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entsprechen können, wenn sie nur von tüchtigen Fach männern hergestellt wurden. Indessen scheint es uns doch, dass unterirdische Bierkeller weniger Eis bean spruchen als oberirdische (vulgo : amerikanische Keller), da ja die ersteren, dieselbe sorgfältige Durchführung bei beiden vorausgesetzt, weniger dem Einflüsse der Temperatursschwankungen ausgesetzt sind (resp. der Wärme der äusseren Luft), als die letzteren. Ehe wir jedoch in’s Detail der Anlage von Bier kellern eingehen, sei es uns gestattet, jene Forderungen zu präzisiren, welchen eine jede rationell angelegte Kellerlokalität entsprechen soll. Der Bierkeller wird zweckmässig je nach seiner Grösse in mehrere Abtheilungen (Kellerröhren) ein- j getheilt, welche sämmtlich von einem gemeinschaft lichen Gange (Vorkeller) aus zugänglich sind. Jede Kellerröhre soll ihren separaten, entsprechend grossen Eiskeller besitzen und ausserdem gut kanalisirt und ventilirt sein. Aborte, Jauchengruben, Kanäle etc. dürfen nie in der Nähe der Keller geduldet werden, da trotz aller Vorsichtsmassregeln faulende und ver wesende organische Stoffe, die theilweise im Wasser gelöst, theilweise in demselben suspendirt sind, binnen längerer oder kürzerer Zeit in den Keller gelangen. Um den Einfluss der Sonnenstrahlen auf die Keller temperatur so viel als thunlich zu paralysiren, er richtet man über den Kellern Schupfen oder andere ähnliche Gebäude, die sich ja sehr gut als Depositorien für verschiedene Requisiten (Böttcherholz und ähnliches) benützen lassen. Keller sind weiters nicht in der Nähe von stark frequentirten Gassen, Strassen und Bahn linien anzulegen, weil die häutige Erschütterung leicht Anlass zur Trübung der Biere durch aufgerührte Fass oder Bodenhefe geben kann. Was nun die Temperatur anbetrifft, die einer normalen Nachgährung der Jungbiere am vortheil- haftesten zusagt, so wäre diese mit etwa 2 bis 3°R. zu fixiren, wie wir uns überzeugt haben. Eine höhere Temperatur beschleunigt die Nachgährung, diese er reicht in Bälde ihr Ende, die Kohlensäure des Bieres entweicht rascher als sonst, wird jedoch immer unvoll kommener und unvollkommener ersetzt, bis endlich das Bier anfängt schaal zu werden, worauf unter Ein wirkung des Sauerstoffes der Luft und der Essighefe (Saccharomyces myco derma) Essiggährung eintritt. Obwohl nun der Brauer den gefürchteten Moment herannahen sieht, und obwohl er bemerkt, dass die Periode der Nachgährung ungewöhnlich kurz ist, so kann er doch häufig, wenn die Konjunkturen ungünstig und die Nachfrage eine geringe ist, gar nichts thun und muss ruhig zusehen, wie sich die Qualität seines Produktes verschlechtert, und wie es endlich völlig werthlos wird. Versucht es ein Brauer, ein ähnliches seiner völligen Verderbnis entgegengehendes Bier zum Ausstoss zu bringen, so kann er hiedurch leicht den guten Ruf seines Etablissements auf’s Spiel setzen. Verliert eine Brauerei das Vertrauen des Publikums, so hat sie daun lange zu kämpfen und zu ringen, um es von Neuem zu gewinnen. Ausserdem kommt es auch vor, dass ein solcher Vorfall die angenehme und gesicherte Existenz des Brauereileiters oder Brauerei pächters völlig vernichtet. Der eigentliche Schuld ¬ tragende ist jedoch der Ingenieur, von dem die Keller anlage herrührt. Es kommen wohl auch Fälle vor, wo die Kellertemperatur niedriger ist (‘/ a —1°R.) als die angegebene, und dann dauert die Nachgährung des Jungbieres länger, als gewöhnlich.*) Endlich entspricht ein Bierkeller nur dann seinem Zwecke in vollem Masse, wenn seine Geräumigkeit proportional ist der jährlichen Bierproduktion. Nachdem im Voranstehenden die wichtigsten Kri terien eines guten Bier- resp. Lager-Kellers in Kürze mitgetheilt wurden, wird es nun angemessen sein, die selben in ausführlicherer Weise einer weiteren Be sprechung zu unterziehen. Die Grösse einer Kelleranlage hängt nicht bloss von der jährlichen Produktion der Brauerei ab, sondern auch von der Qualität des erzeugten Bieres und zum Theile auch von der betreffenden Mani pulation, die bei der Erzeugung in Anwendung kam. In Böhmen werden, wie allgemein bekannt, zumeist leichte Abzug- und Schankbiere aus Würzen erzeugt, die durchschnittlich 10 Grade am Saccharometer besitzen. Man kann nun unter Berücksichtigung der faktischen Verhältnisse annehmen, dass Abzugbiere binnen sechs Monaten und Schankbiere binnen längstens zwei Monaten nach ihrer Erzeugung zum Ausstösse gelangen oder verkauft werden. Im ersten Falle kann eine Kellerräumlichkeit = 2^ /12 \ zweimal, im zweiten Falle ( —= 6) sechsmal im Jahre benützt werden. Werden jedoch Lagerbiere erzeugt, was nur in grösseren Brauereien (Pilsen, Smfchov bei Prag Wittingau, Münchengrätz, Leitmeritz, Posteiberg, Bo denbach etc.) vorkömmt, so kann man annehmen, dass (normale Verhältnisse vorausgesetzt) dieselben längstens binnen neun Monaten zum Ausstösse kommen. Ein Lagerbierkeller kann demnach bloss einmal im Jahre benützt werden, obwohl man die fehlenden drei Monate (12 — 9 = 3) in anderer Weise benützen kann. In kleinen Brauereien (bis zu einer jährl. Er zeugung per 20.000 Eimer) erscheint es nicht räthlich grössere als öOeimerige Gebinde für Abzugbiere an zuwenden, weil man sonst einen grösseren Vorrath an kleinen (eineimerigen) Gebinden für den Ausstoss anschaffen müsste. Auf jene grösseren Gebinde kommt eine Reihe, unter Umständen auch zwei Reihen von kleineren Sattelfässern (fünfundzwanzigei inerige bis zehneimerige). In grösseren Brauetablissements werden jedoch mit Vortheil lOOeimerige (auch wohl noch grössere) Lagerfässer in Anwendung gebracht, auf welche dann entsprechend kleinere Sattelfässer gelegt werden. Die hier angeführten Daten wollen wir nur für etwaige Ausmittelungen der Grösse von herzustellenden Keller anlagen benützen. Die Manipulation lässt sich nicht wohl in Rechnung ziehen, weil es keine normale all gemein angenommene Methode gibt, und man auf die *) In gut gekühlten Lagerkellern (2—3° R.i kann man Ab zugbiere 8 Monate, Lagerbiere 12 Monate ohne merk liche Einbusse an der Qualität aufbewahren.