- 134 - sprechen war, hatte er deutlich gefühlt, daß Eva nicht be griff, worum es ging. Da sie sich jedoch fügte, war er den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und hatte nicht mehr darüber gesprochen. Das war sein Fehler. Einmal hatte er sie unterwegs getroffen und sie war ihm verändert vorgekommen, aber er nahm sich nicht die Zeit, nach dem Grund zu fragen. Sollte er ein drittes Mal einen Fehler begehen? "Eva", fragte er, "wer ist daran schuld, daß du zu den Genossen beim Kreisgericht keinen Kontakt gefunden hast? Daß du kein Vertrauen hattest?" Sie trocknete die Tränen. "Wahrscheinlich ich selbst", antwortete sie. "Weißt du das oder sagst du das nur so?" Kramer lehnte an seinem Schreibtisch und dachte an den Abend, da Eva zu ihm kam und bat, zum Bezirksgericht zurückversetzt zu werden. Er schaute auf die junge Frau, die vor ihm im Sessel saß und am Ende ihrer Kraft war. Man mußte ihr helfen. "Es wird nicht leicht sein für dich", sagte er. WUm die Ausein andersetzung mit deiner Parteiorganisation kommst du nicht herum. Aber sie wird dir helfen." "Werde ich eine Parteistrafe erhalten?" fragte Eva. Hermann Kreuzig zuckte mit den Schultern. Er nahm es an, das würde jedoch die Grundorganisation entscheiden. Frei von Fehlern waren die Genossen beim Kreisgericht auch nicht, sonst hätte es nicht passieren können, daß Eva ihre Sorgen vier Monate allein mit sich herumtrug. "Was wolltest du heute bei'uns?" Kramer antwortete für sie: "Sie wollte uns sagen, daß sie ein Urteil im Namen des Volkes gesprochen hat. Ist es so, Genossin Martin ?"