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Kerr. Röntgen. 795 Kerr nur in der ersteren gelungen war, und es ergab sich bei beiden eine Vertheilung von Hell und Dunkel im Gesichtsfeld derart aber, dass die Punkte, welche bei der ersteren Stellung hell, bei der zweiten dunkel waren und umgekehrt. Hieraus und aus der Beobachtung des Verlaufs der Kraftlinien, welcher durch die Bewegung in der Flüssigkeit suspendirter Theilchen ange geben wurde, Hess sich der von Kerr für parallelen Verlauf der Kraftlinien schon gezogene Schluss bestätigen, dass die Schwin gungsrichtungen des Lichtes in der durch die elektrischen Kräfte doppelbrechend gewordenen Flüssigkeit in jedem ihrer Punkte mit den durch denselben gehenden Kraftlinien und den dazu senkrechten zusammenfallen. Bestätigt wurde ferner, dass sich Schwefelkohlenstoff und Leberthran entgegengesetzt (positiv- negativ) verhalten. Die Nothwendigkeit, bei Nitrobenzol eine Funkenstrecke ein zuschalten, wenn man überhaupt eine Wirkung beobachten wollte, erklärt sich aus der relativ guten Leitungsfähigkeit dieser Flüssigkeit, welche eine irgendwie bedeutende Potentialdifferenz zwischen den Elektroden sonst nicht zu Stande kommen lässt. Bei Einschaltung einer Funkenstrecke wurde dann auch bei an deren nicht gut isolirenden Flüssigkeiten die Kmufsche Erscheinung beobachtet, nämlich bei Glycerin, Schwefeläther und destillirtem Wasser. Durch Einschaltung passender Leydener Flaschen, passender Funkenstrecken und geeignete Wahl der Entfernung zwischen den Elektroden lässt sich wahrscheinlich auch bei noch besser leitenden Flüssigkeiten die Erscheinung erhalten. Zum Schluss werden einige Versuche mitgetheilt, welche zu dem Zweck angestellt waren, zu einer Erklärung des Phänomens zu gelangen: 1) Durch Spritzen von Flüssigkeit unter hohem Druck in der Richtung von der unteren Elektrode (die hierbei entfernt war) zur oberen wurde eine eigentliche Doppelbrechung nicht erzeugt. Die Ursache scheint also nicht in Druckdifferenzen und dadurch erzeugten starken Strömungen zu liegen. 2) Ein Versuch, bei welchem der Apparat in einem stark magnetischen Felde stand, Hess keine Aenderung in der gegen-