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Dem Hauptschwemmkanal wird in der Regel ein so grosses Profil gegeben, dass derselbe bequem be gangen werden kann. Zu seiner Herstellung muss das beste Material, (hart gebrannte sogenannte Klingerzie- geln) in Gement gelegt, verwendet und die Arbeit mit grösster Sorgfalt überwacht werden, damit die erfor derliche Wasserdichtheit erzielt wird. Das dem Schwemmkanal zugebende Profil ist hühnereiförmig, so zwar, dass der verjüngte Th eil des selben die Sohle des Canals bildet. Was sein Gefälle anbelangt, so hängt dasselbe von lokalen Verhältnissen ab und erachtet Oberbaurath Wiebe in Berlin ein sol ches von 1 : 2400, d. i. 6 Zoll auf 1200 Fuss Länge für ausreichend, ja selbst am angemessensten, da nach seiner Ansicht bei einem grossem Gefälle das Schwemm wasser zu schnell über die Exkremente hinwegfliessen und sie möglicherweise nicht mitnehmen könnte. Die in den Hauptschwemmkanal einmündenden gemauerten Strassen-Seitenkanäle erhalten ein klei neres, doch aber immer noch ein solches Profil, dass dieselben in gebückter Stellung zu begehen sind. Die Abzugskanäle der Häuser aber werden in der Regel aus hart gebrannten, innen und aussen glasirten Thon röhren hergestellt und münden entweder direkt in den Hauptschwemmkanal, oder in einen Seitenkanal ein. Da wo in irgend einem derselben das erforderliche Gefälle fehlt, wird der Seitenkanal an der Einmün dungsstelle in den Hauptkanal mit einer Stauthür ver sehen und dieselbe geöffnet, wenn die angesammelten Flüssigkeiten eine Stauhöhe von mehreren Fuss erreicht haben. — Durch die Einleitung des Inhaltes der Schwemm kanäle in die Flüsse wurden jedoch bei grösseren Ca nalanlagen alsbald neue Uebelstände bemerkbar. Nicht minder wurden vielfach Stimmen über die der Land wirtschaft so nachtheilige Vergeudung der Dungstoffe laut. In welchem Umfange jene Uebelstände auftraten, ist aus einer Schilderung des Zustandes der englischen Flüsse zu entnehmen, welche aus dem Berichte einer- von der englischen Regierung im Jahre 1868 ernann ten Commission hervorgeht, auf welchen ich später zurückkommen werde. Um den berechtigten Klagen über das Verloren gehen der Dungstoffe zu begegnen, wurde die Ueber- rieselung gewisser, von den Städten entfernter liegen den sterilen Flächen in Vorschlag gebracht und an mehreren Orten, so z. B.[in den englischen Städten Rugby Banbury, Worthing, Bedford, Norwod, Croydon u. s. w.. in Frankreich in Asnieres (Versuchstation) ausgeführt. Auch auf dieses System wird später zurückgekommen werden. (Fortsetzung und Schluss folgt.) Uebersetzungen. Der projectirte Ausstellungspalast in Philadelphia. Aus dem Englischen übersetzt vom Arch. Jos. Schulz. (Taf. IX. und X.) Um einen relativ besten Plan für das Gebäude, in welchem 1876 in Philadelphia die Weltausstellung inaugurirt werden soll, zu erhalten, wurde ein Concurs eröffnet, welcher zur Folge hatte, dass 43 Entwürfe eingesendet wurden. Aus diesen wurden nun 10 gewählt und die Entwerfer der erwählten Pläne hatten die Er- laubniss an ihren Arbeiten noch Aenderungen vorzu nehmen und es war denselben sogar noch gestattet die übrigen nicht berücksichtigten Arbeiten zu benützen. Die so umgearbeiteten Entwürfe kamen nun in eine engere Wahl, aus welcher die Arbeit der HH. Ingenieure Calvert Vaux und G. K. Radford als preisgekrönt und zur Ausführung bestimmt, hervorging. Die beiliegenden Zeichnungen Taf. IX. und X. geben den Grundriss und die Innen-Ansicht des zur Aus führung gelangenden Entwurfes. Für die Unterbringung der Ausstellung des Jahres 1876 sind mehrere grosse Gebäude projectirt. Bei diesem Umstande war es ein leuchtend, dass es sich vorerst um den Plan des Haupt gebäudes handelte, an welches sich dann die anderen anzureihen hatten. Die letzte Pariser Ausstellung zeigte klar, welche Vortheile eine Ausstellung der verschiedenen Gruppen in conzentrischen Zonen bietet. Der vorliegende Entwurf basirt auf einer Anlage nach Zonen bei Zugrundlage eines Rechteckes an Stelle eines Kreises, da dieses den Thatsachen besser ent spricht, wie eine Disposition im Kreise, indem die ent stehenden Ecken und Winkel eine Vergrösserung des Raumes gestatten bei jenen Ländern, welche es für die Aufstellung der Objekte bedürfen. Die Pariser Aus stellung bot auch Schwierigkeiten in Bezug der Vor führung und Aufstellung der einzelnen Objekte, weil die Anlage von Schienengeleisen viele Umstände mit sich brachte. Dieser Fehler soll nun diesmal gut ge macht werden, indem drei Doppelgeleise den ganzen Bau durchziehen, wodurch eine Verführung der Güter in alle Theile des Baues gestattet sein wird. Die Pariser Disposition gestattete ebenso wenig einen grossen, einheitlichen Ueberblick. Dieser Uebel- stand war in Folge der Anlage im Kreise entstanden. Bei dem Wiener Ausstellungsgebäude war die An lage des Hauptschiffes und der Nebenschiffe nicht ab hängig von der Erzielung einer grossen, einheitlichen Wirkung und die Rotunde war nur zu dem Zwecke errichtet, um einen adequaten grossen Eindruck zu ge währen. In dem vorliegenden Projekte war es Absicht, dem Gebäude solche Elemente einzuverleiben, welche den Eindruck des Geräumigen und Grossartigen auf den Beschauer machen. An Stelle einer Rotunde oder eines Domes von 333 Fuss Durchmesser — wie im Wiener Ausstellungs- 8