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Stunde richtete, wenn er auch dabei den Fehler begeht, das zu misverstehen, was doch ganz klar lautet. Wenn wir sagten, statt 12 Kg. und 7’9 Kg. würden wir etwa um die Hälfte grössere Zahlen für richtiger halten, so sind es offenbar die Zahlen 12 4- •/, . 12 = 18 und 7-9 -f- ’/» • 7'9 = ca. 12, und nicht für beide Fälle gleiche Zahlen, wie uns der Herr Verfasser fälschlich unterstellt. Es handelte sich nicht um das Ver hält niss dieser Zahlen, sondern um die absolute Grösse derselben. Das Verhältniss ist mit und ohne Zuschlag ungefähr richtig, die Zahlen ohne Zuschlag aber nicht, und wenn den Herrn Verfasser seine Erfahrungen dazu berechtigen, sie dennoch für die Wirklichkeit entsprechend zu halten, so möchten wir ihn dringend ersuchen, diese Erfahrungen und die Construction der Maschinen, an denen er sie erworben hat, nicht länger der technischen Welt vorzuenthalten. Er kann sicher darauf zählen, damit eine bedeutende Umwälzung im Dampfmaschinen baue herbeizuführen. Bis dahin müssen wir uns begnügen, die vielen besonders in der neuesten Zeit erhaltenen ziemlich gut übereinstimmenden Resultate über den Dampfverbrauch der j Dampfmaschinen für richtiger zu halten, und citiren nur einen ! Fall, die von Prof. Linde in München geprüften neuen Dampf maschinen der Augsburger Weberei „am Fichtelbach.“ Die- i selben haben einfache Cylinder (mit Dampfmantel), arbeiteten mit circa 5 Atm. Dampfdruck und Condensation, und entwik- kelten bei '/| 0 Füllung ungefähr je 100 ind. Pferdekraft. Die sehr genauen Versuche ergaben 8,9 Kg. Dampf pro ind. Pferd und Stunde, wobei noch zu bemerken ist, dass die schädlichen Räume (bei der geringen Füllung besonders wirksam) kleiner als 5°/ 0 , und das System eines der besten jetzt bekannten (Sulzer) ist. Die Kessel lieferten 2-7 Kg. Dampf für je ein Kg. Kohle. Nach H. Haedicke verbrauchen kleine und grosse Maschinen so ziemlich gleich (!) viel Dampf pro Pferd, und in dem vorliegenden Falle würde sich der Verbrauch bei 4 u / n schädl. R. (Tab. VIII, IX) auf 0,933 X 5,6 = 5,23 Kg. pro Pferd und Stunde berechnen. Die Vergleichung mit der Versuchszahl spricht deutlich, auch wenn man die günstige Wirkung des Dampfmantels, die aber schwer in Zahlen sich ausdrücken lässt, nicht berücksichtigt. Der Herr Verfasser gibt freilich in seiner Entgegnung ein Correctiv, das aber in dem Schriftchen sich nicht findet. Aber wir gestehen, dass seine Behauptung, als wende der Praktiker bei derlei Rechnungen doppelte und dreifache Sicherheit an, auf uns geradezu verblüffend wirkte. Wir wissen wohl von Sicher- heitscoefficienten bei Festigkeitsrechnungen; wissen, dass man bei Dampfmaschinen nach beendigter Berechnung kleine Zuschläge macht; aber was soll denn hier die Sicherheit? Soll man den Quer schnitt des Dampfkolbens oder die Zahl der Kessel doppelt oder dreimal so gross als nach der Rechnung annehmen? Wie viel bei grossen und wie viel bei kleinen Maschinen? Hierüber er halten wir keine Auskunft, und man wird vielleicht unserer Meinung beipflichten, dass ein Werk, wo dergleichen geboten wird, weder für den gebildeten Ingenieur noch für den ungebildeten Prak tiker passt. Über das Folgende dürfen wir schneller hinweggehen. Es können freilich die Meinungen darüber getheilt sein, was in ein Buch aufgenommen werden solle, was nicht. Wenn aber auf dem Titel gesagt wird „mit besonderer Berücksichtigung der Schiffsdampfmaschine 1 ', so darf doch Jeder billig Anwendungen erwarten auf Maschinen, die in der Neuzeit bei Schiffen so oft zur Ausführung kommen: wir meinen die zweicylindrigen Ma schinen nach Wi.olf’schem Systeme oder die „Compound engines“, die sich so sehr durch Kohlenersparniss auszeichnen, dass sogar alte eincylindrige Maschinen selbst von schwacher Kraft nach diesem System umgebaut werden. Über die Näherungsformel für den mittleren Druck haben wir wenig hinzuzufügen. Wir suchten schon bei Gelegenheit un serer ersten Kritik den Aufsatz im Polyt. Journal, fanden ihn aber nicht. Wir stehen nicht an einzuräumen, dass sie für prak tische Anwendungen hinreichend genau ist, trotzdem bekanntlich die alte Morin’sche Formel sich besser den Versuchen anschliesst als die complicirtere Pambour’sche, Eine kleine Tabelle, be sonders in einem Tabellenwerke, leistet fast bessere Dienste. Wie wenig wir auf derlei Formeln Gewicht legen, erhellt daraus, dass wir einer anderen vielleicht noch einfacheren oder ein wenig rationelleren Formel nicht Erwähnung thaten, die wir selber seinerzeit (Zeitschrift d. österr. Ing.-Vereins 1871) ange geben haben, nämlich \ / 9 ’ f 1 — -g - (1 - s) s 1 für t bis etwa g-; zu der wir auffallender Weise auf ähnliche Weise gelangten wie der Herr Verfasser zu der seinigen. Für einen gewissen Mittelwert von p werden beide Formeln wohl nahe übereinstimmen. Was endlich den letzten Punkt, die Verdampfungskraft der Kohle betrifft, so weisen wir einfach auf den citirten Fall, wo nur 2'7 Kg. Wasser und zwar bei einer Versuchsheizung verdampft wurden. Der Herr Verfasser benützt als Grundlage zur Correction jener Tabelle die Heizkraft der Kohle ausgedrückt in Calorien. Diese wird wohl nicht oft in dieser Form bekannt sein. Wir sind der Ansicht, dass wenn einmal eine praktische Tabelle berechnet wird, sie die praktisch möglichen Fälle be rücksichtigen soll. Hiemit glauben wir hinreichend begründet zu haben, dass unser früheres Urtheil nach reiflicher Erwägung gefällt wurde. A. Salaba. Die Grundzüge des graphischen Rechnens und der graphischen Statik. Von Karl v. Ott, Professor an der k. k. deutschen Oberrealschule und h. Docentfür Baumechanik am k. Landespolytechnikum in Prag- Dritte erweiterte Auflage mit 123 Holzschnitten. Prag 1874. J. G. Calve’sche k. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung (Ottomar Beyer.) Vorliegende dritte Auflage weiset gegen die zweite einige Erweiterungen und Ergänzungen auf, wovon die Construction der Stützlinie im Gewölbe als die wesentlichste sich herausstellt. Wir könnten uns füglich auf die Würdigung des neu Gebotenen beschränken; indessen dürfte es angezeigt sein, auch dasjenige einer Besprechung zu unterziehen, was zum zweiten oder dritten- male unverändert an die Öffentlichkeit tritt, um so mehr, als das Büchlein, welches „die populäre Entwickelung des graphischen Rechnensundseiner Anwendung“ bezweckt (Vorw. zur 1. Aufl.), un seres Wissens bisher auch nur „populär“ beurtheilt wurde. Nichtdestoweniger dürfte auch von diesem Standpunkte manche Rectification nicht als unnöthig erscheinen. Die Auffassung der graphischen Statik „als Anwendung des graphischen Rechnens“ bekundet wohl einen ziemlich über wundenen Standpunkt: ja selbst die graphische Arithme tik fasst das Büchlein recht beschränkt auf, indem es die Strecken, welche den einzelnen Operationen unterworfen werden, lediglich als Repräsentanten von Zahlen gelten lässt. Die /« \" auf Seite 14 unter d) und e) gegebene Construction von (q~I \ n W a --, worin die vorhergehende Bestimmung von y = -y als ein nutzloser Umweg sich herausstellt, ist zum Theile eine Consequenz jener Auffassung. — Was die graphische Statik betrifft, so halten wir zunächst die dort gegebene Entwickelung der Gleicbgewichtsbe- dingungen von Kräften, welche in beliebigen Geraden der Ebene wirken, für minder geeignet, um den Anfänger über das eigent liche Wesen der Sache gehörig aufzuklären. — Auf Seite 35 folgt aus dem vorletzten Absätze doch nicht ohne Weiteres der im letzten Absätze ausgesprochene Satz über die durch ein be wegliches System von isolirten Lasten hervorgebrachte grösste Transversalkraft, und es muss wohl auf Rechnung der angestrebten Popularität des Buches gesetzt werden, wenn ein mindestens theoretisch wichtiger Umstand ganz ignorirt wird. Über die auf Seite 38 und 39 für den Fall eines beweg lichen Systemes von isolirten Lassen empfohlene Bestimmungs weise des grössten Momentes in einem bestimmten Querschnitte, welche darin besteht, dass man den Querschnitt successive unter die einzelnen Lasten bringt und die daraus hervorgehenden Momente vergleicht, theilen wir nicht die Mehlung des Herrn Verfassers, dass sie ..sehr einfach“ und „wenig umständlich“ sei, und würden jedenfalls die Benützung des Winkler’schen Satzes vorziehen. Wir fügen noch hinzu, dass die auf diesem Satze ba- sirte Methode keine „Näherungsmethode“ sei, sowie auch der Satz für isolirte Belastungen nicht ..nahezu“, sondern ganz strenge gilt, wenn man ihn nur entsprechend zu interpretiren versteht. Dagegen scheint es uns gewagt, aus der Überein stimmung der Resultate eines einzelnen Beispieles auf die Rich tigkeit der Bestimmungsweise zu schliessen, wie dies auf Seite 39 im vorletzten Absätze geschieht. Welchen Nutzen die Übertragung der Axeneintheilung des ganzen Zuges auf einen Papierstreifen u. s. w., „um durch einfache Verschiebung dieses Streifens längs der Brückenlänge die verschiedenen Stellungen des Zuges auf der Brücke zu be werkstelligen“. gewähren sollte, vermögen wir um so weniger einzusehen, als es ja entschieden vortheilhafter ist, das Lasten- | System als fix, den Balken dagegen als beweglich zu betrachten. Die auf Seite 40 gegebene Erklärung der Bedeutung der j Belastungsfläche ist nichts weniger als correct. Für die durch eine gleichförmige Last erzeugten Momente : wird zuerst der analytische Ausdruck abgeleitet und sodann gleichsam als ein — offenbar überflüssiger — Beweis der Behaup tung, „dass sich die Momente übrigens sehr leicht aus der dem vorliegenden Falle entsprechenden Seilcurve ermitteln lassen“, gezeigt, wie der auf geometrischem Wege abgeleitete Ausdruck der grössten Ordinate dieser Seilcurve mit dem aus jener Gleichung folgenden Werte übereinstimmt. In der Wahl des Beispieles, an welchem gezeigt werden sollte, wie ungenau ein System isolirter Belastungen durch eine gleichförmig vertheilte Rechnungslast substituirt wird, war der Herr Verfasser recht unglücklich, indem man auf den ersten Blick erkennt, dass die beiden Belastungsarten in Betreff der Momente keine grosse Differenz aufweisen werden; es musste daher ein Rech nun gsf ehl er herhalten, um die Sache als plausibel darzustellen. In der That ist das durch die bestimmte gleichförmige Rechnungslast im Querschnitte 0, hervorgebrachte