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Band XXI. No. 12 Chemnitz, den 10. März 1911. Der Jnsertionspreis belräqk pro viergespattene Peüizeile oder deren Raum 30 Ps. Bei Wiederholungen Rabatt. ^ Deutsche Beilagen, von denen der Geschäftsstelle ein Probeexemplar einzusenden ist. werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes Deutschlands, Sch Chemnitz (vsrmats Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats nnd kostet jährlich 6.— Mk, Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 1.50 Mk. vierteljährlich entgegen (Deutsche Post.Zeitungs-Preisliste Seite 101.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redakt, Berichte an die Redaktion: Bruno Goldammer, Bad-Elster, zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw, 18. jeden Monats. Alle Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Max Kramer, Lhemnitz, Kurzestraße t2 zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Einladung zum Abonnement. 2. „Perveluum mobile." 3. Berechnung der Dampf-Produklionskoften. 4. Praktische Winke für die Montage, Bedienung und Instandhaltung von Sauqgas-Anlagen. 5. Gewerblich-Soziales. 6 Rechts- und Gesetzeskunde. 7. Juristischer Briefkasten. 8. Technischer Fragekasten. 9. Bücherschau. 10. Geschäftliches- 11. Bundes- und Vereinsnachrichten. 12. Vereinsberichte. 13. Eingesandt. Einladung zum Abonnement. Mit vorliegender Nummer schließt das 2. Quartal des 2l. Bandes unsrer Fachzeitschrift. Wir bitten deshalb unsere werten Postabonnenten, die Bestellung auf das neue Quartal rechtzeitig zu erneuern. Der Abonnementspreis beträgt für ein Quartal 1.50 Mark, und nehmen alle Postämter Bestellung auf unsere Zeitschrift an. Die „Deutsche Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift" ist in der deutschen Post-Zeitungsliste, Seite 91, eingetragen. Die „Deutsche Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift" bietet als obligatorisches Fachorgan des „Freien Maschinisten- und Heizer-Bundes" auch inserierenden Firmen und Fabrikanten ein dankbares Feld zur Bekanntgabe ihrer ins Fach fallenden Fabrikate, da ein Inserat die weiteste Verbreitung findet und gerade denjenigen, welche die einschlägigen Artikel täglich brauchen, immer wieder vor Augen kommt. Die viergespaltene Petitzeile kostet 30 Pfennige und wird bei Wiederholungen Rabatt gewährt. Hochachtungsvoll Verlag und Redaktion der Deutschen Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. Chemnitz. „Perpetuum mobile". *) Auf eine mehr als sechs Jahrhunderte zählende Geschichte darf das „Perpetuum mobile" nunmehr zurückblicken. Noch im letzten Jahrhundert gab es Leute, die eine „Perpetuum mobile" erfinden wollten, die Mühe und Zeit, mitunter ein Lebensglück der Jagd nach diesem Phantom opferten. Dem, der von Kraft und Materie richtige Vorstellungen hat, ist die Unmöglichkeit eines „Perpetuum mobile" längst zur unumstößlichen Gewißheit geworden und doch hat die Frage weite Kreise einst in ihren Bannkreis gezogen und Tausende haben das seltsame Rätsel zu lösen gesucht: ohne jede äußere Hilfe eine überschüssige Kraft zu erzeugen, um diese anderen Zwecken nutzbar zu machen. Stetig sich bewende Apparate gibt es in der Magnetnadel und dem Barometer, beide aber werden durch Naturkräfte in Bewegung, in Schwankungen gesetzt. Heute, nachdem die Grundsätze der Mechanik die Unmög lichkeit der Ausführung der genannten Idee beweisen, verurteilen wir streng die nutzlosen Bemühungen einer Zeit, die noch gar- nicht so fern zurückliegt. Die ersten glaubwürdigen Angaben über das „Perpetuum mobile" stammen aus dem dreizehnten Jahrhundert und der Urheber zur Herstellung und Gestaltung dieser sonderbaren Maschine ist ein französischer Architekt gewesen, der durch Be obachtung eines Triebwerkes mit schwingenden Rädern auf den seltsamen Gedanken kam. Jahrhunderte lang ist die Gestaltung des „Perpetuum mobile" dieselbe geblieben, stets war es ein Rad mit einer An zahl, meist 8 bis 12 Gewichten, welche durch die Verhältnisse ihrer Schwerpunktlage das einmal in Bewegung gesetzte Rad in steter unaufhörlicher Umdrehung erhalten sollten. Erst im siebzehnten Jahrhundert kombinierte man eine Art Pumpe mit einem Wasserrade, welch letzteres durch das einem Bassin entfließende Wasser getrieben wurde. Das dem Bassin entfließende Wasser sollte durch die Pumpe wieder in das elftere zurückgeführt werden, somit beschrieb die treibende Kraft, hier *) Maschine, die sich ohne äußere Kraft andauernd selbst bewegt. das Wasser, einen förmlichen Kreislauf, es kehrte stets am Ende zu seinem Ausgangspunkte zurück. Daß selbst wissenschaftlich hervorragende Männer die Schaffung eines „Perpetuum mobile" für möglich hielten, geht daraus hervor, daß der berühmte Mathematiker Johann Bernoulli, der Förderer der Mathematik zur Wissenschaft, die Lösung der seine Zeit beherrschenden Frage gefunden zu haben glaubte; allerdings nur glaubte, denn die Praxis machte auch seine Idee zu nichte. Nicht besser ist es allen anderen Erfindern gegangen, ein günstiges oder gar vollendetes Resultat vermochte keiner zu erzielen. Die Maschine des berühmten Astronomen Ferguson ist als eines der besten Produkte des perpetuierlichen Wahnglaubens zu bezeichnen. Ferguson hat später selbst erkannt, daß Maschinen sich nie von selbst in Bewegung erhalten können, wenn ihnen eine von außen wirkende Kraft fehlt. Der hessische Rat brachte es fertig, die weitesten Kreise — Fürsten eingeschlossen — mit seiner Maschine zu betrügen, als schließlich aber eine Untersuchung seines nach vielen Proben als vollendet anzusehenden „Perpetuum mobile" eingeleitet werden sollte, verschwand der Herr Rat für immer. Er hatte es ver standen, während vieler Jahre seine schwindelhafte Erfindung seinen zahlreichen Gegnern und Neidern gegenüber als echt und vollendet zu behaupten. Die stetig vorschreitende, aufklärende Wissenschaft machte es den Erfindern immer schwerer, die maßgebenden Kreise für ihre neuen Kombinationen zu interessieren, das jahrhunderte lange mühevolle und stets erfolglose Suchen nach des Rätsels Lösung schien der späte Beweis für die Tatsache zu werden, daß eben eine sich selbst überlassene Maschine in den Ruhestand treten muß, sobald die treibende Kraft ihr erlischt. Trotzdem aber haben sich ruhmbedürftige Menschen, vor allem solche, die, fremd in der nötigen Wissenschaft, ihre tollen Ideen einer momentanen Inspiration verdanken, immer wieder Hinreißen lassen, doch noch ein „Perpetuum mobile" der Mensch heit zu schenken und sich damit in die Rolle der geistig Un sterblichen einzutragen.