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1888 E. entstandene Gerücht verbreitet war, der Kronprinz sei bereit« von San Remo abgereist, lief andererseits eine Nachricht von einer Verschlimmerung seine« Zustande« um, die aber durch den Wortlaut de« heutigen Bulle tin« nicht bestätigt wird. Jedoch wird die Abreise de« Kronprinzen al« nahe bevorstehend bezeichnet, doch ist der Tag noch nicht bestimmt. Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt an der Spitze ihrer heutigen Abendausgabe folgende warm empfun dene Worte: In der Zeit der ernsten und schweren Sorgen, die schon seit längerer Zeit da« Herz de« deutschen Volke« erfüllen und bedrücken, war e« ein starker Trost, daß der Allmächtige unseren ehrwürd igen Kaiser mit Gesundheit und Kraft auSstattete, so daß Er, obwohl hoch betagt und von den Beschwer den de« Alter« nicht verschont, dennoch inmitten droh ender Gefahren, wie sein ganze« Leben hindurch, als ein leuchtendes Vorbild der Pflichten seine« hohen Amte« waltete. War unserem Allerhöchsten Herrn die Erfüllung dieser Pflichten durch die in jüngster Zeit so vielfach eintreffenden trüben Botschaften in hohem Maße erschwert, und war da« seelische Em pfinden Allerhöchstdesselben unter dem Eindruck vielen Kummer» in schmerzlichster Weise erregt und beein flußt, so ist durch da« seit einigen Tagen hinzugetre tene körperliche Leiden der Zustand Seiner Majestät ein noch betrübenderer geworden. Ernste Krankheit und schwere Bedrückung de« Gemülh« haben vereint den geliebten Herrscher, in dem da« Vaterland den festen Hort der nationalen Wohlfahrt, die ganze Welt aber den Erhalter de« Frieden« zu sehen sich gewöhnt hat, und zu dessen geheiligter Person Alle« mit un wandelbarer Verehrung und mit unerschütterlichem Vertrauen aufblickt, plötzlich drohender Gefahr aus gesetzt. Da« deutsche Volk kann sich auf diese neue Kunde der Trübsal hin nur noch enger und einmüth- iger schaaren, um in inbrünstigem Gebet die Genesung und die baldige Rückkehr der alten geistigen und körperlichen Frische und Rüstigkeit Seiner Majestät von dem Allmächtigen zu erflehen. Unser Volk darf bei diesem Gebet wohl dem Bewußtsein vertrauen, daß, wa» menschliche Einsicht und Kraft vermag, um diesem Wunsch Erfüllung zu gewähren, aufgeboten und der Menschenhand dienstbar gemacht ist. Durch die Macht de« Gebete« gestärkt und im Vertrauen auf die Huld und Gnade, mit welcher die Vorsehung die Geschicke de« Vaterlande» bisher so gütig gelenkt, ziemt e« sich, in diesen schweren Tagen in Ruhe und Ergebung, aber auch mit Muth und Selbstvertrauen auSzuharren und unentwegt an der Hoffnung festzu halten, daß Gott da« Flehen eine« ganzen Volke« erhören und dasselbe vor schwerstem Leide bewahren werde! — Deutschland. Die Nachrichten über da« Befinden de« Kronprinzen stimmen darin überein, daß da« Leiden momentan zum Stillstand gekommen ist und die Kräfte de« hohen Patienten sich heben. Mehrfache Spaziergänge im Freien haben schon statt gefunden, sie haben den hohen Herrn erfrischt und aus den GrmüthSzustand belebend eingewirkt. — Da« .Reichsgesetzblatt" und die .Gesetzsamm lung" bringen einen Kaiserlichen Erlaß vom 17. Novbr. 1887, betreffend die Beauftragung de« Prinzen Wil helm mit der Stellvertretung de« Kaiser« und König« in lausenden Regierungsgeschäften. - Straßburg i. Els. Am Abend de« 7. März wurden hier aus Fort .Veste Kronprinz", welche» vom 1. Bat. de» sächs. Jnf.-Regt». Nr. 105 belegt Kaiser Wilhelm -j». Die deutsche Nation ist von einem schweren Schlage betroffen worden. Kaiser Wilhelm der Siegreiche, der ruhmgekrönte Begründer de« wtedererstandenen Deut schen Reiche« ist nicht mehr unter den Lebenden! Freitag, den 9. d. Mt»., Vormittag ^9 Uhr'ist Se. Majestät nach einem nur kurzen Krankenlager, wie wir durch Extrablatt bereit« gestern meldeten, sanft entschlafen. Wohl waren im Laufe de« vorhergegangenen Tage sehr beunruhigende Nachrichten über den KrankheitS- zustand de« Kaiser« eingegangen, aber bet der be kannten Widerstandskraft de« hohen Herrn glaubte man hoffen zu dürfen, daß Se. Majestät auch diesmal wieder die Krankheit glücklich überwinden werde. Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse war e« jedoch ander« beschlossen. Da« bange Vaterherz, verzehrt von der Sehnsucht nach dem kranken einzigen Sohne, hat dem Kummer nicht länger zu widerstehen ver mocht und ist gebrochen, noch ehe die Stunde de« Wiedersehen« nach so langer Trennung herbeikommen konnte. Da« Deutsche Volk fühlt diesen Schmerz in tiefstem Herzensgründe mit, welcher sich noch ver größert im Hinblick auf da« schwere Leiden, welche« den Erben de« deutschen Kaiserthrone« seit nunmehr Jahresfrist betroffen. Bange Sorge lagert auf allen Gemüthern und mit Recht fragt sich Jeder: Wa« wird die Zukunft bringen? Wie e« aber auch kommen möge! Wir stehen Alle in Gotte« Hand und da« Ver trauen zum Allerhöchsten wird un« stärken, wenn schwere Stürme über unser geliebte» Vaterland herein brechen sollten. Gott gebe, daß e» nicht geschehen möge! Die letzten Nachrichten vor Eintritt de« Todes fälle» Sr. Majestät de« Kaiser« lassen wir noch im Nachstehenden folgen: Dumpf und bang lagert e« auf der Bevölkerung der Reichshauptstadt: die jüngste Er krankung Kaiser Wilhelm« stellt sich al« ernster heraus, wie ursprünglich angenommen wurde. Die starken Ge- müth«bewegungen der letzten Zeit haben vielleicht stärker auf den 9ljähr. Monarchen eingewirkt, al« die Erkält ung, welche vor einigen Tagen eintrat. Am Mittwoch gegen Abend gingen die schlimmsten Gerüchte um; der Reichskanzler war um 11 Uhr Vormittag« in« kaiser liche Palai« gekommen und war mehrere Stunden da- selbt verblieben. Der BundcSrath trat zu einer außer ordentlichen Sitzung zusammen, welchen Umstand man mit der ernstlichen Erkrankung de« Kaiser« in Ver bindung brachte. Prinz Wilhelm, au« San Remo zu rückgekehrt, konnte bei seinem kaiserlichen Großvater erst gegen Abend und auf ganz kurze Zett vorgelassen werden. Da« Bulletin de« .Reichs-Anzeiger" besagte, daß sich bei dem Monarchen eine merkliche Abnahme der Kräfte gezeigt habe. Mittwoch Nachmittag nahm der Kaiser wieder Nahrung (Bouillon) zu sich, nachdem er zuvor längere Zeit, wahrscheinlich infolge der Morphium- Einspritzungen, fast bewußtlo« zugebracht hatte. Gegen Abend hin zeigte sich eine leichte Besserung. Die Nacht zum Donnerstag verlief günstig, die Nachtruhe war nur wenig unterbrochen, so daß sich der Monarch heute wieder besser fühlt. Gegen Morgen verfiel der Kai ser in einen traumähnlichen Zustand, au« dem er ab und zu momentan erwachte, um einzelne Worte zu sprechen, welche auf große seelische Erregung schließen ließen, ein Zustand, den die Arrzte al« ein besorgniß- errrgrnde« Symptom betrachteten. Lor dem Palai« herrscht rege, theilnahm«volle Bewegung. Da« Wetter ist umgeschlagen, regnerischer Nebel liegt über der Stadt; er spiegelt die Stimm ung der Bevölkerung nur allzutreu wieder. Möge Gott den Kaiser schützen, ihn dem Reiche erhalten! — Herzergreifend ist eine Aeußerung de« Kaiser», die l...s.i:., .D. T„::. vor seinen Tode gethan hat: »Nur noch einmal," soll der Monarch gesagt haben, »möchte ich den Fritz umarmen!" Seit Bekanntwerden de« gestrigen Bulletin« über den KrankheitSzustand Sr. Maj. de« Kaiser» befindet sich ganz Berlin in fieberhafter Aufregung und eine Nachricht auf die andere dringt in die Oeffentlichkeit, jede mit mehr oder minderer Gewähr auf ihre Richtig keit. Versichert wird jedoch, daß da« jetzige Wieder auftreten de« alten Leiden« auch zum Theil durch die große Aufregung, von welcher der greise Herrscher in der letzten Zeit heimgesucht worden, und die natür licher Weise große GemüthSbewcgungen zur Folge hatte, hervorgerusen wurde und daß nicht lediglich Erkältung die schuldtragende Ursache ist. Im Aeußer- lichen kennzeichnet sich die Erkrankung de« Kaiser«, wie verlautet, in einer langwierigen Somnolenz; ein Zeichen und eine Folge der vorhandenen Schwäche und nicht durch Morphiumanwendung veranlaßt. Seit Montag sind solche Injektionen nicht gemacht worden. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind mittelst Extrazug bereit« heute früh hier einge troffen. Gleichfalls sind auch die Kronprinzessin von Schweden mit Begleitung hier cingetroffen. Prinz Heinrich wird demnächst hier erwartet. Gestern be reit«, so wie auch beute befinden sich die Mitglieder der kaiserlichen Familie, sowie sämmtliche Würden träger in unmittelbarer Nähe de» Kaiser«. Prinz Wilhelm, der gestern au« San Remo zurückgekehrt ist, mußte sich begnügen, der Kaiserin Augusta von dem zu erzählen, wa« er in San Remo gesehen und ge hört. Erst al« er in der achten Abendstunde zum dritten Male in da« Palais kam, konnte er in da« Krankenzimmer de« kaiserlichen Großvater« eintreten und in gedrängtester Kürze melden, e« gehe dem Vater besser, und er sei mit demselben auf dem Balkon ge wesen. Betreff« der letzten Nacht wird bekannt, daß der Kaiser dieselbe recht schlecht verbracht habe. Währ end der Nacht hatten die Leibärzte vr. Leuthold und vr. Timann bei dem Monarchen verweilt; der Gene ralstabsarzt vr. v. Lauer hatte da« Palais erst in später Abendstunde verlassen, und war heute früh nach 8 Uhr wieder im Krankenzimmer, in dessen Nähe der Oberstkämmerer Graf v. Stolberg-Wernigerode, die obersten Hofchargen, die Chef« de« Militär- und de« Civilkabinet«, die gesammte Adjutantur, der Reichs kanzler, der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke, die Minister, der Oberyofprediger vr. Kögel und andere hervorragende Persönlichkeiten verweilen. Al» heute früh die Kaiserin-Königin erschien, reichte, wie ver- lautet, der Kaiser ihr die Hand. Prinz Wilhelm be gab sich heute früh 9 Uhr in« k. Palai« und verblieb daselbst. In demselben herrscht jene Stimmung, die einem großen Ereigniß voranzugehen pflegt. Ge schäftige« Kommen und Gehen, auf den Mienen Be stürzung — angstvolle Erwartung — gedämpfte« Sprechen — bei aller äußeren Ruhe innere fieber- hafte Erregung. Im Reichstage waren nach Schluß der Sitzung sämmtliche Minister versammelt, um dem Fürsten Reichtkanzler zu erwarten. Derselbe war um 2 Uhr jedoch von Sr. Majestät empfangen worden und hatte mit ihm eine Konferenz von 10 Minuten. Hierauf begab sich der Fürst dann direkt nach dem Reich«tage. Von Mitgliedern de« BundeSrathe« und Reichstage« wurde erzählt: Se. Majestät der Kaiser und König habe heute früh die Verordnung wegen Schluffe« der Reich«tag«session für nächsten Sonn abend unterzeichnet. Dir k. Theater sind heute Abend nachgesucht. Etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sie nicht au; besonderen Privatrecht«-Titeln beruhen, sind bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Lchwayrnbrrg, am 7. März 1888. Die Königliche Amtshau-tmannschast Krhr. d. Wirst««. geschlossen und dürften e« auch bi« auf Weitere« — „I bleiben. Während heute hier da« irrige, durch eine derselbe^ wie da« »D Tgbl." berichtet, in der Nacht Verwechselung mit dem Kronprinzen von Schweden . , —. , e aa l Mal' Kronnrinr sei SS» Die Inhaber der Firma: Varl Lälsr von Lnorkvrttr w SMnhM haben um Genehmigung der Anlage eine« in ihrem in Schönheider Flur gelegenen Eisenhüttenwerke auf Parcelle ch Amts- Md Anzeigmatt . sür den Abonnement LM des Amtsgerichts Libenßolk MM srrtion«prei«: die kleinfp. . . ' Postanftalten. und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »r. Ayr« ««« Sonnabend, den 10. März