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21k beiden Maschinen so gut, daß noch vier weitere von gleicher Construction, Größe und Leistungsfähigkeit in Auftrag gegeben wurden. Von Wohlfahrtseinrichlungen der Sachs. Maschinenfabrik sind zu nennen: Eine Beamten-, sowie eine Arbeiter-Unterstützungs- casse, ferner eine Beamten-Krankencasse und gehört der Allge meinen Krankencasse und Jnvaliden-Pensionscasse der Maschinen fabriken und Gießereien der Stadt Chemnitz an. Außerdem sind als Einrichtungen für Arbeiterzwecke hervorzuheben: 1. die Stiftung „Heim", welche aus einer Anzahl außerhalb der Stadt am Waldesrand errichteter Arbeiterwohnungen besteht, zu dem Zwecke, verheiratheten Arbeitern und deren Familien gesunde und billige Wohnungen zu gewähren, und welche zur Zeit von 91 Familien mit 452 Personen in 44 Häusern bewohnt wird, und 2. der am 1. Mai 1889 in Benutzung genommene Arbeiter- Speisesaal, welcher mit den vorzüglichsten Einrichtungen, nament lich zum Aufwärmen mitgebrachter Speisen, versehen ist und in welchem der Arbeiter gute und billige Speisen, sowie Getränke erhält. Der Speisesaal wird von der Arbeiterschaft selbst ver waltet und die erzielten Ueberschüsse finden zum Wohle der Arbeiter Verwendung. Kühlanlagen. Die künstliche Kälteerzeugung hat in letzter Zeit eine große, noch vor einigen Jahrzehnten nicht vorauszusehende Bedeutung gewonnen, und in stets steigendem Maß wird von einem Maschinisten verlangt, daß er auch die Behandlung der Kühl maschine resp. der ganzen Anlage versteht; es ist dies häufig Bedingung zur Erlangung einer Stellung. Da indeß nicht Jeder in die Lage kommt, sich diese Kennt nisse im practischen Betriebe anzueignen, weil ihm eben die Ge legenheit fehlt, manch Anderer aber, dem eine Kühlanlage zur Wartung anvertraut wurde, sich Anfangs eines gewissen un heimlichen Gefühls nicht erwehren kann, wenn irgendwo eine Störung eintritt, weil er die physikalischen Vorgänge, welche die Temperaturerniedrigung herbeiführen, sich nicht erklären kann, soll auch dies bisher in unserer Zeitschrift wenig behandelte Thema in den Kreis der Betrachtungen gezogen werden. Die Erfahrung, daß viele Nahrungsmittel, besonders frisches Fleisch und Fische, am längsten in genießbarem Zustand er halten werden können bei einer Temperatur von 4- 2 bis 4 °, ist schon Jahrhunderte alt. Auch die Erkenntniß, daß Wärme gebunden, also kühlere Temperatur erzeugt wurde, wenn man Körper von einem niedrigen Aggregatzustand in einen höheren überführt, also aus dem festen in den flüssigen, und aus letzterem in den gasförmigen, besteht schon lange und macht sich nach jedem Regen im Sommer bemerkbar, wenn die Temperatur in Folge Verdunstung des Wassers sich abkühlt. Das ursprünglich einzige Mittel zur Erzeugung niedriger Temperaturen, welches auch heute noch vielfach benutzt wird, war das Eis, welches die Natur im Winter kostenlos erzeugt, und das in geeigneten Räumen, Eiskellern, aufbewahrt wurde, zuweilen aber nicht bis zum Ende des Sommers ausreichte. In milden Wintern mußte es von weit her, aus den Alpen oder von Norwegen bezogen werden und bildete dann einen leb haft begehrten Handelsartikel. Die Kühlung durch Eis in besonderen, gegen die Außenluft möglichst abgeschlossenen Räumen, geschieht dadurch, daß die Wärme, welche sich in diesen Räumen befindet, dem Eis zuge führt wird und dasselbe zum Schmelzen bringt. Es tritt da durch ein Ausgleich zwischen Eis und Kühlraumluft ein. Durch diese Kühlung erzielt man wohl kalte, aber auch sehr feuchte Luft, welche vielen der vor dem Verderben zu schützenden Producten nicht zuträglich ist. Deshalb sind die Räume für direkte Eiskühlung zweckmäßig so einzurichten, daß das Eis nicht im Kühlraum selbst liegt, sondern in einem von ihm mittelst eines guten Wärmeleiters, Eisenblech, vollständig abgeschlossenen Raum, oder es wird zwischen dem so hergestellten Eisraum und Kühlraum noch ein Luftraum eingebaut, welcher mit dem Kühl raum durch Oeffnungen in Verbindung steht, von dem Eisraum indeß durch eine Wellblechdecke abgeschlossen ist. Derartige Kühlräume sind noch vielfach in Anwendung, jeder Eisschrank ist ja ein solcher, doch wird in einem großen Theil derselben statt Natureis künstlich hergestelltes Eis, dessen Erzeugung wir später kennen lernen werden, verwendet. Das erste künstliche Mittel zur Herstellung niedriger Temperaturen unter dem Gefrierpunkt des Wassers stellt die Anwendung von Kältemischungen dar. Wenn Salz in Wasser aufgelöst wird, findet eine Bindung von Wärme statt, und wird letztere der Umgebung entzogen. Wenn das Gefäß, in welchem die Auflösung von Salzen stattfindet, gegen die Außenluft gut abgeschlossen ist, wird die dazu benöthigte Wärme dem Wasser selbst entzogen und es findet in der Lösung eine sehr beträchtliche Temperaturerniedrig ung, bis zu — 20° statt. Mischt man statt Wasser Eis mit Kochsalz, oder der Ersparniß wegen mit denaturirtem, soge nannten Viehsalz, welches an demselben zum Schmelzen kommt, so tritt eine ziemlich erhebliche Temperaturabnahme ein, und wird dies Verfahren bekanntlich in der Conditorei angewendet, auch durch größere Apparate, in denen Salzwasser zum Schmelzen verwendet wird, auch Kühlräume eingerichtet, welche ganz zweck mäßig sind, doch nur noch vereinzelt Vorkommen, da man gelernt hat, rationellere Einrichtungen zu schaffen. Mit Vervollkommnung der Maschinentechnik lag es nahe, mechanische Kraft auch zur Kälteerzeugung zu verwenden. Es entstand zunächst die Kaltluftmaschine, welche als der Vor läufer der gegenwärtig gebräuchlichen Compressionsmaschinen be trachtet werden kann und deshalb kurz beschrieben werden soll. In einem Cylinder wird von einer Kraftquelle, in der Regel Dampfmaschine, ein Kolben hin und her bewegt, von demselben durch ein sich öffnendes Ventil Luft angesaugt und beim Rückgang bei geschlossenem Ventil zusammen gepreßt. Die Arbeit, welche zum Zusammenpressen der Luft aufgewendet werden muß, setzt sich in Wärme um, die Luft erhitzt sich und zwar um so mehr, je stärker sie zusammengepreßt wird. Durch Kühlwasser, welches das Rohr, wo hinein die Luft gepreßt wird, umspült, wird ihr diese Wärme wieder entzogen und Luft von niederer Temperatur aber hoher Spannung erhalten. Läßt man nun diese Luft sich wieder ausdehnen, so sinkt ihre Tem peratur um soviel, wie ihr vorher durch das Kühlwasser ent zogen wurde. Geschieht diese Ausdehnung in einem geschlossenen Rohrsystem, macht die Luft, wie bei all diesen Maschinen, einen Kreislauf, so läßt sich die niedrige Temperatur der Expansions rohre leicht in geeigneter Weise zu Kühlzwccken nutzbar machen. Trotz dieser Vorzüge hat die Kaltlustmaschine, welche 1850 er funden wurde, keine große Verbreitung erfahren, da bald Besseres an ihre Stelle trat. Die Cylinder mußten im Verhältnis zur Leistung groß gemacht werden wegen der Dünnheit der Luft und ihrer geringen specifischen Wärme, daher wurden die Kraft verluste durch Reibung hoch und die Herstellung theuer. Noch störender machte sich indeß ein anderer Uebelstand bemerkbar. Bekanntlich enthält die Luft um so mehr Feuchtigkeit, Wasser dampf, je wärmer sie ist, und scheidet bei ihrer Abkühlung so viel davon aus, als ihrem Sättigungszustand entspricht. Bei der Temperaturherabsetzung in der Maschine gefriert aber dieses Wasser zu Schnee, verstopft Ventile, Rohre rc. und verhindert dadurch ein weiteres Functioniren der Maschine. Eine Verbesserung stellt die Vacuum-Maschine dar und ist dieselbe in kleineren Anlagen auch gegenwärtig noch mit Vortheil in Gebrauch. Ihre Wirkungsweise beruht darauf, daß das Wasser um so leichter siedet, verdunstet, je geringer der Lnstdruck ist, unter welchem es steht. Bei dem gewöhnlichen Druck der Atmosphäre, 760 mm Quecksilbersäule, siedet es be kanntlich bei 100 Grad 6. Bei ^ Atm. ---- 380 mm schon bei 81 Grad. Bei 0,1 Atm. — 76 mm mit 46 Grad, unter nur 4 mm Luftdruck siedet das Wasser schon beim Gefrierpunkt. Sehr exact gearbeitete Luftpumpen stellen in einem geschlossenen Behälter eine so große Luftverdünnung her. Darauf wird in einem feinen Regen Wasser eingespritzt, von welchem ein Theil verdampft, wobei er die erforderliche Verdampfungswärme dem übrigen Theile entnimmt, welches dadurch zu Eis wird. Man kann auf diese Weise den größten Theil, °/ß des eingespritzten Wassers zum Gefrieren bringen. Die Wasserdämpfe müssen freilich durch die Luftpumpe schnell entfernt werden, man läßt dieselben über concentrirte Schwefelsäure streichen, welche sie be-