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207 Seilscheibe, welche im Betrieb besonders starken Stößen aus gesetzt ist und deshalb auch etwas stärkere Ränder als sonst üblich erhielt, um ein Ausbrechen zu verhüten, wurde einer der selben einfach abgedreht, und dieser immerhin doch schmale Reis war breit genug, um als Antriebsscheibe für eine ziemlich große mit Stahlband angetriebene Dynamo zu dienen. Da die Stahl bänder nicht durch ihre Gewichtsspannung übertragen, sondern einzig und allein durch die Spannung, mit der sie aufgelegt werden, kann man auch die Achsenabstände weit mehr verringern, als es sonst möglich ist, sofern nicht große Uebersetzungsverhältnisse dieses unmöglich machen. Das ist natürlich von nicht zu unter schätzender Wichtigkeit. In den Städten ist ein Zusammendrängen der Maschinen nach Möglichkeit nicht nur der Platzkosten wegen erforderlich, sehr oft — man braucht nur an die meisten in Kellern untergebrachten elektrischen Blockstationen zu denken — wird die Errichtung von Anlagen infolge des durch die Leder riemenübertragung erforderten großen Achsenabstandes überhaupt unmöglich oder durch Umbau weiterer Räumlichkeiten sehr ver teuert. Auch dort, wo das Umdrehungsverhältnis ein so großes ist, daß ein Zwischenvorgelege eingeschaltet werden muß, z. B. beim Antrieb langsamlaufender Pumpen, schnellaufender Dynamos usw. macht bekanntlich die Einhaltung der Achsenentfernung, die Unterbringung der Zwischentransmission oft Schwierigkeiten. Zu beachten ist, daß die Achsenentfernung in gewissem Maße von der Umfangs geschwindigkeit ab hängig ist. Denn je kleiner bei einer be stimmten Bandge schwindigkeit der Ab stand der Achsen ist, um so öfter wird sich jede Stelle des Bandes um die Riemenscheiben biegen müssen, die Spannungswechsel zwischen gezogenem und ziehendem Trum folgen um so schneller aufeinander, und es ist klar, daß man diese Umstände auch bei der Dimensionierung des Stahlbandes be rücksichtigen muß, der Querschnitt soll dann vergrößert werden; das gleiche gilt natür lich bei erhöhter Tourenzahl. Diese Verhältnisse sind nach An gaben der Eloesser-Kraftbandgesellschaft in untenstehender Tabelle niedergelegt, wobei bedeutet: — Zahl der maximal zu über tragenden U8 pro 1 Band, n — Tourenzahl der schneller laufenden Welle. Die gesamte Bandlänge soll hierbei im allgemeinen nicht unter 3/4 der Bandgeschwindigkeit betragen (Durchmesser einer Scheibe X zugehöriger Tourenzahl dividiert durch 19), mit Aus nahme besonders großer Scheiben. Die Stahlbänder werden in einer Breite von 12 bis 200 Win gewalzt und in einer Dicke von 0,2 bis 0,9 nun. Die Dicke des Bandes ist eine Funktion des Riemenscheibendurchmessers. Eine Verwendung des Stahlbandes bei Stufenscheiben ist praktisch nicht durchführbar, da die Gesamtlänge des Bandes bei den einzelnen zusammengehörigen Scheiben in praxi nicht die gleiche sein wird. Aber auch davon abgesehen, ist das Ueber- bringen des Bandes von einer Scheibe auf die andere mit Schwierigkeiten verknüpft, welche es schon bei einfachem Fest- und Losschieben kaum möglich machen. Man wird in solchem Fall Stahlbänder zweckmäßig nicht verwenden. Fig. 8. - bis n 0,01 0,015 0,035^0,065 0,15 0,28 0,63 0,72 1.1 1,35 Kleinster Scheiben durchmesser 300 325 425 ^ 500 675 825 1000 1150 1300 1500 Da der Reibungskoeffizient von Eisen auf Eisen sehr gering ist, erhält die Riemenscheibe einen Korkbelag, welcher gleichfalls bandförmig hergestellt ist. Dieses Korkband wird um die Scheibe gelegt, aufgektttet und haftet bereits in wenigen Stunden fest an, bei sauberem Betrieb hält es auch mehrere Jahre vor. Durch diesen Korkbelag wird der Schlupf ein sehr geringer, was wiederum zur Folge hat, daß keine oder doch nur minimale gleitende Reibung zwischen Stahlband und Korkbelag entsteht; das Stahlband nutzt sich daher auch nicht merkbar ab. Durch diesen sehr geringen Schlupf, welcher nur bis zu 0,15 o/o betragen soll, in Verbindung mit der Tatsache, daß von einem Luftwider stand bei dem schmalen dünnen Stahlband im Gegensatz zu dem hin- und herschlagenden Lederriemen kaum die Rede sein kann, ist der Wirkungsgrad ein sehr hoher. Er wird auf Grund von Messungen des Professor Kämmerer im Versuchsfeld für Maschinen- clemente der Charlottenburger Hochschule zu 99 o/g angegeben. Dieser hohe Wirkungsgrad dürfte jedenfalls in einem besonderen Spezialfall erzielt worden sein und sonst wohl in dieser erstaun lichen Höhe nicht erreicht werden; jedenfalls bezieht er sich nur auf das Treibmittel allein. Daß er aber auch in Normalfällen den Wirkungsgrad der Lederriemen und Seiltriebe wesentlich übertrrffen muß, geht daraus hervor, daß gewisse Garantien auf Kraftersparnis gegenüber den vorhandenen Trieben in besonderen Fällen geleistet werden. Vom Sächsischen Dampfkesselrevisions verein in Chemnitz aus geführte Garantiever suche ergaben, daß gegenüber einem früheren Antrieb durch fünfSeiltriebedieLeer- laufarbeit sich um 24,5 l?8 verminderte, und daß beidem Haupttrieb, welcher allein zirka 640 ?8 übertrug, durch den Stahlbandantrieb 61 k8 an Kraft gespart wurden. Auf dem Verbands tag des Inter nationalen Verbandes derDampfkessel-Ueber- wachungsvereine zu Lille vom 24. bis 29. Juni1909hatderleider zu früh verstorbene Ng- 9. Direktor des Magdeburger Dampfkessel-Revisionsvereins Cario über diesbezügliche Versuche berichtet, welche von ihm angestellt wurden. Die Versuche wurden an der skizzierten Einrichtung (Figur 4) vorgenommen. Der Gasverbrauch wurde an einem Gaszähler abgelesen, während für L (Figur 4) ein Lederriemen und einmal ein Stahl band dafür aufgelegt war. Die Dynamo wurde durch Glüh lampenwiderstände gleichmäßig mit 5,36 15 V7 belastet. Jeder der beiden kurz aufeinander folgenden Versuche dauerte 2,03 Stunden. Das Gas kalorimetrierte 4246 VL bei einem Druck von 766,5 mm Quecksilber absolut. Es ergab sich, daß die Wirkungsgrade bei Lederriemen und Stahlband gleich waren. Immerhin wird man diesen Ver suchen nicht abschließenden Wert beimessen dürfen. Denn ob die gesamte Einrichtung, insbesondere die Messung unter Ver wendung eines Gasmotors, zumal wo es sich um so kleine Kräfte handelt, wirklich ganz einwandfreie Resultate ergibt, er scheint doch nicht ganz klargestellt. Cario selbst betonte, daß die Versuche nicht als abgeschlossen zu erachten wären, und wies selbst auf verschiedene Unklarheiten hin; leider wurde er durch sein Hinscheiden daran gehindert, seine Arbeiten zu Ende zu führen. Seilscheiben werden ohne große Kosten für den Stahlband antrieb in der Weise umgewandelt, daß über den Rillen, von denen ja nur ein kleiner Teil gebraucht wird, ein ungehärtetes Stahlblechband von zirka 2 mm Stärke um die Scheibe gelegt