Volltext Seite (XML)
Scharnhorst / Lr. s. Fortsetzung. Scharnhorsts gewaltige Gedanken und Pläne Neben der Akademie rief Scharnhorst noch eine" militä rische Gesellschaft ins Lebe», der Offiziere aller Altersstufen und Ränge, Gelehrte und Politiker, überhaupt Freunde der Wehrmacht angehörten. So weckte dieser zähe Leistungsmensch den Sinn für den Gedanken der Wehrhastmachung des ganzen Volkes Als Meister der Mcnschenbehandlung erwies er sich auch hier, da er zwar stets die Seele dieser Gesellschaft blieb, aber die Leitung alljährlich wechseln lieh. Scharnhorst wutzte, wes halb er alle Kraft für seine wcitgreifenden, gewaltigen Gedan ken und Pläne cinsctzte. Er sah dlc kommende politische und militärische Auseinandersetzung mit Napoleon fast in allen Ein zelheiten deutlich voraus. „Der Neid muh es Scharnhorst lasten, dah er ein seltener Kopf ist", bekannten selbst seine Gegner. Die Eigenart der Kriegswissenschaft und Kriegskunst erkannte er mit philosophi scher Klarheit. Während sich in der Logik, Matl)ematik, Be wegungslehre aus sicherem, wenn auch mühevollem Vorwärts schreiten ein System ergibt, das gleichsam von vornherein da ist und nur entdeckt zu werden braucht, ist bei der Taktik und Strategie, — wie im kleinen beim Schachspiel — alles ganz anders. Kriegskunst ist keine Mechanik. Gesetzt, gleichwertige Gegner stel-en einander gegenüber, so steht Plan gegen Plan, Logik gegen Logik, wobei die geguerisä)en Gedanken unbe kannt sind und bestenfalls aus Anzeichen ein wenig erschlossen oder erraten werden können. Logik steht gegen Logik, selbst der beste vorgefaßte Plan kann dal)er kaum je so durchgeführt werden, wie er gedacht war. Was vermag die genaueste Berechnung gegen uncrivartcte Gegenkräfte? Moltke sagt daher mit Recht: „Bei jeder Ope ration begegnet unserem Misten sehr bald der unbändige Wille des Gegners. Kein Operationsplan reicht mit einer Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus." So verläuft sich jeder Kricgsplan ins Unbestimm bare. die Bergbauverhältnisse im Harz. Die Franzosenzelt wirkte sich in Hannover schlimm aus. Hameln beispielsweise wurde asten feierlich geschlossenen Abmachungen zum Trotz nicht ge räumt, und als die Franzosen endlich abzogen, nahmen sie astes, wag nicht niet- und nagelfest war, mit sich. Alles mar so gekommen, wie Scharnhorst vorausgesehen. Sck)arnhorst berichtete darüber nach einer Besichtigung Hamelns: „Die eisernen Gerätschaften waren verschwunden: Der französische Ingenieur hat sie für 56 000 Taler verkauft; die Blcibödcn sind von den Gewölben genommen, die Abstösse verstopft, die Kasematten verunreinigt. Die Stadt ist bettel arm. Drei Jahre hindurch hat die Tafel des französiscl)en Ge nerals ihr monatlich mehr als 1000 Taler gekostet, ihre Forsten sind nicdergehauen, angeblich für Festungszwecke, in Wahr heit um Holz zu verkaufen; die vor den Toren liegenden Gär ten und Häuser sind aus reiner Bosheit zerstört; sogar die To ten hatten die Nichtswürdigen geplündert." Scharnhorst litt innerlich unter den Schrecken und Greueln des Krieges. Er war eine seelisch tiefe Natur, liebte nicht den Krieg als solchen. Schon nach dem ersten Gefecht bei Hond- schotteu hatte er an seine Gattin geschrieben: „Gott gebe uns bald Frieden. Ich bin nicht zum Soldaten gemacht. Ohne Schwierigkeit ertrage Ich die Gefahr, ab- der 'blick der un schuldigen, jammernden Mensci-en im Blute neben mir. das Feuer der brennenden Dörfer, von Mcnsä>c>» zum Vergnügen angelegt, die übrigen Greuel der allgemeinen Verwüstung bringen mich in Wut und in eine mir unerträgliche Stimmung." 1795 schrieb er. nach dem Rückzug der Hannoveraner in die Heimat: „Im Sommer ist der Krieg klotz eine Verwüstung des menschlichen Geschlechts; im Winter aber ist diese noch mit unermetzlichcm Elend vergesellschaftet. Der Transport der Wladimir Kranken und Blessierten... in der strengen Kälte wo die ge hörige Deckung und wo Unterkommen in den Nachten aus der langen Reise ost fehlen, gehört mit zu den grötzten Leiden, denen das menschliche Geschlecht unterworfen ist." Man kann demzufolge diesem grotzen deutsct-en Offizier wahrlich keine Kriegslüsternheit nachsagen! Er dachte wie sein Meister Graf Wilhelm, der zu lagen pflegte- „Keiner als oer Krieg der Verteidigung ist rechtmäßig, feder Angriff unter der Würde des rechtschaffenen Mannes... Man mutz die Kriegskunst anwenden, um den Krieg zu verhindern oder doch sein« Uebel zu vermindern " Der aerechle Krieg ist siir Scharnhorst die Verteidigung der höchsten Werte. „Bliebe die Kriegskunst zurück", äußerte G. E. Lessing, „so würde das eigene Volk von einem anderen überwunden, und alle Tort schritte der Kunst und Kultur sind dahin wie einst i» Rom." Kämpfe und Widerstände gegen die Idee des bewaffneten Volkes Angesichts der ohne den leisesten Schimmer des Rchts oder eines sittlichen Grundes geschehenen Unterdrückung. Ver wüstung und Ausbeutung deutschen Londes durch die Fran- zosen stand es nun für Scharnhorst engoüllig seit dos, S:aat und Volk, Heer und jeder einzelne Wehrfähige zum böckstei» Einsatz aller Kräfte nufgerusen werden mutzte. T-e höchsten Anforderungen müssen gestellt werden jedes Versäumnis ist unentschuldbar, sonst hat die Nation das Schicksal, das sie verdient. Vorerst stieß Scharnhorst auf starken Widerstand Miß trauen und Vorurteile lregegncten ihm auf Schritt und Tritt. Ueberall steht das vorwärlsschaucnde Genie im Kamps gegen die Verharrungsivelt. immer ist sein Wort zunächst die Stimme eines Predigers in der Wüste Tie Anhänger veralteter Ein» richtungen nahmen seine Gedanken entweder gar nicht an oder befolgten sie nur mangelhaft; sie hatten d'e altehrwürdige Tradition auf ihrer Seite und Nsußte» alles besser. (Fortsetzung soigl.f Solowjew Doch nicht nur Logik steht gegen Logik. Wille gegen Wilke, Plan gegen Plan, Idee gegen Idee. — andere, bedeutendere Mächte sprechen ein entscheidendes Wort: Man mag sic Zufall, Schicksal, Vorsehung, Gottesgericht nennen. Jeder Krieg ist ein Wagnis, ist das ungewisseste aller Experimente. „Wir müssen zugeben, daß der Krieg auf einem Spiel von Mög lichkeiten, Wahrscheinlichkeiten. Glück und Unglück beruht.." lesen wir bei Clausewitz, der für diese unvorhergesehenen und unberechenbaren Dinge den Ausdruck „Friktion im Kriege" wählt. Diese Friktion ist dle Gesamtheit aller Momente, die eine ideale, d. h. hemmungslose Schlacht, in ivelchcr Plan gegen Plan und Logik gegen Logik steht, durchkreuzen zum Beispiel Wetter, Unebenheiten, plötzlich auftretende Seuche», Stockun gen im Mechanismus, individuelle Empfindungen, verborgene Schwingungen der Seele. Stimmungen der Soldaten, Kontakt mit dem Glück. Sie ist die Grenze aller taktischen und stra tegischen Theorie. Keine Planung und Verechnung kann den Ausgang fehlerfrei ermitteln. Stets bleibt eine ungelöste Un bekannte in der Gleichung. Ihre Lösung liegt verborgen im Schoße der Zukunft; ihr Geheimnis ist das ureigenste Geheim nis der Weltgeschichte selbst. Diese Friktion ist es, welche die Strategie des Krieges von der „Idealen" Schlacht des Schachspiels unterscheidet. Sic ostenbart auch immer wieder die tragische Beschränktheit des menschlichen Geistes, der an einem Gegenstand vielleicht jedes noch so kleine Detail durchdacht und doch die .Nanptsachc, das Nächstliegende übersehen hat. Das -Heer ist aus Einzelmenscken zusammengesetzt von denen jeder, wenn,cs der „Zufall" oder ole „Vorsehung'^ so fügt, unter Umständen imstande ist, etwas Unvorhergesehenes zu bewirken. Geradezu hellseherisch schaut Scharnhorst nach tiesarün- diger Versenkung in die Geschichte der Kricae die militärischen und strategischen wie taktischen Erfordernisse. Man ermißt den ungeheuren Fortschritt seines Denkens, ivenn man ver gleichsweise die altertümliche Militärwissenschaft seiner Zeit dagegen hält, dle aus geometrischen Figuren strateailche und taktische Bewegungen abzuleiten suchte und zu „wissent-hast- lichen" Regeln dieser Art gelangte: „Die Bäckerei mutz sick in der Mitte zwischen der Basis und der O»»erationslinie befin den. gegebenenfalls ein Drittel näher den Trunven als der Basis" Wobei es dann noch eine Sonderwistenschnf' über die Bewegung de? Brotwagens gab. „Ein richtiger Stratege glaubte ohne Logarithmentafel nicht mehr als drei Mann über die Gosse führen zu können", saat v. d. Goltz spöttisch über die Wehrwisscnschnft vor Sclzarnhorst. Schwere Schicksalsschläge In dle ersten Jahre seiner Wirksamkeit In Preußen fielen die tiefen Schatten schiverer häuslicl-er Schicksalsschläoc: Am 12. Februar 1803 starb Scharnhorsts geliebte Gattin, ein Jahr darauf seine jüngste Tochter. Im Jahre 1803 vollzog sich auch das düstere Geschick Hannovers, das Scharnhorst vorausgcsagt hatte und das zweifellos hätte verhindert werden können, wenn seine Vorschläge rechtzeitig beachtet worden wären Die Fran zosen rückten von Holland her gegen Hannover vorwärts; Graf Wallmoden kapitulierte bei Artlenburg. Die Gebrech lichen und Armen verhungerten, die Reichen verließen das Kur fürstentum, französische Bergwerkskommissionen untersuchten durchlebend, zur christlichen Persönlichkeit werdend. Das gelebte Christentum war seine immerwährende Sorge. Und wo er In seinen Schriften das gleiche von seiner Mitwelt fordert — er wurde nicht müde, den Gedanken an dieses gelebte Christentum immer wieder niedcrzuschreiben —, da hat er es» in sich selbst längst verwirklicht. Sein Tagewerk glich den Tage werken der Urchristen, die, wohin immer sie ihre Schritte lenk» ten, eine Gelegenheit fanden, sich zu bewähren. Und diese» Erleben gab im eigentlichen Sinn auch seinen besten Schriften jenes Anziehende, das über die Leser eine io eigenartige Macht ausübt. Praktisch fühlt er sich zu den leiblichen und den gei» stigcn Werken der Barmherzigkeit berufen: den Armen di« leiblichen Gaben und den Geistern die geistigen auszuteilcn. Zu allem trieb ihn sein unverdorbenes Herz. Das war da» Etwas, das der höheren Macht sich nicht widersetzte, woraus seine Lebenspraxis und Lebensweisheit floß. Er ahnte und sühlte es, daß die menschliche Unvcrdorbenhcit der einzige Ausgangspunkt wahrer menschlicher Größe ist, und der süd slawische Bischof Stroßmaner. mit dem Solowjew Vorhand» sungen über die Wiedervereinigung der Kirchen in Agram ein» gegangen war, schrieb in einem Bericht an den Nuntius und Kar dinal Vanutelli über den Russen, daß er eine „reine Seele" habe. Da ist die Ursache, daß er niemals in der Verwirklichung und der Verkündigung der Gotteswelt und des Preises de» Logos, des Christus, als des Mittelpunktes und Herrn der Welt, nachläßt. So rang sich Solowjew in der Ta» zu einer Weltweite durch, zu einer universalen Wellbetrachtung, die ihn zu Ende seines vierten Lebcnsjahrzrhnts den Wea voi» der östlichen abgeschlossenen Orthodorie zu der universalen katholischen Kirche finden ließ, nachdem rin unermüdliches» langjähriges und gründliches Studium der Geschichte voraus» gegangen, wo ihm der Blick für die historischen Gegebenheiten im Bereiche der Kirchen geschärft wurde. Dieser kritische Geist, der astes an der römischen Kirche mit scharfen Augen gesehen hatte und mit scharfen Urteilen nicht zuriickgchaltcn hatte, auch in seinen Schriften, bekannte sich schließlich doch zu ihr Aller», dings war er immer vom Geist der Gerechtigkeit —le^el ge» wesen, und er verfiel nicht in den Fehler, äuße-c. uv ' 'i,glich«> und ast,zu menschliche Erscheinungsformen der Kirch ! nicht ihrem inneren Wesen entsprechen, für eben dieses "sen zr» halten und sie der Mitwelt als solche zu zeigen. Er unterschied; den ihr anhaftenden Erdcnstaub von dem auf das Ewige, da»; Himmlische ausgerichteten Glaubensgut, und darum wandte e«, auch In Zeiten der Kritik das W"«-» d-<-- Dr-n^rs an» »><- an»' .. Den Himmel hat sie nicht vergesse», Jedoch das Irdische erkennend. Ward sie vom Erdcnstaub umbüil». 1889 legte er in einer seiner Schriften öffentlich sein Glaubens» bckenntnis im Sinn des Katholizismus dar, und 1890 sand seine förmliche Aufnahme in die katholische Kirche statt. Tie», sein Schritt blieb er bis zu seinem am 12. August 19uo erfolg ten Tode treu, obwohl er nun ein wahrhaft „Einsamer" wurde,' durch vielerlei Geschehnisse bedrängt. Die Lebcnsspannc, die Solowjew beschieden war. war nur kurz. Er ist nur 47 Jahre alt geworden. Er war 1853 in Mos kau als Sohn des orthodoxen Geschichtsschreibers Sergey Solowjew, der die vielbändige „Geschichte Rußlands" geschrie ben hat, geboren. Als Frühreifer siel er mit 13 Jahren von der Orthodoxie ab, um sich aber zu ihr zurückzuiinden und als begabter Student, als Lehrer und späterer Dozent der Philo sophie in Moskau und dann in Petersburg sich einen Namen zu machen. Seit der Iugcndkrisc lebte er nicht nur als tics gläubiger Christ, sondern auch unter Absage an alle zweisel- hasten Lebensfreuden, ja fast als Asket, mit dem gütigen Her zen für die Armen. Reisen ngch Europg und Aegvpten schärf ten seinen Blick für die Dinge der Welt. Als er 1881 seine Aemter in Petersburg nicdcrgrlcgt hntte. beggnn seine irucht- bnrtte Tätigkeit aus karitativem und wissenschaftlichem Gebiet. Von fernen Hauptschristen leien hier genannt: „Tie geistigen Grundlagen des Lebens", „Tas GoNmenschentum". „Recht fertigung des Guten", „Die Krise der westlichen Philo'ophie" »nid „Rußland und die universale Kirche". Es ging eine un geahnte Befruchtung der Religionsvlnlosovhie Rußlands von ihm ans, und auch der bedeutendste russische Dichter seiner Zeit, Dostojewskij, zählte zu seinen Freunden. Wladimir Solowjew ist einer jener Geister, die die Welt von ihrem Egoismus erlösen wollen, von ihrer Vereinsamung ihrer Lostrennung von dem Lcbensurguest, wodurch alles zur Nichtigkeit wird — zur sinnlosen Geschäftigkeit, zur krank haften Vergottung der Dinge und sich selbst, zur Ruhelosigkeit der Seelen und der Körper. Er will den einzelnen und das einzelne an das^ Allumfassende, an den Geist und die 'Macht des lebendigen Schöpfers binden, um so allein die innere und die äußere Sicherheit, die Würde und die ewige, in den Ur bildern liegende Bestimmung wicdcrzugebcn. Die Wesen „ruhen" im AU und leben, oder sie irren umher und sind vom Tode gezeichnet. In einen» Einzigen sindrn sie ihre Ruhe wieder: in dem Logos, dem sleischgewordenrn Wort, in der „Heiligen Weisheit". A. II. Solowjew unternahm den Versuch, aus seiner gläubigen. Schau heraus auch ein neues philosophisches System zu begrün den. Er suchte seine Glaubcnswelt auf verstandesmäßige Art in einer neuen Weise noch zu erhellen und darzutun. Solche Versuche sind in der Geschichte oft gemacht worden, und wo sie sich In den richtigen Grenzen hielten, wie bei den über ragenden Geistern des Mittelalters, erwiesen sie sich als frucht bar. Es gibt aber Erkenntnisse auf dem Gebiete des Glaubens, dle über das menschliche, rein natürliche Begriffsvermögen so weit hinausgchen, daß sie mit dem Verstand nicht noch im einzelnen begründet werden können. In diesem Sinn fand auch Solowjew seine Grenzen; so sehr er als gründlicher Den ker ans Werk ging und alle slawischen Philosophen bis heute an Tiefe übertroffen hat. es war ihm nicht möglich, die beson ders geheimnisvollen Fundamentallehren des Christentums, vor allem wie sic im Geheimnis der Dreifaltigkeit als dem Urgrund der Schöpfung wurzeln, nach der verstandesmäßigen Seite hin noch so auszuwerten, wie er es sich zutraute. 'Als Kern seiner Philosophie stellte er die sogenannte „Wcishcit- Wcltseelc-Lchre" in den Vordergrund, eine Inthronisierung der „Heiligen Weisheit" als der Trägerin des Alls, um dadurch das Christentum iu Hellem Licht zu zeigen. Hierbei stossen ihm aber dunkle, falsch deutbare Gedanken mit ein, die ihm selbst als solche wohl nicht zum Bewußtsein kamen, wodurch aber seine „Weisheitslehre" sich so gestaltete, daß sie nicht in vollen Einklang mit dem Lehrgebäude des Christentums gebracht wer den kann. Es entstanden auch jene unklaren Stellen, die den folgerichtigen Ausbau seines Gebäudes behinderten und die Gefahre»» für dei» Leser vermehrten. Dabei war der Umstand mit von Bedeutung, daß Solowjew glaubte, gewisse Gedanken gänge der modernen europäischen Philosophie, woran er rein logisch sich geschult hatte, mit verwerten zu sollen, um- so auch den modernsten Fortschritt in den Dienst des Christentums zu stellen, ein Versuch, der an der Lebensferne und an der allzu kalten Gedankcnspekulation der Moderne, die der Wirklichkeit nicht entsprach, scheitern mußte. Man kann diesen Versuch ver stehen. wenn man bedenkt, daß die slawische Philosophie nur eine beschränkte philosophische Ausdrucksmeise besaß, »veil vor her noch keine slawische Phstosophie van Bedeutung vorhanden war. so daß also ein Bedürfnis da war. sich fremder Philo sophien zu bedienen. So fiel Solowjew Täuschungen anheim, und die „Weisheit-Weltscele-Lchre" gelangte nicht zur echten, vollkommenen Ausbildung. Dessenungeachtet aber stieß er bet dieser Lehre zu tiefen Eunelerkenntnisscn vor und öffnete seiner Mitwelt ganz neue Ausblicke, sowie auch der leitende Mrundoedanke voi» der Gottmenschheit und dem mystischen Leib Christi immer wieder durchleuchtete. Wo er dlc besten Erkenntnisse ausweist und für sie die besten Worte findet, da ließ er sich au» stärksten vom Logos selbst leiten, nicht von der Weisheit der Welt. So rang also auch in Solowjew das Menschliche mit dem Göttlichen, es trat auch in ihm der Zwie spalt der Seele In Erscheinung, die aus sich etwas vollbringen will, was sie nicht kann. Doch Solowjew besaß das Asterwich tigste: die innere Bereitschaft, zu jeder Zeit Geist und Herz dem zu öffnen, der allein die Macht über die Geister und die Herze»» hat, um sie zu verwandeln. Er schritt auf dem wahren Weg zur menschlichen Größe voran: das Christentum Italienische Bomber auf Feindfiug über dein wlldzerkltifteten Griechenland. lPresse-Hostmann, M.)