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Band XII. Der Jnsertionspreis beträgt pro viergespaltene Petitzeile oder deren Raum 25 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. -I?.x Chemnitz, den 1. December 1901. Deutsche Nr. 5. Beilagen, von denen der Redaction ein Probeexemplar einzusenden ist, werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet. Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. Ärgan l>ez Herkanöez der Lexeme sär MMmllen mr) Deizer. Erstes Fachblatt sttr alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750» I. Anhang für 1896.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigcntheil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie rcdactioncllen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilnngen sür den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis;: 1. Die Beheizung und Bedienung der Dampskessel. (Schluß.) 2. Schornsteinaussätze. 3. Rechts- und Gesetzeskunde. Eingesandt. Fragen und Antworten. Submissiouswesen. Bücherschau rc. Die Beheizung und Bedienung der Dampfkessel. Von I. Haupt, König!. Gewerbeinspector a. D. (Schluß.) Nach den „Reichsgesetzlichen Bestimmungen" muß jeder Dampfkessel mit zwei zuverlässigen Speisevorrichtungen versehen sein, welche nicht von denselben Betriebsvorrichtungen abhängig sind und von denen eine jede für sich im Stande ist, dem Kessel die zur Speisung erforderliche Wassermenge zuzuführen. Mehrere zu einem Betriebe vereinigte Kessel werden hierbei als ein Kessel angesehen. Unter Betriebsvorrichtung wird der Kessel selbst nicht ver standen, so daß es zulässig ist, beide Speisevorrichtungen von ein und demselben Dampskessel zu betreiben, sofern dieser Betrieb nur nicht von ein und derselben Dampfmaschine erfolgt. Jede Speisevorrichtung muß im Stande sein, für sich allein den Kessel die bei seiner größten Inanspruchnahme erforderliche Wassermenge zuzusühren und es sind demnach Handdruckpumpen bei größeren Heizflächen und entsprechender Dampfspannung nicht als zuverlässige Speisevorrichtungen im vorstehenden Sinne anzusehen. In Sachsen werden Handdruckpumpen als zweite Speise vorrichtung nur dann zugelassen, insofern das Product aus der Heizfläche in Quadratmetern und Atmosphären-Spannung die Zahl 54 nicht übersteigt. Dagegen ist für Handkurbelpumpen vorgedachtes Product auf 72 festgesetzt. Wird eine der beiden Speisevorrichtungen unbrauchbar und dafür die andere benutzt, so muß der Grund der Unbrauchbarkeit ersterer sofort sestgestellt und thunlichst schnell beseitigt werden. Die zu einem Kessel gehörigen zwei Speisevorrichtungen sind nicht nur stets vorschriftsmäßig im Stande zu halten, sie sind auch, um sich von der Brauchbarkeit zu überzeugen, von Zeit zu Zeit eine um die andere in Betrieb zu nehmen. Kommen die Speisevorrichtungen während des Be triebes dergestalt in Unordnung, daß die erforderliche Speisung nicht mehr bewirkt werden kann und sinkt das Wasser trotz aller Bemühungen des Heizers unter den zulässig tiefsten Stand, so ist die Heizung des Kessels zu unterbrechen und das Feuer vom Roste zu entfernen. Eine Speisepumpe wird unbrauchbar, wenn das Ventil nicht gut abgedichtet ist, oder wenn Unreinheiten zwischen den Sitz des Ventiles gekommen sind, oder auch, sobald der Ventilkegel klemmt, desgleichen, wenn die Abdichtungen der Rohrleitungen nicht dicht schließen, die Kolbendichtung der Pumpe Luft saugt, oder auch, wenn der Saugkorb verstopft ist. Bei einer Reinigung der Pumpenventile muß der Heizer zuvor, wenn er dies während des Kesselbetriebes vornimmt, den im Druckrohre eingeschalteten Hahn schließen, damit er nicht, sobald das Speiseventil undicht ist, durch das aus der Rohrleitung kommende heiße Wasser geschädigt wird. Jnjectoren, welche als Speisevorrichtungen benutzt werden, versagen leicht, sobald das Speisewasser über 40 Grad Celsius warm wird, oder auch wenn Verunreinigungen, Schlamm oder dergleichen sich in der Saugrohrleitüng oder an den Düsen au gesetzt hat, oder wenn an den Düsen Verletzungen, sowie Undicht heiten in der Leitung oder der Verbindung des Jnjectors mit der Leitung entstanden sind, oder auch wenn der Jnjector an der Grenze seiner Saugleistung angekommen ist. Scharfe Krüm mungen in der Saug- und Druckleitung des Jnjectors erschweren dessen Thätigkeit, insbesondere sobald das Speisewasser etwas warm geworden ist. Hat der Jnjector hoch zu saugen, so muß die Inbetrieb setzung langsam erfolgen, heißes Wasser muß durch frisches Wasser abgekühlt werden. Das Ueberkochen oder Ueberschäumen des Speisewassers tritt ein, sobald plötzlich besondere Verunreinigungen in dasselbe kommen, z. B. Schlamm, seifenhaltiges Wasser, oder wenn bei der chemischen Reinigung des Wassers plötzlich zu viel Soda angewcudet wird. Es macht sich dann zuerst ein ungewöhnliches Aufwallen des Wassers im Wasserstands glase bemerkbar, wobei dann das Wasser sowohl in der Dampfrohrleitung mit fortgerissen, wie auch zu den Ventilen herausgedrängt wird, wodurch nicht nur die Dampfmaschine, sondern auch der Kessel gefährdet werden kann, wenn dieser Zustand nicht schnell beseitigt wird. Es muß dann der Kessel mehreremale mit reinem Wasser hoch gespeist und daraus wieder bis zum mittleren Wasserstand abgeblasen werden, um dadurch die Unreinheiten thunlichst schnell aus dem Kessel zu entfernen. Zu vermeiden ist dabei ein plötzliches Ocffnen der Ventile, da dadurch das Ueberkochen vermehrt wird, auch ist das Ab blasen des Kessels bei hohem Drucke zu vermeiden und besser die Spannung im Kessel vorher abzumindern. Eine Überschreitung des für den Kessel genehmig ten höchsten Dampfdruckes ist unzulässig. Steigt der Druck in unerwünschtem Maße, so ist der Kessel zu speisen und gleichzeitig der Zug zu vermindern. Inso fern dies zur Verhinderung der weiteren Drucksteige rung nicht genügt, muß die Heizung des Kessels unter brochen werden. Bei kleineren Kesseln, sowie bei einem gleichmäßigen Kessel- betricbe dürften Fälle einer erheblichen Drucksteigerung kaum Vorkommen, sobald jedoch bei erhöhten Anforderungen an die Leistung einer größeren Dampfkessel-Anlage es sich Plötzlich nöthig erweist, eine oder mehrere Dampfableitungen ganz oder theilweise abzusperren, so dürste eine solche Steigerung der Dampfspannung