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18SS Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs» Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. SS. Jahr««»«. Dienstag, den 13. September Amts- und Anzeigeblatt für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock -MAL und dessen Mmgekung. Bekanntmachung. Zu Wahlvorstehern beziehentlich Stellvertretern für die am 14. September rs. Os. stanfindenven Urwahlen zu den Ergänzungswahlen bei der Hansels- uns Gewerbekammcr zu Plauen sind von der Königlichen Amts- haupimannschafl Schwarzenberg die Herren Kaufmann ««orzxl, Kaufmann 1 IdürN«!, sowie Gärtner 8«rnt>»r«t W>ttr8oliv und Schneider r ernannt worden. E i b e n st o ck, den 12. September 1892. Der Stadtrat y. »i-. Körner. Hans. Bekanntmachung. Von Mittwoch, den 14. d. MtS. befindet sich die Sammel- und Aus gabestelle von Bekleidungsgegenständen für die Brandbeschädig ten nicht mehr in der .Union», sondern im städtischen Krankenhaus, Hiibler- weg 1b. Von dem gleichen Zeitpunkte ab findet die Ausgabe von BekleidungSgeaen- ständen nur noch Mittwochs 2—4 Uhr Nachm. für Männer und Aonnabrnds 2-4 Uhr Nachm. für Frauen und Linder statt. Eibenstock, den 12. September 1892. Der Stadtrath. I»r Körner. Die Festtage in Genua. Die alte Dogenstadt Genua und mit ihr ganz Italien feiert in diesen Tagen das Vierhundertjahr fest der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolum bus, der angeblich in Genua geboren ist. An dem „Geburtshause" befindet sich eine Gedenktafel und dem gegenüber will es wenig bedeuten, daß erst vor Kurzem die Entdeckung gemacht wurde, daß nicht Genua selbst, sondern ein nahe belegenes Dorf die Geburts stätte des kühnen Seefahrers ist. Kolumbus «wird darum nicht aufhören, in der Volkserinnerung der „kühne Genueser" zu sein, der er vierhundert Jahre hindurch gewesen ist. Die meisten seefahrenden Nationen Europas haben zu der Feier Schiffe nach Genua entsandt; es ist dies nicht nur eine Ehrung des Amerika-Entdeckers, son dern auch ein Kompliment an Italien und seinen König Humbert, der gleichfalls nach Genua gekommen ist, um an der nationalen Feier theilzunehmen. Bei dieser Flottenzusammenkunft werden sich, vielleicht zum ersten Male, die Schiffe derjenigen Großmächte zu sammenfinden, deren Bündnisse das gegenwärtige „Gleichgewicht Europa«" erhalten. Italien, Deutsch land und Oesterreich — Frankreich und Rußland ent sandten ihre Flottillen nach Genua zu einem Friedens- feste. Werden jene Schiffe jemals wieder zu so friedlichem Zwecke zusammen sein? Indem Frankreich seine Schiffe schickt, erfüllt es nur eine Höflichkeitspflicht, da Frankreich für den zu Ehren de« Präsidenten Carnot bei seinem Besuche von Toulon und Corsica vor zwei Jahren von einer italienischen Division gemachten Besuch bisher noch die Erwiderung schuldig geblieben war. Die Franzosen sind sogar im vorigen Jahre so taktlos gewesen, das Erscheinen von mehreren ihrer Kriegsschiffe in Spezzia, wo König Humbert erwartet war, in den Zeitungen als wahrscheinlich hinzustellen, dann aber wochenlang so gehässige Bemerkungen daran zu knüpfen, daß die italienische Regierung offiziös erklärte, der König werde nicht nach Spezzia reisen, was denn auch wirklich unterblieb. Die wenigen Freunde Frankreichs in Italien, die Radikalen, haben gegenwärtig keine leichte Stellung. Tunis und der Zollkrieg, den Frankreich gegen Italien begonnen, schmerzen in Italien noch gewaltig. Die neuen französischen Festungswerke in den Alpen, die von Paris au« bemängelte Neutralität der Schweiz, die weitere Befestigung Nizza«, die Säkularfeier der Besitzergreifung von Nizza und Savoyen durch die erste Republik konnten den Unwillen über Frankreich in Italien nur noch erhöhen. Deshalb werden die Italiener die französischen Schiffe mit sehr gemischten Gefühlen begrüßt haben. Leider ist Deutschland mit nur einem Schiff vertreten; eS hieß, mehr seien nicht abkömmlich. Und doch waren bei der Flottenrcvue in Swinemünde fünfzig und mehr Kriegsschiffe ver- sammelt! Die Staatshäupter der durch die Schiffe ver tretenen Völker lassen dem König Humbert zu der Feier Glückwunschschreiben überreichen. Amtliche An sprachen werden (auf Verabredung) nicht gehalten. ES wird schöne Feste geben und die Osfizierc der Kriegsschiffe aller Nationen werden gemeinsam tafeln. Es wird an Trinksprüchen nicht fehlen, wenn auch darüber nichts in die Oeffentlichkeit dringt. Wenn der Wein die Zunge löst, dann werden sich Franzosen und Russen durch Blicke und Zutrinken verständigen. »Hier Zweibund — dort Dreibund!" Es ist ein Friedensfest! Wenn man sich doch in Genua verständigen könnte, wozu allerdings die Vorbedingungen fehlen! Denn die die Politik, die Völkergeschicke leitenden Persönlichkeiten fehlen ja in Genua. Daheim greift der Militarismus wie ein fressendes Geschwür immer weiter um sich. In Frank reich, Deutschland und Rußland macht man die ohne hin schon schwere Eisenrüstung immer noch schwerer und auch Oesterreich-Ungarn und Italien bleiben nicht zurück, wenngleich dort die Grenze der Leistungsfähig keit schon erreicht zu sein scheint. Kolumbus hat un« die „neue Welt" gegeben, aber er hat der neuen Welt den verheerenden völker mordenden Kampf der alten gebracht. Die einge borenen Rassen wurden vernichtet oder doch dem Unter gänge entgegengesührt und ausgeräubert. Der freie Sohn der Steppen und Wälder mußte dem Acker bauer, dem Kaufmann, dem Industriellen weichen. Der Fluß der europäischen Einwanderung ersetzte reichlich, was Schwert und Brannlweinpest von den Ureinwohnern wcgfraßen. LS bildeten sich neue Staaten; der jungfräuliche Boden ernährt zum Theil das alternde Europa mit und half die Reichthümcr Amerikas schnell vermehren. Aber das soziale Bild, da« sich jenseit des Ozean« entrollt, ist unerquicklich. Die rücksichtsloseste Selbstsucht zeigt sich in Amerika ebne jene Scheu, die Ausbeutung kennt keine Grenzen, und da die Arbeiter begonnen haben, in ihrer Weise den Unternehmern es nachzuthun, so sind furchtbare Kämpfe zu erwarten. Die Entdeckung dieses Landes und seinen Ent decker Kolumbus feiert man gegenwärtig in Genua. Möge das Fest seinen friedlichen Charakter dauernd auf alle theilnehmenden Staaten übertragen. Hagesgeschichte. — Deutschland. Als die kaiserliche Verord nung über da« Inkrafttreten der Sonntagsruhebe stimmungen für daS Handelsgewerbe veröffentlicht wurde, verlangten verschiedene Blätter, welche die Schwierigkeit der Durchführung solcher Vorschriften übersahen, daß nunmehr auch baldigst die Sonn tagsruhebestimmungen für Industrie und Handwerk in Kraft gesetzt würden. Einige gingen sogar soweit, den 1. Oktober d. I. al« denjenigen Termin zu bezeichnen, welcher hierfür innegehaltcn werden müßte, wenn man nicht den Verdacht er wecken wollte, als beabsichtige man, den Arbeitern der Industrie und de« Handwerk« Wohlthaten vor- zuenthalten, welche man den Angestellten de« Handels gewerbe« gewährt habe. Solche Forderungen sind zwar leicht auszustellen, ihre Erfüllung ist jedoch von der Beseitigung einer ganzen Anzahl von Schwierig keiten abhängig und gerade die Behandlung von In dustrie und Handwerk in dieser Beziehung weit schwie riger al« die de» Handel«. Inzwischen hat sich nach den Erfahrungen, welche man mit den SonntagSruhevor- schriftcn für da« Handclsgewerbe gemacht hat, gezeigt, wie richtig es gewesen ist, auf dem andern Gebiete vor sichtig vorzugehen und vorher über die Ausnahmen, welche von der allgemeinen gesetzlichen Regel zu machen seien, eingehende Erwägungen anzustellen bezw. Be schlüsse zu fassen. Beim Handelsgewerbe liegen die Verhältnisse noch ziemlich einfach, bei der Industrie namentlich sind sie außerordentlich komplizirt. ES finden denn auch jetzt noch immer bei den zuständigen Reichsbehörden Erörterungen dieser Frage statt. Man wird es nur billigen können, daß lieber mit den Er wägungen über die Ausnahmestellung einzelner In dustriezweige oder bestimmter Arbeiten bei den ver schiedenen Erwcrbsgruppen noch einige Zeit vergeht, als daß durch eine schablonenhafte Behandlung die Gefahr hervorgerufen wird, daß die Produktion un- nöthig gehemmt wird. Wann diese Erörterungen zum Abschluß kommen werden, ist noch nicht genau zu bestimmen. Jedenfalls aber steht, wie die „B. P. N." mittheilen, soviel fest, daß eine Kaiserliche Verordnung, welche die Einführung der Sonntagsruhebestimmungen für Industrie und Handwerk auf den 1. Oktober 1892 feststellt, nicht erlassen werden dürfte. — Der Deutsche Verein für erziehliche Knabenhandarbeit hat an sämmtlicheUnterrichts verwaltungen und Landesvertretungen des deutschen Reichs eine Denkschrift gesandt mit der Bitte, diesem Unterrichtszweige weitere Sorgfalt und thatkräftige Unterstützung angedeihen zu lassen. In der Denk schrift ist die Wichtigkeit des Handfertigkeitsunterrichts für das gesammte Volksleben dargelegt und die Noth- wendigkeit einer allgemeinen Einführung überzeugend dargelegt. Besonders wird hervorgehoben, daß in keinem Staate der Welt ei» so großer Unterschied zwischen Kopf- und Handarbeit gemacht werde, wie gerade in Deutschland. Während in früheren Zeiten die Handarbeit eine Ehre für den Bürger gewesen sei, fange man immer mehr an, dieselbe zu verachten, wa« mit der Zeit unhaltbare Zustände herbeisühren müsse, da das gelehrte Müßiggängerthum sich unver- hältnitzmäßig mehre. — Eine entsetzliche Lektüre bilden jetzt die Hamburger Zeitungen, deren Inhalt ein treue« Bild der Angst, der Muthlosigkeit und Zerfahrenheit bietet, die in der sonst so stolzen und nun so un glücklichen Hafenstadt herrschen. Vor uns liegt, durchdustct von Carbol, da« „Hamburger Fremden blatt" vom 3. September mit seinen vier Beilagen. Der Text beschäftigt sich zum weitaus größten Theil mit der Cholera. Statistische Meldungen über die gemeldeten Krankheit-- und Todesfälle, über Kranken- und Leichentransporte. Amtliche Anordnungen und private Rathschläge über Lebensweise, Desinfektion u. s. w. Namentlich sind die Privatäußerungen so zahlreich, raß sich die Redaktion zu der dringenden Bitte veranlaßt sieht, diese Einsendungen einzu schränken. — Eine ganze Seite de« großen Format« ist mit genau lOO Todesanzeigen bedeckt, von denen sich aber viele auf zwei dis vier Todesfälle in einer Familie beziehen. Außerdem ist noch eine Liste von Todesanzeigen, für jede eine Zeile vorhanden; — es sind 132 Zeilen, denen nur 15 Zeilen mit 16 Geburts anzeigen gegenüberstehen. Die Anzeigen von Schutz mitteln nehmen den meisten Platz im Jnseraken- Anthcil ein, da werden Namen genannt, die man