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zurück. Nachdem er sich schnell überzeugt hatte, daß seine Leute nicht mehr dort waren, begab er sich nach dem Geschäftslokal Vanmark». Vor der Thür fand er die beiden Unterbeamten. .Ist er drinnen?" fragte er. Die Männer bejahten. .So kommen Sie mir binein," sagte Macroh und öffnete die Thür. Die drei Beamten traten zugleich ein. Im Zim mer befand sich ein junger stattlicher Mann mit breiten Schultern und feingeschnittenen GesichtSzügen. Sein Kopf- und Barthaar waren tiefschwarz, und der Blick seiner großen dunklen Augen war klar und durch dringend. In dem Moment, als die drei Kriminalbe amten eintraten, hatte er aus einer auf seinem Pult liegenden Schachtel ein Streichholz genommen, um die Zigarre anzuzünden, die er im Mund hielt. .Herr Richard Vanmark?" fragte der Detektive. .DaS ist mein Name," antwortete der junge Mann. .Was wünschen Sie?" „Ich komme, um Sie zu fragen, wo MrS. Stella Raimonde sich befindet." „Mr. Vanmark rieb das Zündholz an und setzte seine Zigarre in Brand, bevor er antwortete. „Ich kenne Sie nicht, mein Herr," sagte er ruhig. „Kaltblütig, wie der Teufel," murmelte Macroy. Dann fügte er laut hinzu: „Ich habe den Auftrag, Sie zu verhaften, Herr Vanmark." „Verhaften — mich!" rief Vanmark aus: „Wes halb?" „Wegen Mordes." „Wegen Morres?" „Begangen an MrS. Stella Raimonde." „Stella! Todt!" rief Mr. Vanmark aus und sank wie vom Schlage getroffen in seinen Sessel. IV. Im Gefängniß. Der Detektive betrachtete den jungen Mann still schweigend einige Augenblicke, der wie geistesabwesend in seinem Stuhl ruhte. Dann berührte er seinen Gefangenen am Arm. Richard Banmark schauderte unter der Berührung zusammen; er faßte sich aber und bemühte sich, zum klaren Bewußtsein seiner Lage zu gelangen. „Kommen Sie!" sagte Macroh. „Wohin wollen Sie mich führen?" „Nach den TombS."*) „Kann ich den Weg zu Wagen zurücklegen?" „Sicherlich; wenn Sie bezahlen." „So, bitte, schicken Sie nach einem Cab." Macroy schickte einen seiner Leute aus, einen Wagen herbeizuholen. Da in der Broad Street immer eine Anzahl von Cabs halten, so vergingen nur wenige Minuten, bis ein Gefährt zur Stelle war. Alle vier Mann stiegen ein und fort ging es im scharfen Trab nach den Tombs. Sie betraten bald darauf das düstere Gebäude, und nachdem alle gesetzlichen Forma litäten erfüllt waren, erhielt der Verhaftete die Zelle Nummer 46. Der kleine niedrige Raum war nur mit einem dürftigen Bett und einem Stuhl möblirt und erhielt sein Licht durch ein Gitter in der Thür, die sich nach dem Korridor öffnete. Richard Vanmark sank auf den Stuhl nieder und saß da eine Weile regungslos, wie betäubt. Und in der That, seit seiner Verhaftung hatte er mehr wie «in Mensch, der nicht Herr seiner Sinne ist, gehan delt, als wie der kalte, berechnende Geschäftsmann, der er immer gewesen war. Volle zehn Minuten saß er so; dann erhob er sich plötzlich und schritt zur Thür. Er rief einen der Wärter, welche sich im Korridor aufhielten. „Kann ich nach meinem Advokaten senden?" fragte er den Mann. „Wenn Sie den Boten bezahlen — ja," lautete die Antwort. Richard Vanmark gab dem Wärter die Adresse seines Rechtsanwalt- und zog sich dann wieder in seine Zelle zurück, um über seine Lage nachzudenken. Richard Vanmark war ungefähr dreißig Jahre alt. Er war in New-Jork geboren, aber seine Eltern waren Engländer. Als er noch das College besuchte, verloren beide, Vater und Mutter, während einer Fahrt über den Ozean ihr Leben. Richard hatte keine Verwandte in Amerika, aber da er in den Vereinigten Staaten geboren und erzogen war, so beschloß er, nachdem er seine Studien beendet hatte, zu bleiben. Er widmete sich dem Handelsberuf und errichtete mit dem bescheidenen Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hatten, ein kleines Bankgeschäft. Fleiß und Tüchtigkeit halfen ihm schnell empor, und zu der Zeit seiner Verhaftung war seine Lage eine durch aus günstige. Seine geselligen Neigungen und Ta lente batten ihm zahlreiche Freunde gewonnen, und freien Herzen» hatte er die Annehmlichkeiten und Ver gnügungen, die ihm seine persönlichen Verhältnisse ge statteten und das Leben in der Großstadt bot, genoffen. Am Nachmittag kam der Advokat. Seit langen Jahren schon hatte er sowohl Richards als auch seiner Eltern Rechtsgeschäfte besorgt und sich dabei immer al« ein ebenso gewissenhafter wie geschickter Anwalt erwiesen. ") Die TombS (deutsch Gräber) ist der Name der Unter suchungsgefängnisse» in New-Jork. „Eine schreckliche Beschuldigung, die man gegen Sie erhoben," begann Spaird, al» er seinem Klienten die Hand drückte. „Schrecklich!" erwiderte Richard, „und ich begreife von alledem nicht»." .E» muß da irgend etwa« vorhanden sein, wo rauf sich die Anklage stützt," sagte der Advokat, indem er dem Gefangenen prüfend in die Augen blickte. „Allerdings," antwortete dieser, „und ich möchte eben wissen, wa» zu diesem schrecklichen Verdacht gegen mich Veranlassung gegeben hat. Der Tod dieser Frau kam mir so unerwartet, daß mich die Nachricht davon, die ick> erst aus dem Munve des Polizeibeamten vernahm, anfangs betäubte." „In den gestrigen Blättern stand «in ausführlicher Bericht darüber." „Ich lese niemals die Rubrik der Verbrechen und Unglücksfälle," sagte Vanmark, „und so entging mir die ganze Affäre." „Mein erstes Verhör wird morgen stattfinden." „Hoffentlich," bestätigte Spaird; „in der Zwischen zeit aber mögen Sie sich aus den gestrigen und heu tigen Zeitungen, die ich Ihnen senden will, unter richten." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Ein Schutzmittel gegen die Cholera, das bei seiner im Jahre 1849 in Amerika erprobten Zuverlässigkeit längst allgemein bekannt zu werden verdient hätte, empfiehlt Const. Hering (Homöopath. Hausfreund, Jena, Frommann. 13 Auflage 1869) auf Seite 411: „DaS allersicherste Mittel, die Cho lera abzuhalten, ist Schwefel. Nimm ein Theelöffel- chen feinstes Schwefelpulver, die sogenannte Schwefel milch, und streue dies innen über die Sohlen Deiner schafwollenen Socken, ein halbes Tbeelöffelchen für jeden Fuß, und hierauf gehe Deinen Geschäften nach." Nachdem er noch die Unerläßlichkeit einer vernünf tigen Lebensweise betont (u. A. räth er: „Geh nicht mit einem nüchternen Magen auS") fügt er hinzu: „Noch hat Keinen, der das thut, die Cholera befallen, und ich habe es Tausenden — meistens aus dem Arbeiterstande — gerathen". Es leuchtet wohl ohne Weiteres ein, daß man dies in so uneigennütziger Weise empfohlene und dabei leicht anwendbare und wohlfeile Mittel umsoweniger unversucht lassen darf, da man ein anderes nicht kennt. — Schonet die Eidechse! Wenn man in den letzten Jahren überall einem größeren Verständnisse hinsichtlich mancher der Landwirthschaft nützlichen Thiere begegnet und dieselben deshalb auch vielfach nicht mehr in der unsinnigen Weise verfolgt werden, so bleibt hier doch noch Manches zu bessern. Ich er innere nur an das Verfahren, die nützliche Eule an's Scheunenthor zu nageln und den Maulwurf als schlimmsten Pflanzenfresser zu morden, wie das noch vor einigen Jahren geschah. — So macht man noch in unvernünftigster Weise Jagd auf die kleinen un schuldigen Eidechsen. Das geschieht leider nicht ver einzelt, diese unsinnige Jagd wird noch vielfach be trieben. Es ist wahr, die Eidechse ist ein gefräßiges Raubthier; sie lebt aber nur von den schädlichsten Kerb- und Weichthieren, den Larven, Raupen, Fliegen Käfern, sowie von Würmern und Schnecken. Durch ihre Gefräßigkeit wird sie zu einem wahren Segen für die Landwirthe. Der Nutzen dieser Thierchen ist sogar so groß, daß einige Naturkundige empfohlen haben, die Eidechse als Vertilger des Ungeziefers in Gärten einzubürgern. — Bad Kissingen. Fürst Bismarck unter nahm in den letzten Tagen seines hiesigen Aufent haltes eine Fahrt nach der Rhön. Als der Wagen des Fürsten das freundliche Städtchen Neustadt a. S. passirt hatte, fuhr vor ihm das patriarchalische Ge fährte eines Bäuerleins. Gut gelaunt ließ der Fürst seine Karosse halten und sagte zu dem erstaunten Land mann: „Guter Freund, jetzt müßt Ihr mir an Eurer Seite ein wenig Platz machen, ich werde ein bischen mit Euch fahren." Der Bauersmann rückte zur Seite und räumte dem Fürsten einen Platz auf dem Bündel Heu ein, auf dem er saß, während die Hofkarosse in langsamer Gangart folgte. Der biedere Landbewoh ner, der anfänglich mit heiliger Scheu dem Gebühren des „führnehmen Herrn" zugeschaut, gewann indessen doch Vertrauen, als der Fürst sich in leutseliger Weise nach den Verhältnissen de« Landmannes erkundigte und am Schluffe die Frage stellte, ob er ihm etwa eine Gefälligkeit erzeigen könne. „Dö» braucht« nöt," erwiderte der Landmann, „mei Höfle ho ich noch und mei Aeckerle, aber wenn Sie mir wa« GuatS thun wolla, so thun Sie saga, wo der Kramer is, der den gut'n Tabak Hot, den'« Sa rache!" „Den Gefallen will ich Euch thun, Freund," sprach der alte Reichs kanzler und notirte sich dessen Adresse, „den Tabak will ich Euch selbst besorgen." Sodann verabschiedete er sich von dem Bäuerlein und bestieg seine Hofka rosse, die ihn bald auS dessen Gesichtskreise entführte. Nach Verlauf von einigen Wochen kam ein Dutzend Packet« de» feinsten Tabak« von der Sorte an, wie sie der Fürst raucht. Dem Bauern schmeckt er aber auch, und seitdem er weiß, von wem er ist, erst recht. — Die Franziskaner und der Obstdieb. Die Franziskaner in Trient merkten schon seit einiger Zeit, daß nächtlicher Weile ihren Frühtrauben und Obstbäumen unwillkommene Besuche abgestattet wur den. Um dem Diebe auf die Spur zu kommen, spannten sie Fäden durch da« Gra», die mit einer Läutvorrichtung in Verbindung standen. Richtig, an einem der letzten Abende erhebt sich plötzlich im stillen Konvent da» verrätherische Geklingel. Die Patres laufen in den Garten; der Obstdieb ist ihnen in die Falle gegangen. Aber wenn er schon bei den Frati Obst stehlen will, soll er auch da» Zeichen der Frati an sich tragen. Man bringt ihn in» Refek torium, setzt ihn auf einen Sessel, der Bruder Haar schneider schneidet ihm kunstgerecht eine große Tonsur auf den Hinterkopf, dann läßt man ihn laufen. Andern Tage» war es einem Schustermeister der Stadt Trient im hohen Grade auffällig, daß sein Lehrjunge in der Werkstätte die Kappe auf dem Kopfe behielt. Derselbe entschuldigte sich, daß er einen fürchterlichen Schnupfen habe. Als aber der Meister trotz des Schnupfens die Kappe lüftete, fand er unter derselben die schönste Franziskaner-Tonsur. — Als Graf Moltke einmal in Ragaz zur Kur war, ging er allein durch den Wald nach dem Dorfe Pfäfers. Es war sehr heiß geworden und er verspürte starken Durst. Er ging in eine Dorfschenke, um sich mit einem Trunk zu erfrischen. Der Wirth gesellte sich zu ihm und fragte: „Wohl Kurgast in Ragaz?" — „Ja." — „Der Moltke soll ja da sein?" — „Ja." — „Wie schaut er denn aus?" — „Nun, wie soll er denn aussehen?" Wie einer von un» beiden." — In Noth. Student (zu einem Commilitonen): „Was machst Du denn für ein trübselige» Gesicht, Schlauch?" — „Ach, mein Alter hat wieder mal ge schrieben — verlangt, daß ich Examen machen soll — meint, es wär' Zeit, jetzt in meinem zwölften Semester!" — „Nun, und Du?" — „Ich sitz' in der größten Klemme — weiß nicht, was ich vor sechs Jahren mit dem Alten abgemacht hab' — wollt' ich Medicin oder Jura studiren?" — Die eigentliche Ursache. A.: „ES ist unbestreitbar, daß wir eine der wichtigsten Erfind ungen — den Blitzableiter — einer Frau verdanken." — B.: „Pardon, den hat ja Benjamin Franklin erfunden." — A.: „Ganz recht, lieber Freund, aber erst, nachdem er sich — verheirathet hatte." — Aus der Schule. Lehrer (erklärend): „Durch Unglück wird der Mensch geläutert und er starkt, und geht dann glänzender hervor als vordem — (zu einem Schüler:) Isidor, kannst Du mir ein Beispiel sagen?" — Der kleine Isidor: „Ja, wenn Jemand Konkurs gemacht hat!" — Ueberflüssige Mühe. Touristin (die sich von ihrem Führer hat küssen lassen): „Ach, Seppel, ich glaub', wir sind etwas zu weit gegangen!" — Seppel: „Gewiß, dös hätten S' aa drunten hab'» könna!" — Sehr richtig. Sie: „So, also um 4 Uhr erst kommst Du heim — ich habe die ganze Zeit nicht schlafen können!" — Er: „Na, ich bin ja auch bis jetzt munter gewesen!" Müdigkeit der Glieder, Unlust, mangelnder Appetit, verbunden mit Blutandrang nach Kopf und Brust, lassen in vielen Fällen auf eine gestörte Verdauung schließen, die sich dann, wie die Erfolge beweisen, am besten, billigsten und zu träglichsten durch den Gebrauch der ächten in den Apotheken u Schachtel M. I.— erhältlichen Apotheker Richard Brandts Schweizerpillen beseitigen läßt. - ätandksamtlichc Nachrichten von AchönheiLe vom 4. bis mit 1l>. September 1892. Geboren: 241) Dem Bürstenfabrikarbeiter Gottlob Her mann Preuß hier Nr. 188 1 S. 242) Der unverehel. Wirth- schaftsgehilfin Emma Louise Lein hier Nr. 32 I T. 243) Dem Schneider Franz Eduard Baumann hier Nr. 299 I T. 244) Der unverehel. Bürstensabrikarbeiterin Marie Auguste Oschatz hier Nr. 108 1 S. 245) Dem Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Alwin Möckel hier Nr. 17V IT. 246) Dem Handarbeiter Eduard Albin Hartmann hier Nr. 49 1 S. 247) Dem Eisen- Hllttenwerks-Versandtbeamten Robert Alban Bechstcin hier Nr. 303II I T. Aufgeboten: Vueat. Eheschließungen: Vacat. Gestorben: 197) Der Privatier Ernst Emil Wild hier Nr. 401, 73 I. 2 M. 198) Der unverehel. Bürstensabrik arbeiterin Auguste Marie Kolditz, wohnhaft in Oberstützengrün Sohn, Curt Robert, 5 M. 199) Des Waldarbeiters Johann Spitzner hier Nr. 203 Tochter, Johanne Marie, 5 I. 2. M. 200) Des Bürstenfabrikarbeiters Friedrich August Fickel hier Nr. 246 Sohn, Ewald Bruno, 8 M. 201) Die Auszllglerin Johanne Sophie verw. Unger geb. Löscher hier Nr. 156, 79 I. 8 M. Chemnitzer Marktpreise vom 10. September 1892. Weizen russ. Sorten 8 Mk. 75 Ps. bis > sächs. gelb u.weiß 8 » 25 - - Weizen — - — - - Roggen, preuß. 7 < 50 < - - sächsischer 6 . 90 - - « russischer — - — - . Braugerste 7 - 60 - » Futtcrgerste 6 - 65 - - Hafer, sächsischer, alt 7 . 75 - . - - neu 7 - — - - Kocherbsen 10 - 50 - - Mahl-u. Futtererbsen 8 - 50 « - Heu S - 20 , - Stroh 2 > 80 - - Kartoffeln 3 - — - - Butter 2 - 30 « , 9Mk. 20 Pf. pr. 50 Kilo 8 , 80 - - - 7 8 90 - 8-8 7 8 90 - - - - « 8 8 8 M » . 25 « - - , 7 8 8 8 8 - 8 8 — 8 8 8 8 7 » 25 - » » , 11 8 — 8 8 8 8 8 . 75 - ... 4 . 10 > . . . 8 . 30 - , > . 8 < 20 - ... 8 . 90 - - 1 <