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Jahrg. 1886 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 35 Das auf der Ringmaschine gesponnene Garn ist nach Drehung, Elasticität und Festigkeit ungieichmässig. Die Ur sache davon liegt in der Art und Weise, wie die Drehung des Fadens hergestellt wird. Indem die Spindel mittelst Ring und Läufer wirkt, führt sie Drehung und Aufwickeln in einer Operation aus. Hierauf folgt für jede Umführung des Garnes um die Spule der Verlust einer Drehung am Faden; es wird folglich mehr Drehung verloren am kleinen Umfang der Spule, als am grossen Umfange. Der Unterschied beträgt für jede Umdrehung der gewöhnlichen gelullten Spule am kleinen Durch messer etwa eine Fadenwindung auf 1,6 Zoll und am grossen Durchmesser eine Fadenwindung auf je 4 Zoll. Die Spannung des Fadens ändert sich bei der Ringspindel ebenfalls mit der Drehung und ist bei geringer Drehung viel grösser, so dass man zur Verhütung des Fadenbruches eine stärkere mittlere Drehung geben muss, als einem lieb ist. Dieses Uebermaass von Drehung ist auch deshalb nöthig, da mit man einen genügend schweren Läufer zur Erzielung der gehörigen Fadenspannung beim Bewickeln des äusseren Spulen umfanges zur Anwendung bringen kann. Aus alledem folgt, dass der innere Faden der Spule schwächer und feiner wird, als der äussere. Beim Spinnen von Ketten treten die Veränderungen in Drehung und Spannung nicht so hervor, als beim Spinnen von Schuss, weil im ersteren Falle die Ringhank fast in der ganzen Spulenlänge auf- und niedergeht und die verschiedenen Durch messer nicht so oft Vorkommen. Ein anderer Vorzug der Waterspinnmaschine liegt in der bedeutenden Kraftersparniss, die gegenüber der Ringspinn maschine etwa 55 Proc. beträgt, wie aus der von Samuel Mobber während einer Reihe von Jahren hindurch ausgeführten Versuchen bewiesen worden ist. Man kann dabei annehmen, dass die Ringspindeln mit etwa 7000 Umdrehungen, die Water- spindeln mit etwa 540 Umdrehungen in der Minute laufen. Hieraus geht hervor, dass die Ringmaschine allerdings mit einem unverhältnissmässig grösseren Kraftaufwande bedeutend mehr zu leisten vermag, als die Watermaschine. Es wird an gegeben, dass die Watermaschine bei gleicher Spindelzahl mit 10,000 Spindelumdrehungen in der Minute laufen müsste, um dasselbe Quantum Gespinnst zu liefern, wie die Ringmaschine mit 7000 Umdrehungen. Leider finden wir keine genaue An gabe darüber, wie alsdann das Verhältnis der Betriebskraft sich stellen würde. Eine andere Angabe besagt, dass für gleiche Leistung, wobei die Ringspindeln mit 5800 Umdrehungen und eine Porr-Curtis-Watermaschine mit 5600 Umdrehungen liefen, die Ringmaschine 27,5 Proc. mehr an Betriehskraft ge braucht habe, so dass mit der Pferdekraft 130 Mulespindeln hätten betrieben werden können, gegen 100 Spindeln der Ring maschine. Nach zuverlässigen Angaben soll für die gleiche Spindelzahl die Production der Ringmaschine etwa 20 Proc. mehr betragen, als diejenige der Watermaschine, wofür aber wiederum mindestens die erstere 30 Proc. mehr Betriehskraft gebraucht. Bei überschüssiger Wasserkraft würde dieses Plus an Kraftaufwand natürlich nicht sehr in’s Gewicht fallen, da gegen wird bei Dampfbetrieb die Ringmaschine nicht mit der Watermaschine concurriren können. Neuerdings sind Versuche gemacht worden, die oben aus geführten Mängel der Ringspinnmaschine zu heben, indem man Drehung und Spannung reguliren und die unnöthige Drehung beseitigen wollte. Hierher gehören die Differentialspindel, der rotirende Ring und der Drager’sche Ausgleicher. Es scheint jedoch, als hätten diese Verbesserungen bisher wenig Erfolg gehabt. Nach einer angeblich sehr genauen Berechnung stellen sich die Productionskosten für amerikanische Verhältnisse zu Ungunsten der Ringspinnmaschine etwa um 13,3 Proc. höher, als bezüglich der Waterspinnmaschine. Es scheint demnach, dass die Anfangs hochgepriesene Ringspinnmaschine auch in Amerika kein Glück hat. Lufttrocken - Sizing - Maschine für einfarbige und bunte Leinen- und Baumwollgarne von Gebrüder Sucker in Grünberg in Schlesien. Diese Maschine kann zum Schlichten von Leinen- und Baumwollgarnen von der feinsten bis zur gröbsten Nummer gebraucht werden. Es wird bei derselben das Prinzip verfolgt, die Schlichte zunächst in der Zimmerluft unter schwachem Luftzug in den Fäden binden zu lassen, um dann erst in einer mässig erwärmten Trockenkammer unter Abzug der feuchten Luft allmählich die vollständige Trocknung zu bewirken. Ueber die Tliätigkeit der Maschine schreibt das Central blatt für die Textil-Industrie: Die auf der Zettelmaschine hergestellten Zettelbäume werden der Schlichtmaschine in beliebiger Anzahl in einem Gestell vorgelegt, in welchem abwechselnd ein Baum oben und einer unten gelagert ist; für bunte Ketten ist auch, um das Auswechseln der Bäume zu erleichtern, das Gestell derartig, dass die Bäume ansteigend nebeneinander liegen. Die von sämmtlichen vorgelegten Zettelbäumen zusammen, die ganze Kette bildenden Fäden gehen in der gezettelten Breite zunächst über eine Führungswalze um eine in dem Schlichttrog verstell bare Eintauch walze, durch die mittelst geschlossener Rohr leitung stets beliebig warm gehaltene Schlichte und werden dann zwischen zwei eisernen mit Wollfilz überzogenen und belasteten Walzen ausgedrückt. Von hier wird die Kette fast ganz um eine Drahttrommel, deren Seitenkränze nur durch eiserne Stäbe verbunden sind, geführt. In dieser Trommel befindet sich ein Ventilator, durch dessen Luftzug die Schlichte vortheilhaft, ohne Anwendung von Wärme vertrocknet, was für die Haltbarkeit derselben von ganz besonderem Werthe ist. Hierauf geht die Kette durch den Bürstapparat, wo die selbe nach Belieben auf beiden oder nur auf einer Seite gebürstet werden kann, nach der geschlossenen Trockenkammer. Die rotirenden Bürsten sind in den Lagern verstellbar und mit Putzbürsten versehen und werden von letzteren während des Arbeitens vollkommen rein gehalten. Das Bürsten nach der Vertrocknung hat den wesentlichen Vortheil, dass die Schlichte schon etwas klebt und die feinen Fasern sich besser an die Fäden anlegen, wodurch die letzteren eine grössere Glätte erhalten, als dies hei älteren Maschinen der Fall ist, wo die Fäden gleich hinter dem Schlichttrog gebürstet werden. In der Trockenkammer, die ringsum durch in eisernen Rahmen seitlich verschiebbare Fenster geschlossen ist, geht die Kette über mehrere Leitwalzen hin und auf eine zweite Draht trommel, in welcher sich ebenfalls ein Ventilator befindet, durch welchen die hier erwärmte Luft durch das Garn getrieben wird, über weitere 4 Leitwalzen fertig trocken nach der Baum maschine, die zur Regulirung der durchaus gleichmässigen Spannung mittelst durch Federkraft aneinander gepresster Friktionsscheiben betrieben wird. Vermittelst einer Schrauben- & ■■:.