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Band XI Chemnitz, dm 15. Juni 19VL. Nr. 18. Der Jnserttonpreis beträgt pro viergespaltene Petitzeile oder deren Raum SS Pf. Bet.Wiederholungen Rabatt. Deutsche Beilagen, von denen der Redaction etnProbeexemplar etnznienden ist, werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet DrgM ^er Herme sär M-schmHe« Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 Kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750a I. Anhang für 1898.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenteil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte u. Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis: 1. Kühlanlagen (Schluß). 2. Das Ingangsetzen von Gasmotoren. 3. Zur Dampfkessel-Explosion in Saalseld. 4. Wasser standsgläser. 5. Preisbewerb Nr. 6. Erfahrung an einem als alt gekauften Kessel. 6. Znm Unfall in Waldheim. 7. Eingesandt. Bücherschau. Antworten rc. Kühlanlagen. (Schluß.) Die Compressionsmaschinen haben erst in Folge verhältniß- mäßig geringer Raumbeanspruchung die große Ausdehnung ermöglicht, welche die künstliche Kälteerzeugung heute schon an genommen, und ihre Verwendung beschränkt sich nicht nur auf gewerbliche Anlagen und Lagerhäuser, sondern wir finden sie auch auf Schiffen, in Gast- und Privathäusern, um künstliches Eis oder niedrige Temperaturen in jedem gewünschten Umfange herzustellen. Die Erfindung derselben verdanken wir den beiden deutschen Gelehrten Professor Pictet in Berlin und Linde München, welche sich bekanntlich in neuester Zeit auch durch Herstellung flüssiger Luft große Verdienste erworben haben. Beim Compressionsverfahren wird ebenfalls wie bei der Absorption mit Kaltdämpfen gearbeitet, doch nicht mit deren Lösungen in Wasser, sondern mit reinen, wasserfreien Dämpfen, die im Verlaufe des Kreisprocesses in der Maschine zu wasser freier Flüssigkeit verdichtet werden. Der Kreislauf des kälteerzeugenden Mittels ist bei den selben wesentlich kürzer als bei den Absorptionsmaschinen, die Anlage dadurch einfacher und übersichtlicher, auch die Anzahl der zu verwendenden Kältemittel eine größere. In allgemeinerer Anwendung sind gegenwärtig nur noch 3, und zwar schwefelige Säure, welche zuerst von Pictet angewendet wurde und deren Siedepunkt bei gewöhnlichem Atmosphärendruck bei —10 ° liegt. Unter einem Druck von 3,24 Atm. siedet sie bei -s-20 °. Ferner Ammoniak, auf dessen Anwendung die Gesellschaft für Linde's Eismaschinen gegründet worden ist. Wie schon mitgetheilt, liegt der Siedepunkt desselben unter Atmosphärendruck bei —34°, unter 2,8 Atm. bei —10° und unter 8,5 Atm. bei -l-20 °. Die Kohlensäuremaschinen haben hauptsächlich wegen ihrer kleinen Dimensionen in letzter Zeit Verbreitung gefunden. Der Siede punkt flüssiger Kohlensäure liegt unter Atmosphärendruck bei — 78°. unter 26,7 Atm. bei 10«, unter 58,8 Atm. bei -1-20°. Es muß bei denselben demnach mit ganz beträchtlichen Spannungen gearbeitet und dem Dichthalten von Stopfbüchsen wie Ver schraubungen ganz besondere Sorgfalt zugewendet werden. Etwaige Undichtigkeiten machen sich nicht wie bei schwefeliger Säure oder Ammoniak sofort durch den Geruch wahrnehmbar. Die Construction der Maschinen ist bei allen drei Arten die gleiche oder doch sehr ähnlich, doch die Dimensionen richten sich nach der Dichtigkeit der Dämpfe und sind am kleinsten, wo zur Flüssigmachung die höchste Spannung nöthig ist, also bei der Kohlensäure, wo ein Druck von gegen 60 Atm. aufgewendet werden muß. Da die Ammoniakmaschinen die weitaus ver breitetsten sind, soll der Kreislauf der Dämpfe bei diesen be schrieben werden. Das Ammoniak circulirt in der vollkommen geschlossenen Maschine, es wird fortdauernd flüssig gemacht und wieder verdampft, es geht, wenn alle Verschraubungen usw. dicht sind, nichts davon verloren und braucht zuweilen während der ganzen Betriebsdauer, 8 bis 9 Monate, nicht nachgefüllt zu werden. Der Verdampfer besteht aus einem eisernen, vor Wärme gut geschützten Kasten, in dem sich eiserne Röhrenschlangen be finden. In denselben verdampft das flüssige Ammoniak aus dem Cvndensator und wird der Zutritt durch geringes oder weiteres Oeffnen eines Ventils, des Regulirventils, geregelt. Bei Stillstand der Maschine muß dieses Ventil geschlossen sein. Ein mit dem Verdampfer direct verbundenes Manometer zeigt Temperatur und Druck der Ammvniakdämpfe an, und ist Elftere — 10°, wenn Letzterer 2,8 Atm. beträgt. Die Bauart des Verdampfers ist allerdings je nach dem Betrieb, welchem die Kühlanlage dienen soll, eine verschiedene, entweder sind die Röhren desselben mit Salzwasser umgeben, welches durch sie auf niedrige Temperatur gebracht wird, oder es wird Luft direct an diesen Kühlschlangen vorübergeleitet und dadurch abgekühlt. Aus dem Verdampfer werden die Dämpfe, welche eine Spannung von etwa 2 Atm. und eine Temperatur von — 6 bis — 8 ° haben, durch den in der Regel vermittelst Dampfkraft getriebenen Compressor angesaugt, auf eine Spannung von 8 bis 10 Atm. zusammengepreßt und nach dem Cvndensator gedrückt, wo ihnen die beim Zusammenpressen mitgetheilte Wärme durch Kühlwasser entzogen und sie bei einer Spannung von 8,5 Atm. und Temperatur von -1-20° in flüssigen Zustand übergeführt werden. Dieses flüssige Ammoniak geht wieder in den Vordampfer und beginnt so einen neuen Kreislauf, der sich bei jedem Kolbenhub vollzieht. Ein mit dem Cvndensator ver bundenes Manometer giebt Aufschluß über die Temperatur des Kühlwassers und die Spannung, unter welcher sich das Ammoniak befindet. Letztere muß um so größer sein, je wärmer das Kühlwasser. Die Kosten der Kühlung setzen sich demnach zusammen aus der Dampfkrast zum Treiben des Compressors und der Kühl wasserpumpe, Wartung der Anlage und Verzinsung sowie Amorti sation des Anlagecapitals. Bei einem Kühlraum, welcher beispielsweise 200 Centner Fleisch ausnehmen kann, sind nöthig, um eine Temperatur von -j- 2 ° zu erreichen und dauernd zu er halten, 9 Werdest., stündlich 4 ebm Kühlwasser. Die maschinelle Einrichtung, mit Ausschluß der Dampfmaschine, wird für diese Leistung mindestens 10 000 Mark kosten. Wenn die Kraft zur Eiserzeugung benutzt wird, liefert sie stündlich 500 lc^ Eis. So einfach wie die Kälteerzeugung nach obiger Schilderung vielleicht scheinen möchte, ist sie nun allerdings nicht, und jeder Maschinist, dem eine Kühlanlage zur Wartung anvertraut ist, weiß, wie viel Aufmerksamkeit es kostet, daß dieselbe gut functionirt und Störungen vermieden werde». Es ist leider nicht möglich,