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sind die Verhältnisse hier nicht besser geworden. Mangel an Aufträgen, schlechte Preise und kein Vertrauen ein Lied, das man in allen Gauen Deutschlands zu hören bekommt. Trotz der Saison, die ja vor der Thür steht, ist nichts zu machen. Wilhelm, Frey L Comp., früher Steinbach, Köchlin L Comp., das Welthaus von ehedem, liegt nun auch in Trümmern. Die Hälfte der vorhandenen Druckmaschinen sind bereits abgebrochen. Sämmtliche Trocken trommeln, Appretur-Einrichtung', Couleurküche, ein Theil der Rahmen sind bereits verkauft und versendet. Die berühmte Druckmodel-Sammlung geht als gutes Brennholz brillant weg, und die leeren Arbeitsräume, in denen sonst Tausende von emsigen Arbeitern ihren Verdienst fanden, erfüllen einen wahrlich mit Wehmuth. Nur die Spinnereien, die alte mit 20,000, die neue mit 30,000 Spindeln, sind noch in Thätigkeit. Die gesperrte Fabrik der Imprsssion ^Isaeisnnö früher Frank L Böhringer hat noch immer keinen Käufer gefunden, und doch ist sie von allen hiesigen Fabriken die am rationellsten einge richtete, wenn sie auch an und für sich klein ist. Thierry-Mieg L Comp., seit Mai 1878 im Arrangement begriffen, scheinen in der That damit fertig zu werden und werden die Arbeit wieder aufnehmen; die einzige trostvolle Nachricht die ich heute mittheilen kann. Die Herren scheinen zu ihrem Möbelartikel zurückkehren zu wollen, den sie einst so vorzüglich und aus schließlich cultivirten und nie hätten verlassen sollen. Mögen auch alle anderen Elsässer Häuser im Möbelgenre arbeiten; Niemand erzielt ein so schönes Roth und Rosa wie Thierry-Mieg. Frsres Köchlin L Comp, halten an ihren Nouveautö's fest und sind im Cloni-ö Robes immer die ersten gewesen; sie haben aber nicht viel zu thun. Dollfuß-Mieg L Comp., bis jetzt nicht streng beschäftigt, haben es sich dieses Jahr kosten lassen, um ihr Maschinen-Material zu completiren. Seit meinem letzten Berichte ist die Handdruckerei bei ihnen vollständig abge schafft worden. Frsres Heilmann haben einiger- maaßen die Kundschaft der Hrn. Wilhelm, Frey L Comp, geerbt und drucken für diese Möbelkattune. Außerdem drucken sie Wollen stoffe für Japan und leisten darin ohne Ueber- treibung Ausgezeichnetes. Weiß-Frsres arbeiten nur mit der Hälfte der Maschinen. Ihre Moleskin-Hosenstoffe verdienen Beachtung und scheinen reger begehrt zu sein. Schlumberger Fils L Comp, drucken augenblicklich auch Moleskins. Zur Ehre des Hauses muß es gesagt werden, daß Schlumberger diesen Artikel wieder gehoben hat; denn welcher Schund darin geliefert wurde, spottete aller Beschreibung.*) Doch waren an dieser Verschlechterung des Artikels mehr die Händler als die Fabrikanten schuld; denn, rohe Molinos zu 17 Kilo Gewicht auf 30 Kilo fertige Waare bringen zu wollen, ist doch etwas zu viel verlangt. Schlumberger erzeugen sich den Rohstoff selbst.' Das Färben mit Blauholz ist, seit der Anwendung des Anilinschwarzes ganz verdrängt worden. Schäfer, Lalance L Comp, sind mit Bestellungen auch nicht überhäuft. Wenn der Zollvertrag mit Oesterreich nicht per fect wird, so würde dies für diese Herren ein empfindlicher Schlag sein. Selbst die Bleiche ist nicht voll beschäftigt, und doch bleichen diese Herren für alle Häuser Mülhausen's mit Aus nahme der Hrn. Dollfuß-Mieg, die eigene Bleiche haben. Schon daraus sieht man, wie schwach hier gearbeitet wird. Was von Mülhausen gesagt, gilt von dem nahen Wefferlinger Thal. Doch davon in meinem nächsten Berichte. lieber Chromschwarz auf Wolle. Von Or. M. Reimann. (Vortrag in der 35. Versammlung des „Mg. Farber und Fachgenossen Vereins".) Seit längerer Zeit benutzt man das Chrom schwarz als das billigste Schwarz in der Wollen färberei. Der Ansud geschieht zunächst einfach mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure. Ein zweiter Ansud geschieht mit chromsaurem Kali, Schwefelsäure und Weinstein, ein dritter endlich mit chromsaurem Kali, Schwefelsäure, Weinstein und Kupfervitriol. Der Vorgang auf der Faser ist bei diesen drei Sudarten, die an sich nicht sehr von einander abweichend scheinen, ein ganz verschiedener. *) Dieser Schund war aber englisches Fabrikat, das nian in Deutschland bearbeiten, färben und drucken ließ, und das nun als deutsche Waare weiterging.