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Spitz« des Ministeriums, ist die Lage allerdings hin länglich bezeichnet — Wie eS auch m anderer Bezie hung dort steht, möge Folgendes beweisen. Die geist liche Oberbehörde hat höherem Befehl zufölge den Seelsorgern eine concretere Einwirkung auf die öffent liche Sittlichkeit mittelst Erneuerung einer Art kirch licher Censur zur Aufgabe gemacht; in Folge dessen waren mehrere Personen wiederholt von den Pfarrern dieser Gemeinde aufgcfordert worden, zu bestimmten Zeiten sich in der Kirche und zur Predigt einzufinden, welche letztere sodann ernstliche Abmahnungen vom unsittlichen Wandel u. s. w. enthielt. Kürzlich aber nannte ein Prediger öffentlich zwei Namen, welche Anstoß zu ärgerlichen HauSzwisten gegeben haben sollten. Eine in der Kirche anwesende Frau auS dem Handwerkerstande richtete, nachdem der Prediger das Gebet gesprochen, einige wohlverstandene Worte nach der Kanzel und äußerte sehr vernehmlich, daß, wenn man an diesem Orte zur Rechenschaft gezogen werden sollte, dieses auch ohne Ansehen der Person ge schehen müsse, und soll dieselbe hierauf zum großen Aerger der Gemeinde, mehrere zum Theil anwesende Personen bezeichnet haben, welche gleiche öffentliche Schmach treffen müsse. — Sehr zur Beförderung und Erweckung des kirchlichen Sinnes. In Kurhessen werden die neuen Steucrgesetze überall mit größter Eile eingeführt. In den Städten gehen Commissionen umher, welche die Häuser neu abschätzen; die neue Regnlirung derClassensteuer muß Ende dieses Monats fertig sein; die neue Gewerbe steuer ist größtentheilS regulirt. Leider bewegt sich neben dieser Besteuerung in gleichem Schritte überall im Lande Theuerung, Mangel und Erwerbslosigkeit. Nach Privatbriefen aus Schweden herrscht in ganz Scandinavien eine russenfeindliche Stimmung, welche sich täglich steigert. Die Russen haben ihre Befestigungen auf Aland (50 Seemeilen von Stock holm) in bedrohlicher Weise ausgedehnt. Die Dänen fürchten für Bornholm und haben die Besatzung von Schloß HammerhauS und Svannicke verstärkt. Eine scandinavische Liga (Verbündung) zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen könnte gegen Rußland 200,000 Mann ins Feld und 400 KriegSsegel mit mehr als 60,000 Matrosen in See stellen. Paris, 29. Jan. (Telegr. Dep.) Der Moniteur enthält ein kaiserl. Dccret, durch welches abermals 40,000 Mann aus der Altersklasse 1851 einbcrufen werden. ' (Dr. I.) Vom französischen Oberrhein, 24. Ja nuar. Die Kriegsbesorgnisse mehren sich von Tag zu Tag, und mit ihnen kehrt allenthalben die bedenkliche Krise für Handel und Gewerbe ein. Weiche Einflüsse eine eigentliche Kriegserklärung auf M öffentlichen Kredit haben muß, das läßt sich Mt noch gar nicht ermessen. Die Börsenschwan kungen in Paris, die ZinScrhöhung der Dank- und Iber Schatzscheine belehren uns übrigens, daß wir bereits aus normalen Zuständen herauSgetreten. Die mißliche Lage, in welche die Fabriken gerathcn, muß schon jetzt ins Auge gefaßt werden, wenn nicht Mötzlich Arbeitseinstellungen im Großen erfolgen sollen. lTie Noch auf dem Lande ist beispiellos. Die Dieb- Istähle haben sich jetzt sogar auf die Kirchen ausge dehnt. Der Bischof von EtraMrz hat vor ekstgen Tagen ein UMlauffchreiben eüaffen, ist welchem er „mit dem Gefühle der heftigsten Wrhmuth" anzeigt, wie beinahe jeden Tag die ^betrübende Nachricht ihm zukomme, daß in den Gotteshäusern Plünderungen begangen werden und so das Heiligthum Beschim pfungen ausgesetzt sei. Der hochwürdige Prälat befiehlt, daß m allen Pfarreien, wo die Maßregel als nöthig erachtet wird, die heiligen Gefäße und Ornate auS der Kirche genommen und an Orte gebracht werden, wo sie gegen Diebstahl und Ent weihung gesichert seien. Sachsen. Laut Generalverordnung der k. KrejSdirrction zu Budissin, die Anwendung des Chloroforms Seiten der Wundärzte betreffend, werden auf Anordnung des k. Ministeriums deS Innern die Medicinal-Poltzei- Behörden des Bautzncr Kreises darauf hingewiesen, daß den Wundärzten die selbstständige Anwendung des Chloroforms bei Operationen nur dann, wenn durch den äußeren, die Einathmung aiiSschließenden Gebrauch derselben auf örtliche Abstumpfung des Ge fühls oder Beseitigung vorhandener Schmerzen hin gewirkt werden soll, zusteht, alle Fälle aber, in welchen das Mittel dergestalt äußerlich angewendet wird, daß damit ein fortgesetztes Einalhmen desselben verbunden sein muß, ausschließlich zur Kompetenz der zur innern Praris berechtigten Aerzle gehört und daher in Fällen der nurgedachten Art die Anwendung der beregten Mittel bei Operationen lediglich Seiten eines solchen Arztes erfolgen darf. — Der Gattin des Buchdruckers und Buchhänd lers Hirschfeld in Leipzig, Emma, geb. Hillig, welche am 3. Sept. v. I. ein in der Pleiße verunglücktes Kind „mit rascher Entschlossenheit und rühmlicher Selbstverleugnung" vom Tode gerettet hatte, ist die goldene Lebensrettungsmedaille, mit der Erlaubniß, dieselbe am weißen Bande zu tragen, verliehen wor den. Dieselbe Auszeichnung ist dem Lieutenant Schurig und Kopist Diltrich in Waldheim zu Theil geworden, die am 23. August mit eigener Lebensge fahr einen Menschen vom Ertrinken retteten. — Der „Sachs-Post." bringtsehr erfreuliche Nach richten auS Sachsen, von denen wir wünschen, daß sie sich bestätigen mögen. Nach denselben sollen be deutende Bestellungen auS dem Oriente (Türkei) die Lausitzer Fabriken so vollauf beschäftigen, daß sie die Menge der Arbeiten kaum bewältigen können. Gleich zeitig berichtet der „Pesther Lloyd" bezüglich deSTran- sithandels von Leipziger Waarerr nach Herr Donau- fürftenthümern von „verläßlicher Seite", daß sich eine deutsch-französische Gesellschaft gebildet habe, die den Transport zur See bestellen will. — Der verstorbene Konsul Schletter hat, wie wir neulich meldeten, seiner Vaterstadt Leipzig seine ausgezeichnete Bilder-Gallcrje und sein HanS unter der Bedingung testamentarisch vermacht, daß die Stadt ein Museum zur Aufstellung und Vermehrung der Gemälde-Sammlung erbaue. Die Vertreter von Leipzig haben dieses Legat dankbar angenommen und beschlossen, das jetzt bestehende Theatergebäude, welches der bisherigen Einwohnerzahl nicht mehr