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-So ¬ mit der Sonnenbrille. Eva erwachte. Es hatte keinen Sinn, sich diesen quälenden Träumen auszusetzen. Sie stand auf und nahm aus ihrer Tasche die rosa Akte. Entgegen der Vorschrift hatte sie die Sachakten mit nach Hause genommen. Das ist schon das erste, was ich heimlich tue, dachte sie, Was wird folgen? Sie setzte sich an den Schreibtisch. Seite für Seite las sie in der Akte. Sie erfuhr vom zähen Ringen des Untersuchungs richters um das Vertrauen des Beschuldigten, von dessen Verbitte rung und -seinem Schweigen. Einmal hatte er ein Protokoll nicht unterschrieben. Der Ver nehmungsbeamte hatte mit sauberer Handschrift hinzugefügt: Der Beschuldigte Freege erklärt, daß das Protokoll nicht den Sinn seiner Aussage widerspiegelt und weigert sich deshalb, das Protokoll zu unterschreiben. In dieser Vernehmung ging es um Gräupner. In dem Protokoll stand freilich nichts von Michaels erbittertem Kampf gegen seinen Forschungsgruppenleiter und von der Art, wie Gräupner gegen ihn gearbeitet hat. Ein Protokoll ist nüchtern. Du kannst doch nicht verlangen, Michael, daß ein Untersuchungs richter nach Wortnuancen sucht, die deine innersten Empfindungen genau wiedergeben. Das könnte nicht einmal ich, die dich so gut kennt. Und die Protokolle nach diesem: "Dazu möchte ich nichts sagen, Herr Untersuchungsrichter." oder: "Das gehört nicht zur Sache." oder: "Schreiben Sie doch, was Sie wollen." Er fühlt sich wieder einmal unverstanden, dachte Eva. Nein, so konnte man diesen ’Fall’ nicht zu Ende bringen. Nie würde