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Band XXI, No. 11 Chemnitz, den 25. Februar 1911. ^ Der Jnserlionspreis beträgt ^ , pro vtergespaitene Pelirzeile oder deren Raum 30 Pf. ^ Bei Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen. von denen der Gesckäslsstelle ein Probeexemplar einzusenden ist. werden unter genauer Angabe der Auslage billigst bercüniel. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift Fachblatt des Freien Maschinisten- und Vei;rr-Bundes Deutschlands, Sitz Ctzemnitz (vormals Sächsischer verband). Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 6.— Mk. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 1.50 Mk. vierteljährlich entgegen (Deutsche Post-Zeitungs-Preisliste Seite 101.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich auf den Anzeigenteil beziehen, sind an die Geschäftsstelle: Ernst Pilz, Lhemnitz, Fritz Reuterstr. 27, redakt. Berichte an die Redaktion: Bruno Goldammer, Bad-Elster, zu richten. Schluß der Redaktion am 3. bezw. 18. jeden Monats. Alle Mitteilungen für den Bund sind an den Vorsitzenden Max Kramer, Lhemnitz, Kurzestraße ,2 zu adressieren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Unsere Vereinsversammlungen. 2. Auswechseln der Wasserstandsgläser. 3. Wieviel Luft ist zum Verbrennen notwendig? 4. Unglücksfälle in elektrischen Betrieben. 5. Explosionen und Unglücksfälle. 6. Gewerblich-Soziales. 7. Technischer Fragekasten. 8. Patentschau. 9. Sterbeliste. 10. Bundes- und Vereinsnachrichten. 11. Kassenbericht über das 4- Quartal 1910. 12. Vereinsberichte. 13. Eingesandt. 14. Adressenänderung. Unsere Vereinsversammlungen. Die Versammlungen unserer Bundesvereine sollen ver schiedenen Zwecken dienen. Zunächst soll den Mitgliedern Gelegenheit gegeben werden, ihren Verpflichtungen der Organisation gegenüber nachzukommen. Dann aber lernen sich bei solchen Zusammenkünften die Vereinsmitglieder kennen. Sie sprechen sich aus, treten sich dadurch näher und geben sich Anregungen, wie man unserer Sache nützen, sie vorwärtsbringcn kann. Endlich aber — und das dürfte der Hauptzweck sein — sollen die Versamm lungen dazu dienen, die Mitglieder zu guten Bundeskollegen zu erziehen und sie in ihren Grundsätzen zu festigen. Denn die Stärke einer Organisation liegt nicht nur in der möglichst großen Zahl ihrer Mitglieder, sondern vor allen Dingen darin, daß die Mit glieder wissen, weshalb sie gerade dieser Organisation angehören, weshalb sie für diese Organisation Opfer auf sich nehmen. Wenn den Vereinsversammlungen eine so hohe Bedeutung zukommt, dann muß auch darauf hingewirkt werden, daß diese Versammlungen recht stark besucht sind. Leider trifft das nur selten zu. Die Klagen über den mangelhaften Verjammlungs- besuch hört man von allen Seiten, und in den Vereinsberichten findet man wiederholt, daß der schwache Versammlungsbesuch bemängelt wird. Leider gibt es ja in allen Vereinen Mitglieder, die da glauben, ihre Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben, wenn sie die paar Pfennige Beitrag bezahlen. Bisweilen schicken sie diese noch durch einen Boten dem Kassierer zu, um nur ja nicht die Versammlungen besuchen zu brauchen oder um nicht eine Gelegenheit zu verlieren, in irgend einem Rauch-, Kegel- oder Schafskopfklub zu gehen. Solche Elemente zu guten Versamm lungsbesuchern zu erziehen, ist schwer. Leichter ist es bei solchen, die sich für so klug und erhaben halten, daß sie glauben, es könne ihnen in der Vereinsversammlung doch nichts Neues geboten werden. Diese Kollegen können wohl zu einer regeren Tätigkeit herangezogen werden, ebenso wie diejenigen, die aus Gleichgültigkeit oder Bequemlichkeit fernbleiben. Möglich ist das jedoch nur, wenn die Versammlungen eine gewisse Anziehungs kraft besitzen, wenn sie den Mitgliedern Interessantes bieten und nicht einen langweiligen Verlauf nehmen. Langweilig sind die Versammlungen, die eine halbe Stunde oder noch länger nach dem festgesetzten Anfangstermin beginnen. Das Interesse, das mitgebracht wird, verflacht allmählich. Viele gehen vorzeitig nach Hause und warten das Ende der Versammlung nicht mehr ab. Langweilig sind auch solche Versammlungen, in denen dasselbe zwei-, dreimal und öfter von verschiedenen Rednern gesagt wird. Dadurch wird eine Versammlung auch unnütz in die Länge gezogen. Die Zuhörer werden abgespannt und lechzen förmlich nach dem Schluß der Sitzung. Ein geschickter Vorsitzender muß hier eingreifen und die Redner darauf aufmerksam machen, daß sie Wiederholungen vermeiden und in ihren Darstellungen nicht zu breit werden. Bei manchen Kollegen, die sich gern reden hören, wird der Vorsitzende damit nicht immer einen leichten Stand haben. Wenn er aber in ruhiger und mahnender Weise vorgeht, wird er sicherlich sein Ziel erreichen. Es gibt aber auch Vorsitzende, die durch die Art, wie sie die Verhandlungen leiten, die Teilnahme der Versammlungsbe sucher abstumpfen. Nicht jeder besitzt so viel Mutterwitz oder natürlichen Humor, daß er den oft spröden Stoff in eine ange nehme Form zu kleiden vermag. Unbedingt vermieden werden muß es aber, daß der Vorsitzende trocken, geschäftsmäßig und monoton die einzelnen Eingänge vorliest, ohne auch nur die geringste Bemerkung, sei es in empfehlendem oder ablehnendem Sinne zu machen. Dazu bedarf es allerdings einer gewissen Vorbereitung. Soweit der Vorsitzende über die Eingänge im Verein unterrichtet ist, muß er sich schon vor der Versammlung darüber klar sein, in welchem Sinne er der Versammlung davon Kenntnis gibt. Aber nicht nur die Art, wie die Versammlungen geleitet werden, ist von Einfluß auf ihren Besuch, sondern auch der Stoff, der den Mitgliedern geboten wird. Wo es möglich ist, oft interessante Vorträge halten zu lassen, werden sich die Versamm lungen eines besseren Besuches erfreuen als dort, wo solche Vorträge den Mitgliedern nicht geboten werden können. Die großen Orte sind darin naturgemäß den kleinen gegenüber im Vorteil. Aber die Vorträge allein machen es auch nicht, wenn die Referenten nicht auch den Stoff so wählen, daß er von Interesse für die Mitglieder ist. Sozialpolitische und wirtschafts politische Fragen werden immer einen größeren Zuhörerkreis vereinigen. Aber auch Vorträge aus der Geschichte, aus der Naturwissenschaft, aus der Kunst und aus der Literatur finden gerade in Arbeiterkreisen lebhaften Anklang, und bei gutem Willen wird es dem Vorsitzenden auch eines kleinen Vereins hin und wieder möglich sein, einen Vortragenden zu erhalten. Es gibt Vereine, natürlich in größeren Orten, denen dank der guten Beziehungen zu den übrigen Schichten der Bevölkerung fast für jede Versammlung ein Vortragender zur Verfügung steht. Aber auch des Guten kann in dieser Beziehung zu viel getan werden. Wird in jeder Versammlung ein Vortrag geboten, so kann das auch abstumpfend wirken. Auch an geistiger Speise kann man sich überladen. Die Vorsitzenden, die in einer solchen glücklichen Lage sind, müssen also Maß zu halten verstehen. Einige Versammlungen müssen frei gehalten werden für die Behandlung interner Vereinsangelegenheiten. Die Mitglieder müssen die Möglichkeit haben, ihre Wünsche zum Ausdruck zu bringen und sich darüber mit ihren Vereinskollegen auszusprechen. Der Menschenschlag ist nicht in allen Gegenden derselbe, und auch örtliche Gebräuche spielen vielfach eine Rolle. Auch diesen Momenten muß Rechnung getragen werden, wenn man gutbesuchte Versammlungen erzielen will. Deshalb hat man an vielen Orten versucht, zu manchen Sitzungen die Frauen mit heranzuziehen. Viele Menschen fühlen sich in solchen Ver sammlungen gemütlicher, und andererseits lernen die Frauen dadurch die Grundsätze unseres Bundes allmählich kennen. Sie