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— 258 — ist ebenfalls außergewöhnlich groß, er faßt 45 Kubikmeter Wasser und 15 Kubikmeter Brennöl, für die Oelfeuerung der Maschine. Neue Ueberhitzertype für Lokomotiven, System Jacobs. Derselbe wurde versuchsweise auf einer 4 Zylinder-Compound maschine der Santa FS Eisenbahn installiert und besteht im wesentlichen aus zwei Abteilungen, von denen die erste zur Ueber- hitzung des Dampfes im Zwischenreservoir dient und die zweite den Dampf des Hochdruckzylinders überhitzt. Beide Abteilungen besitzen Röhren von 86 mm Durchmesser, welche die warmen Gase vor dem Entweichen durchströmen. In der Mitte der Trommel ist eine Oeffnung von 15 om vorgesehen, um beschädigte Röhren ohne Demontierung bei den Trommeln herausziehen zu können. Durch Prellkappen werden die Gase gezwungen, ihren Weg durch das Zentrum der Trommeln zu nehmen, während der Dampf um die Röhren herumströmt. Die erzielten Resultate sind folgende: Der Verbrauch per 100 t/Irm wird durch die Ueberhitzung im Mittel um 15 o/o ermäßigt. Der Kohlenkonsum per indiz. Ü8 ist um 16,3 o/o, der Wasserverbrauch um 13 o/g reduziert. Die Verdampfung wird um 11,6 o/g erhöht, trotzdem die Oberflächenverminderung 16,6 o/o beträgt. Durch Ueberhitzung des Niederdruckdampfes vermindert man die Kondensation in den Niederdruckzylindern. Die Leistungsfähigkeit der Lokomotive ist um 10 o/g erhöht. Die Lokomotive läuft viel leichter an. Der Tcermotor. In die Reihe der für die Krafterzeugung verwendbaren Stoffe ist nunmehr auch der Teer eingetreten, nachdem es der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg zunächst gelungen war, Maschinen, Bauart Diesel, mit Teer-Oel zu betreiben. Die Schwierigkeiten lagen vor allem darin, daß der gewöhnliche Teer des Handels, und nur dieser kommt des Preises wegen in Frage, außerordentlich verschiedene Verunreinigungen aufweist. Die Firma Dr. Otto L Co. in Dahlhausen hat jedoch nach einem kurzen Probebetrieb auf der Versuchsstation das Experiment gewagt und eine lOOpferdige Dieselmaschine für Teerbetrieb bestellt. Diese ist in den ersten Tagen des Februars in Betrieb genommen worden und arbeitet seit dieser Zeit anstandslos. Man wird nach dieser kurzen Zeit ncuürlich noch kein endgültiges Urteil fällen können; immerhin steht zu hoffen, daß sich das genannte Produkt dauernd einführen wird. Arbeiterschntz beim Brande gewerblicher Anlagen. Eine schwere Brandkatastrophe, der sieben Menschenleben zum Opfer gefallen sind, hat dem Berliner Polizei-Präsidium Anlaß gegeben, zum Schutze der Arbeiter folgende Vorschriften zu erlassen: 1. Die Geschäfts- und Arbeitsräume müssen mindestens zwei an entgegengesetzten Enden liegende Ausgänge haben, die während der ganzen Zeit, in der sich Personen in den Räumen befinden, also auch während der Ruhepausen innerhalb der Geschäfts- oder Arbeitsstunden, unverschlossen gehalten werden müssen und nur durch eine im Falle der Gefahr leicht lösbare Plombe gegen die Ocffnung durch Unbefugte gesichert werden dürfen. 2. Die hiernach notwendigen Ausgangstüren müssen stets leicht gangbar sein; sie dürfen nicht mit Schlössern versehen sein, an denen sich Riegel befinden. Während der Geschäfts- oder Arbeitsstunden darf der Schlüssel nicht im Schlosse stecken bleiben. Die bisher vielfach geduldete Abschließung eines der Ausgänge und Auf bewahrung des Schlüssels in einem Glaskasten neben der Tür ist nicht mehr zulässig. 3. Die Ausgänge sind als solche mit großer leicht lesbarer Schrift kenntlich zu machen. 4. Die Höfe solcher Gebäude und die Durchfahrten zu ihnen müssen für die Ein bringung von Lösch- und Rettungsgeräten frei gehalten werden. 5. Schließlich ist auch darauf zu achten, daß das Geschäfts- oder Arbeitspersonal mit den Ausgängen genügend vertraut ist. 6. Die Ausgangstüren müssen nach außen aufschlagen; dagegen kann von dem Verbote der Schub- und Kantenriegel dann abgesehen werden, wenn der mit Klinke versehene Türflügel mindestens 1 Meter breit ist. 7. Senkrechte Notleitern als Rückzugswege sind besonders in Betrieben, wo Arbeiterinnen beschäftigt werden, nicht zuzulassen. 8. Garderoben vor und neben den Ausgangstüren, durch welche die freie Benutzung der Rückzugswege beeinträchtigt wird, sind nicht mehr zuzulassen. 9. Die Garderoben müssen ausreichend durch Tageslicht erhellt sein, das in Ausnahmefällen nur durch zuverlässige künstliche Beleuchtung ersetzt werden darf. 10. Es ist dahin zu wirken, daß die Unternehmer die Kleidungsstücke und Wertsachen ihrer Angestellten gegen Brandschaden ausreichend versichern und hiervon durch Anschlag an und in den Garderoben sowie durch Bestimmung in der Arbeitsordnung Kenntnis geben. Explosionen und Unglücksfälle. Verbrüht. Bei dem am 29. Juli d. I. stattgefundenen Brande des Bergerschen Sägewerkes in Schöneck wurde der Heizer Albert, der eine Explosion des Kessels durch Oeffaung des Ablaßventils vermeiden wollte, schwer verbrüht. Kcsselcxplosion. Am 3. August vormittags 11 Uhr erfolgte in der Hartsteinfabrik von Wolfs L Stavenow in Wandsbek die Explosion eines Härtekessels. Das ganze Gebäude wurde ver nichtet. Mehrere Personen, man spricht von 8—10, sind töd lich verunglückt. — Weiter wird noch gemeldet: Die Explosion des 16 Meter langen Kessels erfolgte mit solcher Gewalt, daß der Deckel des Kessels unter Zerstörung von Gebäudeteilen über die Straße hinweg flog und ein gegenüberliegendes Haus derart demolierte, daß es einzustürzen droht. Einem vorbeifahrenden Radfahrer wurde durch abgeborstene Eisenteile der Kopf zer schmettert. Unter den Trümmern der Werke wurden bis jetzt 2 Tote, 4 Schwerverletzte und 4 Leichtverletzte hervorgezogen. Gewerblich-Soziales. Hitze und Arbeitsmarkt. Dem Einfluß der Temperatur auf den Gang des wirtschaftlichen Lebens pflegt man nur dann ein erhöhtes Interesse zuzuwenden, wenn besonders scharfe Ab weichungen von der Norm uns erkennen lassen, wie abhängig der Mensch von den natürlichen Verhältnissen ist und vorläufig noch bleibt. Die Hitzewelle der letzten Tage hat schon eine überaus nachhaltige Wirkung auf Warenherstellung, Handel und Verkehr ausgeübt, die sich freilich nicht ziffernmäßig erfassen läßt. In allererster Linie bedroht die Hitze die Landwirtschaft. Die sengende Glut muß auf die Entwicklung der Weizen- und Kartoffelfelder nachteilig wirken, sie mindert die Aussichten auf eine quantitativ befriedigende Futterernte noch mehr. Drohend erscheinen am wirtschaftlichen Horizonte höhere Getreide-, Mehl- und Brotpreise, noch beängstigender sind aber die zu befürchtenden hohen Vieh- und Fleischpreise. Die Besorgnisse, die anläßlich der Hitze auftauchen, dürfen aber nicht dazu führen, daß man die Gefahr übertreibt und dazu beiträgt, den Chor der Haussiers am Getreide- und Viehmarkt zu verstärken. Man wird viel mehr im Interesse der Volksernährung und im Interesse der Konsumenten erst abwarten müssen, in welchem Grade und Umfang die Hitze die Erträgnisse der Landwirtschaft beeinträchtigt hat. Die erste und wichtigste Wirkung der Hitze ist eine starke Herabminderung der Arbeitsintensität und der Arbeitsleistung. Die Hitze erschwert die Arbeit, macht Körper und Geist viel eher schlaff. Man schaue sich die im Freien arbeitenden Menschen an, wie ihnen die Hitze zusetzt, und man wird das Nachlassen der Arbeitsintensität ohne weiteres begreifen. Am schlimmsten sind die Arbeiterschichten daran, die im Sonnen brände oder gar am offenen Feuer, an Dampfkesseln und in engen, furchtbar heißen Maschinenräumen tätig sein müssen. Sie sind nicht nur in ihrer Leistungsfähigkeit gehemmt, sie sind auch in hohem Grade gesundheitlichen Schädigungen aus gesetzt. Neben dieser allgemeinen Wirkung auf die Arbeits intensität bringt aber die Hitze auch starke Veränderungen im Konsum mit sich, die wieder starken Einfluß auf den Geschäfts gang verschiedener Gewerbe ausüben. Für manche Zweige der Nahrungs- und Genußmittelindustrie bringen die heißen Tage geradezu einen Aufschwung des Absatzes. Das Brauereigewerbe, die Fabrikation von Limonaden und Mineralwässern verzeichnen Absatzziffern, wie sie bei einer regulären Temperaturgestaltung auch nicht annähernd erzielt wurden. Der Konsum von Getränken erreicht an einem Tage das Vielfache von der sonstigen Umsatzziffer. Auch der Verbrauch von künstlichem Eis nimmt ungewöhnliche Dimensionen an und bewirkt sehr schnell ein Ansteigen der Preise. Daß der Verbrauch von Eßwaren eine Einbuße erleidet, daß die frischen Nahrungsmittel einem raschen Zersetzungsprozeß unterliegen und der Nahrungsmittel handel manche Verluste erleidet, die nachher durch höhere Preise wieder gut gemacht werden sollen, ist auch eine Erscheinung, die bei jeder übermäßigen Hitze zu beobachten ist. Endlich sei nicht vergessen, daß die Hitze auch auf das Verkehrsgewerbe in