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In paradrsrrnr „Heule ist dq» feierlich« Gedächtnts aller abgeschiedenen Gläubigen. Soeben hat noch die Kirch« als gemeinsame und zartsllhlende Mutter sich MUHe gegeben, oll ihre Kinder in der Himmelsfreude mit gebührenden Preisgesängen zu ver herrlichen. Unverweilt will sie heute in Muttersorge allen ihren Kindern, die im Reinigungsorte seufzen, durch macht vollen Beistand bei Christus, -em Herrn und Bräutigam, zur baldmägltchen Ausnahme in die Gemeinschaft der Himmelsbür- ger verhelfen." Mit diesen Worten kündet die rämische Liturgie den ernsten Feiertag an, da die Kirche aller verstorbenen Gläu bigen gedenkt. Das Opfer des Altars wird an diesem Tage für alle verstorbenen Betausten dargebracht. Auch die Ostkirchen, insbesondere die „byzantinische" Kirche, kennen das Bebet und das Opfer für die Seelen der Hingeschiedenen. Ja, dort nimmt es innerhalb des Kultes eigentlich einen noch gröberen Raum ein als in der römisch- katholischen Kirche. Zweimal im Jahre findet dort ein feier- liches Totengedächtnis statt: am Samstag vor dem dritten Vot- fastensonntag Und am Sonntag vor Pfingsten. . P. Hiltan Kirchhoff (Wiedenbrück), einer unserer besten Kenner der anatoltschen Frömmigkeit, hat in einem schlichten Büchlein die herrlichsten „Totenhymnen der byzantinischen Kirche" zusammengestellt (Münster, Regensbergsche Verlags buchhandlung). Nehmen wir dieses Büchlein zur Hand, so sind wir erschüttert von der Gedankentiefe, de» glühenden Fröm migkeit und der unerhörten Sprachgewalt der Hymnen, die aus den griechischen Mönch Theophanes Graptos (gestorben als Metropolit von Nikaia im Jahre 84b) zurückgehen. Der Glaube der Hymnen ist mich unser Glaube; ihre Hoffnung ist auch unsere Hoffnung. Jedoch die Eigenart der morgenländischen Ehristus-Mystik, also der Glaubensinnigkeit, bringt es mit sich, dah die Hymnen für uns Abendländer ein ganz besonderes Erlebnis sind. Die Sprachmelsterschast und Einfühlungsgabe des Uebersetzers P. Kilian Kirchhoff ist außcrardcntlich — ost erreicht die Uebersetzung die Schönheit und Gemalt des Urtextes. Was ist der Tod? Die Liturgie der Ostkirche antwortet: ,D«r Tod ist des Lebens Aufgang: Strahlender Beginn." Gewitz, die Macht und das Mysterium des Todes ist auch für den Christen immer wieder erschütternd: „Fürwahr, ganz furchtbar ist das Geheimnis des Todes. Wie wird die Seele herausgerlssen aus ihrem Halt! Wie wird zerschnitten durch göttlichen Willen engster Perwachsenheit natürlichstes Band!" Auch der Christ welk um den Schmerz, den der Tod — nicht zuleht für die Zurückgebliebenen — mit sich bringt. Darum fehlt auch in den christlichen Totenhymnen nicht ganz der Ton der Klage. Aber durch Christus ist dem Tode die Macht genommen und Leben und unsterbliches Wesen an das Licht gebracht. Gewaltig hebt daher gleich die erste „Ode" — das heißt das erste Lied im Hymnus der Laubes des (griechischen) Osfer- loriums — «in: „Des Todes Tore und Riegel hast durch deinßk Tod du zermalmt, o Unsterblicher. Die Tore der Unsterblichkeit, di« den verstand übersteigt, öffne, Herr, den Entschlafenen, Auni Akirfeelintag Vs« Lvof. Gtto Urbach aus die Bitten deiner Sieger im Streit." In immer neuen Bildern und Wendungen wird Christus als der Bezwinger des Todes gepriesen. „Durch deinen Tod hast du nicdergetreten den Tod und aufquellen lasten die Ewigkeit göttlichen Lebens." Darum wendet sich die Kirche sürbittend für ihre dahin gegangenen Kinder an den Besieger des Todes und den Fürsten des Leben». „Du hast von Tod und Verwesung die Menschen befreit. Die Geister derer, die gläubig hinübergegangen, versetze sie in deiner Heiligen Zelte, von denen geflohen jegliche Trauer, wo gepflanzt ist Frohlocken." — „Keiner ist sünoclos, keiner der Menschen, nur du allein, einzig Unsterblicher. Drum iah als erbarmender Gott deine Knechte stehen im Lichte, in den Chorordnungen deiner Engel. In deinem Erbarmen vergib ihnen ihre Gesetzlosigkeiten und reiche ihnen dar die Ver gebung. In den Totenhymnen der Ostkirche nimmt die Verehrung der Mutter Gottes einen hervorragenden Rang ein. Jeder „Kanon" zerfällt in je neun Oden von drei Strophen. An jede Ode schließt sich ein „Theotokion" an, das heißt eine Ltedstrophe zu Ehren der Mutter Gottes. Eine dieser Liedstrophen lautet: „Gepriesene, Makellose, wir singen dir Hymnen, dir, durch die uns, die wohnten in der Nacht und im Schatten des Todes, aufging der Gerechtigkeit nie sinkende Sonne. Denn du wardst des Heiles Bringerin uns." Auch die „Stichera", das heißt die an einzelne Psalmverse sich anschließenden und dessen Grund gedanken erweiternden länger» Hymnen, werden durch ein Theotokion gekrönt. Hier ist eines: „Kommt, die Mutter des Lichtes laßt mit der Hymnen lauten Sämlle alle uns preisen. Denn sie empfing unsere Rettung." Und das „Freude dir" laßt uns ihr bringen als der, die allen gebar den uransängliä)en Gott aller vor den Aeonen. Freude dir, die du geboren, die neugebildet die Eva. Freude dir, makellose, bräutliche Jungfrau. In wunderbaren, berauschenden Bildern wird in den To tenhymnen der Ostkirche das selige Leben mit Christus aus gemalt. Von einem Bilde zum anderen geht die fromme Phan tasie des gläubigen Sängers Theopl-aneg weiter, um das Un sagbare ivenigstens anzndcutcn. Leidlos ist das Reich der ewigen Freude, wo die Seligen Blumen brechen aus den Mie sen der Wonne, wo sie erleuchtet sind mit dem Lichte der gött lichen Lichtflut. Das Wesentliche dieser Freude ist die durch nichts gestörte Gemeinschaft mit Christus. „Als Quell des ewigen Lebens, als Strom der Wonne würdige, die fromm hin- iibcrgegangen zu dir, dich zu preisen, dich zu verherrlichen in alle Aeonen." Es Ist ein Zeichen einer sich anbahnenden Wiederannähe rung der äußerlich noch durch Schranken der Konfessionen ge trennten Christen, daß die abendländische Christenheit die un erschöpflichen Gebetsschätze der morgenländischen Frömmigkeit rntdecht. P. Kilian Kirchhoffs Uebersetzungswerk ist auch in dieser Hinsicht verdienstvoll. Dariiber hinaus sollte auch der einzelne Gläubige an den stillen Feiertagen zum Gedächtnis aller Hingeschiedenen zu diesen erhebenden Chorälen des ewigen Lebens greifen. Mit diesen aus dem Geist« tiefster Frömmigkeit geborenen Hymnen können wir auch unsere lieben Toten, die im Herrn leben, „in paradisum" geleiten. Hein schenkt nach dem mühevollen und arbeitsreichen Lebens tag auch den ersehnten Feierabend:^ „Gelobt sei Gott, der Tag ist hin. Weil ich so müde gewesen bin, Meine Arbeit hab' ich heut vollbracht. Der Feierabend ist schon gemacht. So mir Gott nach diesem Leben den letzten Feierabend geben; Die Ruh im Himmel ist mir bereit In alle, in alle Ewigkeit." Während die Totentänze besonders ihr« bildliche Darstellung oft auch eine künstlerische Behandlung erfahren, wie Holbein» d. I. Totentanz und die großartigen und erschütternden Kom positionen Rethels im Aachener Rathaus, ist eine Art des ger manischen Totenkultes bis in unsere Zeit hinein immer volks tümlich gebl:eben: Die sogenannten Marterte oder Bild stöcke und die Le i che n b re t t e r mit ihren Inschriften, Bil dern oder Vermerken über Leben und Toüesart. die das Wie dersehen im Jenseits feiern oder um frommes Gedenken bitten. Im freien Feld und Wald, an Wegkreuzungen, vielfach outf Grund eines Gelübdes errichtet, laden sie zum Gebet und be schaulichem Verweilen ein. So heißt es auf einem Bildstöckel im Neebtal: „Schwer ist der Gang von Weib und Kind. Hilf Golt, daß rechten Pfad ich find" Allerlei Namen hat der Volksmund ihnen gegeben: Denkstein, Franzosenkreuz, Wetterstein, Hagclkrcuz, Husittenkreuz, Pest- Kreuz, Buß- und Sühnelircuz u. a. Allenthalben finden sich diese Marterl in Süddeulschland zumeist und in den Alvcnländern. Sie sind oft von Sagen und Spuk umrankt und bescndcrs in Südkärnten zu eigenartig ausgeprägten landschaftlichen Wahr zeichen geworden. Neben Bildstöckchcn finden sich auch Toten oder Grabpfcsten mit Sprüchen, Inschriften und bildlicher Dar stellung -er Todesart. Seltsam berühren den Wanderer die sogenannten Toten bretter in den einsamen Dörfern des Bayerischen Waldes, in Egerland, Tirol, Steiermark und auch im deutschen Süden. Diese Totenbretter stehen in Kirchen und Kapellen, an Dorsein gängen. an Wold- und Flurrändern, am Wegrain, an Bäumen und Heustapeln. In Zürich trug man noch zur Wende des 18. und IS. Jahrhunderts die Leichen auf dem Bahrbrett zu Grabe. Che man die Sargbestattung kannte, wurde der Tote auf ein Brett gebunden oder geschnallt, von dem man die Leiche sanft ins Gr«ck hinabgleiten ließ Sa spricht man in jenen (hegenden noch heute vom „Brettl rutschen" als vorn Sterben. Später wur den dann Liese Bretter mit Lebensdaten der Toten versehen, mit Sinnbildern und Spruchversen: „v Wanderer, steh still und lese' Wag du jetzt bist, bin ich gcwese! Was ich jetzt bin, wirst du einst iverdcn. Wir alle sind nur Staub der Erden! Tienütz« reichlich deine Zeit. Wirk Gutes für die Ewigkeit'" Erwähnt werden diese Totenbretter in gesetzlichen Veknmmun- gen bereits im 7. und 8. Jahrhundert und ivarcn In Deutschland bis ins 18. Jahrhundert allgemein in Gebrauch. Schon von? toten Siegfried erzählt das Nibelungenlied: >a gespart, Ihr mueßt -arvon : Vseisten thon." Um Tod und Sterben hat der Volksglaube In Bräuchen »nd Sitten, die ost bis in die älteste Zeit zurückgehen, einen reichen Blütenkranz gewoben. Grundlage sür dielen volkstüm lichen Totenkult ist der Glaube an das Weiterleben der Ver storbenen und das Bedürfnis, ihnen «in ehrendes Andenken bewahren und mit ihnen in einer großen Gemeinschaft zu bleiben. Auch im Volkslied und in Grabschriften ist das große Rätsel von Tod und Sterben in anschaulicher und plastischer Art festgehalten. Gewaltig und furchtbar enthüllt das alte Volkslied vom Schnitter Tod sein« Allherrschast über alles Menschenleben: ,.E» ist «in Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom großen Gott; Heut' meßt er da» Mester. E» schneldt' schon viel bester. Bald wird er» dreinschneiden, wir müssen'« nur leiden: Hüt' dich schöns Blümelein!" Wag heut noch grün und frisch dasteh», Wird morgen schon himveggemäht: Die edlen Narzissen, Die himmlischen Schlüssel, . Dtl schön Hyazinthen. Di« türkischen Binden. Hüt' dich, hüt' dich, schöns Blümelein! Dirlhunderttausend ungezählt Da unter die Sichel fällt: Rot Rosen, weiß Lilien. Leid wird er austilgen. Ihr Kaiserkronen. ' Man wirb euch nicht schonen: Hüt' dich, hüt' dich, schöns Blümelein! Trutz Tod, komm her! Ich fürcht' dich nit! Truß komm! und tu' ein Schnitt! Wenn Sichel mich letze». So werd ich versetzet In den himmlischen», Garten. Darauf will ich warten: Freu' dich, freu' dich! schöns Blümelein!" Ergreifender kommt diese Macht des Todes in den eigen artigen, in Deutschland feit dem 14. Jahrhundert austretenden Totentänzen zum Ausdruck, einer Verbindung von Bild- und Wortkunst, dl« kindliche Einsalt und doch tiefste Lebens weisheit atmen. Dieser Totentanzglauben, wie ihn Goethe in seinem Totentanzaedicht grausla schildert, geht auf den alten Volksglauben zurück, -aß die Totengerippe zur Mitternacht auf den Friedhöfen einen wilden Reigen aufsühren. Die künstle rische Darstellung hat dann aus dem Reigen der Toten den Rei sen de» Todes geschossen, der in Person aus allen Ständen sein« Opfer holt. Am bekanntesten Ist der „Totentanz von Ba- fel" im dortigen ehemaligen Dominikanerkloster, wo in kurzen Wechselreden zwischen Tod und den nach mittelalterlichen Ständen geordneten Personen die Allmacht -es Todes drastisch -um Ausdruck kommt. An Papst und Kaiser. Ritter und Edel mann, Doktor und Ratsherr, Jüngling und Jungfrau, Kauf mann und Krämer, Iud und Heide. Mutter und Kind wendet sich der Tod und ladet sie zum Tanze «in: Kaiser: „Ick kundte da» Reich gar wol mehren. Mit Stritten Fechten, Unrecht wehren. Nun Kat der Tod überwunden mich Daß ich bin keinem Kakser glich" Tod: „Herr Kaiser mit dem grauen Var», Eur Reue habt thr zu lang gespart, Darumb spert euch nicht,! * Und tantzen nach meiner .. .. Friedhof des Barock» Ein Besuch von St. Maximi in Merseburg Rahe dem SüdranLe der Stadt Merseburg liegt eine stille, jahrhundertealte Begräbnisstätte: der Friedhof St. Maximi. Eine mächtige Mauer ist aufgetiirmt, um diesen Platz vor -em Lärm und -er Hast des vorbeiflutenden Verkehrs abzuschlie- ßen. Nur das spitze Dach einer gotischen Kapelle und die Kronen alter Baume, in denen letzte bunte Blätter ruhelos flattern, ragen darüber. Der Kunstsinn -er Geschlechter hat in -lesen stillen Bereich den Dahingegangenen Denkmale aus Holz und Stein gesetzt, und der geschichtskundtge Besucher wird vor diesen Aeußerungen zu vielfältigen Betrachtungen angeregt. Aus der großen Zahl dieser Zeugnisse ragen aber als glänzende Perlen die Denkmäler des Barock und Rokoko hervor, die in der großen vorhandenen Zahl und ihrem hohen künstlerisch»«» Wert wohl das Schönste darstellen, n>ag wir von der Grabmalkunst dieser Zett in Deutschland besitzen. In immer neuen Formen wird hier das Thema deo Scheidens und der Hoffnung des Wiedersehens durchgespielt, immer wie der werden neue Symbole des Todes und der Vergänglichkeit gefunden und mit der zupackeichen Derbheit und uns oft grau sigen Realistik des Barocks daraestellt: wie zumeist levens offene und sinnensroke Zelten ist das Parock tief vom Geheim nis de» Todes durchschilitert. - In der Nähe des Einganges, auf einem wie aus Flach steinen geschichteten und pflanzenüberwachsenen Postament, beste»» Tafel mit dem Namen des Kaiserlichen Psälzgrasen und Fürstlich Sächsischen Vlzeprokuratoro Ernst Wilhelm Herzog selbst von einem künstlichen Riß durchzogen und von einem Pflänzchen bedeckt ist, steht in nwnumentaler Vollplastik der auserstandene Christus: nur mit dem Lendenschurz -«kleidet, in der erhobenen Rechten die leuchtende Fackel, tn gewaltigem Aufschwung da» Grabtuch wie «in Gewölk hinter sich schleu ¬ dernd. Am Eingang zur ziveiten Abteilung -cs Friedhofes stehen dann als weitere Vollplastiken der Totengräber und der Tod. Ein Bein auf den Spaten gestützt steht der Toten gräber, ein müder Greis mit lebensseinen Zügen. Als Hilfs werkzeuge seines ernsten und doch liebevollen Handwerks hält er Hacke und Seil in der Linken. Zu seinen Füße»» liegen Schädel und Totengebcine. Eine Umschrift zeigt nur noch schwer lesbar die Worte: „Ich die Toten, mich der Tod, der Tod Christus." Es ist echt barocke Freude am Sinnspruch, die sich hier offenbart, gleichwie bei dem als Knochenmann dargestell- ten Tod. Mit einer ungeheuren Eindruckskrast dargestcllt ist dieses Totengerippe, das doch wieder Lebendigkeit, d. h. hier Bewegung und Ktast zum Handeln zeigt. Halb ist das Gerippe in einen wallenden Mantel gehüllt, leicht gestützt auf einen Spaten. Die Beischrift kündet aber: „Veränderung der Chri stenheit ist Biülien, Sterben Herrlichkeit", und die Rückseite des Mantels zeigt als Symbol des Lebens die Sonne. Zeigen auch die übrigen Werke, -le eigentlichen Grab- mäler, noch in -en vielfältigsten Wandlunaen -ie Symbole -es Todes, wie Schädel und Gebeine, Hippe, Fittich, Lorbecrzweig, Totenköpse, tn die Gewürm kriecht, fliehende Wolken und Strahlen, so sind sie -och mehr -er eigentlichen Erinnerung des Dahingeschie-encn zugewandt. Ost wissen sie das Scheiden auch mit einer sanften Schönheit zu erzählen, wie jenes Grabmal, das den Verstorbenen iin prunkvollen Gewand der Zeit zeigt, ein großes Kreuz in -er Rechten, sich einer hergemehten Gestalt zu seiner Linken zuneigend. die Ihm den Mohn reicht, das sanfte Symbol der Antine. Das ist nicht der graus- Knochen mann, das ist der „Bruder Schlaf" und -er „Bruder Tod". , Mit dein Fortschrciten -es 18. Jahrhunderts gehen dann diese Denkmäler immer mehr ins rein Forinale u»»d verlieren an Eindruckskrast. Aber in ihrer Gesainthelt find sie herrliche Zeitzeugnisse, -le vermehrte Beachtung ver-lenen und, worauf der gute Kenner des mitteldeutschen Barocks, Horst Keller, in e^ner besonderen Arbeit llber diese Kunstwerke de ander» t>in- weist, «Ine sorgfältige Pslege. b. „man wusch im sine wunden und leit in uf -en re." Man nennt -lese Bretter auch Reetter (von ree. allhoä)deutlch hrev, der Leichnam). Auch heut« noch ruht »n den genannten Gegenden eine» jeden Leiche, wenn auch nur für eine Nacht, auf dem Toten brett, das nachher dann -em Schreiner zur weiteren Bearbei tung und Bemalung übergeben wird, um dann als Ekttinerungs- mal ausgestellt zu werden. Löns berichtet einmal von einen« alten Heidedauern, der sich vor seinem Sterben mit seinem Strohsack aus dem Bett heben ließ, vielleicht ein Anklang a» die Sitte der Totenbrettrr. Der Brauch, den Toten Grabdenk- stetn« zu setzen, geht zurück In -ie Zett -es srühdeutschen Chri stentums. So lautet in der Edda «in Totenspruch: „Ein Sohn ist besser, ob geboren auch spät, Nach des Hausherrn Hingang Nicht steht ein Denkstein Wenn ihn ein Gesippe nicht setzt." Und in der 28. Strophe des Havainal ist die Rede von einem Bi »stock: «Zwei Holzmännern, auf der Heide draußen. Geb ich weg mein Gewand, leben- schienen sie Als sie Lumpen hatten: das Nackte gilt nichts." Auch in germanischer Zeit wurden den Verstorbenen Grdächt- nlsinal« in Form von muchiigen Runensteinen oder Grabsiangen errichtet, wie Paulus Diaconus (8. Iahrh.) -er Geschichts schreiber der Langobarden sür die in der Fremde gefallenes Krieger berichtet. E« spricht aus diesem Totenkult und Totenglauben an schaulich -er Sippengeist und -Ie Verbundenheit mit den Ahnen in einer andern Welt und das Bewußtsein, „nur ein Glied einer langen Kette des eigenen Geschlechts zu sein und am Erbe an Gutem und Bösen volle Verantwortung zu tragen" (Dürrer). Phil. Schmidt. „Ts ist ein Schnitter, -er heiszt Tod" To- nn- Sterben in volkeli«- un- «Srabsprnch Tod: Ach Iungksrau, euer roter Mund. Wirt bleich jetzund zu dieser Stund. Ihr sprungen gern mit jungen Knaben, Mit mir mußt ihr ein Dortanz haben." Jungfrau: „O wee, greulich hast mich gefang: Mir ist all Much und Freu- vergaisgen. Zu tanzen glust mich nimmermrh, Ich fahr davon, ade. ade!" Zuletzt ruft -er Tod auch dem Künstler selbst zu: „Hans Hug Klauber, laß Malen stöhn, Wir wöllen auch jetztmalo dar von . . . H<ck Gott vor Augen allezeit, Wirst Bensel hin sampt -em Richtschrid!" Doch bevor der Schnitter Tod auch über ihn die Sense schwing», hat der Meister an seine Gehilfen noch die letzte Warnung: „Behüt euch Gott, ich fahr davon, Und Ihr, metne Gesellen nun Wölken mir bald nachfolgen thun." Aehnlich tritt „Gevatter" Tod in einem Totentanz iw ' iner alten Ulmer Melodie im 17. Jahrhundert a»«s: .Wohlauf mit mir auf den Plan. Ein Tanz will Ich euch stellen an. Dabet müht ihr mir all «rsä-einen. Nr tut gleich lachen oder weinen " Aber nicht immer klingen Furcht und Schrecken aus dem Volkslied vom Tod. Er ist auch das Tor zum Leben und Freund