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1 i< i >'r DIE ENTSTEHUNG UNSERER HEIMAT Fritz Kästner Wenn wir die Geschichte einer Stadt schreiben, vergessen wir sehr oft, daß ihre Entwicklung auch naturgebunden ist. Sie ist in eine geologische Landschaft hineingestellt, die dem Bewohner etwas Alltägliches ist, dem Fremden aber seiner Heimatstadt gegenüber neue Reize bietet, die ihn zum Nachforschen anregen. Es sind nun viele Gegebenheiten, die auf die Entwicklung einer Ansiedlung Einfluß hatten; dazu gehören in erster Linie die geologischen und geographisch-morphologischen Verhältnisse in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Die heutige Gestaltung der Erdoberfläche, die Naturschönheiten, die Verkehrswege, die volkswirtschaftliche Nutzung des Bodens und die vor handenen Bodenschätze, wozu auch das Grundwasser zählt, sind an be stimmte geologische Voraussetzungen gebunden. Der Colditzer Raum besitzt geomorphologisch einen bergig-hügeligen Charakter mit Höhen unterschieden von ungefähr 230 bis 140 m über dem Meeresspiegel. Diese Höhenunterschiede sind einmal bedingt durch den Gesteinsunter grund und zum anderen durch die Täler der beiden Flüsse (Zwickauer und Freiberger Mulde), welche sich am Nordrand des Colditzer Raumes vereinigen. Von Ebersbach nach Großbothen streicht eine Wasserscheide, die als Westgrenze des Gebietes bezeichnet werden kann. Ihre Ab flüsse nach Osten entwässern sich nach kurzem Lauf in die Zwickauer Mulde. Die östlichen Zuflüsse der Zwickauer Mulde haben, sofern sie aus dem Mittelgebirge kommen, ein größeres Einzugsgebiet; alle ande ren, wie z. B. der Tiergartenbach, sind kurze Bachläufe. Die Zuflüsse der Freiberger Mulde haben mit Ausnahme des Schanzenbaches und des Thümmlitzbaches auch nur kurze Laufstrecken. Hier befindet sich eben falls in Nordsüdrichtung von Leipnitz nach Tanndorf eine Wasserscheide. Die klimatischen Verhältnisse werden beeinflußt durch die Lage an der Grenze zwischen dem Mittelgebirge und der Leipziger Tieflandbucht sowie die beiden Flußtäler. Die Oberflächenformen sind in der heutigen Form in der Erdneuzeit geprägt worden, ihre Anlage jedoch geht zumeist auf ältere erdgeschichtliche Zeiten zurück. Auch hat der Mensch einen nicht unbeträchtlichen Anteil, da das Gebiet seit der Steinzeit besiedelt ist. Dazu kommen die Veränderungen in den letzten 150 Jahren durch den Abbau wichtiger Rohstoffe durch die Industrie u. a. Nach H. Neef gehört das Gebiet landschaftlich zum Porphyrhügelland an der Mulde innerhalb der sächsischen Gefildezone. Geologisch ist das Gebiet nach K. Pietzsch ein Teil von Nordwestsachsen. Es schließt sich an den Nordwestrand des Granulitgebirges an und liegt im nord westsächsischen Porphyrgebiet, in dem sich auch kleinere Braunkohle vorkommen befinden.