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Seite 2. Re. 172. Abend-Ausgabe Wer lügt? Lin früherer Pariser Mitarbeiter schreibt uns: Man sollte cS nicht für möglich halten, aber es ist in fran zösischen Meldungen zu lesen: Lierncnccau leugnet sein Friedens angebot an Üesterrcich-Ungarn. Er hatte siir die Enthüllung deS österreichischen Ministers des Mustern keine andere Bemerkung als: .Das hat Gras Lzernin gelogen!" Einem Siebenundstebzig- jährigen gestattet man ein schlechtes Gedächtnis, wenn eS sich um weit zurückliegende Dinge handelt. Aber dieses Friedensangebot ist eine ganz frifthe Cache: .Einige Zeit vor Beginn der Weslofsen- sive" wurde es gemacht, hat Gras Ezcrnin mitgeteill. ElemenceauS Leugnen gehört nicht mehr in das Gebiet der Politik, sondern in das des Krankhaften. Ls ist so unnatürlich wie der Ausspruch bei der Nachricht von der deutschen Ossensive: .Ich bin entzückt, einfach entzückt." Collie sich aber der wütende Greis gegen die Anzweif lung seiner Geisteskräfte verwahren, so bleibt nur eine Erklärung: Die aus dem Charakter heraus. Haben seine Landsleute vergessen, wie schleckt der Nus lkreS heutigen Diktators Iahre hindurch war? Wie stark er im Panamaslwndal beteiligt war, als sich heraus stellte, daß er für sein Blatt viel Geld von Cornell« Herz ein gesteckt hatte? Jene .Verirrung" kostete ihm sein Abgeordneten mandat, er erlangte eS nie wieder und mustte in den Senat flüchten, um wieder hoch zu kommen. Er kam wieder hoch, oder nur, indem er hier einem Finanzmann Fallen legte, dort «tnem Minister ein Bein stellte. Er kam hoch durch etn Mundwerk, das vor dem be denkenlosesten Manöver nicht zurückschreckt. Und dieser politisch« Abenteurer will einen diplomatischen Gegner wie den Grafen Lzernin als Lügner abstechen! Wilson wird Lzernin antworten Haag, 5. April. (Eigener Drahtberich t.) Wie das Nieuws Bureau aus Washington erfährt, wird Wilson in seiner Aede, die er in Ballimore halten wird, Czerntns Reh« beant worten. Das Echo von Ezernins Rede Die Aufnahme in England Aach einer Meldung Reuters nehmen die englischen Blätter gegenüber der Rede des Grafen Lzernin eine ablehnende Haltung Äa. -Der konscivaiive .Daily Telegraph" schreibt. .61« ent hält Punkte, worüber sich sprechen lässt, selbst setzt, wo ein Frieden im Leiste Ezernins das letzte ist, woran «an iw TV c st en denkt. Wenn er wieder die Ueberzeugung aaSsprtcht, dost internationale Abmachungen viel wirksamer« Garantien gegen Kriege liefern, als Grcnzberichttgrngen, so maß mau Li« Unverschämt heit dieser Musterung bewundern, denn sie kommt von derselben Macht, non der jetzt bewiesen ist, das; sie litt« die Verschwörung anzettelke, di« ihren Bundesgenossen veramahle, in Belgien etnzufallen, und ihren erschöpften Feinden im Osten ganze Provinzen za entreißen." Das Norkhcliffcbla'k .Times" findet in der Rede des Grafen Ezernin eine Bestätigung seiner längst gehegten Vermutung, daß Tzeenln sich vollständig den deutschen Iunkern auslieferte. Das unionistische Northclisfcblatt .Daily Mail' schreibt, die Entscheidung mässe in der Schlacht fallen. Die konservative .Morning Post' schreibt. EzerninS Rede könne als die übliche Friedensoffensive betrachtet werden, die auf das einstweilige Mißlingen der Offensive dec Mittelmächte folge. Was die Alliierten betreffe, so seien sie definitiv darüber unter- richtet, das; Oesterreich Ungarn mit Deutschland stehe oder falle. Di« Doppel Monarchie habe die Gelegenheit, sich von der deutschen Sklaverei zu befreien versäumt und müsse jetzt die Folge» tragen. Der liberale .Daily Ehronicle" schreibt: «Man wundert sich, wie lange es dauern wird, vis das wirklich einflußreiche Publikum in den Staaken der Mittelmächte cinsehcn wird, daß die Worte, die mit den Taten sowenig überein st im men, in den alliierten Ländern nur das unvermeidliche und unbezwingbare Misti rauen erhöhen können. WaS hilft es, wenn Ezernin öer Annahme der Milsouschen Grundlinien durch Hertling zustimmt, aber gleichzeitig auch seiner konkreten Interpretation dieser Grundsätze kei- pflichlct, durch die sie jedes WerleS beraubt wurden? Die Antwort Deutschlands auf die letzten Erklärungen der Alliierten über ihre Kriegsziele war die Offensive. Man kann sich deshalb nicht wundern, wenn die Alliierten, die dieser Offensive bis zum letzten Mann Widerstand leisten werden, eine unermeßliche moralische Kraft aus der Acbcrzcugung schöpfen, dast sic nm ihr Leben Kämpfen, daß von Ihren Anstrengungen und der Zukunft die Freiheit der zivilisierten Welt abhängt.' «Daily News" schreiben: .Graf Lzernin erklärte sich nach drücklich zugunsten der neue», auf Entwaffnung begründeten Welt organisation. Er soll dies Evangelium lieber in Berlin predigen, wo eine Gesinnungüünderung am meisten noitut." Die Auffassung in Amerika (Drahtdericht unseres Sonderberichterstatters.) Haag, S. April. Reuter meidet aus R«o N°rk: vt« gesamte Rew Türker Press« beschäftigt sich mit der Rede Ezernins. Die «Rew Pork Limes" Der beste Mensch wird manchmal zornig, Kein Liebespaar dann immer kose« — Die schönste« Rose» selbst find dornig Doch schlimm find Dornen ohne Rosen. (Bodenstebt, Mtrza-Schaffy.) In mSuroriaw Ostar Timer In der Nacht vom 2. zum 3. April ist der größte Schauspieler, den Deutschland seit Iosef Kainzens Lode besaß, nach Iahren unendlicher Oual gestorben. Sein Leiben hinderte ihn auf Gastspiele zu gehen, so daß er nur in Berlin seine treue Gemeinde besaß. Sein Leiden ließ ihn mehr und mehr von Stuhl zu Stuhl auf der Bühne sich lasten, bis auch diesen wenigen Schritten die entsetzliche Krankheit wehrte und er völlig airs Zimmer gefesselt war, in da» vor zwei Iahren Freunde und Verehrer Blumen über Blumen dem Sechzigjährigen tragen konnte». Aber dieser Sieger überwand alle Hemmungen und jedes Mitleid der Hörer. Dieser Mann war ganz Seele; tch möchte behaupten, daß wir, auch ohne die wundervolle Weichheit seiner Stimme zu hören, auS seinen Augen Work für Wort hätten verstehen können. Er siegte in jeder Rolle, was wabrlich nichts Leichtes war, er spielte bei aller Zartheit und Zurückhaltung selbst Bassermann und die Lehmann in Grund und Boden, sogar Rittners maßloser Florian Geyer schrumpfte vor ihm zu sammen. Es war ganz gleichgültig, was er spielt«, ob er, fest auf seinem Stuhl, den tollsten Wehrbahn herunterschnodberte, ob er mit GregerS Werl« di« dumpfe Gcbirgsluft in das Phoiographenatelier trug, oder — in einer unvergeßlich köstlichen Aufführung des .Bundes der Iugend' — dem alten Baron die vornehmste Hilflosigkeit schenkte. D«r leider allzu beschränkte Splelplan der Brahmschen Bühn« ließ ihn freilich nur wenig Spielraum. Wir sahen ihn dann noch einmal als Atttnghavss» und werden wohl nie wieder solches Sterben sehen, solches Propheten- tum und solches Verheißen. Einer seiner w«nig«n Schüler «zählt« mir einmal, er habe mit Sauer den Hamlet studiert, und als thrn der Meister daS .Sein oder Nichtsein' vorgesprochen habe, da sei er lautaasschluch zend in dl« Kni« gebrochen. Wir wisse», datz jung, Schauspieler Mr Exaltation neigen. Aber wer, der diesen Unvergeßlichen gekannt hat und deute noch «Men Schimmer von diesem A»g«. dieser Stimm« als letztes Gut in sich trägt, möchte diesen Affekt ntcht verstehen, und «er möchte nicht von dem zerbrechlichen Menschen di« höchsten Wort« vom Leden und vom Tob« gehört haben? Wer ist seiner so gewi^ datz er dem Ansturm dieser Mdrünfiige» Knnst Ws stets«« Knie »ch trockn« Wimper stlmdgahaS« HM«, Nmkck. , V O<fU»WG AwwP. Leipziger Tageblatt Freitag, 8. Aprtt 1018 erblickt in der Rede «i» «Bkenutius der schwierigen Log« Oesterreich». Die Erklärung von der uverjchüttettichcn Treie v.i D<"ittch!and klänge zwar sehr schön, oder Oesterreich wäre doch sehr jrvh. wenn der Frieden losort zustande käme. Lzernin Hobe eine falsch Auffassung von Wilsons Worten. Was er jetzt vorgebracht habe, sft von gar keiner Bedeutung, es sei denn, daß er ein vollständiges Programm bieten würde, dcrS G e - rechtigkeit, Beruhigung und zudem «Inen dauernden Frieden garantieren könnte. Nur ein solches Programm fände An klang und Annahme seitens -der Alliierten. Dieses Programm müßte es in erster Linie den Deutsche« unmöglich machen, in Zukunft den Welt srieden zu stören. .Ne w 'N » r k W o r ! d' erklärt: .Soweit die Regierung im Spiele war, ist nicht viel Unterschied zu erbiickcn zwischen dem Oesterreich- Ungarn unserer Tage und dem Oesterreich zur Zeit Napoleons. Als Reaktionär und Zyniker ist Czerniu der echte Nach folger Metternichs. Er spricht und schreibt sehr geschickt und sehr schlau, aber er ist nicht sein eigener Meister, wie es Metternich wenigstens «ar, denn bei der Entscheidung über den Frieden ist er mtt Händen und Füßen an Beelt« gebunden, was man tu den EntentehanptMdten genau weih." .New Nork Tribüne' zitiert LzernmS Worte über dir von Wilson seinerzeit als Friedensbasts ausgestellten vier Punkte. DaS Blatt sagt, man könnte fast nicht glauben, daß bas derselbe Mann sei, der sich im Februar hinstellte, al» ob er sich von de» Deutschen abwenden möchte, und der damit «ine Frtedensgebf'rd« in der Richtung -er Vereinigten Staaten anternahm. Llemeneeaus Behauptung, daß Czerninaelogen habe, wird ebenfalls zitiert und da» Blatt fügt Hinz», Ezernin habe nicht »ar M biefer Nebensache gelogen, sonder» sei au chbetresf» der Darstellung der Gesoinklag« der Zentralmächt« be- zügltch be» Friedens von der Wahrheit abgewichen: denn fein« Friedend gedanken und sein Anerbieten in Amerika seien unaufrichtig und nur etn Versack gewesen, auf der eine» Seite Verwirrung unter de» Alliierten anzurichten and auf der andern Seite sich für die Haltung, die er in Brest-Litowsk Rußland gegenüber annahm, za entschuldigen. Stimmen aus der Schweiz Die .Basler Nattonalzettung" schreckt zur Rede -es Grafen Lzernin u. a., ein Mensch sei aufgestanden, um zu reden, wie nach seiner Ansicht die ( ftächteret zu beendigen wäre. DaS sei wenigstens etwa», was man in der tiefen Trostlosigkeit dieser Tag« mit Befriedigung registriere. Nach der Ansicht de» Blatte» hat Llemenceau einen schweren TeÜ der Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges. Das .BerzierInkettlgenzblakr" bezeSchnek Graf L z e r n t n als einen Meister diplomatischer Reden. Die Offensive im Westen sei etn Wagnis für Wien gewesen; nun füll« die kluge, diplo matische and meisterliche Rede des Grase« Lzernin die gefährliche Lücke zwischen den Schlachten aus. Daß der Krieg wegen Elsaß-LokhrMgen weiterdauern muß, bezeichnet bas .Intrlltgenzdtatt" als eine« Kampf um tunnaterial« Dinge. Die innere Natur der ganzen WeltkttegSliquidatton im Sinne der Mittelmächte erhalte durch die Erläuterungen des Grafen Lzernin aber die Verträge mit der Ukraine und Rumänien eine Helle Beleuchtung und bestätig« aus» deuüichste, daß die Mittelmächte nicht auf Annexionen alten Stile» ausgingen, wohl aber sich wirtschaftliches Neuland konkurrenzlos zu erschließen trachteten. ES sei ein gewaltiger WirtschoftSplan, aus der Not geboren, der auch mit der Not sich wandeln müsse. Für die Zeit nach dem Kriege dürfte er aber eine bedeutsame Geltung erhalten. Das Resultat lasse sich aus der Rede de» Grafen Lzernin über di« hohe Politik mit Bestimmtheit herauSschälen, daß di« Donaumonarchie zum Deutschen Reich in der Kriegführung and der Politik in denkbar engstem Verhältnis sieht. Darin liege für die Epeku- lalion auf «inen Zusammenbruch Oesterreichs eine schwere Enttäuschung. Hindenburg« Zuverficht Auf eine unter dem 26. März cm Gcneralseldmarfchall von Hinden burg und General Ladendorff gerichtrte gemeinsame Adresse ist dem Bergbauverein in Essen und der Handelskammer für die Kreise Essen, Mülheim-Ruhr und Oberhausen-Essen nachstehende Antwort zugegangen: gegangen: Großes Hauptquartier, .11. März. Für das Schrecken vom 26. März donke ich in meinem und des Herrn Ersteig Generalquartiei Meisters Namen. Es gab Zeitspannen in diesem Kriege, In denen der Sieg nnsichrr erschien, da schieden sich dir Meinungen. Die «inen verzweifelten am Erfolge und setzten ihre Hoff nung auf den VcrsvhnungSwillen unserer Gegner, die anderen glarbt-n nicht an ein Einlenken unserer Feinde und sahen die Rettung Deutsch- lcnrds nur in harter entschlossener Wetterführung des Krieges; sie ver loren nicht die Hoffnung auf «inen siegreichen Ausgang. Der Erfolg hat letzteren recht gegeben. Die Ereignisse der letzte» Monate be weisen unS, daß der Steg uns nicht entrissen werden kann, dessen wir für Deutschlands politische und wirtschaftliche Zu kunft bedürfen. Wir werden ihn um s» ausgesprochener erringen, je geschlossener die Heimat sich hinter den Sieg-rswillen des Feldheeres stellt und bereit ist, die großen und kleinen Nöte einer hoffentlich nur noch kurzen Zeit zu ertragen, um eine um so hellere Zukunft für uns und unsere Nachkommen zu erstreiken. von Hindenburg. * Professor Dr. Franz v. Liszt, der berühmte Berliner Rechtslehrer, der ernstlich erkrankt war und sich i» Heidelberg einer schweren Opera tion unterzieh«» motzte, befind« sich wieder auf dem Weg« der Besse rung, so datz er vvrausflchllich sei»« parlamentarisch« Tätigkeit wieder wird avfuehme» könne». reise im Land« zu rechnen. Peter Larps, der den König Die Thronsrage in Rumänien tt. k. Nachdem der Waffenstillstand mit Nninänirn zum Ab schluß deS Friedens zweimal — zuletzt am 22. März — ver längert worden war, wurde am 29. März offiziell miigeteilt, daß der Vertrag mit Rumänien paraphiert worden sei. So durfte man erwarten, daß sofort nach den Ostertagen der deutschen Öffentlichkeit die näheren Bedingungen dcs Vertrags mitgeteilt werden würden. Das unterblieb, und lediglich auS den An deutungen des Grasen Lzernin konnte inan sich ein annäherndes Bild über den Friedensschritt verschaffen. Die heutige Meldung deS Wiener Korrefponöenzbureaus, daß sich Graf Lzernin am 6. April nach Bukarest zur .Fortsetzung der Friedens- verhandlungen" begeben wird, wirkt deshalb einigermaßen überraschend, und die Frage ist berechtigt, waS eigentlich die Ver zögerung des Abschlusses nut dem Donaukönigreich immer wieder verursacht. Wie wir von gulunterrichleier Seile hören, ist man mit den Rumänen über die sachlichen Bedingungen des Friedenfckiusses, und .zwar sowohl über die territorialen wie über die wirtschaft lichen Fragen, im Prinzip längst zu einer Linigung gekommen. Der Grund deS Aufschubes ist daher ans einem andern Gebiete zu suchen: es handelt sich um die Frage des weiteren Verbleibe n- oes Königs beziehentlich der Dynastie auf dem Thron. Konnte man nach den scharfen offiziellen Auslassungen von deutscher und öster reichischer Seite bei Ausbruch des Krieges, in deneu der König Ferdinand nicht nur der Treulosigkeit, sondern direkt der Lüge bezichtigt wurde, erwarten, daß von feiten der Mittelmächte, ähn lich wie in der Frage der Karageorgewithchs, eine Thronentsagung des Königs gefordert oder zum mindesten gewünscht werden würde, so ist darin in den letzten Worben eine Aenderung eingetreten, die mit dem unerwarteten Besuche des Grafen Czernln bei König Ferdinand in Iassy, der auf unmittelbaren Wunsch Kaiser Karls stattgefunden haben soll, einaeleitet wurde. Inzwischen haben sich leider die Anzeichen verstärkt, die darauf hindeuten, daß die Mittelmächte, und zwar unter der Führung Oesterreich-Ungarns, zugunsten der Erhaltung der rumänischen Dynastie in die Thron frage eingegriffen haben. Wir glauben, gegen diese Politik die schwersten Bedenken geltend machen zu müssen. Bleibt König Ferdinand auf dem Thron, so hat er von vornherein mit der Gegnerschaft großer politischer Kreise im Land« zu rechnen. Wir erinnern nur an den Brief Peter Larps, der den Ki zum freiwilligen Thronverztcht au forderte. Und zwar sind di« Männer, die durch die Wiederkehr König Ferdinands nach Bukarest in die Opposition gedrängt werde«, gerade die, auf deren Freundschaft die Mittelmächte am sichersten zähle» können, neben Carp — mn nur einige Namen zu nennen, di« in Deutschland einigermaßen bekannt sind — Aeldiman, NenttzeScu, Stere u. o. Nicht alle haben sich so stark exponiert, wie Carp und Bekdrman, daß eine Zusammenarbeit zwischen ihnen und dem König schlechter dings unmöglich erscheint: aber für sehr viele wird, vor ollem, wenn man an die unsichere Fundierung aller Balkankhrone denkt, die Beseitigung dcs Königs, der diesen unglücklichen Krieg führte, ein Ziel sein, daß bei jeder politischen Komplikation immer wieder und gleichsam von selbst auflaucht. Wir fürchten deshalb, daß die Mikketmächte die innere Gesundung der politischen Zustände Rumäniens schwer schädigen, wenn sic aus dynastischen Gründen oder um deS LegitimitäksprmzipS willen in diese rein rumänische Frage zugunsten deS Königs Ferdinand, der uns wahrhaftig zum mindesten gleichgültig sein sollte, eingreifen. Wir haben ein Interesse daran, daß das Donauköniareich nach diesem schweren Krieg sich wirtschaft lich und politisch konsolidiert: nur dieser Grundsatz, dessen Verwirk lichung am besten eine dauernde Freundschaft Rumäniens mit uns gewährleistet, sollte unseres Erachtens für unsere Verhandlungen mit Rumänien ausschlaggebend fein. - Zur rumänischen Königsfrage wird uns aus Berlin geschrieben: * Wenn König Ferdinand seine« Thron behält, so darf er sich m erster Linie in Wien für do» ihm entgegenbrachte Wohlwollen bedanken. In Berlin l>alle er bei den bisherigen Verhandlungen, i» Bukarest weniger Rückhalt gesunde». In Sofia erst recht nicht. Der Standpunkt, den die österreichische Regierung 1« dies« Frage eiwrlmntt, ist wohl auch von den Zielen einer AussöhuungSpolittk eingegebe», in der Haupt- fache aber verdankt Ferdinand sein etwaiges Verbleiben (ganz sicher sitzt cr noch nicht wieder auf seinem Throne) der bei den bisherigen Verhandlungen aufgetauchte» Schwierigkeit, um nicht zu sagen An einigkeit unter den Vierbundsmächken, ihm für den Fall seiner Ab setzung einen Nachfolger z'u geben. Sollte dieser aus einem deutschen Hause oder vom Habsburger Hof geholt werden? Das war die Frage, über die man sich nicht verständigen konnte. Die beiderseitigen Beden ken, bei denen auch die Lösung der polnischen Königsfrage mit hinein spielte, wurden vermehrt durch die Frage, ob auch da» rumänische Volk diesen oder jenen Kandidaten annehmcn würde. DaS KöntgSproblcm bleibt also zunächst noch irr der Schwebe! Sich« sitzt Ferdinand aus keinen Fall. Am Hoftheler zu Weiuuzr fand am Abend de» diesjährigen zweiten Osterfeiertages die Erstaufführung des Bühnenspiels .Die Bürger von LalaiS" des weimarischen Dichters Georg Kaiser vor überfülltem Hause statt. DaS im Iakre 1914 zuerst veröffentlichte Bühirenwcrk behandelt bekanntlich die Tragödie der sieben Helden der Stadt LalaiS, die durch ihren Opfermut ihre Vaterstadt vor der zer störenden Wut des Feindes retteten. Der Beifall wor namentlich am Schluß sehr stark, und man darf nach dem ganzen Milien des Abends von einem starken Erfolg berichten. Oberspielleitcr Wold em ar Jürgens, der für die Spielleitung und Einrichtung verantwortlich zeichnete, hatte das Ganze überaus sorgfältig und mit kunstsinnigem Fcürgejühl auSgestaitet: die drei Aktbilder in ihrem Wechsel und ihren Stetgerungen waren Glanzleistungen vornehmer Regie. Anter den Darsteller» ragte wiederum Max Brock als Eustache über seine sonst gleichßrlls auf den Höhen ihrer künstlerischen Aufgaben stehenden Mit spieler hinaus. Der Dichter leistete den Hervorrufen am Schluß der Vorstellung keine Folge. «Maufred" 1« Zirka» Scham»»«. Zum letzten Mat« betreten wir da» Rund, in dem sonst schön« Gäule, Trikot» und Adolf, der Elown, und papierne Reifen ihren dnnten Zauber übten, denn heute schon sind Axt und Hammer dabei, den scharfen Ruch von Stall und fürder auszu- treiben, der noch den König Oedipus, die Orgien und das alte Spiel von Iedermann umwitterte. Der Zirkus Schumann macht dem deutschen Nationaltheater der Fünftausend Platz. And so war es wohl kein Ab schied, der sehr erlauchte Namen vor einer unendlichen Menge ver sammelte, sondern «in Auftakt. Diese Aufführung des .Manfred" war da» grösste Erlebnis des vergangenen Winters. Wir haben das Wort des großen Lord, an dessen verkommender Nachkommenschaft sich da» Wehe dreimal erfüllt, noch nie so erschüttert vernommen, und es bleibt unverständlich, warum uns diese Worte und diese heilige Musik »es Zwickau« Meister» so spärlich geboten werden. Denn mag uns nock so viel da» Pathos bramarbasierend scheinen, mag un» aus der anderen Seite noch so sehr -lese stolze Schamlosigkeit eines Schuldigen hinreihen, wir spüren in diesem Heldcndrama, das nehmen» und gebend zum Faust st»ht, heut« mehr dem» je Geist von »ns««» Seist« ein Kampf mit Tod und Höll« und Leben jauchzt jene Liede, die Tot« »och z» sprechen zwingt. Und schließlich maa tiu April der Gedanke gehen zu dem ein samen Herren auf Knlephof, der zwischen Lupinen un» Moselwein, dl« Stell« la«; Wa» tch getan habe, ist getan! und später bi« al» preußischer Ministerpräsident derechttgteS Aufsehen erregte. (Wer schreckk da» Buch Bismarck »nd Bnron'?) — Reben Wsillner, dessen Kuntz wieder in der Beschwörung Asiarte» eine gewaltige Höhe errang, sind der junge Eourad Veidt, der mit wewigen Worten seine» schönen Organs »em Stil am nächsten kam, »ich Bmm Wüüner» graoftg-zarte Marte zu nennen. Edoavd von Wkikerstetn al» Alpenjäger unb Maria Fel» al» «sie Schick- s«Usch»»fl« hl»gM IM« «m LeMtch^ Ad«t« Sandevck (Aemesis) »d Ferdinand Gregori lAkt) sprechen, als alte Burgschauspicter, zu leise. — Außerordentlich Anerkennung gebührt Paul Scheinpflug, der mit Kriegsorchester und Ersahchor in nicht adgedcckkem Orchester Schumann zu vollem Sieg« verhalf. Wolfgang Goetz. Städtische Theater. Am MmStag, den 9. d. N^, wird Mozarts .Titus" unter musikalischer Leitung von Professor Otto Lohse wieder in den Splelplan ausgenommen, i'.». * Von der Uuioersität Leipzig. .Professor Dr. phil. Hermann Krabdo, Extraordinarius für historische Hilfswissenschaften an der Universität Leipzig, ist am 1. April d. I. einem Ruse in das Kgl. Preußische Geheime Staatsarchiv in Berlin ge folgt. Professor Dr. Krabdo ist am 2I. Februar 1875 in Hamburg ge boren pnd schloß 1901 seine SZudien mit der philosophischen Doktor prüfung an der Universität Berlin ob, wo er dann al» Assistent am Seminar für historische Hilfswissenschaften, mittlere und neuer« Ge schichte tätig war und 1910 zum Professor ernannt wurde. 1V1S folgte er einem Rufe an die Universität Leipzig. Als Offizier nahm er an dem Weltkriege teil und geriet in französische Gefangenschaft, wurde aber im Iahre 1917 nach Deutschland ausgetauschk. Sein Spezialgebiet umfaßt die ältere brandenburgische Geschichte. * Karl B»ch««r, ein geschätzter Porträt- und Aquarellmaler, Iichader der Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft, ist am 2. April tu Stuttgart im Alker von 97 Iahren gestorben. Er war der älteste Ein wohner Stuttgarts. .Der Zwinger", die Zeitschrift deS Dresdner HoftheaterS, eittbäl! in seinem Aprilhest Beiträge, die bckondeiS in Leipzig inkeres- sieren werden. Prof. Georg Witkowski zieht in einer ein gehenden kritischen Würdigung die Bilanz des Leipziger Schau- spiel» im Winter 1817/18. Dr. Kerl Wollf verbreitet sich über Alkestis-Dramen und weist auf di« jüngste Neugestaltung von Robert Prechtl hin, die in Dresden aufgeführt werden soll. Zu dem Problem .Alkesti«. — ein Lustspiel" sagt Hertha Michel viel T. essende» und innerlich Begründete» und kommt zu dem Schluß: .Euripides sah auch die AlkestiSsag« unbefangen mit den Augen eines modernen Menschen an und stellt st« nicht religio» ergriffen w'e Sophokles, sondern mit skeptischen Lächeln dar." Einen interessante« Kleisffund behandelt Fritz Mack: .Gin Albumblatt Heinrich von Kleissj?" Nack den scharfsinnigen Bemerkungen hierüber kann die Autorschaft Kleist» kaum zweifelhaft sein. Beiträge von Robert Prechtl, Reckolf Al GvldtziMttzt. H««, AM, RZtzrt Drötzfch w «. lchkeßm. sich M.