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171 Wir schließen hiermit unfern Bericht für heut, indem wir nur noch bemerken, daß die obigen Angaben über die Leistungen der ver schiedenen Verprovianlirungs-Anstalten sich durch aus aus unsere eigene Anschauung resp. die unserer hiesigen Herren College» stützen. Vereins-Angelegenheiten. Der Bericht über die am 2. cr. stattgehabtc 40. Ver sammlung des „Allgemeinen Färber und Fachgenossen- BereinS" folgt wegen Mangels an Raum in nächster Nummer. Deutsche Patente. Patent-Ertheilungen. Tulpin freies in Rouen. Appretur- und Schlicht- Maschine mit Trockenapparat. lieber die Verwendung des Tannins in der Turkischrothfärberei nach neuer Methode von vr. A. Müller-Jacobs. Garne oder Gewebe, welche mit Türkischroth- mordaut geölt wurden, zeigen nach dem Trocknen in der Heißhänge ein wesentlich anderes Ver halten, als Waare, welche nach der alten Me thode mit Tournanteöl behandelt und weiß ge waschen wurde. Die erstere Faser hat nur in geringem Maße die Fähigkeit, Thonerdehydrat aus neutralen Thonerdelösungen niederzuschla gen, und überdies scheint die Fixation, sowohl in physikalischer wie chemischer Hinsicht, wesent lich anders zu sein, indem einer so erzeugten Farbe Glanz und Feuer, die Hauptfactoren des Türkischrothes, gänzlich fehlen und die Faser hart und spröde bleibt. Die verschiedenen Modificationen des Alu miniumoxydhydrats sowie die Fähigkeit derselben mehr oder weniger tief in die Faser resp. in die Zellwandung einzudringen, geben hierfür einige Erklärung. Will man ein ebenso feuri ges Roth wie nach der alten Methode Herstellen, so muß unter allen Umständen gesucht werden, dieselbe Thonerdemodification und in gleicher Ablagerung wie beim früheren Verfahren in der Faser zu erzielen. Dies geschieht dann, wenn den Türkischrothölbädern gewisse Salze zugesetzt werden, die, ohne eine Oelausscheidung zu bewirken, eine andere physikalische Ablage rungsweise des Oeles in den Pflanzenfasern im Gefolge haben. Die gesammte Färberei, vornehmlich die Türkischrothfärberei beruht im Wesentlichen auf einem dialytischen Proceß, und das Oelen resp. Mordancircn bezweckt weiter nichts, als die Pflan zenfaser in einen möglichst guten Dialysator zu verwandeln. Pergament und sogen, mercerisirte Baumwolle sind Dialysatoren*), und beide be sitzen die Eigenschaft in erhöhtem Grade, ohne weiteren Mordant sich mit solchen Farbstoffen, die keiner Basis bedürfen, zu färben. — Die weiß gebeizte (nach alter Methode geölte) Waare dient als Dialysator für Thonerdelösungen. Es verbindet sich gleichzeitig nach der Dissociation der Aluminiumsalzc das Thonerdehydrat mit der fixirten Oelsäure. Selbstredend ist bei die sem Proceß die chemische Verwandtschaft des fixirten Oeles zu den Thonerdesalzen nicht außer Acht zu lassen. Es handelt sich ebenfalls mehr um die Ablagerungsform des Aluminiumoxyd hydrats in der Faser. Mercerisirte Baumwolle dissociirt ebenfalls Thonerdelösungen, noch voll ständiger mercerisirte und nach neuer Methode geölte Cellulose. Mehr noch als der Beizproceß beruht der Vorgang im Färbebade auf Dialyse. Das feurigste Roth wird dann erhalten, wenn die Waare in den bestmöglichen Dialysator ver wandelt ist. Die chemische Verbindung des Alizarins mit den Mordants tritt erst bei höherer Temperatur des Farbbades ein, wenn sämmtlicher Farbstoff schon absorbirt und das Farbbad fast klar geworden ist. Je leichter das Farbbad durch die mordirte Baumwolle (was bei niedriger Temperatur stattsindet) dialysirt wird, d. h. je besser bei niedriger Temperatur schon der Farbstoff aufgeht, desto vorzüglicher wird das Roth, was jedem Prak tiker hinlänglich bekannt ist. Zugabe von Kreide (Kalksalzen), von Thonerdesalzen w. schon in geringsten Mengen verändern die zu dialy- sirende Flüssigkeit — das Farbbad — wesent lich und haben demzufolge gewaltigen Einfluß auf die zu erzielende Farbe. Dies spricht deut lich dafür, daß der Färbeproceß mehr physika- *) Vergl. No. 26 Jahrg. 1873 dieser Ztg.