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163 Wichsen, Pferde putzen, Stall reinigen und was der Annehmlich st kciten noch mehr sind. Außerdem Riemen flicken, an der Dreh bank, an der Kreissäge, am Schmiedefeuer u. s. w. arbeiten. Der Stundenlohn beträgt nach den eingegangenen Fragebogen von 18 bis 55 Pfg. Die meisten Collegen haben festes Gehalt. Das höchste Gehalt ist 36 Mk., das niedrigste 10 Mk. Ob das letztere als Trinkgeld oder Taschengeld anzusehen ist, oder ob es gar für eine Familie ausreichen soll, ist leider im Fragebogen nicht erwähnt. Bei einem solch niedrigen wöchentlichen Lohnsatz, welcher bei den heutigen hohen Lebensmittel- und Micthpreisen wohl kaum die kümmerlichste Befriedigung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse gestattet, fragt man sich erstaunt, ob es wirklich noch Dampf anlagenbesitzer giebt, die so wenig Einsicht haben. Unbegreiflich aber, daß ein solcher seine Anlage von mehreren tausend Mark und die Verfügung über das Brennmaterial, welches doch auch ein großes Capital im Jahre repräsentirt, minder geübten Händen anvertraut und seinen guten, gewissenhaften Hnzer nicht durch eine Lohnzulage erhält. Daß es in der Reservearmee der Industrie Bedauernswerthe giebt, die sich sagen, lieber für so geringen Lohn arbeiten, als gar nichts verdienen, ist leider wahr. Ein College arbeitet für wöchentlichen Lohn von 10 Mk., täglich 15 Stunden, Sonntag 4 bis 6 Stunden, wöchentlich also gegen 95 Stunden. Es entfallen aus die Arbeitsstunde nicht einmal 11 Psg. Allerdings kommen hier die örtlichen Verhältnisse noch in Betracht. Es sei hier gleich bemerkt, daß sich der geringe Lohnsatz von 10 Mk. auf verschiedene Gegenden des deutschen Reiches vertheilt. Manche haben vielleicht ein Häuschen von ihrem Vater oder Großvater geerbt, erbauen vielleicht etwas Lebensmittel mit, denn sonst ist es ein Räthsel, wie diese Leute bestehen können. Nebeneinnahmen haben nur wenige Collegen und zwar 71, freie Wohnung 140, freie Heizung 115. Ueberstunden wurden in 433 Fällen vergütet. Sonntagsarbeit „ 377 „ „ Kesselputzen „ 552 „ Hauptsächlich das Kesselputzen, diese anstrengende, gesund heitsschädliche Arbeit, muß in vielen Betrieben als Extrazugabe geleistet werden. Die höchste Zahl der gleichzeitig zu bedienenden Kessel beträgt 4. Was es heißt, 4 Kessel richtig zu bedienen, kann nur der ermessen, welcher mit unserem Beruf vollständig ver traut ist. Was die Construction der Kessel anbelangt, findet man in der Hauptsache Flammrohr-Heizröhren, Wasscrröhren- und Locomobilkessel. Die Heizfläche schwankt von 2—400 Q mdratmeter. Rostfläche der Kessel. Hier sieht es sehr windig aus, denn die Rostfläche ist nur in den seltensten Fällen angegeben. Wären die meisten Collegen mit geometrischem Rechnen etwas mehr ver traut, so würden wir über „Rostfläche" ein anderes Resultat bekommen haben. Für unsere Zeitschrift ist hier noch ein Feld, was zu bearbeiten ist; ebenso in den Vereinsversammlungen. Die Rubrik „Rostbeschickung" wurde am beste» in den Fragebogen ausgefüllt und war manchmal recht humoristisch angehaucht. So. z. B.: Rostbeschickung erfolgt selbstthätig durch Hand vermittelst einer Nr. 7cr Schaufel. Die meisten Roste werden mit Hand beschickt und zwar: 1032; selbstthätige Feuerungs apparate waren nur 54 zu verzeichnen. Als Brennmaterial wird am meisten Braunkohle und zwar 619 Mal verwendet, dann folgen Steinkohle 489, Briketts 71, Schlamm 19, Sägespäne und Holzabsälle 55 Mal. Die Güte des Brennmaterials war in 640 Fällen gleich. Der Dampfverbrauch in 547 Fällen unregelmäßig. Hilfskräfte hatten nur 268 Collegen zur Verfügung. Die größte stationäre Dampfmaschine nach Anzahl der Pferdestärken ist 1500, die der kleinsten 2 Pferdestärken. Ins gesamt waren 1236 Dampfmaschinen vorhanden. 910 Dampf maschinen sind in der Nähe des Kesselhauses aufgestellt, was auch das ökonomisch Richtigste sein dürfte. 300 Dampfmaschinen liegen vom Kesselhaus entfernt. Elektrische Licht- und Kraftanlagen sind 446 zu verzeichnen. 1267 Collegen waren nur ihrem Chef direct unterstellt, 502 einem Beamten. Eine Heizerschule hatten 302 Collegen besucht und 379 hatten eine Prüfung gemacht. Von denen, welche eine Prüfung gemacht hatten, bekamen 110 mehr Lohn, die andern 269 nicht. Man ersieht hier aus der Praxis sehr deutlich und soll dies keinesfalls verschwiegen werden, daß von Seiten der Dampf anlagenbesitzer der nöthige Werth noch nicht der Prüfung bei gelegt wird. In manchen Fällen betrug jedoch der wöchentliche Lohnzuschlag bis zu 7 Mark. Manche Collegen bekunden, daß sie in ihrer jetzigen Stellung als geprüfter Heizer weniger Lohn hätten als in der früheren, wo sie noch nicht geprüft waren. Wenn man nun bedenkt, daß die meisten Collegen aus freiem Willen eine Prüfung durchmachen und die hierfür entstehenden Kosten selbst tragen, in der Meinung, hierfür besser bezahlt zu werden, so darf man sich über die Enttäuschung nicht wundern, auch nicht darüber, daß so viele Heizer gleichgiltig werden, jede Veranlassung, ihre Kcnntnisse durch Lesen guter fächwissenschaft- licher Bücher, durch Anhören guter Fachvorträge und durch eigenes Denken zu bereichern suchen, vorübergehen lassen. Wenn man für gehabte Mühen nicht belohnt wird, darf sich Niemand wundern, wenn der nöthige Fleiß, die nöthige Aufmerksamkeit und Liebe zum Geschäft verloren geht. Die natürliche Folge ist nur zu oft Vernachlässigung der Anlage, dauernder Mehrver brauch an Brennmaterial und kostspielige Reparaturen. Im Interesse der Dampfanlagenbesitzer, sowie der Sicherheit des Betriebes, müßte sich jeder Bewerber für einen Maschinisten- oder Heizerposten ausweisen können, daß er über seine Fähigkeiten eine Prüfung bei einem technischen Verwaltungsbeamten abgelegt hat. Für die Arbeit und Verantwortung eines solchen Postens müßte dann billiger Weise auch ein auskömmlicher Lohn be zahlt werden. Obwohl der Heizer- und Maschinistenposten oft der undank barste im ganzen Fabrikbetrieb ist und die dafür aufgcwendete Mühe und die Kosten nicht dementsprechend bewerthet werden, so soll uns doch nichts abhalten, unsere Collegen durch Wort und L-chrift dahin zu bringen, daß sie durch eigene Bildung, sowie ihr persönliches Auftreten sich die Achtung ihrer Vorge setzten erringen und dementsprechend auch einen höheren Lohn bekommen. Jeder College soll aber auch dahin streben, das ihm Gebotene, sei es in Gestalt von wissenschaftlichen Vorträgen, Fachzeitschriften, guten Büchern und persönlichem Austausch von Erlebnissen in der Praxis, richtig zu verwerthen. Dann wird er auch in der Lage sein, eine besser bezahlte Stelle, welche hohe Anforderungen stellt, einnehmen zu können. Daß unsere Bemühungen dennoch von Erfolg begleitet sein werden, dies hoffen wir zuversichtlich. Der Vorstand des Sächsischen Verbandes. Bücherschau. Die illustrirte Welt der Erfindungen, eine geschichtliche und technische Darstellung aller Erwerbs- und Prvductionszweige, unter besonderer Be rücksichtigung der heutigen Technik und Großindustrie, sowie des heutigen Weltverkehrs. Unter Mitwirkung namhafter Fachmänner herausgegeben von I. G. Voigt. 2. Auflage. In wöchentlichen Lieferungen L 10 Pf. oder in Heften d. SO Pfg. Verlag von Ernst Wiest Nachf., Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Leipzig. Lfg. 206—210 (Heft 42>. „Licht, mehr Licht", die letzten Worte unseres sterbenden Dichterkönigs Goethe, scheinen einen Widerhall bei den Erfindern der gegenwärtigen Generation gefunden zu haben, denn die Verbesserungen auf dem Gebiete des Beleuchtungswesens sind in den letzten Decennien als überwältigend zu bezeichnen. Diesem interessanten Thema ist der größere Theil der Liefe rungen 201—206 der „Jllustrirten Well der Erfindungen" von I. G. ! Vogt gewidmet. Der Verfasser führt uns von den primitiven Anfängen ^ der Oelbeleuchtung von Stufe zu Stufe bis zur jetzigen Gasbeleuchtungs weise, wobei die früheren kunstreichen Formen der Lampen und Leuchter, die nun häufig durch blose Practische Apparate ersetzt werden, in vortreff lichen Illustrationen veranschaulicht sind. Auch das Technische findet dabei volle Berücksichtigung, denn wir lernen ! die verschiedenen Materialien, lowie die Art und Weise der Bereitung von > Kerzen kennen. Bei der Besprechung des Gases werden die vhhsikalischen und chemischen Eigenschaften und die Materialien zur Gasbereitung in Betracht gezogen. Diese Hefte bieten wiederum viel des Lehrreichen und Interessanten und können wir das nützliche, in leicht verständlicher Darstellungsweise geschriebene Werk mit vollster Ueberzeugung ans's Wärmste empfehlen. In den soeben erschienenen Lieferungen 9 und 10 von Platen, „Die Neue Heilmethode" (Deutsches Verlagshaüs Bong L Co., Berlin 5V. 87) iverden zunächst die verschiedenen Packungen (Rumpf-, Hals-, Brust-, Trockenpacknugen rc.) in sachgemäßer, für Jedermann leicht verständlicher