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- 5 prediger”, wie ihn die Arbeiter scherzhaft nannten) viel Ener gie auf die Organisierung der '‘Internationalen Arbeiterhilfe'’. Mit dem “roten Geiger” SörMus gemeinsam gestaltete H.Duncker viele Solidaritätsabende, wobei er auch selbst gelegentlich Klavier spielte und im übrigen kenntnisreiche Vorträge über das erste Land des Sozialismus hielt. Seine erste Reise in die SU führte ihn 1924 auch nach Sewastopol, wo er ein aus Spendengeldern gebautes Kriegsschiff auf den Namen “Komintern” taufte. In sowjetischen Zeitungsberichten über diesen Vorgang findet sich dieser Satz: “Der russische Rotarmist ist der ein zige bewußte Soldat auf der Welt“. Die Lehrveranstaltungen der Marxistischen Arbeiter-Schulen (HASCH.; auch A. Einstein hat dort gelesen), die in ganz Deutschland den Beinamen “Dun- cker-Kurse" führten, bildeten sich zu Zentren im ideologischen Kampf gegen den aufkommenden Faschismus. Welche Prophetie liegt in diesem bereits 1923 geschriebenen Dunckerwort: “Kom munismus und Sozialismus haben keinen blutrünstigeren Gegner als die Drahtzieher des völkischen Nationalsozialismus. Es fragt sich nur, wie lange diese ihre Marionetten am Bändel halten“. 1932 ist Hermann Duncker deutscher Delegierter des Antikriegskongresses in Amsterdam, wo er mit Gorki, Barbusse, Rolland den Appell unterzeichnet. Die Ereignisse überschlagen sich: In der Nacht des Reichstags brandes arretiert ihn die SA, verwüstet seine Wohnung, be schlagnahmt seine schon damals 2000-bändige Bibliothek und verschleppt ihn selbst in ihr berüchtigtes Folterlokal, das Columbiahaus. Bis November sitzt er in Spandau und Branden burg. Seiner unermüdlichen Frau und der bereits illegal kämp- - 6 -