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92 Färberei der Baumwolle. Orange auf Baumwollengarn. (Eingesandt.) Mit Bezug auf das Orangeoerfahren in No. 7 bemerke ich, daß nach dem folgenden einfacheren Verfahren sich eine eben so schöne Nünance erzielen läßt als die in No. 7 veröffentlichte. Ich verfahre, wie folgt. Aus 10 Pfd. englisch. 1^ Pfd. Bleizucker und 1 blS 2 Lth. Blei glätte kocht man, bis die Glätte gelöst ist. Das ausgekochte Garn wird darin gebeizt, indem man über Nacht liegen läßt. Man verwendet nicht mehr Flotte als nöthig ist, das Garn eben zu bedecken. Am anderen Morgen wird das Garn drei Mal gleichmäßig abgewunden und die alte Flotte aufbe wahrt. In frischem kaltem Bade von 4—5 Eimern löst man 20 Loth Kalk, stellt das Garn darauf, zieht fünf Mal um, schlägt auf und spült auf frischem ebenfalls kaltem Wasserbade. Mit 25 Loth chromsaurem Kali, 13 Loth Alaun und 20 Loth Schwefelsäure bestellt man ein frisches Bad, geht mit dem Garn ein, zieht fünf Mal nm, läßt stehen, zieht zwei Mal nach mit 15 Minuten Pause und windet drei Mal ab. Man zieht dann auf einem kochend heißen Bade aus 15 Loth Kalk drei Mal um und spült. Das Orange ist damit vollendet. Fuchsin setze ich nicht auf. Ich habe die Be merkung gemacht, daß immer etwas Kalk im Garn zurückbleibt und das Fuchsin zerstört. Das Garn bekommt dadurch leicht ein schmutziges Ansehen. j Hell-Seegrün auf Baumwollengarn. Auf 10 Pfd. Man bestellt zwei Bäder, das erste mit 1 Pfd. Kupfervitriol, das zweite mit 1 Pfd. Pottasche. Die gebleichte und genetzte Waare stellt man auf das erste Bad, ringt ab, geht auf das zweite, ringt wieder ab, geht auf das erste zurück und schließlich wieder auf das zweite. Man spült dann und hat damit die Färbung vollendet. Kurze Berichte aus der Fachliteratur. Thomas u. Dr.' Stenhouse nahmen ein englisches Patent aus auf die Verwerthung von Seifenwäs- seru, die zum Schönen gefärbter Zeuge dienten. Es soll dabei außer dem Fett auch der Farbstoff wie- dergewvnnen werden. Das Verfahren empfiehlt sich . I besonders da, wo es sich um Abscheidung von Ali- zarin und dessen Schwester-Farbstoffen handelt. Die Seifenwässer werden so lange mit Chlorcalciumlö sung (Chlorcalcium ist als Äbfallsproduct mehrerer chemischer Fabrikationen stets sehr billig zu haben) vermischt, als noch ein Niederschlag entsteht. Dann werden 80,000 Quart Seifenwaffer — etwa 8000 Eimer — mit 80 Quart Kalkmilch von 43 Pfd. i Kalkgehalt vermischt. Man läßt zwölf Stunden absetzen und zapft die klare Flüssigkeit von dem Nie derschlag am Boden ab. Letzterer wird mit soviel Salzsäure behandelt, als ausreicht, die Fettverbin- dungen aber nicht den Kalklack der Farbstoffe zu zersetzen. Es reichen 310 Pfd. käuflicher Salzsäure von etwa 33K trockener Säure für 35860 Pfd. des feuchten Niederschlages aus. Die Salzsäurelösung wird durch Flanell filtrirt. Die durchlaufende Flüs sigkeit, welche ja eine Chlorcalciumlösung ist, wird zur Vorbehandlung neuer Mengen von Waschwäs sern benutzt. Der Rückstand auf dem Filter wird bis zum Schmelzen des Fettes erhitzt, dann abkühlen gelassen und das Fett vom Alizarin ent weder durch Pressen in Säcken oder durch Auszie hen mit Petroleum getrennt. Der zurückbleibende Farbstofflack wird dann durch Schwefelsäure zersetzt und durch nachheriges Waschen mit Wasser gerei nigt. Das schwach gefärbte Fett kann gleichfalls auf geeignete Weise gereinigt werden. Fragen zur Anregung und Beantwortung. 873) In Nr. 5. dieser Zeitung ist ein Pikrin- grün aus Tuch angegeben. Ich habe dasselbe auf Wolle nachgemacht und genau dieselbe Farbe er reicht, welche das Muster hatte. Dieselbe vertrug die Wäsche mit Seife und Soda; indessen war die Farbe nach der Walke, wobei sich das fertige Tuch erwärmt, fast verschwunden. Auf welche Weise läßt sich nun eine ähnliche walkechte Farbe Herstellen? O. in Q 874) Ist holzsaure Thonerde mit essigsau rer Thonerde identisch, oder ist beides von einander verschieden? Q in L. 875) Ist Roth mit künstlichem Alizarin auf Kattun gefärbt, echt? Q in L. 876) Unsere schwarz gefärbten Tuche haben in der Aufsicht stets einen bräunlichen Stich. Wir sieden mit Salzburger Vitriol und färben mit