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quellende Flüssigkeit, sowie die in dem verdichteten Myce- lium sich vorfindenden Flüssigkeitstropfen enthalten keine Säure. Chemische Untersuchungen haben ergehen, dass das Mycelium aus ähnlichen Stoffen besteht, als die des Holzes, welches dem Schwamm zur Nahrung diente. Dr. Leube sen. (Dr. Hermann Fritsche vollständige Abhandlung über den Hausschwamm. Preisschrift in den Mittheilungen des sächs. Ingenieur-Vereins. 4. Heft 1866) fand in 100 Theilen des bei 120° C. getrocknetem Myceliums des Hausschwammes: 30. 55 Kohlenstoff, 4. u0 Wasserstoff, 29. 9S Sauerstoff, 2. 46 Sticktoff, 32. 98 Asche. Die Asche enthielt Kali, Natron, Magnesia, Kalk, Thon erde , Eisen, Mangan, Chlor, Schwefelsäure, Kohlensäure und Kieselsäure. Die grosse Menge der Asche ist jedenfalls bemer- kenswerth, da diese fast den dritten Theil des Ganzen aus macht, während der Aschengehalt des Holzes im Durch schnitt mit l°/ 0 angenommen werden kann. Es scheint so mit, dass der Hausschwamm eine nicht unbedeutende Menge von Nahrungsstoffen auch aus der Erde oder dem Mauer werke entnimmt. In der That entwickelt sich der Schwamm dort am üppigsten, wo das Holzwerk mit feuchter Humus erde und altem Bauschutt in Berührung steht. In den Lokalitäten, wo der Hausschwamm sich in Massen entwickelt, bildet sich eine nicht unbedeutende Menge- von Kohlensäure und nicht selten Kohlenwasserstoff verbindungen, und schon aus dieser Ursache ist der Schwamm auch der Gesundheit der Bewohner nachtheilig, wenn nicht schon die in der Luft schwebenden Sporen manche körper liche vielleicht auch schwere Krankheit erzeugen. Ich habe durch langjährige Beobachtungen gefunden, dass dei’ Hausschwamm sich am schnellsten und intensivsten in solchen Gegenden bildet, wo den Untergrund und Aus schüttung Zersetzungsproducte von Gneis und Granit, oder anderen Gesteinen bilden, welche reich an Ortoklas sind. Nicht allein dass Kali wahrscheinlich das Wachsthum des Schwammes befördert, sondern diese Gesteine sind auch gewöhnlich hygroskopisch und unterhalten, wo auch die Grundfeuchte fehlt, einen gewissen Feuchtigkeitsgrad des Grundes in solchen geschlossenen Räumen. Im ungeschwemmten Gneissande bei Mariaschein un weit Teplitz habe ich bei Aufhebung der Fussbodenbretter des dortigen Stationsgebäudes, welche kaum drei Jahre ge legen sind, dieselben auf der Lagerseite vollständig vom Schwamme zerstört gefunden. Besonders haben die ganz im Sande liegenden Polster gelitten. Das Mycelium war als zarte Fäden vorhanden, welche tief in den Sand einzu dringen schienen. Dei - Fruchtkörper war noch nirgends entwickelt. Das Grundwasser war in einer Tiefe von 5 Fuss und wechselte mit der Jahreszeit den Spiegel bedeutend. Im Schlosse Eisenberg habe ich fast alle ebenerdigen Fussböden zerstört gefunden; wo eichene Parqueten sind, waren die Blindböden ganz, die Parquetten nur zum Theil vom Hausschwamm zerstört. Der Untergrund ist ein stark hygroscopischer Gneisfelsen. Die Beseitigung des Haus schwammes wird daselbst vorgenommen und ich werde über das Resultat nachträglich berichten. Ebenso habe ich im Granitboden, wo auch Granit zum Pflastern der angrenzenden Locale benützt wurde und hy- groscopisch war, den Schwamm in allen Fussböden und Thürverkleidungen stark verbreitet gefunden. Entfernung des alten Materials und Ventilirung des hohlen Raumes unter den neuen Fussböden nach den vorhandenen Rauchfängen hat dem Uibel bis jetzt abgeholfen. In Teplitz, wo Porphyr den Untergrund und Baustein bildet, kommt der Hausschwamm häufig vor. Im Kostner Schlosse ist im Parterre der Hausschwamm ebenfalls stark verbreitet. Den Untergrund bildet ein feuch tes Porphyrgerölle. Der inficirte Theil des Gebäudes wurde vor circa 10 Jahren neu aufgeführt, und es mussten seit dieser Zeit die Fussböden mehreremale erneuert werden. Die hiebei angewendeten Mittel zur Vertilgung des Schwam mes waren sehr unvollständig, daher ohne Erfolg. Auch hier werde ich die Desinfection des Hausschwam mes vornehmen und dann Näheres darüber berichten. Humuserde ist für Bauzwecke deshalb zu vermeiden, weil in derselben grosse Mengen allerhand Pilzsporen vor handen sein können, welche als fäulnissbegründend sich an das Holzwerk ansetzen und dasselbe in kurzer Zeit zerstö ren. Vor kurzer Zeit fand ich den Hausschwamm unter den Dielen eines vor drei Jahren ganz neu hergestellten ebenerdigen Gebäudes. Das Gebäude steht, von allen Sei ten frei, auf einer sonnigen Anhöhe. Die untere Seite der Bretter war zur Hälfte, sämmtliche Polsterhölzer jedoch gänzlich zerstört. Der Fussboden war ein Fuss über das äussere Terrain erhöht und der Raum unter dem Fussbo den mit Brennkohlenasche ausgefüllt. Die unter dieser Aufschüttung befindliche, bis 5 Fuss mächtige, alte Humus schichte wurde nicht abgehoben und war jedenfalls die ver anlassende Ursache der Schwammbildung. Der nasse Kalkmörtel ist ebenfalls von sehr nach theiliger Wirkung auf das Bauholz, weshalb bei Einmauerung der Balkenköpfe grosse Vorsicht angewendet und dieselben stets trocken eingemauert werden sollen. Ich streiche die Balkenköpfe, soweit sie in die Mauer zu liegen kommen, mit Steinkohlentheer an, und lasse überdies eine Öffnung an solcher Stelle durch die ganze Mauer, welche von Aussen erst beim Putzen der Mauer zugesetzt wird. Lehm und Thon, als schwer lösbare Silikate, sind der Bildung des Hausschwammes weniger günstig und haupt sächlich wegen der Aufsaugung des Wassers oft als Schutz mittel anzuempfehlen. Als Schutzmittel gegen den Hausschwamm sind alle fäulnisswidrigen Stoffe bekannt, als: Kreosot, und die mit diesem homologe Carbolsäure, Zinkchlorid, Kupfervitriol, Schwefelbarium und Eisenoxydul, Kochsalz Salzsäure, Holz essig, Steinkohlentheer Ölanstriche mit oder ohne Farben zusatz schützen nur wenig; Quecksilbersublimat ist als ein vorzügliches Mittel bekannt, jedoch für Wohnräume wegen seinen giftigen Eigenschaften durchaus verwerflich. G. Junker, Fabriks direkter in Saarau (Breslauer Ge werbeblatt 1867 Nr. 4) empfiehlt als schützende und schwamm zerstörende Füllmasse unter die Fussböden ein Material, welches im wesentlichen ein Gemenge von kohlensaurem, schwefelsaurem, schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Kalk und Schwefelkalcium ist. An der Wirksamkeit dieses Materials ist nicht zu zweifeln, auch wären grössere Mengen desselben zu be schaffen sein; es ist jedoch in solchen Räumen, wo sich der Hausschwamm bildet, dauernde Feuchte vorhanden, und da dürfte dieses Mittel als Ausschüttungsmaterial in Wohn räumen wegen der unangenehmen Ausdünstung nicht zu empfehlen sein. Richtiger empfiehlt M. Schafner, General-Direktor der Aussiger Chem. Fabrik den Sodakalk als gutes und be währtes Ausschüttungsmateriale für Eisenbahnschwellen. M. Höchberger in Reichenau (deutsche Industrie-Zei tung 1873 Nr. 27) empfiehlt zur Vertilgung des Schwammes Petroleum. Durch den Anstrich mit Petroleum wird der Schwamm sofort dunkelbraun oder schwarz und fällt in kurzer Zeit ab. Um jedoch radikal den Schwamm zu vertilgen, muss man die Füssbodenbretter aufreissen und nicht allein das Holzwerk sondern auch die Wände und die übriggeblie bene Anschüttung mit Petroleum tränken. Für Wohnräume ist jedoch diese Operation wegen dem intensiven unange nehmen Gerüche nicht empfehlenswert. Ebenso wie das Petroleum wirkt auch das Terpen tinöl. Mit sehr gutem Erfolge habe ich Dachpappe bei Holz verkleidungen in feuchten Räumen (Kellern) zur Anwen dung gebracht. Da es immer grosse Schwierigkeiten hat, den ein mal eingenisteten Schwamm vollständig und sicher zu ent fernen, erscheint es um so wichtiger, sein Entstehen gleich bei der Anlage zu verhindern. Alles Bauholz, was nicht frei zu liegen kömmt, muss vor der Verwendung möglichst 14*