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Band XII. Chemnitz, den 15. Oktober 1901. Nr. 2. Maschinisten- nnd Heizer-Zeitschrift. 8rgsn i>ez Aächli^en Arbaräez z>er Vereine rmö Heizer. Erstes Fachblatt für alle Maschinisten und Heizer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Die Zeitschrift erscheint am 10. und 25. jeden Monats und kostet jährlich 3,60 Mk. — 2 fl. 25 kr. österr. Währ. Alle Postämter nehmen Bestellungen zum Preise von 0,90 Mk. ^ 00 kr. viertel,ährlicti entgegen. (Deutsche Rcichs-Post-Zeituugs-Liste Nr. 1750a I. Anhang für 1896.) Alle Zahlungen nnd Sendungen, welche sich aus den Nnzeigentcheil beziehen, sind an die Persönliche Adresse Ernst Pilz, Chemnitz, Bernsbachstr. 27, alle Beilagen, sowie rcdaetionellen Berichte nnd Postsendungen an die Redaction Ernst Wnrr, Leipzig, Querstraße 1, zu richten. Alle Mittheilungen für den Verband sind an den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes, Julius Emmerich, Chemnitz, Svnnenstr. 11, zu adressiren. Inhalts-Verzeichnis;: 1. Die Beheizung und Bedienung der Dampjkessel. Von I. Haupt, König!. Gewerbeinspector a. D. (Fortsetzung). 2. Be schreibung der Linde'schen Kälte-Erzeugungsmaschinen in der Gieflener Actienbranerei. 3. ttnglückssnlle. Eingesandt. Fragen und Antworten rc. Bei tagen, von denen der Redaction ein Probeexemplar ein;usenden ist, werden unter genauer Angabe der Auslage billigst berechnet. X !Z! Ter Jnsertion-preis dcirägt l pro viergeipaltene Petitreiie oder deren Raum So Pi. Bei Wiederholungen Rabatt. - Die Beheizung und Bedienung der Dampfkessel. Von I. Haupt, Königl. Gewerbeinspector a. D. (Fortsetzung.) Die Wasserstandszeiger. Zur Erkenntniß des Wasserstandes im Kessel muß nach den reichsgesetzlichen Bestimmungen außer einem Wasserstands glase noch eine zweite geeignete Vorrichtung an jedem Kessel vorhanden sein. Jede dieser Vorrichtungen muß eine gesonderte Verbindung mit dem Kesselinnern haben, es sei denn, daß die gemeinschaftliche Verbindung durch ein Rohr von mindestens 60 Quatratcentimeter lichtem Querschnitt (welches einem Durch messer von 87,5 Millimeter entspricht) hergestellt ist. Sind Probirhähne oder Probirventile mit dem Kessel ver bunden, so muß der unterste in der Ebene des festgesetzten tiefsten Wasserstandes liegen. Alle Probirhähne, mithin auch die Probir ventile (somit auch bei den Wasserstandsgläsern) müssen so ein gerichtet fein, daß inan dieselben behufs Entfernung von Kessel stein in gerader Richtung durchstoßen kann. Probirhähne, welche senkrecht auf dem Kesselscheitel ange bracht sind und in Röhren enden, von denen die eine in den Dampfraum, die andere aber in der Gegend des zulässig tiefsten Wasferstandes herabgeht, sind nicht zulässig. Verstopfungen an den Probirhähnen oder Probirventilen sind leicht mittelst eines spitzigen Drahtes, von denen stets mehrere im Kesselhaus vorräthig sein sollen, zu beseitigen, es ist jedoch dabei Vorsicht zu üben, da, wird solche unterlassen, der Betreffende sich leicht durch den plötzlich herauskommenden Dampf oder Wasserstrahl schädigen kann. Die Probirhähne müssen des Tages über beim Betrieb einige Male geprüft werden und es muß dabei der untere Hahn stets einen kräftigen undurchsichtigen Wasserstrahl, der obere da gegen einen durchsichtigen Dampfstrahl geben, welcher nur, wenn das Wasser etwas hoch steht, mit solchem vermischt ist, was durch ein knatterndes Geräusch beim Probiren bemerkt wird. Sind für einen Kessel zwei Wasserstandsgläser genehmigt und fehlen die Probirhähne, so müssen beide Gläser stets in Betrieb gehalten werden, und es ist nicht zulässig, nur eins der selben zu benutzen, das andere aber abzusperren. Werden des Nachts, wenn der Betrieb ruht, bei den Wasserstandsgläsern die Hähne abgesperrt, um bei etwaigem Zerspringen eines Glases das Auslaufen des Wassers zu ver hindern, so müssen, um Täuschungen bezüglich des Wasferstandes bei Wiederbeginn der Arbeit vorzubeugen, auch die unteren Ausblasehähne geöffnet und vor Beginn der Wiederbeheizung des Kessels diese Hähne geschlossen, die Verbindungshähne des Glases mit dem Kessel aber wieder geöffnet und dadurch das Wasserstandsglas wieder in Ordnung gebracht werden. Das Probiren eines Wasserstandsglases auf seine Gang barkeit, was beim Betrieb des Kessels täglich gleichfalls mehrere Male geübt werden soll, erfolgt in der Weise, daß zuerst der untere Verbandshahn des Glases geschlossen und der Ausblase hahn geöffnet wird, worauf letzterer stets einen kräftigen, durch sichtigen Dampfstrahl ausblasen soll. Wird dann der obere Hahn geschloffen und der untere Verbindungshahn des Glases mit dem Wafferraum des Kessels geöffnet, so muß der noch offene Ausblasehahn einen undurchsichtigen kräftigen Wasserstrahl geben. Sobald nun der Schluß des Ausblasehahnes und die gleichzeitige Oeffnung des oberen Hahnes, welcher den Dampf raum mit dem Wasserstandsglas verbindet, vorgcnommen wird, muß das Wasser aus dem Kessel wieder in die Glasröhre zurück kehren und je nachdem dies langsam oder schnell geschieht, wird ersichtlich, ob Verstopfungen im untern Theil des Wasferstandes vorhanden sind oder nicht, was der Fall ist, wenn das Wasser langsam in der Glasröhre in die Höhe steigt. Die Verstopfungen in den Verbindungen des Glases mit dem Kessel sind, sofern sie von Schlamm, Kesselstein und der gleichen herrühren, leicht mittelst eines spitzigen Drahtes, wie bei den Probirhähnen, zu beheben, hat sich jedoch unten in das Glas der Gummi-Abdichtungsring hineingezogen, so muß der selbe, sofern er sich nicht leicht ausschneiden läßt, wieder durch einen neuen Abdichtungsring ersetzt werden. Springt ein Glas während des Betriebes, so ist solches sobald nur irgend möglich, wieder zu ersetzen. Gläser und Gummi-Dichtungsringe sollen stets in Vorrath gehalten werden. Wasserstandsgläser springen leicht, wenn sie der Zuglust ausgesetzt sind, besonders im Winter; es sind stets an kalten, zugigen Tagen die in der Nähe des Wasserstandes befindlichen Thüren bei der Benutzung schnell zu schließen und nie offen zu lassen.* Das Festbrennen der Hähne ist leicht zu beheben, wenn man zwischen Gehäuse und Hahnkegel einige Tropfen Petroleum bringt. Ist die Mutter am Hahnkegel zu fest angezogen, was bei Hähnen, die schwach tropfen, meist der Fall ist, so muß selbstverständlich vorher gelockert werden. Wird ein Schwimmer beim Kessel als Wasserstandszeiger benutzt, so ist derselbe täglich einige Male darauf zu untersuchen, ob er leicht spielt. Klemmungen an der Führung des Schwimmer stabes sind sofort zu beseitigen. Undichtheiten des Schwimmer körpers machen den Schwimmer unbrauchbar und es muß so dann der Schwimmerkörper aus dem Kessel herausgenommen * Zar Verhütung des Springens der Gläser bei Zuglust, sowie zum Schutz des Heizers beim Zerspringen eines Glases, liefert die Metallwaaren- Fabrik von Gebrüder Rost in Leipzig eine aus drei starken geschliffenen Gläsern bestehende Vorrichtung, aus Wunsch mit Drahteinlage, welche leicht am Wasserstand anzubringen ist und sich seit Jahren bewährt hat. Die Gläser können schnell herausgenommen und gereinigt werden.