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183 das gleiche an Licht, Wärme oder Kraft leisten. Das wichtigste Maß in der Elektrotechnik ist daher das Watt als Einheit der Leistung. Die Menge elektrischer Arbeit, die ein Watt pro Stunde leistet oder kostet, heiß abgekürzt eine Wattstunde. Die Herstellungskosten sowie die Verkaufspreise des Stromes beziehen sich daher immer auf eine Wattstunde als Urmaß: es kostet im allgemeinen gleich viel, ob ich 1 Lampe L 50 Watt während 20 Stunden oder 2 solche Lampen (also 100 Watt) 10 Stunden lang benutze. Um nicht zu viele Nullen in den Zahlen zu schleppen, benutzt man bei größeren Strommengen, ähnlich wie bei Gewichten und Längen eine lOOOfache Einheit. Wie man 1000 m mit 1 Lm, 1000 A mit 1 icx bezeichnet, so rechnet man in der Elektrotechnik meist mit 1 XIV — 1000 Watt. Der Strom verbrauch für Konsumenten wird also in X^V-Stunden ausgedrückt, während die jeweilige Leistung der angeschlossenen Lampen, Motoren und dergl. nur von der Id-Anzahl bestimmt wird. So sagt man, daß eine X'lV-Stunde beispielsweise 45 Pfennige kostet, dagegen sagt man, daß ein Motor von 2 X8 ca. 1,8 XVV verbraucht, daß eine Glühlampe von 25 Kerzen (Metallfadenlamre) 30 Watt, daß 100 solcher Lampen 3000 Watt oder 3 Id brauchen. Um das eben Gesagte zusammenzufassen: der jeweilige Verbrauch oder die Leistung werden in Watt oder in XIV aus gedrückt, während die geleistete totale Arbeitsmenge oder Summe in XIV-Stunden gemessen wird. Die Namen: Watt für Leistung, Ampere für Stromstärke (Menge) und Volt für die Spannungs-Einheit sind zur Ehrung der verdienstvollen Männer James Watt, Alexander Volta und Andreas Ampere gewählt worden. Die Größe der Einheiten ist so „herausgeklügelt", daß sie alle unter sich und in Beziehung zu andern physikalischen und technischen Maßeinheiten in möglichst einfachem Verhältnis stehen, Umrechnungen aus Elektrizität in Wärme, in mechanische Kräfte usw. ohne große Umständlichkeit erfolgen können. Die Schilderung der Meßapparate für Watt, Ampere, Volt, soll mit den Messungen von Ampere und Volt beginnen. Es geschieht dies deswegen, weil vielfach die Watt tatsächlich durch Multiplikation der einzeln gefundenen Ampere- und Voltwerte ermittelt werden. Manchmal besorgt zwar der Apparat selbst diese Multiplikation, doch ist die Wirkungsweise solcher Wattmeter viel verständlicher, wenn man erst die Grundlagen der getrennten Ampere- und Volt-Messungen sich klar gemacht hat. Eine Messung ist immer ein Vergleich zweier gleichartiger Größen, von denen die eine, bekannte und feststehende, als Maß-Einheit dient. So mißt man Längen durch Vergleich mit einer Länge, die Meter genannt ist, die Kräfte durch Vergleich mit der Kraft, mit der ein bestimmter Körper (Normal-Kilogramm) von der Erde angezogen wird usw. Es gibt direkte und indirekte Messungen. Wenn die Länge eines Teppichs mit dem Meter-Maßstabe gemessen wird, so ist dies eine direkte Messung. Wenn das Gewicht eines Gegen standes auf einer Wageschale durch geeichte Gewichte auf der anderen Schale balanziert wird, so ist das auch eine direkte Messung. Nimmt man aber eine sogenannte Federwage, so wird hier nicht mehr unmittelbar Gewicht mit Gewicht, sondern es wird die durch das Gewicht des Gegenstandes verursachte Deformation der Stahlspirale mit der vorher bestimmten und vermerkten Deformation derselben Spirale durch bestimmte Gewichts sätze verglichen. Es wird dies Vermerken oder Ausprobierung die Eichung der Wage genannt. Diese Art der Wägung ist eine indirekte Messung. Unter einer indirekten Messung versteht man also solche, bei der statt unvermitteltem Vergleich der gleichartigen Maßeinheiten ein Vergleich irgend welcher von ihnen verursachten Wirkungen ausgeübt wird. Ein ferneres Beispiel: Die Temperatur wird bekanntlich mittels Thermometer bestimmt; es ist dies eine typische indirekte Meßmethode, da wir am Thermometer nichts anderes als eine Längenänderung des Quecksilberfadens ablesen, welche die Folge der Ausdehnung durch Wärme ist. Man ver gleicht also Wärmegrade durch Vergleich von Längenausdehnungen, somit indirekt. Es gibt Dinge, die sowohl direkten wie indirekten Messungen gleich gut zugänglich sind, andere aber auch, die nur direkt oder nur indirekt verglichen werden können. Wärme messungen werden so gut wie ausschließlich nur indirekt aus geführt, elektrische Messungen der Strommenge, Spannung, Leistung ebenfalls. Es kommt bei elektrischen Messungen also darauf an, durch den Strom eine Wirkung, einen Vorgang zu erzielen und ihn quantitativ mit der gleichartigen Wirkung von solchen Strömen zu vergleichen, deren Größe als Einheit gewählt wurde. Um Meßvorrichtungen für elektrische Ströme zu erklären, muß daher an einige „Wirkungen" von Strömen erinnert werden. Eine sehr bekannte Erscheinung ist die Erwärmung von Körpern, die vom Strome durchflossen werden. Bei Glühlampen z. B. werden die Fäden so stark erhitzt, daß sie in hellste Glut geraten. Es liegt nun auf der Hand, daß man Ströme ver gleichen, durch Vergleich mit normaler Stromeinheit also messen und zahlenmäßig ausdrücken kann, wenn man die Wärmewirkungen beobachtet. Abb. 1 zeigt einen stramm angespannten Draht, an k Mb. 1. Abb. 2. dessen Mitte ein Faden befestigt ist, Hessen anderes Ende um eine kleine Rolle geschlungen ist; an dieser Rolle ist ein Zeiger befestigt. Wenn nun durch den Draht ein Strom geschickt wird, dehnt er sich infolge der Erwärmung aus, gibt dem Zuge des Fadens mehr nach und der Zeiger verschiebt sich. Die Lage des Zeigers ist ein Maß für die Ausdehnung des Drahtes, ein Abb. 3. > I V ^ Abb. 4. Maß der Erwärmung und also des den Draht durchfließenden Stromes. Habe ich einmal im Laboratorium normale, bekannte Ströme durch diese Vorrichtung geleitet, so kann ich auf der Skala Striche ziehen, Marken anbringen, das Instrument, wie man sagt, eichen. Leite ich nun einen unbekannten Strom durch den Apparat, so sehe ich aus der Stellung des Zeigers, daß dieser Strom ebenso viel Wärme erzeugt, wie im Laboratorium ein Strom von so und so viel Ampere. Der Strom ist also gemessen. Apparate, wie der in Abb. 1, werden in der Elektro technik „Hitzdraht-Jnstrumente" genannt. In vielen Fällen zieht man vor, andere Stromwirkungen, als gerade die Erwärmung der Drähte zu Meßzwecken zu be nutzen. Besonders geeignet sind hierfür elektromagnetische Wirkungen. Legt man um ein Eisenstück eine oder mehrere Drahtwindungen und leitet Strom durch sie, so wird das Eisen magnetisch, es verwandelt sich in einen Magnet, und zwar so lange der Strom durch die Drahtwindungen fließt. Die Stärke der Magnetisierung eines gegebenen Eisenstückes durch die um-