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daß ein Motorwagen von 30 L8 auch nur annähernd so viel leisten könnte, wie 30 Pferde von Fleisch und Bein. Welches der wirkliche Nutzeffekt eines Motorwagens der genannten Art ist bezw. wieviel Pferde er in Wirklichkeit zu ersetzen vermag, läßt sich leicht berechnen. Ein Motorlastwagen von 30 L8 beispielsweise, der für eine Traglast von 100 Zentnern eingerichtet ist, kann bei voller Belastung und etwa achtstündiger Arbeitszeit täglich rund 80 bis 90 Kilometer zurücklegen, was einer Arbeits leistung von 8000 bis 9000 Kilometerzentnern entspricht. Um die gleiche Arbeitsleistung in derselben Zeit mit Pferdegespannen zu erreichen, wären drei bis vier Doppelgespanne notwendig. Ein Motorwagen von 30 Pferdestärken Kraft vermag also in Wirklichkeit nur etwa sechs bis acht Pferde zu ersetzen, und der übrige, größere Teil seiner Kraft ist für den Nutzeffekt verloren. Beim Automobil ersetzen also nur etwa 4 U8 eine wirkliche Pferdekraft von Fleisch und Bein. Diese Eigenart des Automobilmotors, der also immer viel mehr Pferdestärken mit sich führen muß, als für den Nutzeffekt zur Geltung kommen, wird vor allem auch durch den Umstand bedingt, daß der Motorwagen in anderer Weise als das Pferde gespann von den vorhandenen Wegeverhältnissen abhängig ist. Auf guter fester Straße zeigt sich beispielsweise ein Motorwagen von 10 U8 einem Einspänner an Kraft, Geschwindigkeit und allgemeiner Leistungsfähigkeit bedeutend überlegen. Jetzt geraten aber beide, der Motorwagen wie der Einspänner, auf einen Sandweg, daun bleibt der Motorwagen stehen, weil er die Schwierigkeiten des Weges nicht überwinden kann, und um es dennoch zu können, müßte er schleunigst um ein halbes Dutzend U8 verstärkt werden, was aber wohl immer ein technisches Problem bleiben wird; der Gaul aber schafft seinen Wagen, wenn auch nur mit erhöhter Anstrengung, noch immer fort. Der Motor wagen ist eben nicht wie das Pferd imstande, seine Kräfte für eine kurze Zeit zu erhöhter Anstrengung zu konzentrieren, er kann über die Zahl der ihm einverleibten maschinellen ?8 nicht hinaus, und um auch solchen wie den angeführten Wegeschwierig- keiten gewachsen zu sein und vor ihnen nicht kapitulieren zu müssen, muß er von vornherein mit einer genügenden und auch für alle Fälle ausreichenden Zahl von?8 versehen sein. Wäre das nicht notwendig, müßte der Motorwagen nicht immer einen erheblichen Ueberschuß von L8 mit sich führen, um auch für solche gelegentliche Schwierigkeiten gerüstet zu sein, so würde sich der Motorwagenbetrieb erheblich billiger stellen, als es jetzt noch der Fall ist. Andererseits aber kommt der Vorteil der hohen Zahl der L8 im Motorwagen wiederum dadurch zur Geltung, daß der Motorwagen ununterbrochen und viel länger als das Pferdegespann arbeiten kann, ohne Ermüdung zu zeigen, und daß seine Arbeitszeit pro Tag ebenso gut auf zehn wie zwanzig Stunden gesteigert werden kann, daß er ferner auch alle Steigungen der Fahrwege viel leichter und schneller nimmt als das Pferde fuhrwerk, das in solchen Fällen überdies oftmals noch Hilfst gespann braucht. Immerhin wäre es vielleicht besser und jeden falls entschieden richtiger, die Zahl der i?8 eines Motorwagens nicht nach der theoretischen Kraftlcistung, die der Motor ohne Wagen zu entfalten vermag, sondern nach der Höhe des wirklichen Nutzeffektes zu bemessen, in welchem Falle es sich also der oben angeführte Motorlastwagen von 30 L8 gefallen lassen müßte, daß die stolze Zahl seiner?8 auf 8 reduziert wird. Allerdings würde eine solche Reduzierung bei den Automobilbesitzern, deren Stolz immer eine möglichst hohe Zahl von L8 ist, wohl nur wenig Sympathie finden. Uebrigens war es die Automobiltechnik, die noch in anderer und zwar äußerst wertvoller Weise auf die Beziehung zwischen Motor und Pferdestärke eingewirkt hat, und zwar insofern, als sie es erzielt hat, daß sich das Verhältnis zwischen dem Gewicht des Motors und der Zahl der Pferdekräfte, die er zu entfalten vermag, immer günstiger und vorteilhafter gestaltete. Dadurch wurde es erreicht, daß die Motoren bei gleichem Gewicht wie früher heute eine viel größere Anzahl von ?8 besitzen und also eine viel größere Kraft entfalten können, oder aber, daß sie, bei gleicher Kräftezahl wie früher, heute ganz bedeutend leichter geworden sind. Allerdings gilt das im wesentlichen nur für die Explosionsmotoren, speziell für den Automobilmotor und die Motoren der Luftschiffe und Aeroplane, für^die^beide ein möglichst leichter Motor bei möglichst hoher Kraftentfaltung technische Bedingung ist. Die Erfolge, die nach dieser Hinsicht erzielt worden sind, sind ganz enorme. Während bei unseren großen Dampfmaschinen 25 bis 50 Kilogramm auf die einzelne Pferde kraft kommen, so daß bei einer Kräftezahl von Hunderten und Tausenden, die diese Maschinen besitzen, die Maschine ein Gewicht von vielen Tausenden von Zentnern haben kann, ist es der Automobiltechnik gelungen, das Gewicht des Motors auf 10,8 und 6 Kilogramm pro Pferdekraft zu reduzieren. Durch diese Gewichtsverringerung des Motors ist das Automobil ja überhaupt erst lebensfähig geworden. Denn früher, als sich das Automobil noch im Zustande des Versuchs oder doch der ersten Entwickelung befand, bestand der größte Fehler dieser Fahrzeuge darin, daß sie in anbetracht ihres Zweckes als schienenlose freiverkehrende Fuhrwerke mit einem viel zu großen Gewicht seitens des Motors belastet waren, wodurch sie einen schweren rüttelnden Gang erhielten, der mit dem Zweck und den Funktionen des Fahrzeuges unvereinbar war. Die Fahrzeuge der damaligen Entwicklungsstufe waren daher plumpe und unbeholfene Vehikel, die überdies infolge des ewig schüttelnden und rüttelnden Ganges ständig Betriebsstörungen und schnellem Ruin ausgesetzt waren. Außer anderen Fort schritten in der Automobiltechnik war es besonders die immer weiter fortschreitende Gewichtsverminderung, die das Automobil von diesem Fehler befreite, bis es schließlich zu dem gewandten und eleganten Gefährt wurde, dessen Motor trotz hoher Kraft entfaltung nur ein verhältnismäßig geringes Gewicht hat und das Fahrzeug nicht mehr übermäßig belastet. Noch mehr freilich ist für Luftschiff und Aeroplan ein leichter Motor eine unbedingte Notwendigkeit, da die Ueberwendung des Eigengewichtes die Hauptaufgabe des in die Lüfte emporsteigenden Flugfahrzeuges ist, eine Aufgabe, die umso vollkommener gelöst werden kann, je geringer das Eigengewicht des Fahrzeuges, je geringer vor allem das Gewicht des eingebauten Motors ist. Daher sind Automobil- und Flugtechnik unablässig bestrebt, immer leichtere Motore zu bauen und sind in diesem Bestreben schon bis auf Motore gekommen, die nur noch 5, 4 und sogar nur 3 Kilo gramm pro Pferdekraft wiegen, und einige Fabrikanten bringen sogar Motore an die Oeffentlichkeit, die nur noch 2 und 1 Kilo gramm pro L8 wiegen, so daß hier die Kraftleistung von 50 Pferden, die in der Natur ein Gewicht von 800 bis 900 Zentner haben, in einem Gewicht von einem oder zwei Zentner untergebracht ist. Aus einem Monteur- u. Maschinistenkursus über Dynamobau.*) Von Ernst Schulz, Civilingenieur. Vorwort. Die Frage einer zweckmäßigen Ausbildung unserer Monteure und Maschinisten und ihres Nachwuchses steht seit geraumer Zeit im Vordergründe des Interesses aller Beteiligten und hat sich durch das Eingreifen des Verbandes Deutscher Elektrotechniker zu speziellen Beschlüssen und Leitsätzen über die Abhaltung von Monteurkursen verdichtet. (Siehe Band XX, Nr. 18, Seite 209 der Deutschen Maschinisten- und Heizerzeitschrift.) Der Verfasser gibt im Nachstehenden den hauptsächlichen Inhalt eines von ihm über das Spezialgebiet der elektrischen Maschinen veranstalteten Lehr kursus wieder und hofft, damit den Monteuren und Maschinisten einen Leitfaden, den Lehrern vielleicht manchen nützlichen Wink zu geben. 1 Die Mannigfaltigkeit der Energieformen. Die Menschheit kennt eine Reihe von Naturkräften, welche sie sich zu nützlicher Arbeit dienstbar machen kann, wie z. B. Wasser und Dampf, sobald sie unter Druck, unter Spannung stehen, den Wind, die chemische Energie fester und flüssiger Kohlenstoffe, die Elektrizität usw. Alle diese Körper und Stoffe besitzen die Fähigkeit, eine ihnen innewohnende Kraft nach außen hin abzugeben und so eine Arbeit zu leisten. Diese Fähigkeit der Kraft- oder Arbeitsabgabe nennen wir die Energie (Arbeits vermögen). Der Wasserfall leistet vermöge seiner Wassermenge und seines Gefälles mechanische Arbeit, er besitzt mechanische Energie. Ebenso werden wir dem gespannten Dampf des Kessels *) Kapitol 1—3 des unter gleichem Titel im Selbstverlag des Verfassers erschienenen Buches- (250 Seiten, 130 Figuren, Preis Mark 3.75.) Zu beziehen durch die Redaktion der Zeitschrift.^ ^