekundet dies in den verschiedensten Erlassen des Unterrichtsministeriums. Insbesondere wird den in dieser Beziehung vernachlässigten Kronländern die angelegentlichste Fürsorge gewidmet. Der Schles. Zeitung wird aus Wien vom 5. Dec. geschrieben: Außer dem am 2. Dec. zwischen Oester reich und den Westmächten abgeschlossenen Allianz- vertrage kam, wie man bört, noch ein zweiter Vertrag, zwischen Oesterreich undFrankreich zu Stande, der den Fall des Ausbruchs von Unruhen in Italien während des orientalischen Kriegs behandelt. Beide Regierun gen haben sich vereinigt, mit allen möglichen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln jedem revölütioiiären Ver such in Italien sich zu widersetzen. Aus Wien wird vom 6. Dec. geschrieben : AuS zuverlässiger Quelle sind wir in der Lage, mitzutheijen, daß am 6. Dee. der hiesige preußische Gesandte, Frei herr v. Arnim, von dem Berliner Cabinette ange wiesen wurde, sich zu unserem Minister deS Auswär tigen zu verfügen und ihm dir Befriedigung Preu ßens an der zu Stande gebrachten Allianz Oester reichs mit den Weltmächten auszudrücken. Zugleich hat derselbe, dem Vernehmen nach, Vie Geneigtheit deS Berliner EabinetS, an dem Vertrage Theil zu nehmen, ausgesprochen. '