Volltext Seite (XML)
135 — hin zeigen sie doch, daß jede Anlage, je kleiner, desto unrationeller arbeitet. Es wurde eingangs erwähnt, wie man durch praktische Versuche und entsprechendes Probeheizen bestimmen kann, welcher Brennstoff für die jeweiligen Verhältnisse der billigste ist. Es möge zum Schluß gezeigt werden, wie man auch durch Rechnung eine derartige Untersuchung anstellen kann. Bekannt muß frei lich nicht nur der Preis des Brennstoffs frei Kesselhaus, sondern auch der Heizwert desselben sein. Nonien wir an, es stehen drei Arten von Brennstoffen zur Verfügung, und zwar koste 1 Zentner guter Steinkohlen frei Hof etwas über 1 Mk., 1 Zentner Braunkohlen 0,40 Mk. und 1 Zentner Braunkohlen briketts 0,60 Mk., und setzen wir ferner voraus, 1 Kilogramm der guten Steinkohle besitze 6800 Wärmeeinheiten, 1 Kilogramm Braunkohle 2730 Wärmeeinheiten und 1 Kilogramm Braun kohlenbriketts 4800 Wärmeeinheiten, so wäre zunächst der so genannte Wärmepreis, d. i. der Preis für 100000 Wärmeein heiten auszurechnen. Von den Steinkohlen kosten 2 Zentner — 100 Kilogramm 2,07 Mk. und 1 Kilogramm also 2,07 Pf. Wenn bei der Verbrennung von 1 Kilogramm 6800 Wärme einheiten entstehen, so kosten diese ebenfalls 2,07 Pf., demnach kosten 100000 Wärmeeinheiten 100000 ^ zo,5 Pf. 100 Kilogramm Braunkohlen mit 2730 Wärmeeinheiten kosten 80 Pf., der Warmepreis betragt also — rund 29,5 Pf. 100 Kilogramm Braunkohlenbriketts mit 4800 Wärme einheiten kosten 1,20 Mk., so daß sich der Wärmepreis auf 1,20 . 100000 4800 — 25 Pf. beläuft. Hieraus würde folgen, daß die Verfeuerung von Braun kohlenbriketts in diesem Falle die vorteilhafteste ist. Ueber den Preisunterschied pro Tag gibt folgende Rech nung Aufschluß: Würden von der guten Steinkohle beispielsweise täglich 13,5 Zentner gebraucht werden, so wären von der Braunkohle, welche nur 2730 Wärmeeinheiten besitzt. 6800 : 2730 — 2,5 mal mehr zu verfeuern, das wären 13,5 . 2,5 — rund 34 Zentner. Von den Braunkohlenbriketts sind 6800 : 4800 — 1,42 mal mehr, also 13,5 . 1,42 — rund 19,5 Zentner erforderlich. Diese Mengen kosten: Steinkohle: 13,5 . 1,035 ^ rund 14,00 Mk., Braunkohle: 34,0 . 0,40 — rund 13,60 Mk., Briketts: 19,5 . 0,60 ^ rund 11,75 Mk. Die Brikettfeuerung würde also täglich gegenüber der Stein kohlenfeuerung um mehr als 2 Mk. billiger sein. *) — Die ganze Rechnung setzt freilich stillschweigend voraus, daß die Kesselanlage, insbesondere die Feuerung, dem betreffenden Brennstoff durchaus angepaßt ist. Im übrigen ersieht man aus vorstehenden Ausführungen ohne weiteres, wie wichtig derartige Untersuchungen sind, zumal wenn man berücksichtigt, daß die Produktionskosten ständig im Steigen begriffen sind. Man wende daher gerade der Kessel anlage seine besondere Aufmerksamkeit zu und ziehe gegebenenfalls unparteiische Sachverständige zu Rate. Praktische Winke für die Montage, Bedienung und Instandhaltung von Sauggas Anlagen. Von H. Fesing. Obwohl schon seit über einem Jahrzehnt Sauggas-Anlagen gebaut werden, auch die Zahl der Motorenfabriken ständig zu nimmt, ferner bedeutende Maschinenbauanstalten neben dem Dampf maschinenbau auch Gasmotorenbau eingerichtet haben, so ist es dieser billig arbeitenden Kraftmaschine bis dato noch nicht ge lungen, der Dampfmaschine ernstliche Konkurrenz zu machen. Die Gründe dafür habe ich schon des öfteren in unserer Zeit schrift behandelt. Die Theorien, nach welchen die Herren Kon strukteure arbeiten, sind falsch, sie müssen falsch sein, sonst wäre *) Dafür werden aber, da eine größere Menge Brennmaterial zu verfeuern ist, auch größere physische Anforderungen an die Heizer gestellt. Wenn die Rechnung über die Dampf-Produktionskosten richtig sein soll, so muß in diesem Falle auch dementsprechend der Lohnsatz für den Heizer höher in Anrechnung gebracht werden. Leider geschieht das aber in der Regel nicht. D. Red. der Erfolg schon ein ganz anderer. Die einzigen Fälle, in denen die Besitzer der Gaskraftmaschinen zufrieden sind, sind diejenigen Betriebe, die das Glück hatten, einen tüchtigen Maschinisten zu besitzen, der die Anlage nach seinem gesunden Menschenverstand einrichtete. Für meine früheren Behauptungen, welche ich un beirrt um jedwede Autorität der Oeffentlichkeit unterbreitete, habe ich in meiner neuen Stellung wieder unumstößliche Beweise erhalten. Ich habe hier z. B. drei Generatoren stehen; der Generator raum ist reichlich groß, trotzdem sind die drei Oefen so unglücklich in den Raum gebaut, daß sie nicht bedient werden können, ohne daß sich der Generatorwärter die Ellenbogen wund stößt, oder Gefahr läuft, sich das Gesicht zu verbrennen. Wer ist denn Schuld daran, daß bei dem Namen Sauggas so oft das erste g fortgelassen wird? Vor allen Dingen die Herren Beamten, welche an Ort und Stelle die Zeichnungen machen und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen können. In den Tages zeitungen und Unterhaltungsblättern ist so oft von den Erfolgen der deutschen Jngenieurkunst die Rede, in der Kraftgasfrage scheint sie Wohl zu versagen. Hier scheint der beobachtende Praktiker dem Akademiker überlegen zu sein. Wer solche Be hauptungen, wie vorige aufstellt, von dem kann man auch Beweise verlangen und so will ich infolgedessen versuchen, den Kollegen selbsterprobte, praktische Winke zu geben. Nach den von den Motorenfabriken ausgegebenen Vorschriften ist die Sache ja recht einfach. So verordnet Haacke L Comp., Magde burg-Neustadt, folgendes Rezept: Nachdem das Feuer im Generator angefacht und der Gashahn auf Betrieb gestellt ist, wird der Motor angelassen und bedarf dann fast keiner Bedienung mehr. Andere Motorenfabriken u. a. auch Bendel, Magdeburg, bringen in ihren Prospekten zum Ausdruck, daß mit der Anschaffung ihres Motors der Maschinist abgcschafft werden kann, da ein Ziegel-, Mühlen oder Hofarbeiter die Anlage sehr gut mitbedienen könne. In der Regel werden 1200 Mk. pro Anno angegeben, die der Maschinist als Lohn erhält und die nun in Zukunft ganz oder zum Teil gespart werden können, auch wird die alte Dampf anlage mit in Kauf genommen. Also auf, Fabrikbesitzer, kaufe ein solches Wundertier, gib dem Maschinisten den Laufpaß, in der ersten Zeit wird der Ziegel- pp. Arbeiter ja sein Pensum nicht voll leisten, aber wenn ers erst richtig kann .... ist der Motor längst betriebsunfähig und du beginnst einen Prozeß mit der Motorenfabrik, den du verlierst, da dir durch Sachverständige klar gemacht wird, daß der Motor ein gutes Fabrikat war, sonst hätte er der schlechten Behandlung nicht so lange standgehalten! Ich hatte vor zirka 6 Jahren eine Unterredung mit dem Chef einer alten norddeutschen Maschinenfabrik, welche seit einem Menschenalter Dampfmaschinen baut. Bei dieser Gelegenheit wurde der Unterschied zwischen Dampf und Gas erötert. Dieser erfahrene alte Herr gab schließlich die Vorzüge des Kraftgases zu, meinte zum Schluß jedoch vertraulich: „In absehbarer Zeit werden die Gasmaschinen nicht hochkommen, denn wir sehen alle Tage an den vorkommenden Reparaturen, wie schlecht die Dampfmaschinen behandelt werden, da ja jeder Ochsenknecht mit ihrer Bedienung betraut wird." Auf wie schwachen Füßen übrigens sich die Motorenfabriken oft selbst fühlen, beweist die Bedienungsvorschrift einer großen Motorenfabrik, die in ihrem eigenen Betriebe mit Brikett-Sauggas arbeitet und ein Riesen laboratorium besitzt. In dieser Vorschrift lautet der Schluß passus: „Wenn der Motor plötzlich still steht, ist derselbe nach unserer Bedienungsvorschrift nachzusehen." Das beweist doch zu deutlich, daß auch St. Bureaukratius in unserem Jndustrie- leben eine dominierende Rolle spielt. Solche Vorschriften werden doch wohl von Ingenieuren ausgearbeitet und Ingenieur steht doch wohl mit Genie irgendwie in Verbindung. Wenn ich jedoch Ingenieur einer Motorenfabrik wäre und hätte eine An lage dem Betriebe übergeben, würde ich nicht eher von der Stelle weichen, bis die Anlage exakt funktioniert, sicher anläuft und während des Betriebes nicht plötzlich stehen bleibt. Was soll denn in einer Fabrik geschehen, wenn des öfteren solche Kunstpausen gemacht werden, der Betrieb steht, der Chef ist in gerechter Weise empört, hat doch er sowohl als auch die Arbeiter einen Ausfall an Verdienst. Die Werkmeister und Akkordarbeiter schimpfen, die Bedienungsvorschrift wird studiert, aber sie zeigt sich nicht als das Buch der Geheimnisse, schließlich wird ein Monteur beordert und auch dieser steht oft vor einem Rätsel.