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Band XII. Chemnitz, den 1. Juni 1902. Nr. 17. Der Jnsertt,»»pret» ^rp vier-espaltene Petitzeile oder Raum 2b Pf. Bei Wiedertzoisugen Rabatt. Deutsche XD. —M Beilagen, von denen der Redaetion > ein Probeexemplar etnzusenden ist. werden unter genauer Angabe der Auflage ^ billigst berechnet. ^ Maschinisten- und Heizer-Zeitschrift. NrgsK öez öer Lexeme sär AsichisMe« Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Me Zeitschrift erscheint am IO. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. — 60 kr. vierteljährlich entgegen. (Deutsche Reichs-Post-Zeitungs-Liste Nr. 1750» I. Anhang für 1896.) Alle Zahlungen und Sendungen, welche sich aus den Anzeigenthcil beziehen, sind an die persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie redaktionellen Berichte und Postsendungen an die Redaction Ernst Wurr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Sonnenstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis;: 1. Dampserzeugung (Schluß). 2. Jndicator für überhitzten Dampf. 3. Laden eines transportablen Accumulators. 4. Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung zu Düsseldorf (Schluß). Kleine technische Mittheilungen. Fragen. Antworten. Bücherschau rc. Die Dampserzeugung. Von Baurath Haage, Chemnitz. (Schluß). o) Die Temperatur des Speisewassers. Je wärmer das Speisewasser, um so weniger Kohle ist zur Dampserzeugung erforderlich. Die Erhöhung der Temperatur des Speisewassers um 6 ° C. entspricht im Durchschnitt einer Brennmaterialersparniß von 1 Procent. Wird z. B. einem Kessel das eine Mal Wasser von 30 ° C. und ein anderes Mal Wasser von 60 ° C. Temperatur zugeführt, so ist im letzteren Falle zur Erzeugung der gleichen Dampfmenge rund 5 Procent weniger Brennmaterial erforderlich als im ersteren Falle. Es ist hiernach für jede Fabrik von Wichtigkeit, warmes Wasser zu sammeln und zum Kesselspeisen zu verwenden. Das Wasser muß aber rein sein; vor allen Dingen ist öliges Wasser auszuschließen, da dasselbe dem Kessel sehr gefährlich werden kann. Das Condenswasser aus Heizmänteln und Heizungsein richtungen mit directem Kesseldampf ist zu sammeln; dagegen soll das Condenswasser aus Abdampfheizungen, aus Heizmänteln von Dampfcylindern mit durchströmendem Arbeitsdampf aus dem Cylinder und Receiver-Jnnern seines Oelgehaltes wegen nicht benutzt werden. Soll das Wasser der gewöhnlichen Misch- condensation einer Dampfmaschine für den Kessel Verwendung finden, so ist eine Oelabscheidung in besonderen Gefäßen mit Querwänden und Filter vorzunehmen. Die Erwärmung des Speisewassers kann bewirkt werden durch den Abdampf von Dampfmaschinen und durch die Abgase der Dampfkessel. Anlagen mit Aaspuffdampfmaschinen sollten in allen Fällen den Abdampf zum Vorwärmen des Wassers benutzen. Es sind aber nur geschlossene Vorwärmer, Druckvorwärmer zu benutzen, bei denen das Wasser mit dem Dampfe nicht in directe Be rührung kommt. Die Rohre des Vorwärmers müssen aus Kupfer sein; Eisenrohre rosten schnell durch. Das Wasser wird in den Vorwärmern auf 90 " C. erhitzt, was einer Brennmaterialersparniß von 10 bis 12 Procent entspricht. Anlagen, welche zur Kessel speisung regelmäßig eine Dampspumpe benutzen, sollten den Ab dampf derselben in einer Rohrschlange durch das Speisegefäß führen. Bei Condensationsdampfmaschinen kann ebenfalls ein Vor wärmer für das Speisewasser angeordnet werden; derselbe muß zwischen Niederdruckcylinder und Condensator eingeschaltet sein. Da der durchströmende Dampf hier nur eine Temperatur von 60 bis 60 ° C. hat, je nach der Höhe der Luftleere im Cylinder, so wird m diesem Vorwärmer das Wasser nur auf im Mittel 45 o C. erhitzt. Das Wasser ist demnach nicht erheblich wärmer als das aus dem Condensator abfließende Wasser, aber vollständig ölfrei geblieben, so daß es zum Kesselspeisen und zu anderen Zwecken Verwendung finden kann. Diese Vorwärmer sind sorgfältig herzustellen und mit Kupferrohren auszurüsten; die Druckwasserleitung ist mit einem Sicherheitsventil zu versehen, damit ein Zerdrücken des Vorwärmers bei versehentlichem Schließen des Speiseventiles während des Ganges der Pumpe nicht ein- treten kann. Bei der Verwendung von Vorwärmern für Auspuff- oder Condensationsmaschinen muß darauf geachtet werden, daß der Gesammtquerschnitt der Rohre im Vorwärmer dem Querschnitt des Abdampfrohres der Dampfmaschine angepaßt ist. In Anlagen, in denen warmes Wasser außer für den Dampf kessel auch für Fabrikationszwecke gebraucht wird, wie z. B. in Färbereien, Wäschereien rc., kann der Nutzen des Vorwärmers, die Ersparniß an Kohle durch denselben, noch ganz erheblich ge steigert werden, wenn das Wasser für die Fabrikation durch den Vorwärmer geleitet und in demselben erwärmt wird. Dieser Vortheil wird noch zu wenig ausgenutzt. In Dampfkesselanlagen verlassen die Heizgase die Kessel mit einer Temperatur von durchschnittlich 300 °C. und ziehen nach dem Schornstein ab; es liegt daher nahe, diesen Gasstrom noch zur Erwärmung des Wassers zu benutzen. Es sind für diesen Zweck auch die verschiedensten Einrichtungen versucht worden, bewährt haben sich aber nur diejenigen Vorwärmer, welche nach Art der in England seit mehr als 50 Jahren eingesührten sogenannten Economiser gebaut sind. Die Economiser bestehen aus einem System senkrecht angeordneter dünnwandiger guß eiserner Rohre, an denen außen zeitweise eine Kratzvorrichtung mechanisch auf- und niederbewegt wird zur Entfernung des Asche- und Rußansatzes. Mit Bezug auf die Führung des Wassers sind zwei Anordnungen zu unterscheiden, entweder das Wasser steigt in sämmtlichen Rohren gleichzeitig von unten nach oben, oder das Wasser durchströmt die Rohrreihen nach einander, ent gegen der Zngrichtung der Heizgase. Genaue Versuche haben ergeben, daß beide Bauarten gleichwerthig sind, die Anwendung des Gegenstromes bringt keinen Vortheil. Die Ersparniß an Brennmaterial durch den Economiser beträgt bis 25 Procent, je nach der Temperatur der Abgase. Ist die Temperatur der Heizgase beim Verlassen des Kessels 230 ° C. und weniger, wie bei schwach betriebenen Heizrohr- und combinirten Kesseln, so lohnt die Aufstellung eines Economisers im Allgemeinen nur noch bei Tag- und Nachtbetrieb. Die Abkühlung der Heizgase durch einen Vorwärmer soll nicht weiter als bis auf 150 °C. getrieben werden, sowohl mit Rücksicht auf den Schornsteinzug als auch um zu verhüten, daß während Stunden sehr schwachen Betriebes und Erniederung der Gastemperatur bis auf 100 ° C. sich aus den Heizgasen Wasser an den Rohren Niederschlagen kann, wodurch dieselben schnell verrosten würden. Mit Bezug auf die Größe aufzustellender Speisewasservor wärmer gilt Folgendes: